Sammelbeitrag De-Mail & E-Postbrief

WICHTIG

Nach dem Relaunch dieser Website und dem endgültigen Aus des De-Mail-Projekts und des E-Postbriefs 2014 habe ich alle einzelnen Artikel in diesem antichronolgischen Sammelbeitrag zusammengeführt. 

9. April 2014

De-Mail – das Ende einer Leidensgeschichte

Dies dürfte vermutlich der letzte Beitrag zum Thema De-Mail werden. Zu hoch waren die Erwartungen und zu gering der Markt – von der lückenhaften Technik ganz zu schweigen. Und wieder zeigt sich, dass wir Deutschen alles können, nur kein Internet.

Wir erinnern uns: Alles hatte so gut angefangen. De-Mail sollte die erste echte rechtssichere E-Mail werden. Durch amtliche Anmeldung der Nutzer sollten diese eindeutig identifizierbar sein. So hätte man auch Verträge und andere rechtliche Kommunikation bequem am Compuer erledigen können. Wie schön wäre es gewesen rechtssicher (und hack-sicher da verschlüsselt) mit den Behörden, der Bank, den Versicherungen, dem Anwalt oder anderen wichtigen Stellen zu kommunizieren. Der Briefkasten wäre vermutlich zum reinen “Werbe-Eimer” degradiert worden. Doch dann kamen die Beamte, die Richter und die Politiker und natürlich die Buchalter der Unternehmen ums Eck und wollten mitreden – und mitverdienen.

Der Preis
Wer so einen tollen neuen Dienst nutzen wolle, der solle auch dafür bezahlen. Dass das De-Mail Projekt, wie übrigens auch sein gelber Bruder der E-Postbrief, in der Öffentlichkeit immer nur als E-Mail gesehen wurde und darum von Beginn an auf schlechtem Posten stand, scheinte in den Geschäftsabteilungen und den verstaubten Beamtenzimmer niemand zu stören. Den Bürgern konnte jedoch nie erklärt werden, warum man für E-Mails plötzlich Geld bezahlen müsste. Lassen wir mal bei Seite, dass 99 Prozent der E-Mail-Nutzer noch nicht verstanden haben, dass E-Mails nicht kostenlos sind (Serverkosten, Personalkosten etc.), so wollte niemand für eine De-Mail 30 oder 40 Cent ausgeben – rechtssicher oder nicht.  Auch Lockangebote von drei (in Zahl: 3) kostenloser De-Mails pro Monat vermochten die Nutzer nicht zu überzeugen.

Die Technik
Für Informatiker war das Konzept hinter De-Mail ebenfalls nie verständlich. Die De-Mails sollten fälschungssicher und rechtssicher sein, werden jedoch auf jedem De-Mail Provider/Server auf den diese treffen “kurz” entschlüsselt, was unter Umständen potentielle Angriffspunkte für kriminelle Hacker oder gemeine Spione im In- und Ausland offen legt. Eine Kommunikation mit dem Anwalt wäre somit schon mal ausgeschlossen. Auch Bankdaten wäre gefährdet. Die beteiligten Unternehmen und Bundesbehörden werden natürlich nicht müde dies zu verneinen und die Entschlüsselung mit SPAM- und Virenschutz zu begründen.

Wenn man keine Kunden hat macht man halt eine Flat
Doch jetzt nach drei Jahren – gefühlt waren es wohl zehn – ist De-Mail fertig. Doch keiner will das Produkt haben. Zu teuer, zu unsicher, zu geringer Mehrwert, zu wenige Firmen, die das System nutzen und und und. Fakt ist, dass weder Endverbraucher noch Firmen einen wirklich Mehrwert erkennen können. Immer wieder springen Firmen ab und neue kommen hinzu. Dazu kommt, dass der Posteingang bei De-Mail auf Grund der Rechtssicherheit alle drei Tage kontrolliert werden muss. So wie z.B. der Briefkasten an Tür. Für viele Nutzer also ein zusätzlicher Aufwand und ein weiterer Posteingang, der übersehen werden kann. Hinzu kommt, dass E-Mails im privaten Bereich immer mehr der Vergangenheit angehören und zunehmend von Messengern abgelöst werden. Auch rechtlich nicht relevante Anfragen an Firmen (z.B. Kunden-Support) werden heute über Social Media angeboten. Warum also noch E-Mails verwenden?

Das erkannten die beteiligten Unternehmen wohl selbst und bieten nun seit März 2014 den De-Mail Dienst kostenlos an. Vermutlich in der Hoffnung, dass doch noch jemand das Angebot nutzen wird. Was bleibt ist ein Projekt, das mit guten Vorsätzen gestartet ist, aber von allen beteiligten Stellen Stück für Stück aufgebrochen und zerrieben wurde. De-Mail zeigt wieder, dass wir Deutschen viel können, nur kein Internet. Denn was am Ende der Mühlen herauskommt ist meistens nur noch ein Schatten von dem, was oben eingefüllt wurde. Zu viele Stelle mit zu vielen alten Männer verwalten und kontrollieren ein System (oder sollte man sagen eine Idee), dass sie weder verstehen noch als Zukunftschance für unsere Land und die Menschen sehen. Dieses Internet ist für viele Entscheider immer noch neu, unbekannt und voller böser Menschen und illegalen Inhalten. Hätte man damals Autos auf 20km/h beschränkt, weil damit Banken überfallen werden können und man so die Bankräuber besser hätte verfolgen können, wäre Deutschland nie zum Autoland aufgestiegen.

Das De-Mail Projekt ist damit von Beginn an ein Paradebeispiel dafür, wo das Internet heute in Deutschland steht! Und dann wundern sich Leute immer, warum Unternehmen wie Google, Facebook und Co. nicht in Deutschland entstehen können.

P.S.: Ich sage nicht, dass Google, Facebook und Co. alles richtig machen, aber es ist klar ersichtlich, dass diese Unternehmen nie in Deutschland hätte gegründet werden können.

 

15. August 2012

De-Mail – Alle guten Dinge sind drei

Auch wenn es ein schlechter Kalauer ist, scheint bei der Telekom das Sprichwort “Alle guten Dinge sind drei” gerade bei der De-Mail zu gelten. Nach zwei abgewürgten Startankündigungen scheint die rechtsichere De-Mail für Privatanwender am 23. August endlich zu starten (Quelle Golem.de). Gerade erst hatte das Konkurrenzprodukt der E-Postbrief für Erheiterung in der Internent-Community gesorgt, als die Post verkündete in Zukunft auf eine doppelte Verschlüsselung und eine elektronische Signatur zu verzichten.

Technisch dürfte es beim Start der De-Mail keine Neuerungen geben. Wer sich detailliert über die Vor- und Nachteile der De-Mail und des E-Postbriefs informieren möchte, findet alle Informationen in der Rubrik “DE-Mail vs. Onlinebrief” (Anmerkung: der E-Postbrief hieß in der Testphase Onlinebrief)

13. August 2012

E-Postbrief streicht Verschlüsselung

Seit nunmehr einigen Jahren wollen die Deutsche Post, die Telekom, United Internet (1&1) und andere Anbieter den Brief ins Internet bringen. Also dem Nutzer die Möglichkeit bieten, rechtssichere Kommunikation auf dem elektronischen Weg abzuwicklen. Während die Deutsche Post ihren E-Postbrief bevorzugt und auch bereits seit einigen Monaten auf dem Markt hat, kommt die Konkurrenz De-Mail einfach nicht aus den Startlöchern. Seit Jahren begleitet dieser Blog die Entwicklung der beiden System und war auch live in den Testphasen beider Systeme dabei. Alle älteren Artikel finden sich unter “DE-Mail vs. Onlinebrief” (Anmerkung: der E-Postbrief hieß in der Testphase Onlinebrief)

Ein kleiner Pluspunkt des E-Postbrief war bis jetzt seine Verschlüsselung. Nutzer konnten kostenlose Zusatzzertifikate erwerben, um ihre E-Postbriefe doppelt zu sichern. Ab dem 25. September streicht die Post jedoch diesen Dienst und bietet nur noch ihre hauseigene Verschlüsselung an.

Wie Teltarif richtig schreibt, ist die Verschlüsselung gerade für Firmen ein wichtiger Punkt:
“Schwerer wiegt da schon der Verlust der persönlichen Verschlüsselungsmöglichkeit. Im privaten Bereich wird davon vermutlich zwar eher selten Gebrauch gemacht, aber eine Verschlüsselung sensibler und geheimer Geschäftsdokumente bleibt ein notwendiges Feature. Unternehmen wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als Dokumente selbst zu verschlüsseln und anschließend über das E-Post-System zu versenden.”

Doch wie es scheint hat bei Teltarif niemals jemand ein Zertifikat für den E-Postbrief beantragt. Sonst wäre den Autoren nämlich bekannt, dass die Schlüssel der E-Postbrief-Zertifikate alle auf dem Server der Deutschen Post bzw. des Tochterunternehmens SIGNTrust verwaltet werden (siehe ältere Artikel). Eine echte asymmetrische Verschlüsselung im Sinne von z.B. PGP hat niemals stattgefunden. Somit ist der Verlust nur oberflächlich vorhanden. Ein guter Datenadministration hätte nie zugelassen, dass sensible Daten über eine System verschickt werden, dass keine 99%ige Sicherheit bietet. (100% sind rein rechnerisch nicht möglich)

21. Februar 2012

De-Mail und E-Postbrief zur Cebit 2012

Alle Jahre wieder … so könnte man die Berichterstattung über die De-Mail im Vorfeld jeder Cebit oder IFA beginnen. Alle Jahre wieder soll es bei den beiden Projekten gesetzliche und technische Fortschritte geben, welche dann auf der jeweiligen Messe präsentiert werden sollen.

Wie jedes Jahr wird auch auf der diesjährigen Cebit wieder das De-Mail System vorgestellt. Zum wiederholten Mal wollen die beteiligten Firmen ihre erreichten Fortschritt beim Gesetzgebungsverfahren und der Technik der Öffentlichkeit präsentiert. Auf ein funktionierendes System warten die Nutzer dabei jedoch vergebens. Gerade erst wurde zwar Mentana-Claimsoft als erster De-Mail-Anbieter akkreditiert, dieser nimmt aber nach aktuellem Stand keine Privatkunden an, sondern spezialisiert sich auf Firmen mit eigenen De-Mail-Servern.

EDIT: Wie ich von Nils Kiehne in den Kommentaren erfahren habe, nimmt Mentana-Claimsoft auch Privatkunden auf. Danke für den Hinweis.

Bereits über die ganzen vergangenen Monate hatte das De-Mail System nicht nur unter den ständigen Kritikpunkt der Netzgemeinde zu leiden, sondern wurde auch auf Grund der immer wieder verzögerten Einführung milde belächelt. Zu oft wurden die nötigen Gesetze verschoben und die Einführung verlegt.
Das Konkurrenzprodukt der Deutschen Post, der E-Postbrief, konnte in der Zwischenzeit immer neue Mitglieder gewinnen. Doch auch hier zeigt sich, dass registrierte Nutzer nicht gleich aktive Nutzer sind. Wie InternetWorld berichtet, wird der E-Postbrief im alltäglichen Leben kaum angenommen.
Die Gründe dafür werden wohl zahlreich und recht individuell sein. Beginnend vom Preis, über die Sicherheit, die Usability, bis zu den eher geringen Einsatzmöglichkeiten gibt es viele Faktoren, die der „neuen“ Kommunikationsform im Weg stehen.

GMX und Web.de entwickeln währenddessen ihr Portal weiter:
Bereits zur IFA 2011 in Berlin konnten Besucher auf dem Stand von United Internet das neue De-Mail Portal bestaunen. Das neue System ist von der Grafik und der Usability stark an bekannte Web-Mail-Systeme angelehnt und soll dem Nutzer eine saubere und einfache Handhabung ermöglichen. Gerade das etwas lieblos gestaltete und auch noch sehr fehlerhafte E-Postbrief-Portal der Deutschen Post hatte diesbezüglich immer wieder für Ärger bei den Nutzern gesorgt. Den beteiligen De-Mail-Anbietern wäre darum geraten den Nutzern von Beginn an ein sehr gutes Portal zur Verfügung zu stellen, um den Kritiker wenigsten bei der Usability keine Angriffsfläche zu bieten.
Durch die bis jetzt nicht verbesserte Technik, bleiben auch die sonstigen Kritikpunkte im Bereich Sicherheit, Verschlüsslung, fehlende Anbindung an E-Mail-Clients und Registrierung unverändert.

Harter Marktkampf und unsichere Aussichten:
Nach aktuellem Stand der Rechtsprechung darf die Deutsche Post ihren Konkurrenten United Internet und Deutsche Telekom eine amtliche Registrierung per Post-Ident Verfahren verweigern. Wo und wie sich neue De-Mail-Nutzer registrierten werden können ist bis jetzt unbekannt. Oft wurden die T-Punkt Shops der Deutschen Telekom oder auch flexible Infostände in Supermärkten und anderen belebten Bereichen ins Gespräche gebracht. Eine offizielle Stellungnahme blieb jedoch immer aus.

Der Preis ist heiß:
Während die Deutsche Post für ihren E-Postbrief 55 Cent pro Stück berechnet, haben die De-Mail Anbieter bis jetzt noch keine offiziellen Preise veröffentlicht. Auf mehreren Terminen wurde immer wieder die Idee eines kostenlosen Monatskontingents angesprochen. Ob diese Preispolitik der späteren Realität entspricht, wird sich vielleicht auf der Cebit 2012 herauskristallisieren.

Bis dahin gibt es sowohl über die De-Mail wie auch den E-Postbrief keine entscheidenden Neuigkeiten zu berichten. Sollte einer Firma jedoch der große Wurf z.B. kostenlose De-Mails bzw. E-Postbriefe, oder eine sichere E-Mail-Client-Anbindung (eventuell sogar mit S/Mime Unterstützung) für Endkunden gelingen, würde das Projekt rechtssichere E-Mail wieder unter einem anderen Stern stehen.

In der Kategorie De-Mail vs. Onlinebrief finden sich alle Beiträge, die zu diesem Thema jemals auf Bätschman.de geschrieben wurden.

Linkssammlung Februar 2012:
Deutsche Post: Warten auf den großen Durchbruch
Digitaler Brief: Telekom wählt Absender auf .de-mail.de
E-Postbrief: 1 Million Nutzer und neue Funktionen
E-Postbrief hinter Plan: Telekom-Mails enden auf de-mail.de
Nach dem Empfang der De-Mail: Mails rechtssicher archivieren

9. November 2011

De-Mail – Pressekonferenz ohne Neuigkeiten

Es scheint wieder Bewegung in das Thema De-Mail zu kommen. Als erste wurde bekannt gegeben, dass das Pilotprojekt in Friedrichshafen nun endgültig beendet wird und jetzt erregt ein aktueller Artikel auf Heise.de die Gemüter der Internetgemeinde.
Leser dieses Blogs werden jedoch schnell feststellen, dass es eigentlich keine Neuigkeiten im Heise.de Artikel gibt und auch die Kommentare sich immer um die gleichen Aussagen drehen.

Basis des Heise.de Artikel sind die Bekanntmachungen über das De-Mail Projekt auf der Fachmesse Moderner Staat.

„Auf der Fachmesse Moderner Staat haben die am De-Mail-Projekt für rechtssichere E-Mail Beteiligten eine erste Bilanz gezogen. Sie fiel positiv aus: Noch in diesem Jahr soll der erste De-Mail-Provider den Wirkbetrieb aufnehmen, nachdem er vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik geprüft wurde. Zur CeBIT sollen alle anderen im Boot sein. Wie teuer De-Mail für den einzelnen Bürger wird, soll bis dahin “am Markt ermittelt” worden sein.“

Dies dürfte vermutliche die Deutsche Telekom sein. United Internet dürften dann mit GMX und Web.de bis zur Cebit 2012 folgen. Alles in allem keine wirklichen Neuigkeiten. Auch was den Preis anbelangt, hielten sich bis jetzt alle interessierten (es gibt ja noch keine offiziell beteiligten Firmen) Firmen zurück. Dies vermutlich auch aus dem Grund, da ein zu schnell veröffentlichter Preis dann wohl auch bindend wäre.

Weiter heisst es in dem Artikel, dass:
„Gert Metternich, Projektleiter De-Mail bei der Deutschen Telekom, erwartet, dass De-Mail bis 2018 jährlich 1 Prozent der 18 Milliarden anfallenden E-Mails, 50 Prozent der 8,75 Milliarden Postbriefe und 39 Prozent der 2,1 Milliarden Geschäftsfaxe ablösen werde. Damit werde De-Mail zu einem wichtigen Angebot mit hohem Einsparpotenzial für große Unternehmen, Behörden und dem modernen Mittelstand.“

Gerade grössere Firmen erhoffen sich natürlich durch die Verwendung von De-Mail eine deutlich Kostenreduktion bei ihrer rechtsverbindlichen Post. Oft werden der Brief- und auch der Gehaltsabrechnungsversand outgesourct, wodurch teilweise Preise von über einem Euro pro versendete Brief entstehen. Sollte der Preis einer De-Mail für Firmen wie vermutet bei 10-20 Cent pro De-Mail liegen, würde dies natürlich eine gute Ersparnis bedeuten. [siehe älteren Artikel]

Heise hat offenbar andere Informationen als Baetschman.de:
Laut Heise.de soll ein De-Mail Account im Moment kostenpflichtig sein. Woher diese Informationen stammen schreibt Heise.de jedoch nicht. Nach den Informationen die Baetschman.de vorliegen, ist die Vorregistrierung eines De-Mail Account kostenlos. Auch soll die tägliche Nutzung des Account, solange ein gewisses Kontingent an De-Mails nicht überschritten wird, ebenfalls kostenlos bleiben. Eine einmalige Registrierungsgebühr wurde auf keiner Pressekonferenz erwähnt. Somit ist unbekannt, woher Heise.de wissen will, dass ein De-Mail Account, welchen es im Moment eigentlich noch gar nicht gibt, kostenpflichtig ist.

E-Mail Client nur für Firmen:
Genau wie der E-Postbrief der Deutschen Post, soll auch De-Mail eine Anbindung an MS-Office und andere E-Mail Client bekommen. [älterer Artikel] Wie aber durch mehrere persönliche Gespräche und Interviews zu erfahren war, soll wie beim E-Postbrief dieser Service ebenfalls nur Firmen zu Verfügung stehen, welche sich hinter einem speziellen De-Mail Gateway befinden. Für Privatanwender und KMU bleibt auch weiterhin nur der Browser als Schnittstelle.

Auch was die Kooperation mit dem E-Postbrief der Deutschen Post anbelangt, ist der Artikel auf Heise.de etwas ungenau. Fakt ist, dass die Deutsche Post im Moment noch des Konkurrenzprodukt zu De-Mail, den sogenannten E-Postbrief, anbietet. Der E-Postbrief war ganz zu Beginn des Projekts noch ein Teil von De-Mail, wurde dann aber abgetrennt und als eigenständige Marke kommuniziert. Technisch gesehen, müssten beide Systeme jedoch kompatibel sein. Hierüber schweigen jedoch alle Beteiligten. Durch die Wortlautänderung im „De-Mail Gesetz“, welche keine zwingende Nennung der De-Mail-Endung in der neuen E-Mailadresse vorsieht (z.B. vorname.nachname@provider.de-mail.de), ist eine Rückkehr des E-Postbriefs zum De-Mail Projekt zumindest juristisch nicht ausgeschlossen. Verfolgt man die Medienberichte der letzten Zeit verdichten sich diese Zeichen jedoch immer mehr.

Unverändert bleiben auch weiterhin alle Fragen zum Thema Verschlüsselung, Sicherheitsbehörden und Rechtssicherheit.

5. November 2011

De-Mail Pilotprojekt endgültig beendet

Das Ende 2009 in Friedrichshafen gestartet De-Mail Pilotprojekt wird nun zum 31.12.2011 endgültig auf Eis gelegt. Die Einwohner, Firmen und Ämter der Stadt Friedrichshafen und der Region Oberschwaben hatten über knapp zwei Jahre hinweg Zeit des System kostenlos zu testen.

Zwar war das Projekt bereits im Frühjahr 2010 offiziell für beendet erklärt worden, wurde jedoch wegen des großen Erfolgs inoffiziell weitergeführt. Natürlich dürfte auch die Tatsache eine Rolle gespielt haben, dass das System fast kostenfrei weiter betrieben werden konnte und während dessen dennoch Messwerte für das spätere bundesweite System lieferte.

Da das Pilot-System nach Angaben von United Internet bis jetzt auf einem eigenen Testserver läuft, können die Daten nicht auf das 2012 anlaufende neue System übertragen werden. Bereits angemeldete Nutzer aus Friedrichshafen und Oberschwaben haben nun bis zum 31.12.2011 Zeit ihre De-Mails und Daten zu sichern bzw. auszudrucken.

De-Mail Adresse wird übernommen:
Wer jedoch seine De-Mail Adresse weiter verwenden möchte, kann dies mit einem einfachen Anruf im Kundencenter seines Anbieters erledigen. Hierfür wird eine reguläre E-Mail Adresse des Anbieters (z.B. GMX. Web.de oder T-Online) benötigt, welche dann mit der De-Mail Adresse verknüpft wird. Des weiteren werden bei diesem Telefonat die hinterlegten Daten des Nutzers wie Geburtsdatum und Anschrift gegen geprüft, um sicherzustellen, dass die De-Mail Adresse auch mit der richtigen Person zusammenhängt.

Preise und Kosten weiterhin unbekannt:
Im erhaltenen Anschreiben werden die Pilotteilnehmer jedoch deutlich darauf aufmerksam gemacht, dass trotz einer Übernahme der De-Mail Adresse und der telefonischen Abklärung der persönlichen Daten, eine erneute Identifizierung nötig ist. Die Kosten dieser erneuten Identifizierung sollen in der Startphase vom jeweiligen Anbieter übernommen werden. Wie lange diese Startphase dauert und welche Kosten danach auf die Neukunden zukommen werden ist unbekannt. Bis jetzt gibt es weder genaue Preise für die alltägliche Nutzung des Systems noch offiziell kommunizierte Anmeldegebühren oder ähnliches.
Es bleibt also abzuwarten welche Preisstruktur die Neukunden erwarten wird. Die Beendigung des Pilotprojekts ist jedoch ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Zertifizierung der De-Mail Anbieter voranschreitet und der Deutschlandweite Start des System bevorsteht. Die Nutzer werden Anschreibe jedoch ebenfalls darauf hingewiesen, dass zwischen der Beendigung des Pilotprojekts und dem Start von De-Mail mehrere Monate vergehen können.

Bis jetzt keine bekannten Orte für Identifikation:
Offen bleibt auch weiterhin, wo sich De-Mail Nutzer in Zukunft identifizieren können. Immer noch sperrt sich die Deutsche Post gegen den Versuch die Identifizierung für das Konkurrenzprojekt De-Mail über die Postfilialen abzuwickeln. Bereits auf der IFA 2010 wurde seitens United Internet die Idee angesprochen die Identifizierung zumindest in den ersten Monaten entweder direkt beim Kunden an der Haustüre vorzunehmen oder durch extra eingerichtet „Service-Points“ an markanten Punkten wie großen Supermärkten oder in den T-Punkt Shops der Deutschen Telekom vornehmen zu lassen. Ob und wie diese Pläne in die Tat umgesetzt werden steht noch nicht fest.

Für einen umfassenden Überblick über das Thema De-Mail und E-Postbrief empfehle ich die zahlreichen Artikel zu diesem Thema in der Rubrik “De-Mail vs. Onlinebrief“

4. November 2011

E-Postbriefe aus Lotus Notes verschicken

IBM kooperiert mit der Deutschen Post und ermöglicht es in Zukunft E-Postbriefe direkt aus Lotus Notes zu verschicken.
Bevor sich jetzt aber die Leser über einen erweiterten E-Mail Client freuen, sei gesagt, dass dieser Luxus nur für Geschäftskunden gilt. Die Anbindung an Lotus Notes funktioniert nur für die Anwender, die hinter einem eigenen E-Postbrief Firmen-Server sitzen.

Somit ist diese Meldung eigentlich keine Neuigkeit. Bereits seit Beginn des Projekts ist bekannt, dass der E-Postbrief – und im übrigen auch De-Mail – für Firmen und Ämter eine Client-Anbindung haben wird.
Für Privatanwender ist solch eine Lösung aber bei beiden Systemen nicht vorgesehen bzw. im Moment noch nicht im Fokus. Für die Endverbraucher bleibt somit also alles beim Alten.

E-Postbrief mit zusätzlichem Verschlüsselungszertifikat:

Interessant scheint zu sein, dass die Kooperationspartner eine gemeinsame Lösung zur zusätzlichen Verschlüsselung planen:

“Im Bereich der Verschlüsselung planen die Kooperationspartner zudem eine gemeinsame Lösung aus E-Postbrief und Lotus Protector for Mail Encryption, welche Anwendern sowohl den gesicherten Kommunikationsweg mit bekannten Kommunikationspartnern (E-Postbrief-Nutzern) als auch eine flexible E-Mail-Verschlüsselung mittels PGP/SMIME über Lotus Protector anbietet.”

Da der E-Postbrief ein kostenloses zusätzliches Verschlüsselungszertifikat anbietet, besteht die Möglichkeit Briefe zusätzlich zu verschlüsseln. Siehe Artikel vom 25.11.2010 Da das Zertifikat und die Sicherheitscodes jedoch direkt auf Postserver (SIGNTrust) liegen, ist die Verschlüsselung nicht mit PGP oder S/Mime zu vergleichen, bei denen die Schlüssel nur der Nutzer kennt. Wie die Verschlüsselung und vor allem die rechtliche Lage sein wird, ist bis jetzt unbekannt.

Quelle Chip.de

UPDATE 5.11.2011:
Laut Twitter Account des E-Postbriefs ist eine Anbindung an MS Office auch bereits in Planung.

14. September 2011

Erster De-Mail Anbieter offenbar Pleite

Wie im Internet zu lesen ist, scheint der Postdienstleister „ediPost“ aus Ulm offenbar zahlungsunfähig zu sein. “ediPost” hatte bereits früher durch Werbeaktion auf sich aufmerksam gemacht, die sogar die Verbraucherzentrale auf den Plan riefen. [Ein längere Bericht inkl. Anfragen beim CCC finden sich hier]

Sowohl in den Kommentaren, wie auch auf Facebook und Ciao.de werden nun Stimmen von Kunden laut, die behaupten, dass der Ulmer Postanbieter keine der angeboten Dienstleistungen mehr gewährleisten kann. Schuld daran sei offenbar die drohende oder bereits eingetretene Zahlungsunfähig des Unternehmens. Eine offizielle Anfrage an das Unternehmen steht. Da auf der Homepage keine Telefonnummer als Kontakt angegeben ist, ist es unmöglich direkten Kontakt herzustellen.

Ein ehemaliger Mitarbeiter des Unternehmens, der offenbar auch der Besitzer der Facebook Fanseite ist, gibt an, schon länger nicht mehr bei „ediPost“ zu arbeiten und darum auch keine Kontakte bzw. keine Rückfragen zu dem Thema zu wünschen.

Nach eigenen Aussagen wollte „ediPost“ sich so bald als möglich als De-Mail Anbieter akkreditieren lassen. Die Geschäftsidee, welche jedoch umstritten auch technisch etwas fragwürdig schien, war es dem Empfänger einer De-Mail Geld für den Empfang zu bezahlen. Die Sender, z.B. Firmen und Ämter, hätten dann pro De-Mail 10 Cent an den Empfänger überwiesen, was laut „ediPost“ einen Betrag von bis zu mehreren 100 Euro pro Monat hätten zusammenkommen lassen können.
Bis zum Start von De-Mail bot das Unternehmen den Versand von Hybridbriefen und Paketen an. Kunden konnten Briefe per Internet schreiben, die dann durch „ediPost“ ausgedruckt und verteilt wurden. Dies scheint seit geraumer Zeit auch nicht mehr zu funktionieren.
Kunden beschweren sich im Internet ausserdem darüber, dass ihnen ausstehendes Geld nicht überwiesen würde und es keine Möglichkeit auf Kontakt und Nachfrage gäbe.

Ein offizielles Statement seitens der Firma „ediPost“ oder ein Hinweis auf der Homepage fehlt bis jetzt komplett. Vielleicht ist in geraumer Zeit mit einer Antwort per E-Mail zu rechnen, welche dann hoffentlich Licht in die Sache bringt. Ein Anruf beim zuständigen Rechtsanwaltsbüro Fröhlich in Ulm ergab, dass das Insolvenzgutachten im Moment geprüft wird und ein Ergebnis eventuell bis zum 23. September vorliegt.

8. März 2011

E-Bay ist neuer Partner beim E-Postbrief

Während De-Mail noch zögernd auf das entsprechende Gesetz warten will, baut die Deutsche Post mit dem E-Postbrief weiter ihren Vorsprung aus. Neben bekannten Kooperationspartnern wie Lotto Hessen und dem ADAC arbeitet der E-Postbrief jetzt auch mit dem Auktionshaus E-Bay, dem Elektronikunternehmen MEDION und der Handwerker-Plattform MyHammer zusammen.

Sicherheit und Identifizierbarkeit ist gerade im Internet ein entscheidender Punkt. Viele Internetbetrügerei kommen zu Stand, da sich die Kommunikationspartner hinter gefälschten Post- und E-Mailadressen verstecken können. Der Endkunde bleibt dabei oft auf dem Schaden sitzen. Hier soll in Zukunft der E-Postbrief helfen. Durch die eindeutige Identifizierung der Kommunikationspartner im E-Postbriefsystem sind sowohl Absender als auch Empfänger identifizierbar und auch zurückverfolgbar.
Dies soll gerade bei Internetgeschäften die bis jetzt oft fehlende Sicherheit gewährleisten.

„Der E-Postbrief hat, was Wirtschaft und Verbraucher derzeit am dringendsten brauchen. […] Wer künftig im Netz Geld verdienen will, kommt an der Forderung der Kunden nach mehr Sicherheit nicht vorbei“, so Jürgen Gerdes, Konzernvorstand Brief Deutsche Post DHL.

In Zukunft können sich Käufer und Verkäufer bei E-Bay darauf verlassen, dass der jeweilige Geschäftspartner sowohl klar identifiziert wurde und dass damit auch das angegebene Alter korrekt ist. Durch das Post-Ident Verfahren nimmt die Deutsche Post bereits bei der Registrierung eines E-Postbrief Accounts die Identifizierung der Nutzer vor, so kann später bei E-Bay einfach die E-Postbrief Adresse als Garant für die Richtigkeit der E-Bay-Daten eingetragen werden.

PayPal versus E-Postbrief:
Kritikern des E-Postbrief werden sich vielleicht über die als „neu“ verkaufte Sicherheit wundern. Gibt es doch bereits seit einigen Jahren auf E-Bay die Möglichkeit Geschäfte sicher über die Bezahlplattform PayPal abzuwickeln. PayPal übernimmt dabei die Garantie, dass das Geld entweder beim Empfänger ankommt, oder der Käufer bei einem Betrug sein Geld zurückerhält. Sollte es zu einem Betrug kommen, bezahlt PayPal die Summe aus und muss dann selber ein Verfahren einleiten, um den Betrüger und damit das Geld zu finden. Der unschuldige E-Bay Partner bekommt das Geld (bis zu einer gewissen Summe) zurück und hat somit keinen Verlust.
Da der E-Postbrief bis jetzt nur in Deutschland angeboten wird, beschränkt sich die Sicherheit damit ausserdem nur auf diesen Raum. Alle ausländischen Transaktion müssen weiterhin über PayPal abgesichert werden.
Der Vorteil dürfte sich damit eher im psychologischen Bereich befinden. Der Nutzer kann sich sicher sein, dass es der deutsche Geschäftspartner mit der Angaben seiner E-Postbriefadresse ehrlich meint und in Kauf nimmt, bei einem Betrug schnell zu Rechenschaft gezogen werden zu können. Dies dürfte auch bei den anderen zwei Partnern MEDION und MyHammer von Bedeutung sein.

MEDION und MyHammer:
MEDION will laut Pressebericht den E-Postbrief zuerst intern verwenden und erst auf Grundlage der internen Erfahrungen, den Dienst erst später seinen Kunden anbieten. Sollten die Erfahrung positiv ausfallen, können sich auch Kunden zukünftig bei Bestellungen im Online-Shop per E-Postbrief schnell und sicher identifizieren.
Auch das Handwerker-Portal MyHammer baut auf Sicherheit. Zum einen können sich Firma und Kunde durch die Identifikation absichern, zum anderen sollen sensible Daten zur Qualifikationssicherung wie Meisterbrief oder Gewerbeschein sicher verschickt werden.

Laut nTV.de sieht die Deutsche Post eine Anlaufzeit von drei bis fünf Jahre für ihr Produkt. Durch die Kooperation mit E-Bay dürfte zumindest der Bekanntheitsgrad des E-Postbrief in den nächsten Jahren deutlich steigen. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die deutschen E-Bay Nutzer die de fatco bereits existierende finanzielle Sicherheit von PayPal gegen die juristische Sicherheit des E-Postbrief eintauschen werden. Natürlich gibt es nicht zwingend ein entweder oder. Beide Absicherungen können vermutlich gleichzeitig eingesetzt werden.

7. März 2011

Cebit 2011 – Sehr business-lastig aber mit Besucherrekord

Die Cebit 2011 in Hannover schliesst dieses Jahr mit einem Besucherrekord. Trotz Bahnstreik am Wochenende und einer sehr starken Fokussierung auf den Geschäftsbereich, fanden 339.000 Besucher aus 90 Ländern den Weg nach Hannover.

Wolkig aber nicht bedeckt
Das diesjährigen Hauptthema der Cebit war die „Cloud“. Zahlreiche Firmen aus allen Bereichen setzen in Zukunft auf die Technik des „Internetspeicher“. Die „Cloud“ verspricht weltweiten Zugriff auf alle Daten. Egal ob zu hause, im Büro oder auf Reisen. Die Daten lassen sich über das Internet an jedem Ort der Welt aufrufen und auch bearbeiten. Leider wurde bei fast keiner Firma oder auch Präsentation auf die Gefahren des „Cloud-System“ hingewiesen. Die ständige Erreichbarkeit der Daten macht es notwendig die Daten auch extern auf einem Server zu lagern. Diese kann jedoch gehackt werden oder die Daten können bei Versand abgefangen werden. Natürlich soll dies durch gute Sicherheitseinstellungen verhindert werden. Dennoch besteht rein theoretisch immer die Möglichkeit, dass Daten in die Hände von Unbefugt gelangen. Leider wurden die Risiken stark vernachlässigt.

E-Postbrief vs. De-Mail
Sowohl der E-Postbrief der Deutschen Post wie auch die am De-Mail beteiligten Firmen macht mit mehreren Ständen Werbung für ihr Produkt bzw. die Idee einer rechtssicheren Kommunikation. Alle Firmenvertreter waren natürlich bemüht, die positiven Eigenschaften der jeweiligen Systeme in den Vordergrund zu stellen. Beide Systeme waren in den letzten Monaten immer wieder in Kritik geraten. Datenschützer aller Couleur kritisierten, dass es bei beiden Systeme schwere Sicherheitslücken geben würde und dass auch der Endnutzer durch bestimmte Formulierungen im Gesetzestext gegenüber beteiligten Firmen und Behörden deutlich schlechter stehen würde. Beide Systeme stehen mit über 1.000.000 registriert Benutzer beim E-Postbrief und über 700.000 vor reservierte Nutzer beim De-Mail nicht schlecht da. Allerdings ist immer zu bedenken, dass es bei beiden Systemen drei unterschiedliche „Nutzer-Levels“ gibt. Ein angemeldet bzw. regsitrierter Nutzer muss sich zuerst noch beim seinem Ausweis identifizieren. Erst dann kann das System genutzt werden. Angegebenen Zahlen sollten also immer hinterfragt werden.

Presseausweis für Blogger:
Ein kleines Highlight an der Cebit ist die Möglichkeit sich auch als Blogger akkreditieren zu lassen. So erhält man wie alle anderen akkreditierten Journalisten freien Eintritt und kann auch an Pressekonferenzen teilnehmen.
Leider zeigt der Umgang mit Bloggern jedoch noch diverse Unterschiede zum Umgang mit anderen Journalisten.

Auch wenn sich Blogger damit rühmen moderne und genügsame Journalisten zu sein, würde man sich doch mehr wünschen als ein paar Sitzkissen auf dem Boden, eine Stromquelle und ein Rollposter mit der Aufschrift „Blogger Lounge“. Da kann auch ein Besuch von Sasha Lobo auch nicht mehr viel retten.

Zahlen und Fakten
Ernst Raue, Messe-Vorstandsmitglied der Cebit zeigt sich auf NDR.de zufrieden mit den diesjährigen Zahlen:

Nach Angaben Raues schickten über 500 internationale Konzerne Vorstände und Verantwortliche ihres IT-Bereichs auf die CeBIT 2011. Sie hätten ein Einkaufsvolumen von über 50 Milliarden Euro repräsentiert, sagte Raue.

Auch verteidigte er die Öffnung der Cebit für Endverbraucher:

Die Messe zeige nicht “mehr nur Kisten und Software, sondern neue Lebensweisen, die uns alle betreffen”, sagte er. Darum sei es richtig, die Konsumenten auf die Messe zurückzuholen. In Zukunft werde man ohnehin nicht mehr genau zwischen Arbeit, Lernen und Freizeit unterscheiden können.

Alles in allem lohnt sich der Besuch der Cebit für technik-affine Menschen immer. Jedoch ist zu erwähnen, dass es sich bei der Cebit trotz Öffnung für den Endverbraucher um eine sehr firmenlastige Messe handelt. Dies konnte man bei detaillierten Gesprächen mit dem jeweiligen Standpersonal deutlich erkennen. Wer jedoch lieber das neuesten Smartphone in die Hand nimmt oder den neuesten 3D Fernseher bestaunen will, der ist auf der IFA in Berlin vermutlich besser aufgehoben.

24. Februar 2011

T-City Tag in Friedrichshafen 2011

Anlässlich des T-City Tag in Friedrichshafen gab sich Bundeskanzlerin Angela Merkel die Ehre und besuchte im Rahmen der Festlichkeiten die Stadt. Mit dabei waren neben Ministerpräsident Stefan Mappus und Telekom Chef Rene Obermeier auch Bürgermeister Andreas Brandt.

Nach einem Besuch der grössten Firmen um Umkreis der Stadt erreichte der Tross am späteren Nachmittag den Zeppelin Hangar am Flughafen, damit sich alle Beteiligten ein Bild von den laufenden T-City Projekten machen konnten. Nicht nur die in die Kritik geratenen De-Mail, sondern auch Projekte wie das Ablesen des Strom- und Wasserverbrauchs per Smartphone und auch die Mitfahrapplikation flinc haben ihren Ursprung in den Bodenseemetropole. In den Ansprachen der Gäste wurde immer wieder die Wichtigkeit der Datenautobahnen aber auch der realen Strassen angesprochen. Super schnelles Internet, so Bürgermeister Brandt, sei mittlerweile für alle Bürger möglich. Was dagegen seit 30 Jahren fehle, sei der Ausbau der B31. Staus und Verspätungen gehörten zum Stadtbild.

Sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel wie auch Ministerpräsident Stefan Mappus beteuert sich des Problems bewusst zu sein und alles in ihrer Macht stehende zu unternehmen schnell zu einer Lösung zu kommen.

Neben den Ansprachen hatten auch die einzelnen T-City Projekte Gelegenheit sich dem öffentlichen Publikum zu präsentieren. Leider waren die Besucherzahlen nicht so gross wie erhofft. Dies dürfte wohl dem Umstand zu verdanken sein, dass es sich um einen Mittwoch handelte. Auch die Anti-AKW und Verdi Demonstranten vor dem Hangar konnten die “Besucherzahlen” kaum anheben.

Dennoch war der Tag für alle Interessenten geeignet, sich ein Bild zu machen, was T-City der Stadt und seinen Bewohner zu bieten hat. Leider zeigen die Zahlen, dass ein Grossteil der Anwohner kaum oder gar kein Bild von T-City hat. Auch wenn man als Nutzer der Telekom gegenüber negativ eingestellt sein sollte, so bieten die diversen Produkte neugierigen Nutzern doch die Chance von Anfang an bei der Erprobung dabei zu sein. Es es bei der Mitfahrzentrale flinc, die Strom- und Wassersteuerung per Smartphone oder auch Projekte zur Alltagserleichterung älterer Menschen.

24. Februar 2011

E-Mail Plugin für De-Mail vorerst nur für Firmen

Wie im Artikel „De-Mail Outlook Plugin“ berichtet, können in Zukunft auch De-Mails aus Outlook heraus verschickt werden. Die Firma Mentana bietet als De-Mail Provider, welcher sich auf Firmen und Grosskunden spezialisiert hat, in Zusammenarbeit mit Microsoft das „Mentana De-Mail Outlook Plugin” für Outlook 2007/2010 an. Mit diesem Plugin können De-Mails ganz bequem aus Outlook heraus versendet und natürlich auch empfangen werden.
Wie Axel Janhoff von Mentana auf Nachfrage mitteilte, steht diese Client Lösung jedoch nur Firmenmitarbeiter zur Verfügung, welche einem Firmen-Gateway benutzen. Im Gegensatz zum normalen Benutzer werden in grösseren Firmen sogenannte Gateways eingerichtete. Die serverähnlichen Gateways sind so programmiert, dass sie selbstständig erkennen, ob es sich bei der Nachricht um eine De-Mail oder um eine normale E-Mail handelt. Je nach Faktenlagen, wird dann die Nachricht, ähnlich einer Weiche, über die entsprechenden Kanäle geleitet. Der Firmenmitarbeiter muss sich um keine technischen Fragen mehr kümmern und überlässt dem Gateway die Verwaltung der Nachrichten. Wie im Screenshot zu sehen, erscheint im linken oberen Bereich von Outlook ein spezieller De-Mail Button, über den dann die reguläre Outlook Eingabemaske verwendet werden kann.

Da Privatkunden nicht über solch einen Gateway verfügen, wird dieses Plugin vorerst nur für Firmen zur Verfügung stehen und kann auch nicht von Privatkunden angewendet werden. Diesen bleibt im Moment nur der Login über das Webinterface oder die Verwendung des De-Mail Notifiers.

Verschlüsselung:
Wie auch Axel Janhoff bestätigt, unterstützt das De-Mail System S/MIME Verschlüsslung auf freiwilliger Basis. Da dies technisch jedoch nur mit einem E-Mail Client möglich ist, wird sich zeigen, wie weit der Privatnutzer diese Verschlüsslung nutzen kann. Mentana bietet laut ihrer Homepage und Axel Janhoff zwei Lösungsansätze an. Zum einen ein Outlook Plugin für die „on the fly“ Verschlüsslung von Anlagen, mit denen Dateien wie z.B. PDF’s sicher übertragen werden können, zum anderen eine Lösung für die elektronische Signatur, welche gerade für juristische Belange von Bedeutung ist.

Die über De-Mail versendeten Vorgänge können zusätzlich direkt zwischen Sender und Empfänger verschlüsselt werden (sog. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung) und/oder mit einer qualifizierten elektronischen Signatur versehen werden.
Die elektronische Signatur ergänzt sie sich gut mit den grundlegenden Sicherheitsfunktionen von De-Mail. Zum Beispiel muss in Fällen, in denen die eigenhändige Unterschrift vorgeschrieben ist (Schriftform), das entsprechende Dokument qualifiziert elektronisch signiert werden. Der Versand eines solchen Dokuments über De-Mail bietet sich dann an, wenn zusätzlich ein Nachweis darüber erforderlich ist, dass das Dokument tatsächlich beim Empfänger eingegangen ist und das Dokument verschlüsselt werden soll.
Die Signatur- und Verifikationsprodukte der Mentana-Claimsoft AG lassen sich völlig problemlos mit De-Mail einsetzen. (Quelle Mentana Homepage)

Somit liessen sich auf freiwilliger Basis die Sicherheitsfunktionen von De-Mail noch erweitern.
Vielleicht ergibt sich auf der Cebit 2011 die Möglichkeit die Plugin näher zu untersuchen.

29. Januar 2011

De-Mail Outlook Plugin

Wie es scheint, nimmt die Implementierung der De-Mail in gängige E-Mail-Clients immer mehr Form an.

Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann hat im Rahmen des Probebetriebs die erste De-Mail aus einer Microsoft Outlook-Lösung heraus versendet. (Quelle)

IT-Profis werden sich jetzt natürlich wundern, was an dieser Neuigkeit so speziell ist. Da das De-Mail-System jedoch ein paar sicherheitstechnische Besonderheiten aufweisst, war eine einfache und schnelle Einbindung an E-Mail-Clients nicht möglich. Wie des öfteren erwähnt, war es den beteiligten Firmen wichtig auch bei der Verwendung eines Clients wie Outlook oder Thunderbird die Sicherheit und damit auch den Ruf des gesamten Systems aufrecht zu erhalten.  Dies erfordert Plugins , welche nicht nur das System in Outlook und Co. integrieren, sondern von der Programmierung her auch den Sicherheitsbestrebungen des Systems Rechnung tragen.
Wie es scheint, ist gibt es jetzt für “ausgewählte” Nutzer ein erstes Outlook-Plugin zum testen. Dieses dürfte jedoch vor der Cebit 2011 kaum der Öffentlichkeit präsentiert werden. Offen bleibt auch, ob über dieses Plugin die Verwendung einer S/MIME Verschlüsslung ermöglicht, wie es von den beteiligten Firmen bereits zur IFA 2010 versprochen wurde.

De-Mail Notifier schon heute:
Wer jedoch bereits heute über eingegangene De-Mails in seinem Postfach informiwert werden will, der sollte sich den De-Mail Notifier für United Internet und die Deutsche Telekom einmal genauer anscheinen. Dieses Firefox Plugin informiert in regelmässigen Abständen über eingegangene De-Mails, ohne dass sich der Nutzer dabei auf dem jeweiligen Portabl einloggen muss. [siehe älteren Artikel für Details!]

Kritik reisst nicht ab:
Kritiker aller Colour werden jedoch nicht müde ihrer Kritik am De-Mail-System Ausdruck zu verleihen. So fordert gerade der Bundesrat Änderungen beim der Verschlüsslung, der Kennzeichnung der De-Mail Adressen und eine saubere Anpassung an das bereits bestehende Signaturgesetz.

Ähnliche Artikel:
De-Mail POP3 Notifier im Test
Rubrik De-Mail (zahlreiche Artikel)
INSIDE De-Mail – Ein Blick hinter die Kulissen
Teil 2 Inside De-Mail – Alte Kritikpunkte neu aufgewärmt

12. Januar 2011

Der E-Postbrief und das „Sie liebt mich – Sie liebt mich nicht Spielchen“

Die goldene Regeln im Onlinejournalismus scheint es zu sein, auch aus alten Infos einen neuen Artikel zu basteln. Nachdem Heise.de bereits seit Monaten bekannte Inhalte verwendet hat um einen „offenen Brief“ zum Thema E-Postbrief an die Deutsche Post zu schreiben und damit so innovativ war wie ein trockener Marmorkuchen am Kindergartenbasar, versucht es nun eGovernment.

Wie bereits kurz nach dem offiziellen Start des E-Postbrief klar war, lässt sich die Deutsche Post immer eine Rückzugsmöglichkeit offen. Von dem her hatte diese nie einen Hehl daraus gemacht, unter bestimmten Umständen wieder zu De-Mail zurückkehren zu wollen. Dies stand auch von Beginn an auf der FAQ Seite des E-Postbrief. Auch während den Pressekonferenzen wurden Fragen in diese Richtung immer positiv bestätigt. Natürlich wurde immer erwähnt, dass sowohl die juristischen wie auch die technischen Rahmenbedingungen stimmen müssten.
Da aber der E-Postbrief in der Anfangsphase ein Teil des De-Mail-Systems war und die Entwicklung beider Systeme sozusagen die gleiche Mutter hat, sind beide System von der Backend-Technik fast identisch. Da beide Systeme darüber hinaus auch auf ganz regulären und bereits bekannten E-Mailtechniken basieren, ist es auch jederzeit möglich wieder in das eine oder andere System einzusteigen. Auch heute darf sicher jeder deutsche Provider, der die Rahmenbedingung erfüllt, für De-Mail akkreditieren lassen. Das System steht allen Firmen und Anbietern offen.

Anlass für den neue Artikel ist ein Newsletter (PDF-Datei) von Thomas de Maizière in dem ankündigt wird, dass sich die Deutsche Post nun doch um eine De-Mail-Akkreditierung bemühen wolle. Was allerdings nicht sonderlich verwundert, da sowohl De-Mail wie auch der E-Postbrief ohne juristischen Background nur ganz reguläre E-Mails sind. Nicht mehr und nicht weniger. Erst durch das neue De-Mail-Gesetz werden die Möglichkeiten der Systeme erweitert. Um jedoch in den Genuss einer juristischen Absicherung zu kommen, muss sich jeder Anbieter auch im Rahmen des Gesetzes akkreditieren lassen. Es bleibt allen beteiligten also keine grosse Wahl. Entweder sie spielen mit oder sie bleiben reine E-Mail-Anbieter.

Es stellt sich natürlich die Frage, ob die Deutsche Post mit ihrem damaligen Ausstieg nicht zu hoch gepokert hat. Mehrere Entwicklungen sind nun denkbar.
1. Die Deutsche Telekom, United Internet und auch der deutsche Bundesrat bestehen aus verschiedenen Gründen auf eine einheitliche Kennzeichnung aller De-Mail Adressen mit dem Zusatz „de-mail.de“. Diese soll dem Nutzer die Identifikation der De-Mail Adressen ermöglichen. Aus Sicht der bis jetzt beteiligten Provider ist es natürlich auch eine Möglichkeit Konkurrenten aus dem System heraus zu halten. Die Deutsche Post hätte nun die Möglichkeit ihre kompletten Adressen auf „epost.de-mail.de“ um zu ändern oder ihr System getrennt zu fahren und dabei auf den juristischen Background zu verzichten. Dies würde aus dem E-Postbrief allerdings nur eine sehr teure E-Mail ohne Mehrwert machen. (Zusatzfunktionen wie Hybrid-Brief oder Fax-Funktion nicht mitgezählt)
2. Das De-Mail Gesetz bleibt, was die Endungen angeht, offen. Dann könnte jeder Provider seine eigene De-Mail Endung verwenden. Dies würde den Nutzern eine Identifikation der Provider bzw. der De-Mail Adressen deutlich erschweren. Technisch wäre diese Vorgehensweise jedoch kein grössere Problem, da beide Systeme mit ein paar Einstellungen kompatible zu einander sind.

Wie Ralph Wiegan auf eGoverment richtig andeutet kann der E-Postbrief bereits heute schon verwendet werden:
„Der ePostbrief funktioniert auch ohne De-Mail-Gesetz. Immerhin sind wir jetzt seit mehr als einem halben Jahr am Markt. Mit dem ePostbrief können Bürger bereits jetzt verbindlich und vertraulich im Internet kommunizieren. Ganz unabhängig vom De-Mail-Gesetz. Sie können formelle Dokumente übermitteln und persönliche Briefe. Sie können mit dem ePostbrief íhren Schriftverkehr mit Banken und Versicherungen regeln und auch alltägliche Kaufverträge oder Dienstleistungsverträge abschließen. Denn in den allermeisten Fällen genügt es dem Gesetzgeber, wenn eine Willenserklärung einer Person eindeutig zugeordnet werden kann.

Was jedoch fehlt ist eine juristische und bombenfeste Absicherung aller Nutzer und aller beteiligten Firmen. Der E-Postbrief hängt durch die namentliche Anmeldung der Nutzer in der Grauzone zwischen E-Mail und De-Mail fest. Diese Grauzone könnte in den nächsten Jahren gerichtlich für Sprengstoff sorgen, in dem E-Postbriefe zwar anerkannter als E-Mails sind, diese aber vor Gericht nicht die gleiche Rückendeckung genießen wie De-Mails, welche dem De-Mail Gesetz unterliegen. Diese Unsicherheit kann die Deutsche Post ihren Kunden kaum zumuten. Aus diesen Grund ist sie fast gezwungen wieder zum De-Mail-Gesetz und damit zum De-Mail-System zurückzukehren. Was uns wiederum zu den zwei Möglichkeiten bringt.
Entweder die Post ändert alle ihre Adresse, was ihr den Unmut vieler Nutzer bescheren würde oder das Pokerspiel geht für Post gut aus und das Gesetz lässt die Endungen offen.

Die nächsten Wochen werden zeigen, wer die besseren Karten in der Hand hält. Wenn die Deutsche Telekom und United Internet ein Full House haben, sieht es für die Deutsche Post schlecht aus. Aber wer weiss, vielleicht arbeitet die Deutsch Post bereits an einem Plan-B und erlaubt bald „epost.de-mail.de“ Endungen, um den Übergang zum neuen System für die Kunden zu erleichtern.

22. Dezember 2010

GMX trennt sich vom Briefdienstleister ediPost

Der E-Mail Provider und zukünftige De-Mail Provider GMX trennt sich von seinem Ulmer Partnerunternehmen „ediPost“.
ediPost ermöglichte es GMX-Kunden bequem über ihr GMX-Portal E-Mails als echte Papierbrief zu verschicken. Der Preis für Papier, Druckkosten und Portogebühren belief sich dabei, je nach Ausführung, auf 54 Cent und steigend. Ein Standartbrief konnte somit noch unter den Preisen der Deutschen Post verschickt werden. GMX wird in Zukunft eine vergleichbare Dienstleistung über die Firma Francotyp-Postalia anbieten. Francotyp-Postalia ist bereits seit geraumer Zeit ein Teil des Onlineangebots von Web.de. Da GMX und Web.de zur gleichen Mutterfirma 1&1 gehören, war ein Wechsel der Firmen im Portal ohne größere Probleme möglich.
Leslie Romeo und Michael d’Aguiar von 1&1 erklärten auf Nachfrage, dass diese Vorgehensweise bereits zu Beginn der Geschäftsbeziehungen allen beteiligten Firmen bekannt war und somit Teil einer firmeninternen Kalkulation und eines firmeninternen Auswahlverfahrens war. Seitens 1&1 wurden verschiedene Faktoren bei der Entscheidung berücksichtigt. Unter anderem wurde erkannt, dass der Briefdienst von Francotyp-Postalia seitens der Kunden besser angenommen wurde als der Dienst von ediPost. Somit habe man sich entschlossen, auch GMX-Kunden diesen Dienstleister anzubieten, so 1&1 weiter.
Wie Leslie Romeo betonte, hätten beide Dienstleister ein gutes Produkt. Francotyp-Postalia hatte sich jedoch, gerade auch bei den Nutzern, etwas besser behauptet.

ediPost bereits früher in Kritik geraten:
Die Firma ediPost, war erst im Sommer in die Kritik geraten, als die Firma unerlaubter Weise für ihre Werbung den Bundesadler verwendet hatte. Nach einigen Verhandlungen hatte sich die Firma jedoch mit dem Bundesinnenministerium friedlich geeinigt und zugesichert den Bundesadler sowohl aus ihrer Werbung wie auch von ihrer Homepage zu entfernen.

ediPost als De-Mail Konkurrent:
ediPost will sich laut eigenen Aussagen darüber hinaus ebenfalls als De-Mail Provider akkreditieren lassen, sobald das De-Mail Gesetz offiziell in Kraft tritt. Eine direkte Konkurrenz zu GMX bzw. 1&1 wäre somit unausweichlich. Ob jedoch diese Pläne einen Einfluss auf die Entscheidung von GMX hatte sich von ediPost zu trennen blieb offen.

Auswirkung auf De-Mail:
Auf das GMX De-Mail Angebot soll diese Entscheidung jedoch keine Einfluss haben. Nach Leslie Romeo ist zwar geplant De-Mails auch als echte Briefe verschicken zu können, wann genau dieser Mehrwert in das De-Mail System integriert wird und welche Firma dies übernehmen wird, ist jedoch noch offen. Hier soll auch weiterhin der Markt entscheiden.

Ähnliche Artikel:
Datenschutz – es ist nie das Gleiche wenn zwei das Selbe machen
Geld verdienen mit De-Mail – zu schön um war zu sein?

14. Dezember 2010

De-Mail verklagt E-Postbrief – Der Kampf hat begonnen

Wie Romolus und Remus streiten De-Mail und der E-Postbrief über die sieben Hügel des Internets.

Ruft man sich die Informationen der letzten Monate zum Thema De-Mail und E-Postbrief ins Gedächtnis, könnte man sich fast im falschen Film vermuten. Die Betreiber des De-Mail Systems sehen sich kurz vor dem Start des Systems durch die Blockadehaltung der Deutschen Post ausgebootet. Dieser verweigert De-Mail Kunden sich per Post-ID Verfahren für den De-Mail Dienst zu registrieren. Da eine Identifikation beim De-Mails System, wie auch beim E-Postbrief, dringend notwendig ist, versucht die Post so ihren Konkurrenten daran zu hindern Boden gut zu machen. In alltäglichen Geschäftsleben ein normales Verhalten. Da das Post-ID Verfahren in Deutschland jedoch Standard ist, verklagt nun der De-Mail Betreiber United Internet die Deutsche Post. Diese würde jedoch gerne das Post-ID Verfahren exklusive für ihren eigenen E-Postbrief reservieren.

Alltag auf dem Markt:
Zwei Firmen kämpfen um Ihre Produkte und ihre Marktstellung. Im falschen Film könnte man sich aber desshalb vermuten, da De-Mail und der E-Postbrief eigentlich aus der gleichen Familie stammen, jetzt Konkurrenten sind und der E-Postbrief eigentlich irgendwann wieder zu De-Mail zurückkehren möchte. Von dem her könnte man den E-Postbrief als verlorenen Sohn ansehen, der in mittelfristiger Zukunft wieder heimkehren wird. Bis dahin will er aber nochmal richtig Kohle machen und seine Marktstellung ausbauen. Man könnte das Verhalten mit einem Fischer vergleichen, der einen Staudamm errichtet, seine Netze auslegt und wenn dann das System bzw. der Staudamm geöffnet wird, hat er die dicken Fische im Netz, schliesst sich aber dann wie alle anderen der Fischereigenossenschaft an, um seine dicken Fische gut verkaufen zu können.
Da der E-Postbrief 55 Cent kostet, während De-Mail für Privatpersonen zum grössten Teil kostenlos sein soll, sind die Fische natürlich sehr gross. Alle Vorteile des Systems mitnehmen, aber den deutlich höheren Preis dafür verlangen.
Ein Spiel das verständlicherweise nicht auf Gegenliebe bei den anderen Fischern Anbietern stösst. Darum nun die Klage seitens United Internet. Noch bevor die De-Mail als System und als Gesetz an die Öffentlichkeit geht gibt es schon Knatsch untereinander. Ein Zustand der von der Internetgemeinde nicht ohne Grund als humorvolle Steilvorlage gesehen wird.

Humor ist wenn man trotzdem lacht:
Sätz wie „Zwei blinde Dinosaurier streiten sich darüber, welche Farbe der Meteorit hat“, „Vielleicht bleiben uns dann beide erspart“, „Ja, macht euch gg.seitig tot! Wir brauchen einen offenen Standard…“ und „Als ob für den Schwachsinn nicht schon genug Geld ausgegeben wird“ gehören auf Twitter und Co. zum Tenor. Weder die Deutsche Post noch De-Mail erweisen sich dadurch einen Gefallen. Das schon angeschlagene System der „rechtsicheren E-Mail“ wird dadurch in der Öffentlichkeit nur noch mehr negativ belastet.
Die Kurzsichtigkeit der Deutschen Post ihren „yellow walled garden“ zu schützen, wird sich als Bärendienst erweisen. Da das De-Mail System (mit allen Anbietern) bereits jetzt stark in der Kritik steht, kann es nur einen Erfolg haben, wenn es so schnell als Möglich auf eine kritische Masse kommt. Hierbei entscheidet zu Beginn nicht so sehr bei welchen Anbietern die Kunden sitzen, sondern allein, ob sie Teil des System sind.

Ohne Gesetz nur teure E-Mails:
Hauptgrund der Verzögerung des De-Mail System bleibt jedoch neben allen Marktproblemen die verzögerte Rechtssicherheit. Noch immer wird am De-Mail Gesetz „herumgeschrieben“ und damit eine Abstimmung verzögert. Für Kritiker des System ist diese Verzögerung etwas Gutes. Fordern sie doch schon länger offene Standards wie S/MIME* und OpenPGP bzw. GnuPGP. Diese teilweise sogar kostenlose Systeme erlauben es E-Mails selbständig und ohne ein neues System zu verschlüsseln und zu unterschreiben. Leider haben sich alle diese Techniken nicht auf dem Markt durchgesetzt. Umgerechnet werden heute erst 3 Prozent der E-Mails verschlüsselt. Ironisch und sehr frech könnte man sagen, dass die Personen die heute De-Mail verteufeln und nach PGP und Co. rufen eigentlich selber schuld sind, dass De-Mail erfunden wurde. Hätten diese Personen von Anfang an mehr für die Durchsetzung privater Verschlüsselungstechniken unternommen, wäre für De-Mail erst gar kein Markt entstanden. Da aber in der breiten Öffentlichkeit kaum Sensibilität für das Thema Verschlüsselung herrscht, würde diese Schuldzuweisung viel zu weit greifen.*

PGP und Co. haben keine Lobby:
Fakt ist jedoch, dass sich solange nichts ändern wird, solange es keine Masse an Internetnutzern gibt, welche die Verschlüsselungen einsetzen und solange keine Lobby der Politik gegenüber ihre Interessen vertritt. Erst dann kann auch die Politik die seit über 10 Jahren existierenden kostenlosen Verschlüsselungstechniken rechtlich als bindend definieren. Erst dann kann eine rechtssichere und rechtsverbindliche Kommunikation über S/MIME und PGP erfolgen. Erst dann wird De-Mail und Co. qualitativ ausgehebelt. Bis dahin bleiben die Schreie nach offenen Verschlüsselungsstandarts auf Twitter und Co. nur Hilfeschreie Verdurstender in der Wüste oder besser gesagt Ertrinkender im De-Mail Stausee.

Links:
Kein Postident United Internet wirft Post Behinderung der De-Mail vor
WiWo: De-Mail-Sabotagevorwurf gegen Deutsche Post
De-Mail verklagt E-Post

* De-Mail soll S/MIME unterstützen
*für alle dies es nicht verstanden haben: Ihr seid NICHT Schuld an De-Mail

25. November 2010

E-Postbrief Webkonferenz die Zweite

Die Post scheint den Wunsch der Internetgemeinde, aber auch der Kunden nach Transparenz zu erkennen. Bereits zum zweiten Mal stellte sich Dr. Georg Rau, Mitglied des
Bereichsvorstands E-POSTBRIEF, den Fragen der Interessenten. Wie bei der ersten Webkonferenz konnten bereits im Vorfeld, aber auch durch einen Chat während der Konferenz, Fragen zum Produkt und dessen Weiterentwicklung gestellt werden. Hauptgewicht dieser Webkonferenz lag vor allem auf der Anbindung und Weiterentwicklung des E-Postbrief für Geschäftskunden.
Wie Dr. Georg Rau mitteilte, haben sich bis heute bereits 100 DAX- und 2500 KM-Unternehmen für den E-Postbrief angemeldet. Darüber hinaus konnte die Post gerade erst die 1 Millionen Marke bei Privatkunden knacken. Diese hatten sich jedoch die letzten Wochen über die sehr komplizierte Anmeldeprozedur beklagt. Interessenten mussten sich in mehreren Schritten, welche teilweise mehrere Tage in Anspruch nahmen, für den E-Postbrief freischalten. Diese Schritte sollen, so Dr. Georg Rau, bereits ab sofort gekürzt und damit vereinfacht werden. Privatkunden soll es, durch das Wegfallen einiger Schritte, ab sofort leichter sein sich für den Dienst zu registrieren.

Geschäftskunden nutzen anderes Webportal:
Einer der grossen Unterschiede zu den Privatkunden ist wohl das getrennte Zugangsportal. KMU loggen sich dabei über ein getrenntes Webportal in ihr Konto ein. Welche unterschiedlichen Zusatzleistungen dieses bietet wurde jedoch nicht angesprochen. Grosskunden hingeben haben wie bei De-Mail die Möglichkeit sich sogenannte Gateways in ihre EDV-Systeme integrieren zu lassen, so dass angeschlossene Grosskunden E-Postbriefe bereits heute per E-Mail Client wie z.B. Outlook versenden können. Der Gateway, auch Exchange Server genannt, erkennt dann, ob es sich um eine reguläre E-Mail oder einen E-Postbrief handelt und leitet diese gezielt an die jeweiligen Empfänger weiter. Da Grosskunden eine sehr gute eigene Sicherheit in ihren EDV-Systemen hätten, so Rau, würde somit die Firmenfirewall die Sicherheit des Systems gewährleisten. Dies könne von einem Privatmann nicht verlangt werden. Aus diesem Grund würde sich ein entsprechendes E-Mail-Client Plugin auch sehr schwierig gestalten, so Rau. Ein Implementierung des E-Postbrief in private Clients sei auf der Roadmap, würde sich aber noch etwas verzögern. Damit einhergehen würden dann auch die Anbindungen an Smartphones und ähnliche mobile Endgeräte.

Anbindung an De-Mail:
Einer der wohl spannendsten Punkte war die Frage nach der Anbindung an das (bis jetzt) Konkurrenzmodell De-Mail. Wie bereits auf der Homepage der Post beschrieben, bestätigte auch Dr. Georg Rau, dass sich die Post um die Akkreditierung als zukünftiger De-Mail Provider bewerben will. Rau machte die Bewerbung jedoch abhängig von anderen De-Mail Providern und ob diese zum Standard des E-Postbrief kompatibel wären. Dr. Georg Rau betonte, dass das De-Mail System nur einen technischen und juristischen Rahmen bildet und kein Produkt ist wie der E-Postbrief ist. Die Privatwirtschaft ist aufgerufen, diesen Rahmen mit einem Produkt zu füllen. Somit wäre nicht De-Mail an sich die Konkurrenz, sondern Firmen wie die Deutsche Telekom und 1&1. Dr. Georg Rau machte einen Einstieg ins De-Mail System somit auch von der Inkompatibilität zu diesen Firmen abhängig und in wie weit man mit diesen Zusammenarbeiten könnte.
Gerade erst wurde der De-Mail Gesetzesentwurf veröffentlicht, welche expliziet keine Kennzeichnung des De-Mail Adresse mit dem Zusatz „@provider.de-mail.de“ vorsieht. Eine Anbindung des E-Postbrief ohne Änderung des Domain, wäre somit möglich. Wie die Deutsche Telekom und 1&1 noch im September auf der IFA mitteilten sollte genau dies nicht möglich sein. Ihre Wunsch sei es alle De-Mail Adresse mit einer nicht zu verwechselnden Endung zu versehen und dies auch gesetzlich festschreiben zu lassen. Ein Rückkehr des E-Postbrief zu De-Mail wäre somit eher ausgeschlossen gewesen. Durch das Wegfallen dieser Verpflichtung bleibt eine Rückkehr für die die Deutsche Post somit offen erhöht aber auch das Verwechslungsrisiko, da nun auch andere Firmen De-Mail Adressen anbieten könnten ohne eine spezielle Kennzeichnung zu verwenden. Die Internetnutzer könnte eine De-Mail Adresse nicht mehr von einer regulären E-Mail Adresse unterscheiden. Die wurde auch vom Bundesrat in einer Stellungnahme deutlich krisitert.

Technische Probleme:
Seit einigen Monaten häufen sich im Internet Beschwerden, dass das E-Postbrief Portal der Deutschen Post zahlreiche Mängel aufweisen würde. Teilweise war der Server gar nicht erreichbar oder Brief konnten nicht abgeschickt werden. Darüber hinaus wurden auch kleinere Probleme bei der Akzeptanz von PDF Dateien bemängelt. Hier versprach Dr. Georg Rau Abhilfe, in dem ab jetzt besser kommuniziert würde, welche Dateien und welche Einstellungen vom System akzeptiert würden und welche nicht. Zu den Performanceproblemen nahm Rau jedoch keine Stellung.

Hybrid-IN:
Bei Geschäftskunden bereits vorhanden, soll auch das Hybrid-IN Verfahren in mittelfristiger Zukunft für Privatkunden angeboten werden. Beim Hybrid-IN Verfahren werden Papierbriefe durch die Post eingescannt und digital an eine E-Postbrief Adresse geschickt. Da diese Verfahren von den Kunden bis jetzt sehr kritisch aufgenommen wurde und auch Dr. Georg Rau starke Bedenken wegen dem Datenschutz hat, könnte man sich, so Rau, auf ein „Zwei-Stufen“ System einige. Zuerst würde der Umschlag eingescannt und per E-Postbrief an den Empfänger geschickt. Dieser dürfte dann entscheiden, ob die Post den Brief öffnen und einscannen darf. Erst dann würde der Inhalt digital verschickt. Hier existierten jedoch erst grobe Überlegungen. Ein Einführung des Dienstes für Privatkunden sei erst später geplant, so Rau weiter.

Kontakt mit Behörden:
Im Gegensatz zu De-Mail, welche mit Unterstützung der Regierung entwickelt wurde, konzentriert sich der E-Postbrief bis jetzt stärker auf die Privatwirtschaft. Gespräche mit Behörden und Ämtern seien zwar im Gespräche, bis jetzt aber nicht spruchreif, so Rau. Sollte jedoch der E-Postbrief später wieder zurück zum De-Mail System gehen, dürfte es dann keine Rolle mehr spielen, ob eine Behörde eine originale De-Mail Adresse oder eine E-Postbriefadresse besitzt, da diese beiden Systeme dann kompatibel zueinander wären.

Erweiterung auf das Ausland:
Auf die Frage nach einer Erweiterung des E-Postbriefs auf das Ausland gab sich Dr. Georg Rau zurückhalten. Es sei schwierig auch im Ausland die gleichen Sicherheitsstandart wie in Deutschland einzuhalten. Ausserdem müssten zunächst zuverlässig Partner gesucht werden, die sowohl die technische Infrastruktur als auch Möglichkeit der sicheren Identifizierung bereitstellten.

Verzeichnis:
Jeder Nutzer hat die Möglichkeit sich in ein freiwilliges Verzeichnis eintragen zu lassen, welches nur registrierten E-Postbrief Nutzern zur Verfügung steht und auch nur von diesen eingesehen werden kann. Anhand des Namens können so Nutzer gefunden und per E-Postbrief angeschrieben werden. Wer sich jedoch ein zusätzliches Verschlüsselungszertifikat im Portal registriert, wird automatisch in dieses Verzeichnis eingetragen. Laut Post sei dies für die Verbreitung des individuellen Verschlüsselungsschlüssels notwendig. Wer dies nicht möchte, muss auch sein Zertifikat wieder löschen. Ein freie Wahl entfällt.

Verschlüsselung und Zertifikate:
Wie bereits bekannt, ist es beim E-Postbrief möglich hauseigene Verschlüsselungszertifikate der Tochtergesellschaft SIGNTrust anzufordern. Diese bieten zwar asymmetrische Verschlüsselung verbleiben aber im System. Somit ist rein theoretisch eine Offenlegung der Schlüssel gegenüber Ermittlungsbehörden möglich. (siehe hierzu älteren Artikel). Wie jedoch Dr. Georg Rau vielleicht etwas unfreiwillig offen legte, sollen später auch fremde Zertifikate vom System anerkannt werden. Unklar ist ob Rau hierbei S/MIME Zertifikate meinte, welche ersten Berichten zu folge beim De-Mail Systeme unterstützt werden sollen. Da dies jedoch im De-Mail Gesetz festgeschrieben ist, liegt der Verdacht nahe, dass die Post, sollte sie sich als De-Mail Provider akkreditieren lassen, auch solche Zertifikate akzeptieren muss. Somit könnte in Zukunft E-Postbriefe per S/MIME verschlüsselt und zusätzlich signiert werden.

Verbreitung der Zertifikate bei Firmen:
Trotz zahlreicher angemeldeter Geschäftskunden musste Dr. Georg Rau eingestehen, dass bis jetzt keine der Firmen per extra verschlüsseltem E-Postbrief erreichbar ist. Ein Implementierung dieser Zertifikate bei Firmen hat de facto noch nicht stattgefunden.

Zusatzdienstleistungen:
Langfristig seien auch Zusatzdienstleistungen wie Online-Zahlsysteme in Planung. Per E-Postbrief erhaltene Rechnung könnten so mit ein paar Mausklicks direkt aus dem Portal heraus bezahlt werden.

Postkarten und Faxe:
Nach Dr. Georg Rau wird auch in Zukunft die kostenlose Faxe-Funkton beim E-Postbrief erhalten bleiben. Auch ist es möglich Photos vom PC hochzuladen, welche dann als eine Art Postkarte verschickt werden. Dr. Georg Rau wies in diesem Zusammenhang jedoch auf das bereits existierende und getrennt laufende „Schreibcenter“ (www.grusskarten-bestellen.de) hin, in dem es bereits heute möglich ist echte Postkarten per PC zu versenden.

Preis:
Der Frage nach einer Senkung des Preises erteilte Dr. Georg Rau eine Absage. Die entstehenden Kosten würde einen so hohen Preis nötig machen und auch rechtfertigen, so Rau weiter.

Tägliche Leerungspflicht:
Die sehr oft kritisierte „tägliche Leerungspflicht“ wie sie in den AGB der Post steht, wurde auch in dieser Webkonferenz besprochen. Wie auf einigen Blogs und auch hier bereits besprochen, so wurde auch von Dr. Georg Rau die Leerungspflicht leicht relativiert. Der Kunde sei selbst verantwortlich sein E-Postbriefpostfach in nützlichen Zeiten zu kontrollieren. Wer dies nicht möchte, könnte auch die kostenlose SMS-Benachrichtigung verwenden, um sich über neue E-Postbriefe unterrichten zu lassen.

Anmeldeprozess bei Firmen und Briefkastenfirmen:
Aus Sicherheitsgründen müssten sich Firmen nicht nur direkt als Firma anmelden, sondern auch alle Geschäftsinhaber per Ausweis registrieren. Briefkastenfirmen, welche dann eventuell SPAM verschicken oder das System für illegale Handlungen missbrauchen könnten, hätten nach Dr. Georg Rau so keine Chance. Bei jeder Firma würde geprüft, ob die Firma im deutschen Handelsregister eingetragen sei und ausserdem müsste jeder Geschäftsinhaber (nicht nur einer) eine den Privatkunden ähnliche Anmeldeprozedur durchlaufen. So sei sichergestellt, dass bei Verfehlungen auch wirklich real existierende Personen haftbar gemacht werden können.

23. November 2010

Bundesrat kritisiert De-Mail Gesetz

Nachdem bereits mehrere Politiker das neue De-Mail Gesetz kritisiert haben, hat der Bundesrat ebenfalls eine Stellungnahme veröffentlicht. Grundtenor dabei sind eher die Formulierungen einzelner Gesetzespassagen, so wird unter anderem kritisiert, dass einige Begriffe nicht durchgängig mit der gleichen Bedeutung verwendet werden, so dass unter Umständen juristische Problem zu einem späteren Zeitpunkt nicht auszuschliessen sind. Zudem

ist der Rechtsausschuss etwa der Ansicht, dass das De-Mail-Verfahren zwingend einer Abstimmung mit dem Signaturgesetz bedürfe. Derzeit solle es Behörden zwar ermöglicht werden, Bescheide an Bürger zuzustellen. Diese könnten jedoch nicht wirksam Rechtsmittel dagegen auf gleichem Weg einlegen, da dafür eine qualifizierte elektronische Signatur nötig sei. (Quelle Heise.de)

Dies ist ein Problem welches bereits in früheren Publikationen bereits angesprochen wurde. Übersetzt heisst dies, dass Ämter zwar offizielle und damit juristische Schreiben an Bürger schicken dürfen, diese dann aber wieder nicht rechtskräftig antworten können bzw. für eine rechtskräftige Antwort ein zusätzliches und meistens mit Kosten verbundenes Zertifikat benötigen. Diese fehlende Gleichstellung aller Kommunikationspartner würde De-Mail zu einer Art Einbahnstraße für Behörden machen. Der Bürger müsste um Antworten zu können, dann doch wieder den Postweg wählen.

Keine Portierung der De-Mail Adresse:
Weiterhin wurde die namentliche Bindung an einen Provider kritisiert. Wer seinen Provider wechseln möchte, muss gleichzeitig auch seine Adresse ändern, womit ein Mehraufwand für den Nutzer nötig wäre. Eine Portierung, wie sei bei Mobilfunknummer möglich ist, ist bei De-Mail nicht vorgesehen. Auch wurden weitere Punkte des Gesetzentwurfs kritisiert.

Zudem werde mit der Einbindung des Begriffs “De-Mail” in die Adresse “kein verwechslungssicheres einheitliches Schema” aufgezeigt. “Bedenklich” erscheine ferner die Zulassung von Pseudonymen. Es sei nicht nachvollziehbar, inwieweit dies einer sicheren und offenen elektronischen Kommunikation dienen solle. Der Entwurf lasse auch offen, welche Folgen für den Nutzer mit einer automatisierten Weiterleitung von Nachrichten an eine andere De-Mail-Adresse ­ vergleichbar zu einer Briefkastenleerung durch Nachbarn ­ verbunden seien. Hier sei wenigstens zu regeln, wann eine Zugangs- oder Abholbestätigung ausgestellt werde. Unklar bleibe auch, ab welchem Zeitpunkt die Zustellbarkeit von Behördenpost anzunehmen sei.

Wie bereits im Artikel „Neues De-Mail Gesetz ist auf dem Weg“ beschrieben, fehlt im neuen Gesetzentwurf die im Vorfeld immer wieder erwähnt Kennzeichnung „de-mail“. De-Mail Adresse können daher frei von jeder Kennzeichnung als De-Mail Adresse sein, was zu einer starken Verwirrung gerade in der Kommunikation mit ausländischen Stellen führen kann, was aber auf der anderen Seite auch der Post mit ihrem E-Postbrief erlauben würde, zu De-Mail zurückzukehren. In wie weit diese Hinterür natürlich gewollt ist, kann an dieser Stelle nicht beurteilt werden.

Play it again Sam:
Wie immer durfte die gebetsmühlenartig wiederholte Forderung nach eine Ende-zu-Ende Verschlüsslung nicht fehlen.

Inhaltlich drängen die Innenpolitiker unter anderem darauf, eine konstante “Ende-zu-Ende-Verschlüsselung” der ausgetauschten Daten zur Pflicht zu machen. Nach dem Entwurf sei nur der Einsatz “gängiger Standards für sicheren Mailversand” wie SSL oder SMTP/TLS gewährleistet.

Nicht erwähnt wurde wie immer, wie ersten eine Ende-zu-Ende Verschlüsselung ohne Installation von Zusatzsoftware seitens des Nutzer bewerkstelligt werden soll und zweitens wie eine Ende-zu-Ende Verschlüsselung zur Pflicht gemacht werden soll. Salopp könnte man fragen, ob bei der Anmeldung ein bereits vorhandenes Schlüsselzertifikat vorlegt werden muss, oder ob nicht verschlüsselten De-Mails vom System blockiert werden? Kritiker würde dann zurecht fragen, warum man dann noch eine De-Mail System benötigt (was viele sich bereits heute fragen).
Abgerundet werden dies Aussagen mit einer Forderung nach einer rechtskräftigen Bestätigung des Datenschutzes.

Nicht zuletzt sei die Wichtigkeit des Schutzes der Nutzerdaten bei akkreditierten Diensteanbietern mit einer eigenständigen Vorschrift zu betonen.

Diese Forderung basiert vermutlich auf der im Moment laufen Datenschutzdiskussion um Google Street View und Co. Auffallend ist jedoch, dass gerade im politischen Bereich sehr viel verlangt und auch „nachgeplappert“ wird, ohne sich Gedanken darüber zu machen, wie die Forderungen technisch überhaupt umzusetzen sind bzw. ob diese Forderungen technisch überhaupt umsetzbar sind. Hätte sich auch nur ein Teil der Politiker ein paar Jahre früher mit dem Thema sicherere E-Mail Kommunikation auseinander gesetzt, hätte man schon längst gängige Verschlüsselungstechniken massentauglich umsetzen und auch in Gesetzen verankern können. So liegt der Verdacht nahe, dass sich hier ein paar „schlaue“ Politiker ein Stück vom „Ich-bin-für-Datenschschutz-Kuchen“ abschneiden wollen, ohne eine Idee zu haben worum es eigentlich geht. So auch der netzpolitische Sprecher der Grünen Konstantin von Notz, welcher auf Golem.de De-Mail gleich komplett verstaatlichen will, wo doch die Grünen unter anderem für Datenschutz und weniger staatliche Eingriffe sind. Aber dann De-Mail, welches bereits jetzt als staatliche E-Mail gesehen wird, noch mehr verstaatlichen. Diese Forderung zeigt, wie wenig technisches Wissen bei manchen Politiker vorherrscht.

Polemik statt Sachargumente:
Allerdings zeigen die zahlreichen Leserkommentare auf verschiedenen Seiten auch nicht eine sehr aufgeklärtes Bild. So werden viele Behauptungen in den Raum gestellt, welche weder durch Quellen noch per schlüssige Argumentationsketten bewiesen werden können. Auch zeigen zahlreiche Kommentare, dass die jeweiligen Autoren weder die Gesetzestexte noch die Ausführen auf anderen Blogs dazu lesen. Es klaffen also auf beiden Seiten grosse Wissenslücken auf.

Um der anderen Seite eine Chance zu geben sei hier auch auf den Artikel „Telekom und Web.de verteidigen De-Mail gegen Kritik“ hingewiesen, in dem die Telekom und 1&1 Stellung zu ihrem Projekt und zu einigen Kritikpunkte nehmen. So ist bei Urlaub oder Krankheit auch bei De-Mail ein Erweiterung der Zustellfrist möglich.

Schlicht nicht richtig verstanden habe von Notz die Zustellregeln, so der 1&1-Sprecher. Hier seien die gleichen Festlegungen wie für das papierene Einschreiben gültig. “Wer beispielsweise nachweislich krank oder im Urlaub war, kann die Zustellfrist entsprechend erweitern.” Die technischen Richtlinien seien klar und transparent definiert. “Außerdem ist innerhalb des De-Mail-Standards jederzeit auch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung möglich”, sagte d’Aguiar.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass De-Mail definitiv ein paar Lücken sowohl in der Formulierung des Gesetzes wie auch in der technischen Umsetzung hat, die dringend geschlossen werden müssen. Eine Polemik, wie sie von vielen „Verschwörungstheoretikern“ bei diesem Thema gerne verwendet wird, nützt jedoch niemandem. Und auch eine Beleidigung der Macher und anderer DE-Mail Nutzer ist eher kontraproduktiv. Ziel der Auseinandersetzung sollten sachliche Argumente sein.

Weitere Infos zu De-Mail und dem E-Postbrief in der Rubrik De-Mail vs. Onlinebrief

15. November 2010

De-Mail ab sofort reservierbar

Ab heute Nacht (15.11.2010) ist zumindest bei der Deutschen Telekom die vollständige und echte Reservierung einer De-Mail Adresse möglich. Interessenten, welche sich bereits vorreserviert haben sollten die nächsten Tag ein E-Mail erhalten. Diese haben dann vier Wochen Zeit sich ihre vor reservierte Adresse endgültig zu sichern. Sollte der Interessent diese vier Wochen verstrichen lassen, verfällt die Vorreservierung und die Adresse wird wieder frei gegeben.
Die Loginseiten finden sich über Google!

Wer sich eine De-Mail Adresse reservieren möchte benötigt (aus unerfindlichen Gründen) eine reguläre E-Mail Adresse beim jeweiligen Anbieter. Wer also bei der Deutschen Telekom seine De-Mail Adresse haben möchte, benötigt zusätzlich eine @t-online.de E-Mail Adresse. Jetzt stellt sich in diesem konkreten Fall natürlich die Frage, was DSL Kunden der Telekom, welche automatische eine @t-online.de Adresse erhalten, machen, wenn sie den DSL Vertrag kündigen und die reguläre E-Mail Adresse erlischt. Gilt dann die De-Mail Adresse weiterhin oder hat dies keine Auswirkungen?

Dies wird in den nächsten Tage ein Telefonat zeigen.

15. November 2010

Journalisten Schuld an Verwirrung um De-Mail und E-Postbrief?

Deutschland streitet um den Sinn der rechtssicheren E-Mail. Die zwei neuen Produkte De-Mail und E-Postbrief sollen in Zukunft den digitalen Postverkehr revolutionieren. So das Versprechen der beteiligten Firmen. Rechtssichere und verbindlich Kommunikation durch klare Identifikation aller beteiligten Personen und Verschlüsselung ist das Ziel.
Doch manchmal fragt man sich, wie tief die jeweiligen Journalisten sich informiert haben und wie weit sie sich mit der Technik überhaupt auskennen.
Immer wieder liest man Behauptungen, die technisch nicht wahr sind oder bereits im Internet widerlegt wurden. Alte Kamelen neu aufgewärmt. Man liest von einer „Verwirrung durch De-Mail und E-Postbrief“, als ob die Kunden verwirrt wären, wenn es mehr als zwei Automarken oder mehr als zwei Fluggesellschaften geben würde. Sicherlich wird es „da draussen“ genug Menschen geben, die sich nicht mit der neuesten Technik beschäftigen und darum erstmal aufgeklärt werden müssen über technische Neuerungen. Deshalb aber gleich von Verwirrung zu sprechen?

FAZ Artikel bester Beweis
Einen solchen Artikel stellt auch der neueste Erguss der FAZ vom 14. November 2010 dar. Im Artikel „Gefährliche Angriffe auf die E-Mail“ erfährt der Leser mit welchen Tricks und Maschen Betrüger Zugriff auf E-Mailkonten erhalten. Wie sie durch Bettelbriefen und vorgetäuschten Sicherheitslücken Passwörter ergaunern und damit Zugriff auf vertrauliche Daten erhalten. Kontoeigentümer werden dann entweder um ihr Geld erleichtert oder regelrecht mit der Freigabe ihrer E-Mailkonten erpresst. Quintessenz der ersten Hälfte des Artikels ist jedoch immer die freiwillig Herausgabe der Passwörter. Die Nutzer werden durch verschiedene Methoden dazu verleitet ihre Zugangsdaten an andere Menschen freiwillig weiterzugeben.
Hier soll laut FAZ Autor Peter Welchering die De-Mail Abhilfe schaffen.

eine verlässliche Kommunikationsbasis zu schaffen und Mail-Napping möglichst auszuschließen. Mit dem DE-Mail-Verfahren soll sichergestellt werden, dass der Empfänger genau weiß, wer der Absender der E-Mail ist.

Jetzt stellt sich von technischer Seite aus die Frage wie das genau gemeint ist, denn auch bei De-Mail können auf dem einen oder anderen Wege die Kunden dazu verleitet werden ihre Zugangsdaten herauszugeben. Der Nutzer an sich ist immer das schwächste Glied in der Sicherheitskette. Wenn dieser sich überrumpeln lässt, nützen die besten Sicherheitsmaßnahmen nichts.
Oder redet der Autor vom „man-in-the-middle“? Also das Abfangen der Mails durch einen „Mann in der Mitte“, welcher die Mail dann verändert und an den eigentlichen Empfänger weiter sendet und so z.B. die Lieferadresse einer Ware austauschen kann, wobei das Bezahlkonto jedoch das Gleiche bleibt. Der Originalsender würde seine bezahlte Ware also nie erhalten.
Oder redet der Autor vom Hacken der De-Mails Server? Wer den Artikel weiter liest erfährt nämlich, dass die De-Mail Nutzer sich ausweisen müssen. Wie jedoch das Sicherstellen der Namen einen Sicherheitsgewinn bedeuten soll erfährt der Leser nicht. Sollen damit Napping-Versuche aufgedeckt werden? Der unwissende Leser wird mit dieser Information allein gelassen.

Ein paar Kritikpunkt zur Abrundung
Im nächsten Absatz geht es um die Verschlüsselung der De-Mails auf der Server. Wie bereits seit Monaten bekannt ist, werden De-Mails sowohl auf den Wegen, wie auch auf den Server verschlüsselt. Leider, und dies ist eine sehr wichtiger Punkt, findet für eine kurzen Zeitraum eine Entschlüsselung der De-Mails auf den Server der jeweiligen Provider statt. Hier könnten Hacker nun Zugriff auf die De-Mails und damit auf sensible Daten erhalten.
Allerdings wird dieser Zusammenhang in keinster Weise mit den Informationen in der oberen Hälfte des Artikel in Verbindung gebracht. Wie ist das Hacken eines Server mit dem freiwilligen Herausgeben der Zugangsdaten zu verbinden und welche Rolle spielt dabei De-Mail? Auch hierüber wird der Leser im Unklaren gelassen. Der Leser erfährt, dass auch De-Mails Server gehackt werden können um Mail-Napping zu betreiben. Soweit so gut. Werden jedoch der Amazon-Server oder der Bankserver hackt, erhält der Angreifer auch Zugriff auf meine Daten. Die Information, dass Server gehackt werden können, ist in Zeiten des Internet irgendwie nicht so extrem neu. Natürlich müssen von einer Zeitung auch Leser informiert werden, die nicht jeden Tag im Internet unterwegs sind und sich auf den Laufen halten. Aber innerhalb eines Artikel sollten die technischen und realistischen Zusammenhänge doch gegeben sein.

Ganz obskur wird es bei den Verbesserungsvorschlägen

So könnte zum Beispiel eine zentrale Stelle im DE-Mail-Service, die den Schlüsselaustausch koordiniert, Abhilfe schaffen.

Ist damit eine Schlüsselstelle gemeint, welche die Schlüssel für den Endverbraucher oder die Provider verwaltet? Was passiert wenn diese Schlüsselstelle ebenfalls gehackt wird? Sicherlich ist es schwieriger zwei Server zu hacken, jedoch besteht auch hier die theoretische Möglichkeit, dass die Schlüssel und damit die Daten in fremden Hände geraten. Die Hürde wird erhöht, aber eben nicht ganz ausgeschlossen.

(Un-)konkrete Verbesserungsvorschläge
Jedoch hat der Autor erkannt, dass es auch die Möglichkeit gäbe sein De-Mail selber nochmals individuell zu verschlüsseln.

Auch würde eine zusätzliche Sicherheitssoftware, die im Browser ausgeführt wird, für eine direkte Verschlüsselung vom Absender zum Empfänger sorgen können. Dann müsste allerdings ein anderes Verschlüsselungsprotokoll verwendet werden als das bisher für den DE-Mail-Service geplante. Ebenso könnte eine eigene DE-Mail-Software auf den PCs der Nutzer das Problem lösen. Sie müsste dann statt des Browsers verwendet werden, mit dem PC-Anwender den bisherigen Planungen zufolge ihre DE-Mail-Postfächer verwalten sollen.

Der Leser erfährt also, dass es noch Programme gäbe, welche die De-Mail zusätzlich verschlüsseln können. Welche diese jedoch sind bleibt geheim. Der Leser erfährt, dass dies mit Hilfe von Zusatzsoftware im Browser oder durch Mail-Client möglich wäre. Dass die Provider bereits an Plugins für Mail-Clients wie Thunderbird und Co. arbeiten erfährt der Leser des Artikel jedoch nicht. Dass De-Mail S/MIME unterstützen soll bleibt auch unerwähnt. Vermutlich wären das zuviel technische Information in einem Artikel. Lieber stochert man etwas im Nebel der E-Mailkommunikation herum.

Wo liegt das Problem?
Irgendwie hat man das Gefühl, der Autor suche ein Möglichkeit eine Artikel über De-Mail zu schreiben und leitet ihn ein mit einem Überblick über die Betrugsmöglichkeiten bei der normalen E-Mail. Ob die Arten der Betrugsmaschen dann auf die De-Mail passen bzw. die Überleitungen im Artikel auch passen, scheint dabei nicht zu interessieren. Es werden ein paar Betrugsmaschen aufgezählt, dann der klassische Satz „hier soll De-Mail Abhilfe schaffen“ und dann wird De-Mail erklärt. Am Ende ein paar allgemeine Kritikpunkt und dann noch ein paar unrecherchierte Verbesserungsvorschläge und fertig ist der oberflächliche De-Mail Artikel der mehr Verwirrung schafft als Antworten zu geben. Und dann wird im nächsten Artikel wieder behauptet, die Existenz von De-Mail und dem E-Postrief würde den Kunden verwirren.

P.S.: Wer Inhalte zu De-Mail und dem E-Postbrief sucht bitte auf in die Rubrik
De-Mail vs. Onlinebrief schauen!

9. November 2010

De-Mail POP3 Notifier im Test

Ein grosser Kritikpunkt sowohl beim De-Mail System als auch beim E-Postbrief sind die bis jetzt fehlenden Schnittstellen zu E-Mail Programmen wie Thunderbird oder Outlook. Obwohl das De-Mail System frühestens Frühjahr 2011 offiziell auf den Markt kommt, schreien Kunden bereits jetzt nach Lösungen.

Wie beim RoundTable (Pressekonferenz) an der IFA mitgeteilt wurde, soll es zu einem späteren Zeitpunkt auf jeden Fall De-Mail Plugins für die gängigsten E-Mail Programme geben (Quelle). Wer bis dahin nicht warten kann und bereits jetzt seinen De-Mail Account per Notifier prüfen möchte, kann auf zwei Firefox Plugins zurückgreifen. Diese prüfen den De-Mail Account in regelmässigen Abständen oder auch manuell auf neu eingegangene De-Mails.

Sowohl United Internet (GMX und Web.de) wie auch die Deutsche Telekom (Deutsche Telekom und T-Systems) werden dabei unterstützt. Hergestellt werde beide Plugins von der Softceed GmbH in Bamberg.

Ein Test (installiert im Firefox) zeigt, dass das Plugin bis jetzt fehlerfrei funktioniert. Nach der Eingabe der Accountdaten und der nötigen Einstellungen wie Abrufintervall (zwischen 1 Min und 30 Min), der Art der Benachrichtigung und ähnlichen Einstellungen, welche man bereits aus anderen E-Mail Notifiern kennt, lassen sich die De-Mails bequem im Firefox abrufen und verwalten. Es lassen sich auch mehrere De-Mail Konten installieren und verwalten.

Da es sich von der Idee her bei De-Mail um sensible Daten handelt, muss jeder Nutzer selber wissen, ob er der Softceed GmbH seine De-Mail Zugangsdaten anvertrauen will. Ausserdem unterstützt der De-Mail Notifier zumindest im Moment noch nicht den Zugang mit “hohen Sicherheitsniveau” (per SMS-Tan). Dies dürfte vermutlich auch schwer zu realisieren sein, da der Nutzer in diesem Fall alle 30 Minuten (je nach Abrufintervall) eine SMS-Tan eingeben müsste. Des weiteren können mit dem Notifier keine De-Mails empfangen und verschickt werden. Es wird also lediglich auf den Eingang im Postfach hingewiesen. Der Login erfolgt dann wie gewohnt über den Browser direkt (oder später mit einem E-Mail Client). Durch die Eingabe der Zugangsdaten erscheint jedoch ein Button (z.B. Web.de), welcher den Nutzer mit einem Klick auf die jeweilige De-Mail Login-Seite weiterleitet. Ein minimaler Komfort ist also gegeben.

Direkter Download von der Mozilla Seite:
https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/234314/ (Telekom und T-Systems)
https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/234322/ (GMX und Web.de)

Benachrichtigungs-SMS:
Wer sich mobil über den Eingang von De-Mails informieren lassen möchte, muss leider auf Push-Mail zurückgreifen. Eine SMS Benachrichtigung ist zwar geplant, gibt es im Moment aber noch nicht. Bei der Benachrichtigung per E-Mail oder Push-Mail wird eine E-Mail an eine frei wählbare E-Mail Adresse geschickt, die den Nutzer über dein Eingang einer DE-Mail informiert (keine Weiterleitung der De-Mail). Wer Push-Mail besitzt kann somit eine Art SMS Benachrichtigung selbst kreieren.

Update: Der Notifier funktionierte nur im De-Mail Testlauf.

4. November 2010

Start der De-Mail verzögert sich

Wie heute bekannt wurde, verzögert sich der Start der De-Mail noch um mindestens einen Monat. Wie durch die Presse mitgeteilt wurde, lässt sich der Veröffentlichungstermin Anfang Januar nicht mehr halten. Jedoch wird auch der Ausweichtermin vom 11. Februar oder auch die Veröffentlichung zur Cebit 2011 für fragwürdig gehalten (Quelle). Wie es scheint, haben die Informatiker noch einiges aufzuarbeiten.
Die beteiligten Firmen planen ihr Produkt auf rechtlich sicherer Beine zu stellen. Dies kann jedoch erst mit dem Inkrafttreten des neuen De-Mail Gesetzes ermöglicht werden.

Interessant ist jedoch, dass in der Pressemitteilung vom:

… Prinzip des Einschreibens auf den elektronischen Postverkehr …

gesprochen wird und nicht mehr vom rechtssicheren elektronischen Brief. Es scheint als hätten die Pressebeauftragten aus den Fehlern des E-Postbrief gelernt. Zeit und Beispiele genug hatten sie.

Preise wollen die beteiligten Unternehmen jedoch erst nennen, wenn das Gesetz endgültig verabschiedet ist.

Bedenkt man jedoch die Aussage, dass De-Mail für Privatanwender innerhalb eines Kontingents kostenlos sein soll (Quelle), klingt das System vom Preis her deutlich besser als der E-Postbrief. Digitale und rechtssichere Einschreiben für 0 Cent ist ein Kampfpreis, der erstmal unterboten werden muss.

Heise berichtet auch darüber.
Auch: @Telemedicus: Im Blog: De-Mail: Warum verzögert sich das Gesetz? http://bit.ly/cFVsGF

14. Oktober 2010

Neues De-Mail Gesetz ist auf dem Weg

Am 13.10.2010 wurde der bis dato noch nicht ganz vollständige Gesetzestext zum neuen De-Mail Gesetz bei der Bundesregierung eingereicht und angenommen. Das neue Gesetz kann somit Frühjahr 2011 an den Start gehen. Viele Details wurden im Vorfeld besprochen und kritisiert, ohne dass viele Leute sowohl den Entwurfstext wie auch andere Quellen im Internet zu Rate gezogen hatten. Anhand von Ausszügen soll untersucht werden, welche Änderungen der aktuelle Gesetzestext mit sich bringt und ob das neue Gesetz wirklich eine enorme Verschlechterung für den Nutzer darstellt.

Paragraf 4 Absatz1:
Ein Verfahren ist geeignet, wenn es durch zwei voneinander unabhängige Sicherungsmittel gegen eine unberechtigte Nutzung geschützt ist sowie die Einmaligkeit und Geheimhaltung der im Rahmen des Verfahrens verwendeten Geheimnisse sichergestellt sind. Der Nutzer kann verlangen, dass für sein De-Mail-Konto ausschließlich eine sichere Anmeldung möglich sein soll. […]
Absatz 2:
Der akkreditierte Diensteanbieter hat zu gewährleisten, dass der Nutzer zwischen mindestens zwei Verfahren zur sicheren Anmeldung nach Absatz 1 Satz 3 wählen kann.
Absatz 3:
Der akkreditierte Diensteanbieter hat sicherzustellen, dass die Kommunikationsverbindung
zwischen dem Nutzer und seinem De-Mail-Konto verschlüsselt erfolgt.

Im Blogeintrag „De-Mail erhöht ab sofort Sicherheit beim Login “ wurde ja bereits beschrieben, dass sich die Anmeldung bei GMX auf niedrigen Sicherheitsniveau freiwillig deaktivieren lässt, damit Trojaner und andere Programm keine Chance mehr haben. Dieser Paragraf bringt zwar kein zusätzliches Wissen, bestätigt aber nochmals die Aussage im Blogartikel.

Paragraf 5 Absatz 1:
im Domänenteil der De-Mail-Adresse eine Kennzeichnung

Auch in den Erklärungen heisst es:

[…] Nach Satz 2 Nummer 1 muss im Domänenteil („hinter dem @“) der Adresse eine Kennzeichnung vorgesehen werden. An dieser Kennzeichnung ist die De-Mail-Adresse als solche erkennbar. Nur akkreditierte Diensteanbieter sind berechtigt und verpflichtet, an ihre Nutzer De-Mail-Adressen mit einer Kennzeichnung zu vergeben. Bei der Kennzeichnung kann es sich um eine Top-Level-Domain oder um eine Sublevel-Domain handeln […]

Interessant ist, dass hier nur von „einer Kennzeichung“ gesprochen wird und keine spezielle „de-Mail.de“ Kennzeichnung erwähnt wird. Die Frage stellt sich nun, ob die Deutsche Post, welche ja bereits Teil des De-Mail Projekt war, dann ausgestiegen ist und jetzt eventuell wieder zurückkommen möchte, ihre Adressenendung „@epost.de“ beibehalten kann. Nach Wunsch der Deutschen Telekom und United Internet am RoundTable an der IFA sollte nämlich genau das nicht der Fall sein. Laut den beteiligten Firmen hätte eine De-Mail Adresse nur die Endung „de-mail.de“ enthalten sollen. Ein Rückkehr der Post wäre somit schwierig bis unmöglich geworden. Jetzt scheint es so, als hätte man sich beim Gesetz doch auf die etwas freiere Möglichkeit geeinigt. Somit dürfte „der Kampf des Jahrhunderts“ wie ihn viele Internetzeitschrift bereits betitelt hatten komplett ausfallen. [Post will doch wieder De-Mail Anbieter werden]

Paragraf 5 Absatz 1 Unterabsatz 2
bei natürlichen Personen im lokalen Teil deren Nachnamen und einen oder mehrere
Vornamen oder einen Teil des oder der Vornamen

Die Adresse kann also Max.Mustermann oder M.Mustermann oder Max.Willi.Mustermann heissen.

Paragraf 5 Absatz 11
Nutzern, die natürliche Personen sind, bietet der akkreditierte Diensteanbieter an, von
allen an ihre De-Mail-Adresse adressierten Nachrichten eine Kopie an eine zuvor vom Nutzer angegebene De-Mail-Adresse (Weiterleitungsadresse) weiterzuleiten, ohne dass der Nutzer an seinem De-Mail-Konto angemeldet sein muss (automatische Weiterleitung).[…]

Ein Chef kann also seiner Sekretärin seine De-Mails weiterleiten lassen. Auch können somit Urlaubsvertretungen geregelt werden.

Paragraf 9 Absatz 1: SPAM und Spyware
Der akkreditierte Diensteanbieter muss den Nutzer außerdem darüber informieren, wie mit
schadsoftwarebehafteten De-Mail-Nachrichten umgegangen wird.

Der Anbieter muss also genau mitteilen wie und ob De-Mails ausgefiltert werden. Die Deutsche Post hat in ihrem E-Postbrief Account eine sogenannte „Quarantäne-Zone“, in der infizierte E-Postbrief landen. Dies wird es somit bei De-Mail vermutlich auch geben.

Paragraf 10 Absatz 4:
Der akkreditierte Diensteanbieter hat ein De-Mail-Konto unverzüglich aufzulösen, wenn
der Nutzer es verlangt

Im Gegensatz zum E-Postbrief werden also bei Auflösung des Postfach alle Daten sofort gelöscht.

Paragraf 11 Absatz 2
Übernimmt kein anderer akkreditierter Diensteanbieter das De-Mail-Konto, muss der
akkreditierte Diensteanbieter sicherstellen, dass die im Postfach und in der Dokumentenablage gespeicherten Daten für wenigstens drei Monate ab dem Zeitpunkt der Benachrichtigung des Nutzers abrufbar bleiben.

Geht ein De-Mail Anbieter Konkurs, so muss er mindestens drei Monate dafür sorgen, dass alle Nutzer ihre De-Mails in Sicherheit bringen können.

Paragraf 12:
Der akkreditierte Diensteanbieter ist verpflichtet, dem Nutzer für einen Zeitraum von drei Monaten nach Vertragsende den Zugriff auf die im Postfach und in der Dokumentenablage abgelegten Daten zu ermöglichen und ihn auf ihre Löschung mindestens einen Monat vor dieser in Textform hinzuweisen.

Beendet der Nutzer also nur seinen Vertrag, bleiben auch hier die De-Mails drei Monate abrufbar. Wer dies nicht möchte, muss wie Paragraf 10 Absatz 4 die sofortige Löschung beantragen.

Paragraf 16 Auskunftsanspruch:
(1) Ein akkreditierter Diensteanbieter erteilt Dritten Auskunft über Namen und Anschrift
eines Nutzers, wenn
1. der Dritte glaubhaft macht, die Auskunft zur Verfolgung eines Rechtsanspruches gegen
den Nutzer zu benötigen,
2. sich die Auskunft auf ein Rechtsverhältnis zwischen dem Dritten und dem Nutzer bezieht,
das unter Nutzung von De-Mail zustande gekommen ist,
3. der Dritte die zur Feststellung seiner Identität notwendigen Angaben im Sinne von § 3
Absatz 2 macht,
4. der akkreditierte Diensteanbieter die Richtigkeit der Angaben nach § 3 Absatz 3 überprüft
hat,
5. das Verlangen nicht rechtsmissbräuchlich ist, insbesondere nicht allein dem Zweck
dient, ein Pseudonym aufzudecken, und
6. die schutzwürdigen Interessen des Nutzers im Einzelfall nicht überwiegen.

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung im Internet dürfen De-Mail Anbieter also nicht ohne weiteres die Namen und Daten der De-Mail Nutzer herausgeben. Wie in Paragraf 16 deutlich geschrieben, müssen ganz bestimmte Rahmenbedienungen vorliegen.

Paragraf 5:
Die durch die Auskunftserteilung erlangten Daten dürfen nur zu dem bei dem Ersuchen
angegebenen Zweck verwendet werden.
Absatz 6:
Der akkreditierte Diensteanbieter hat die Auskunftserteilung nach Absatz 1 zu dokumentieren und den Nutzer von der Erteilung der Auskunft zu informieren. Die Dokumentationspflicht nach Satz 1 umfasst den Antrag zur Auskunftserteilung samt Angabe des Dritten
nach Absatz 1 […]

Eine Spass-Abfrage sowie eine Fremdverwendung der Daten ist also ausgeschlossen und der De-Mail Nutzer wird über die Auskunft informiert. Dies trifft natürlich nicht auf Anfragen von Ermittlungsbehörden zu.

Paragraf 19 Gleichstellung ausländischer Dienste
Paragraf 19 regelt alle Vorschriften, die ein ausländischer Dienst erfüllen muss, um Mitglied bei De-Mail zu werden. Kurz gesagt, muss gegeben sein, dass ausländische Anbieter genau die gleichen Sicherheitskriterien erfüllen wie inländische Anbieter. Eine zuständige Stelle kontrolliert dies.

Hier könnte auch eine Grund versteckt sein, die Endungen nicht auf „de-mail.de“ lauten zu lassen, da sicherlich kein Franzose eine deutsche E-Mail Adresse nutzen würde. Rein theoretische steht also einer Ausweitung dieses Systems auf die EU nichts im Wege.

Artikel 3 f:
Absatz 5 wird wie folgt gefasst:
„Ein elektronisches Dokument kann im Übrigen unbeschadet des Absatzes 4
elektronisch zugestellt werden, soweit der Empfänger hierfür einen Zugang eröffnet.
Es ist elektronisch zuzustellen, wenn auf Grund einer Rechtsvorschrift ein
Verfahren auf Verlangen des Empfängers in elektronischer Form abgewickelt
wird. Für die Übermittlung ist das Dokument mit einer qualifizierten elektronischen
Signatur nach dem Signaturgesetz zu versehen und gegen unbefugte
Kenntnisnahme Dritter zu schützen.“
c) Absatz 7 wird wie folgt geändert:
bb) In Satz 3 werden die Wörter „glaubhaft macht“ durch das Wort „nachweist“
ersetzt.

Wie zu erwarten war bleibt es bei der Beweislastumkehr durch den Empfänger. Was auf der anderen Seite aber wieder den Vorteil hat, dass ich als Sender genauso davon ausgehen kann, dass der Empfänger mein De-Mail erhalten hat. Eine Kündigung 10 Minuten vor 24 Uhr oder eine Rechnung oder eine Mahnung an eine Geschäftspartner ist genauso sicher angekommen wie eine Gebührenbescheid vom Amt bei mir. Der Nutzer erhält mehr Pflichten aber auch gleichzeitig mehr Rechte bei der Kommunikation zwischen zwei Privatpersonen. Jeder muss nun selber entscheiden, wieviel seiner Korrespondenz rein oder raus geht und welche Konsequenzen dies für einen selber hat.

Nicht behandelt werden vom Gesetz die Frage wie schnell eine De-Mail auf dem Server gelöscht werden muss, wenn sie manuell durch den Nutzer gelöscht wird. Dies war einer der grossen Kritikpunkte am E-Postbrief der Deutschen Post. Lediglich ein „Löschschutz“ von 90 Tagen ist vorgesehen, der De-Mails erst nach 90 Tagen zur Löschung freigibt, sollte sich der Nutzer nur mit niedrigen Sicherheitsniveau anmelden. Wer sich jedoch mit hohem Sicherheitsniveau anmeldet, kann wie gewohnt seine De-Mails jederzeit löschen.

Punkte und Aussagen, welche durch den neues Gesetzestext unberührt geblieben sind, gibt es im Archiv: https://www.ralfbachmann.de/category/de-mailonlinebrief/

Den Gesetzestext vom 13.10.2010 gibt es hier: http://twitter.com/egovzweinull/statuses/27323536290

Wichtig ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass es immer ein Unterschied ist, was im Gesetz steht und was die einzelnen Provider als Dienste anbieten. Ziel ist es, dass das Gesetz nur dem Rahmen vorgibt. Zusatzdienstleistungen, AGBs, Preise usw. unterliegen dann jedem Anbieter direkt. Ziel ist es hier einen Markt entstehen zu lassen, an dem sich jeder Provider behaupten muss.

6. Oktober 2010

Teil 3 Inside De-Mail – Scharfe Kritik des Datenschutzbeauftragten an De-Mail technisch falsch

Wichtiges Update am Ende des Artikels!

Forderung nach serverseitiger Ende-zu-Ende Verschlüsselung technisch nicht umsetzbar.

Eine telefonische Nachfrage beim Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit ergab ein paar Interessante Details zum Zitat des Datenschutzbeauftragten Peter Schaar an der angeblich fehlende Ende-zu-Ende Verschlüsslung bei De-Mail. Die oft zitierte und bei Twitter unzählige Mal wiederholte Forderung des Datenschutzbeauftragen nach einer „echten“ Ende-zu-Ende Verschlüsselung betrifft nach Auskunft der Rechtsabteilung leider nicht eine nutzergesteuerte PGP oder S/Mime Verschlüsselung. Auf gezielte Nachfrage mussten die Stellen im zuständigen Büro leider zugeben, dass die Forderung nach einer einfach zu handhabenden Ende-zu-Ende Verschlüsselung nur eine politische Forderung darstellt, die sich aber technisch nicht umsetzen lässt. Wie bereits im Artikel „Teil 2 Inside De-Mail – Alte Kritikpunkte neu aufgewärmt“ erwähnt, soll De-Mail eine S/Mime Verschlüsselung und die damit verbunden Zertifikate unterstützt. Dies benötigt jedoch, wie bei jeder asymmetrischen Verschlüsslung, eine aktive Eigenarbeit des End-Nutzers durch Verwendung und Installation der nötigen Software. Jeder Nutzer muss sich in Eigenregie in das Thema einarbeiten und sich die notwendigen Zertifikate und die notwendige Software selbst beschaffen. Dies benötigt neben Arbeit, Zeit und Wissen auch die Sensibilität für das Thema Sicherheit. Eine anbietergestützte Ende-zu-Ende Verschlüsselung ist weder sicher noch empfehlenswert, da hier Inhalt und Schlüsselverwaltung in den gleichen Händen liegen.

Somit sind sich die Stellen beim Bundesbeauftragten für Datenschutz und die Informationsfreiheit darüber bewusst, dass die Aussage von Peter Schaar zum Thema der fehlende Ende-zu-Ende Verschlüsselung bei De-Mail eine Aussage ist, welche zwar datenschutzrechtlich Sinn macht, technisch aber nicht haltbar ist. Eine saubere asymmetrischen Verschlüsslung bringt immer zusätzliche Arbeit für den End-Nutzer. Dies sollte allen Interessenten bewusst sein. Somit können die De-Mail Anbieter keine echte Ende-zu-Ende Verschlüsselung ihrerseits anbieten. Eine Forderung in diese Richtung hört sich gerade für Kritiker des neuen System gut an lässt sich aber in Realität nicht umsetzen.

Nutzer, welche ihre De-Mails per S/Mime verschlüsseln wollen, sollten darum noch einige Zeit warten. Nach Auskunft der Telekom und United Internet (GMX und Web.de) sind bereits Plugins für Outlook, Thunderbird und Lotus Notes in Planung mit denen dann eine Einbindung von De-Mail in die Mail-Clients ermöglicht werden soll. Somit können dann auch S/Mime Verschlüsselungen sicher auf dem heimischen Rechner durchgeführt werden.
Wie aus dem Hause des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit weiter betonte wird, ist es wichtig die Nutzer darauf aufmerksam zu machen, dass trotz verschlüsselter Übertragungskanäle die De-Mails weiterhin auf dem Server kurz entschlüsselt werden und somit auch weiterhin eine Angriffsfläche für Hacker bieten. Sollte also eine Firma oder eine Versicherung sensible Daten über De-Mail verschicken, wird immer zu einer zusätzlichen individuellen Verschlüsselung geraten.

Bitte zu diesem Artikel auch unbedingt folgende Artikel lesen, da sonst Information unklar erscheinen könnten:
INSIDE De-Mail – Ein Blick hinter die Kulissen
Teil 2 Inside De-Mail – Alte Kritikpunkte neu aufgewärmt

Update 20. Oktober 2010:
Die Pressestelle des Bundesbeauftragen für den Datenschutz und die Informationsfreiheit hat in einem persönlichen E-Mail umfassend zur Thematik der Ende-zu-Ende Verschlüsslung Stellung genommen. Wie zu erwarten war, liegt das Management einer sicheren Verschlüsslung mit S/MIME Zertifikaten auch beim De-Mail System in den Händen des Nutzers. Dieser kann und muss selbst per Browser-Plugin oder E-Mail-Client-Plugin für eine sichere Ende-zu-Ende Verschlüsslung seiner Korrespondenz sorgen. Zitat:

Alle Lösungen sind allerdings abhängig von der Software-Konfiguration des jeweiligen Anwenders (z.B. dem Browser oder dem E-Mail Client).

Schwierigkeiten im Bereich der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung – sowohl bei einer Lösung mittels Browser Plug-Ins als auch bei E-Mail-Clients – bereitet jedoch das Schlüsselmanagement. In diesen Bereich fällt insbesondere die Verteilung der öffentlichen Schlüssel als auch die Verwaltung bei den Nutzern. Die Verteilung der Schlüssel wird bei De-Mail durch den öffentlichen Verzeichnisdienst, in dem die Nutzer ihre Verschlüsselungszertifikate einstellen können erleichtert und unterstützt. Die Verwaltung der Schlüssel bleibt hingegen den Nutzern überlassen. Dabei hat der Nutzer die Aufgabe dafür Sorge zu tragen, dass der Schlüssel zur Entschlüsselung der Nachrichten nicht verloren geht. Vor diesem Hintergrund wurde auf eine verpflichtende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei De-Mail verzichtet. Eine Verpflichtung der Nutzer, mit (software-) technischen Problemen (z.B. Löschung des Schlüssels, fehlerhafte Verschlüsselung, usw.) und dem Schlüsselmanagement umgehen zu müssen, ist aus Sicht der Nutzerakzeptanz nicht sinnvoll. Eine optionale Nutzung für schützenswerte Daten ist vorgesehen, die Verschlüsselung wird – soweit es von zentraler Stelle aus möglich ist (z.B. durch einen Verzeichnisdienst) – unterstützt und gefördert.

Rein technisch gesehen, ist im Hinblick auf asymmetrische Verschlüsselung das De-Mail Systeme somit identisch zum herkömmlichen E-Mails System. Die Verteilung der Schlüssel wird jedoch durch einen Verzeichnisdienst erleichtert. Eine „Anfrage“ beim Kommunikationspartner zur Schlüsselübergaben entfällt damit. Es stellt sich natürlich die Frage in wie weit dieses Verzeichnis dafür genutzt werden kann, die Thematik der sicheren Verschlüsselung noch breiter in die Öffentlichkeit zu tragen? Wird mit dem Einzug der De-Mail in die rechtsverbindliche digitale Kommunikation auch ein Einzug der individuellen Entschlüsselung einhergehen, oder wird die „Generation Facebook“ weiterhin ihre sensiblen Daten per Postkarten durchs Internet versenden.

Wichtig ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass die in der E-Mail enthaltene Aussage NICHT von Peter Schaar persönlich stammt, sondern ein offizielles Statement der Pressestelle darstellt.

01. Oktober 2010

Teil 2 Inside De-Mail – Alte Kritikpunkte neu aufgewärmt

De-Mail unterstützt S/MIME Ende-zu-Ende Verschlüsselung.

Wenige Wochen nach dem RoundTable an der IFA in Berlin, lud das NIFIS zum Sicherheits-Symposium ein. Befürworter und Gegner von De-Mail diskutierten über die Vor- und Nachteile des neuen Mail-Systems. Da ich leider zeitlich verhindert war und nicht am Symposium teilnehmen konnte, kann ich nur eine Sekundäranalyse erstellen. Als Basis dienen mir dabei die Artikel des cio.de (Titel: Keine End-to-end-Verschlüsselung – Weiter scharfe Kritik an De-Mail) und von silicon.de (Titel: Experten streiten um De-Mail). Aufgefallen ist mir dabei, dass fast immer die gleichen Kritikpunkte gebetsmühlenartig wiederholt werden, oder, was eigentlich noch schlimmer ist, Sachverhalte aus dem Zusammenhang gerissen werden.
Darüber hinaus habe ich manchmal das Gefühl, dass sogenannte Experten wie Rechtsanwälte, Notare oder Datenschutzbeauftragte keine Blogs lesen und Sachverhalte, welche bereits vor Wochen analysiert und diskutiert wurden, einfach unverändert wieder in den Raum stellen, als gäbe es keine neuen Informationen. Ob dies an der allgemein Ablehnung gegenüber Blogs oder der Arroganz der Experten liegt, Meinungen von Laien nicht mal im Ansatz in ihre Arbeit einzubauen, sei an dieser Stelle mal vernachlässigt. Manchen „Experten“ würde es aber nicht schaden sich einmal in der Blogssphäre zu diesem Thema umzuschauen und die gemässigten und informativen Kommentare einiger Nutzer zu lesen.
Vielleicht würden sie dann auch nicht immer wieder das Thema auf die „Leerungspflicht“ und die Fristenregelung lenken. Im Artikel „Inside De-Mail“ wurde ja bereits erklärt, dass das De-Mail Konto eigentlich täglich geleert werden muss und Fristen auch am Wochenende beginnen zu laufen. Schaut man sich aber die Realität an, so sieht es jedoch für den Endnutzer nicht wirklich so schlecht aus, wie es sich zunächst anhört.

Zitat: Den De-Mail-Teilnehmern werde jedoch noch übler aufstoßen, dass ein Einschreiben laut De-Mail-Gesetz schon dann als zugegangen gelte, wenn es im Postfach des Empfängers angekommen sei. “Wer sich zu diesem Zeitpunkt gerade im Urlaub befindet, hat Pech gehabt”, so Lapp.

Diese Aussage ist grundsätzlich korrekt, wenn auch ungenau. Ein De-Mail gilt nach drei Tagen als zugestellt, wenn es auf dem Server und damit im Postfach des Empfänger eingegangen ist. Allerdings steht seit Wochen auf diversen Blogs fest, dass dies bei einem Brief ebenfalls der Fall ist. Ein Brief gilt dann als zugestellt, wenn er im Hausbriefkasten des Empfängers eingetroffen ist. Bei einem normalen Brief gilt dies drei Tage nach Absenden, bei Einschreiben dann, wenn die Unterschrift erfolgt ist. Somit frage ich mich bei diesem Argument immer was das Ziel dahinter ist. Der „E-Postkasten“ (Posteingang De-Mail) wird juristisch dem Hausbriefkasten gleichgestellt. Alles was dort eingegangen ist, gilt als zugestellt. Für den Empfänger spielt es keine Rolle wie lange der Brief unterwegs war, da er ja vom Absender keine „Vorwarnung“ erhält. Ob ein Brief drei Tage braucht oder nur wenige Sekunde ist für den „ahnungslosen“ Empfänger egal. Wichtig ist der Zeitpunkt des Eintreffens. Ist der Nutzer im Urlaub, hat er bei beiden Varianten somit gleich viel oder gleich wenig Pech und vor allem auch gleichviel Zeit zu reagieren. Natürlich kann man den Schlüssel für den Hausbriefkasten immer noch dem vertrauenswürdigen Nachbarn geben, der einen dann anrufen könnte. Allerdings kann dieser kaum den Brief öffnen und am Telefon vorlesen. Zumindest würde mich das bei sensiblen Inhalten stören. Somit kann er nur mitteilen, dass ein Brief vom Absender XY eingetroffen ist. Der Inhalt bleibt mir als Urlauber weiterhin unbekannt. Anders bei De-Mail, hier besteht rein technisch die Möglichkeit vom Urlaubsort (W-LAN, Hotel Internet usw.) auf das De-Mail Postfach zuzugreifen, den Brief zu lesen und vielleicht sogar direkt zu beantworten. (Fragen wie sicher W-LAN und Internet-Cafés sind lassen wir an dieser Stelle mal aussen vor)
Somit ist es für den Nutzer im Alltag/Urlaub beim De-Mail-Postfach eigentlich leichter seine Korrespondenz ortsunabhängig zu managen, was aus meiner Sicht dem Nutzer eigentlich einen Vorteil bringt oder zumindest bringen kann. Ausserdem könnte man rein theoretisch auch dem Nachbarn den Logincode für das De-Mail Postfach anvertrauen. Was dann ähnliche wie eine Schlüsselübergaben funktionieren würde. Die Möglichkeiten bei De-Mail sind aus meiner Sicht damit deutlich grösser und auch flexibler. Sollte dann später noch ein mobiles App hinzukommen, reist der De-Mail Postkasten in der Hosentasche sowieso überall mit hin.
Am RoundTable auf der IFA wurde auf genau diese Argumentationskette der Einwand erhoben, dass es dem Nutzer vielleicht gar nicht gefallen könnte im Urlaub seine De-Mails zu kontrollieren. Bedenkt man die Kritikpunkte zu Beginn der Argumentationskette, klingt diese Aussage im Nachhinein fast etwas frech. Fassen wir nochmal kurz zusammen. Es wurde argumentiert, dass der Nutzer im Urlaub keine De-Mails abrufen KANN. Auf Grund der technischen Möglichkeiten (W-LAN, Internet-Café, mobiles App) wurde dies aber entkräftet. Jetzt auf einmal WILL man es aber nicht. Was was denn nun? Wer nicht will, der muss auch nicht. Was aber im Umkehrschluss heisst, dass dieser Nutzer dann mit den Konsequenzen leben muss. Wer seinen Hausbriefkasten nicht leeren will, muss auch mit den Konsequenzen leben. Nur dass auf Grund des Internets der De-Mail-Postkasten über all dort sein kann, wo ein Internetanschluss ist. Ganz im Gegensatz zum Hausbriefkasten.
Somit hat der Besitzer eines Hausbriefkastens eigentlich mehr Pech sollte er sich im Urlaub befinden, aber anscheinend stört das niemanden bei dieser Diskussion. Und nur weil der Nachbar anruft, es wäre ein wichtiger Brief im Postkasten, wird man kaum seinen Urlaub abbrechen, nur um nach Hause zu fahren und diesen Brief zu beantworten.

Was die Kontrolle des Postfachs angeht, wird darüber hinaus von den Kritiker immer versucht De-Mail als enorme Belastung für den Nutzer zu verkaufen.

Zitat: Damit sei die angekündigte Rechtssicherheit teuer erkauft – einseitig zu Lasten der möglicherweise völlig ahnungslosen Empfänger. Die einzige Möglichkeit, sich zu schützen, sei die permanente Kontrolle des De-Mail-Postfachs. Eine Urlaubsvertretung sei nur möglich, wenn der Vertreter selbst auch ein De-Mail Postfach besitzt.

Wie bereits oben erwähnt schützt einen Briefpost-Kunden auch nur die regelmässige Kontrolle des Hausbriefkastens. Ich denke hier muss ein deutliches Umdenken bei den Nutzern eintreten. Wer sich eine De-Mail Adresse holt, gleiches gilt übrigens auch für den E-Postbrief, der muss akzeptieren, dass er sich einen zweiten Briefkasten anlegt, der genau die gleiche Sorgfalt und Aufmerksamkeit benötigt wie der Hausbriefkasten an der Tür. De-Mail ist kein E-Mail in welches man alle paar Wochen „mal reinschauen“ kann. Dies muss jedem Nutzer bewusst sein, sollte er sich für diesen Schritt entscheiden.
Was das Thema Urlaubsvertretung angeht, so stimmt diese Aussage nicht oder nicht ganz. Sollte sich eine Firma dazu entscheiden De-Mail zu nutzen, so kann man per Gateway am Arbeitsplatz des entsprechenden Mitarbeiters die De-Mails auch dann abrufen, wenn dieser im Urlaub ist. Der Mitarbeiter muss nur sein Passwort an die Urlaubsvertretung weitergeben. Auf der anderen Seite wird eine Firma, sollte sie sich für De-Mail entschliessen, sicherlich mehr als eine De-Mail Adresse besitzen. Somit ist davon auszugehen, dass mehrere Mitarbeiter De-Mail Adressen besitzen. Diese können dann rein technisch gesehen, die Urlaubsvertretung für den fehlenden Mitarbeiter übernehmen. Somit gibt es eigentlich keine Verschlechterung der Arbeitsabläufe. Ausserdem soll es bei De-Mail auch so etwas ähnliches wie eine Urlaubs- bzw. Abwesenheitsnotiz geben. Ziel ist es De-Mail wie die E-Mail in den Work-flow der Unternehmen einzuflechten, ohne dass die Mitarbeiter grosse Veränderungen in ihrem Verhalten vornehmen müssen.

Ein etwas neuer Kritikpunkt betrifft die Antwortmöglichkeiten seitens des Kunden bzw. Bürgers.

Zitat: Wie wenig durchdacht das dem neuen Kommunikationsmittel zugrunde liegende Gesetz sei, zeige sich auch daran, “dass dem Bürger zwar per De-Mail eine Verfügung oder ein Bescheid zugestellt werden kann, er für die Einlegung eines Widerspruchs aber zwingend die qualifizierte elektronische Signatur verwenden muss.” Für den Bürger, der qualifizierte elektronische Signaturen verwendet, biete De-Mail keinen zusätzlichen Gewinn an Sicherheit.

Ein Bürger kann also einen Bescheid vom Amt erhalten, kann aber nicht über das normale De-Mail System diesen Bescheid auch beantworten. Die Kommunikation wird somit zur Einbahnstraße. Dies muss schleunigst verbessert werden. Wer per De-Mail angeschrieben wird, sollte auch per De-Mail Antworten können, ohne dazu Zusatzinstallationen vornehmen zu müssen. Andernfalls wird das System nie vom Privatnutzer anerkannt.
Eine andere Möglichkeit wären hier natürlich Präzedenzfälle. Laut Gesetzt muss ein Amt und eine Firma, die ihre Kunden per De-Mail anschreibt, auch per De-Mail erreichbar sein. Die Argumentationskette könnte also auch so erfolgen, dass ein Amt mit der Zustellung eines Bescheids die Echtheit meiner De-Mail Adresse anerkennt und somit eine „qualifizierte elektronische Signatur“ unnötigt macht. Der Erstkontakt wurde ja bereits vom Amt hergestellt. Dies wird aber erst die Zeit zeigen.

Was uns zum dritten Punkt bringt – Anonyme Kommunikation.

Zitat: Erforderlich wäre stattdessen, alle staatlichen Stellen zu verpflichten, PGP-Schlüssel anzubieten. De-Mail ist insgesamt das Gegenteil von sicherer und vertraulicher Kommunikation. (…) Nur anonyme Kommunikation ist sicher vor missbräuchlicher Aufdeckung des Kontakts.”

Entweder hat der Journalist hier kurz mal ein paar Sätze weggelassen oder die Aussage ist mehr als unverständlich. Wie will ich denn anonym mit einer staatlichen Stellen kommunizieren? Entweder ich kommunizieren mit meinem vollen Namen mit einer Behörde oder ich kommunizieren anonyme mit privaten Personen, welche aber wissen, dass Lollipop23 meine richtige E-Mailadresse ist. Ich denke beides geht nicht. Entweder ich lege meine Namen offen oder ich bleibe geheim. Jede Form hat ihre Vor- und auch ihre Nachteile. Wie will ich anonyme eine Geburtsurkunde beim Amt anfordern oder meine Steuererklärung einreichen. Das geht irgendwie schlecht. Ich denke hier wird seitens des Journalisten zwei Dinge vermischt oder zumindest unklar ausgedrückt. Zum einen die anonyme Kommunikation um mich vor dem Staat zu schützen und zum anderen die namentliche Kommunikation um über meinen Namen eine Dienstleitung (z.B. Geburtsurkunde) zu bekommen.

Last but not least darf natürlich die Ende-zu-Ende Verschlüsselung in keiner Kritik fehlen. Fast wie eine Schallplatte mit einem Sprung, wird unermüdlich darauf hingewiesen, dass De-Mail keine echte Ende-zu-Ende Verschlüsselung besitzt.

Zitat Datenschützer Peter Schaar:
„Es reicht nicht aus, dass nur die Diensteanbieter bei De-Mail untereinander verschlüsselt übertragen sollen.” Notwendig sei hingegen eine „echte Ende-zu-Ende-Sicherheit zwischen Absender und Empfänger”.

Jetzt stelle ich mir die Frage, wie sich Peter Schaar eine „echte“ Ende-zu-Ende Verschlüsselung vorstellt? Meines Wissens nach kann eine Verschlüsselung nur dann sicher sein, wenn die Ver- und auch die Entschlüsselung direkt auf dem Computer der Nutzer erfolgt und nicht vom Anbieter übernommen wird. Hierzu müssen aber beide Kunden (Sender und Empfänger) spezielle Software installiert haben. (siehe Diskussion bei Inside De-Mail). Eine „echte“ Ende-zu-Ende Verschlüsslung kann nicht von einem Anbieter übernommen werden, da dann Schlüssel und Inhalt in den gleichen Händen liegen und der Schlüssel somit nicht mehr geheim ist bzw. die technische Möglichkeit besteht den Schlüssel abzufangen oder sogar herauszugeben. Was also versteht Peter Schaar und einer „echten“ Verschlüsselung oder anders formuliert, an wen richtet sich seine Forderung eine „echte“ Ende-zu-Ende Verschlüsselung einzuführen? Geht es ihm dabei nur um die Entschlüsselung auf dem Server der Anbieter um die De-Mails auf Viren zu prüfen oder sollen Nutzer gezwungen werden eine Ende-zu-Ende Verschlüsselung einzusetzen? Wie soll das gehen?

Eine Nachfrage per E-Mail blieb bis jetzt leider ohne Antwort. (WICHTIG: Hier gibt es die Antwort/Auskunft des Amts für Datenschutz!!!) Teilweise kommt es mir jedoch so vor, dass gerade auf Twitter der Schrei nach einer nutzerseitigen Ende-zu-Ende Verschlüsslung immer lauter wird, während Peter Schaar gar nicht von einer nutzerseitigen Verschlüsselung, sondern lediglich von einer durchgängigen Verschlüsselung, welche von den Anbietern durchgeführt wird, redet. Somit würden Peter Schaar und die Internetgemeinde eigentlich von zwei ganz anderen Verschlüsselungen reden. Leider fehlt mir hierzu der Beweis.

Ohne De-Mail in Schutz nehmen zu wollen, muss ich an dieser Stelle nochmals bestätigen, dass De-Mail laut Aussage am RoundTable an der IFA zu X.509 Zertifikaten kompatibel ist. Diese können aus frei wählbaren Quellen stammen. Somit ist es für den Nutzer möglich eine (ich verzichte jetzt auf der Wort „echt“) wirkliche Ende-zu-Ende Verschlüsselung per S/MIME mit gleichzeitiger Signierung der De-Mails durchzuführen.
Ob das wirklich der Punkt ist wovon Peter Schaar und die Twittergemeinde ständig reden?

Meiner Meinung nach ist ein ganz grosses Problem, dass bei der Kritik zu De-Mail und dem E-Postbrief immer mehrere Ebenen miteinander vermischt werden. Die Datenschützer kritisieren die Möglichkeiten des Staates mitzulesen, die Rechtsanwälte die AGB und die Gesetzestexte, die IT-Profis die Technik usw. Dabei habe ich das Gefühl, dass teilweise Dinge kritisiert werden, die zwar auf einer Ebene zu kritisieren wären, aber auf einer anderen Ebene gar nicht durchsetzbar sind oder gar nicht eintreten. Eine saubere Kritik muss interdisziplinär erfolgen, nur dann hat sie Hand und Fuss. Natürlich bin ich mir bewusst, dass dieser Artikel sehr subjektiv geschrieben ist und für den einen oder anderen Kritiker auch fast eine Verteidigung des De-Mail Systems ist, aber teilweise sind die Kritiken im Internet und die Meinungen mancher Blogger und Kommentatoren so aus der Luft gegriffen und auch weltfremd, dass sie mich einfach dazu verleiten diese Kritikpunkt zu entkräften, ohne dass ich dabei das neue System in Schutz nehmen will. Aber meiner Meinung nach sollte Kritik sachlich und wahr sein und alle Ebene mit einschliessen. Nur dann kann sie für ernst genommen werden und als produktive Kritik gelten.

Wie immer gilt, dass qualifizierte Korrekturen und Verbesserungen in den Kommentaren willkommen sind.

Weiterführende Artikel:
INSIDE De-Mail – Ein Blick hinter die Kulissen
Teil 3 Inside De-Mail – Scharfe Kritik des Datenschutzbeauftragten an De-Mail technisch falsch

24. September 2010

De-Mail Account gesperrt – was nun?

Es ist eine alte Binsenweisheit, dass neue Systeme oft unter Kinderkrankheiten leiden. Das neue Mobiltelefon schaltet sich von alleine aus, der neue Computer stürzt ständig ab und das neue Auto will morgens einfach nicht anspringen.
Meisten hilft ein Anruf bei der Servicehotline oder ein neues Software-Update.
Was aber wenn die Service Hotline nicht einmal weiss, dass das neue Produkt bereits verkauft wird. Dann ist guter Rat teuer.

Was macht der Nutzer, wenn er sich durch mehrmalige falsche Eingabe seiner Passwörter selbst aus seinem De-Mail Account ausgesperrt hat?
Wer sein Passwort bei De-Mail drei Mal falsch eingibt, dem wird aus Sicherheitsgründen der Account gesperrt. Zum Entsperren reicht es normalerweise, wenn der Nutzer sein „Entsperrpasswort“ eingibt, welches er bei der Registrierung zugeschickt bekommen hat. Soweit so gut. Was aber wenn dieses Entsperrpasswort ebenfalls nicht angenommen wird?
Wie bereits mehrmals beschrieben gibt es bei De-Mail zwei verschiedene Login-Niveaus. Für den Login auf „niedrigem Sicherheitsniveau“ reicht der Loginnamen und das frei gewählte Passwort. Für den Login auf „hohem Sicherheitsniveau“ benötigt der Nutzer neben seinem Loginnamen einen „One-Time-Pass“, welchen er sich nach einmaliger Registrierung bei jedem neuen Login auf sein Mobiltelefon schicken lassen muss. Aus Sicherheitsgründen wird der Loginname und das Passwort auf zwei voneinander getrennten Kanälen kommuniziert. Dies soll verhindern, dass Trojaner u.ä Programme die Logindaten stehlen und für kriminelle Handlungen missbrauchen. Die Verwendung eines „One-Time-Pass“ trickst jegliche Spyware damit aus, dass jedes Passwort nur für einen einzigen Login gültig ist. Ein gestohlenes Passwort bringt dem Betrüger also nichts mehr, da es bereits durch den Nutzer gebraucht und damit ungültig geworden ist.
Was jedoch wenn weder das normale Passwort, der „One-Time-Pass“ noch das Entsperrpasswort angenommen wird und der Nutzer unwiderruflich von seinem De-Mail Account ausgeschlossen ist?

Hotline leicht überfordert
Ein Anruf bei der Hotline zeigte schnell, dass solche Fragen bis jetzt noch nicht behandelt wurden. Die freundlichen, wenn auch überforderten, Damen wussten weder eine Lösung noch einen Ansprechpartner für dieses Problem, versprachen aber die Frage weiterzuleiten.

Fristen laufen trotzdem
Eine De-Mail gilt nach drei Tagen als zugestellt. So will es der Gesetzesentwurf des noch nicht verabschiedeten Bürgerportalgesetzes. Da die Wochenenden laut Fristenregelung als reguläre Tage gelten, würden somit Fristen auch bei gesperrten Account beginnen zu laufen.

Schlimmster Fall Freitagmittag
Schliesst sich also ein Nutzer am Freitagmorgen aus seinem De-Mail Account aus und erhält Freitagmittag eine rechtsverbindliche De-Mail beginnen die Fristen am darauf folgenden Montag. Da über das Wochenende kaum mit einer Bearbeitung der Entsperranfrage zu rechnen ist, wird frühestens Montag ein neues Entsperrpasswort generiert. Da dieses jedoch per klassischem Postbrief zugestellt wird, dauert es wiederum 2-3 Tage, bis es beim Nutzer eingetroffen ist. Rechnet man beim Generieren des neue Entsperrpassworts und beim Ausliefern des Postbriefs noch jeweils einen Tag als Reserve hinzu, erreicht das neue Passwort frühestens am Freitag den Nutzer. Sollten aus unterschiedlichen Gründen weitere Verzögerung entstehen, könnte bis zu zehn Tage verstreichen, bis der Nutzer seinen De-Mail Account wieder freischalten kann.

Diese ganzen Überlegungen treten natürlich nur dann in Kraft, wenn der Kundenservice oder die Hotline genau weiss, wie in diesem Fall zu verfahren ist. Da dies im Moment in keinster Weise der Fall ist, dauert es aktuell wohl unbestimmte Zeit bis der Nutzer wieder auf seine De-Mails zugreifen kann, was bei rechtsverbindliche Kommunikation einen erheblichen Nachteil bedeuten würde.

Siehe auch: INSIDE De-Mail – Ein Blick hinter die Kulissen

Update: (nach einer Woche)
Nach einer Woche und gefühlten 100 Stunden Telefongesprächen mit den Servicecentern der Telekom und GMX bin ich langsam dem Rätsel auf der Spur. Eine E-Mail Adresse bei Administrator von T-System soll anscheinend weiterhelfen. Ich bleibe am Ball. Da ich im Moment der einzige Kunde in Deutschland mit diesem Problem bin, ist es sehr schwierig hier Ansprechpartner zu finden.

Update II: (Nach 8-9 Tagen)
Die Sache wird immer skurriler. Weder GMX noch Web.de fühlen sich dafür zuständig. Da De-Mail noch nicht offiziell auf dem Markt ist haben beide Anbieter auch noch keine De-Mail Abteilung. 80% der Servicemitarbeiten verstehen nicht wie man Probleme mit einem System haben kann, welches noch nicht auf dem Markt ist. Von dem Pilotprojekt in Friedrichshafen, haben nur wenige gehört. Also darf ich bei jeden Anruf erklären, warum ich bereits das System nutzen kann bzw. konnte. Was nicht wirklich Vertrauen weckt. Aber egal.
Durch den Rückruf eines Mitarbeiters von T-Systems (warum managet eigentlich T-Systems das De-Mail von GMX?) konnte ich zumindest herausfinden, dass mein De-Mail Account aus unbekannten Gründen einfach so auf den Ausgangspunkt zurückgestellt wurde und auf ein vorläufiges Eröffnungspasswort wartet. Dieses Eröffnungspasswort bekam man am Beginn des Pilotprojekts, um sein De-Mail Account für den ersten Login zu öffnen. Nach ein paar Telefonaten, war es mir möglich ein neues “Eröffnungspasswort” per Post zu erhalten.
Jetzt kommt das grosse ABER. Da ich vor ein paar Wochen den Login freiwillig auf “hohes Sicherheitsniveau” eingestellt habe (siehe hierzu älteren Artikel), wird bei einem Login jetzt immer eine SMS-Tan verlangt. Da ich ohne SMS-Tan aber nicht auf mein Account zugreifen kann, wird auch das neues Eröffnungspasswort nicht anerkannt und da mein Eröffnungspasswort nicht anerkannt wird, kann ich mir keine gültige SMS-Tan schicken lassen.

Long story short: mein De-Mail Account ist bis auf unbestimmte Zeit tot und keiner weiss was zu tun ist!!!

Stiftung Warentest hätte ihre helle Freude an diesem Beispiel. Ich sollte diesen Artikel umbenennen in “Bätschmans Warentest”. Was automatisch zu den Frage überleitet warum mein Account auf die Starteinstellung zurückgesprungen ist und was passiert, wenn Kunden später im echten Einsatz den niedrigen Login ebenfalls freiwillig sperren um sich besser schützen zu können? Was geschieht mit den Fristen? Was geschieht mit den De-Mails im Postfach? Wie wird das De-Mail Konto entsperrt? Können Admins die Einstellungen ändern?

UPDATE III: (4.10.2010)
Nach ein paar Rückrufen eines Administrators konnte das Problem gelöst werden. Alle Einstellungen, inklusiver aller Logins, waren aus unerfindlichen Gründen gesperrt bzw. in den Ruhezustand gestellt worden. Erst durch längere Gespräche mit mehreren gleichzeitigen Anmeldeversuchen konnte das Konto dann wieder entsperrt werden. An dieser Stelle möchte Herrn Zimmermann meinen Dank aussprechen. Nicht nur, dass er mich mehrmals zurückgerufen hat, war er auch immer bereit meine Fragen zu beantworten und die entstandenen Probleme zu lösen. Servicenote “sehr gut”!

UPDATE IV: (5.10.2010)
Last but not least muss auch erwähnt werden, dass die Telekom sich direkt auf diesen Eintrag per E-Mail bei mir gemeldet hat. Leider blieb das Mail im SPAM-Filter hängen, darum schreibe ich die Nachricht erst jetzt. Während der Testphase sind auch die beteiligten Firmen dankbar für Hilfe und Tipps.

9. September 2010

INSIDE De-Mail – Ein Blick hinter die Kulissen

Die De-Mail geht Ende des Jahres an den Start und tritt mit keinem geringen Versprechen an, die digitale Kommunikation neu zu definieren. Bedenkt man die vielen Kritikpunkte seitens der Datenschützer (siehe ältere Artikel) ein sehr mutiges Unterfangen. Um einige dieser Punkt zu entschärfen und das Konzept der De-Mail mit allen Details zu erläutern, lud die Telekom zusammen mit United Internet im Rahmen der 50ten IFA in Berlin zu einem RoundTable. Die geladen Pressevertreter (und ich) hatten im einem kleinen und exklusiven Kreis die Gelegenheit hinter die Kulissen von De-Mail zu blicken. Die Verantwortlichen aller bis jetzt beteiligter Firmen (Telekom und United Internet) standen nicht nur Rede und Antwort, sondern gingen auch gezielte und detaillierte auf Fragen ein. Somit wurde neben den bekannten Fakten auch neue Hintergrundinformationen veröffentlicht, welche dem Nutzer helfen sollen ein deutlicheres Bild von DE-Mail zu erhalten. Ziel war und ist es natürlich das Produkt-Image zu heben und damit die Akzeptanz in der Internetgemeinde zu erhöhen. Da sowohl während des RoundTable als auch in Interviews danach sehr viele Informationen besprochen wurden, ist es schwierig diese sauber in eine Blogartikel zu verpacken. Anhand von thematischen Absätzen soll versucht werden die einzelne Fragen detailliert zu klären.

Was bringt mir De-Mail:
De-Mail soll es ermöglichen rechtssicher, verbindlich und vertraulich zu kommunizieren. Der Empfänger und der Absender sind mit vollem Namen bekannt, was den Schutz vor SPAM und sonstiger krimineller Aktivitäten gegenüber der bisherigen E-Mail Kommunikation deutlich erhöhen soll. Als in sich geschlossenes System verspricht die De-Mail ein ganz neues Niveau der digitalen Kommunikation (siehe zahlreiche ältere Artikel). So zumindest die Versprechen der PR-Abteilungen. Ein Blick hinter die Kulissen soll zeigen, ob diese Aussagen berechtigt sind.

Warum soll ich als Endverbraucher De-Mail nutzen:
Die Entscheidung De-Mail zu nutzen muss jeder für sich selber treffen. De-Mail ist und bleibt ein Produkt, welches man kaufen kann oder nicht. Nach Auskunft von 1&1 wird ein Grossteil der De-Mail Kommunikation beim Privatmann der Empfang von Information sein. Da die De-Mail nicht dafür gedacht ist die E-Mailkommunikation zu ersetzen, soll auch der Inhalt nicht der gleiche sein wie beim bisherigen E-Mail. Gedacht sind hier vor allem Kommunikation mit Banken, Versicherungen und anderer Firmen, welche schützenswerte Inhalte an ihre Kunden verschicken. Durch die Verschlüsselung der Daten, auf die später noch genauer eingegangen wird, verspricht De-Mail einen sicheren Kommunikationskanal für alle vertraulichen Nachrichten. Darüber hinaus hilft die rein digitale Kommunikation Papier- und Portokosten zu sparen.

Warum soll ich De-Mail nutzen wenn Firmen Geld sparen:
De-Mail soll helfen Geld für Druck-, Papier- und Portokosten zu sparen. Im Fall der ZF aus Friedrichshafen belaufen sich die jährlichen Einsparungen pro Jahr auf eine Million Euro. Doch was bringen dem Endnutzer diese Einsparungen? Eine am Pilotprojekt beteiligte Versicherung hat z.B. bereits erwogen dem Nutzer bei freiwilliger Umstellung auf De-Mail eine geringe Rückerstattung der Jahresgebühren zu gewähren. Somit könnte der „Gewinn“ für den Endverbraucher ein finanzielles Entgegenkommen der jeweiligen Firmen sein. Wie und ob diese Rückerstattung erfolgen soll, hängt dann aber ganz von den jeweiligen Firmen ab und ist keine Aufgabe von De-Mail selber.
Ein weitere Punkt, welcher durchaus zu bedenken ist, wäre die Einsparung von Steuergeldern. Durch Umstellung auf digitale Post könnten die Haushaltskassen zumindest zu einem geringen Teil entlastet werden, was uns allen zu Gute kommen würde.

Was bringt mir De-Mail sonst noch:
Drei grosse Schlagwörter der Presseabteilungen sind hier Bequemlichkeit, Geschwindigkeit, Flexibilität. Da De-Mail wie ein E-Mail funktioniert, ist es überall und mit jedem Computer abrufbar. Darüber hinaus beschleunigt es die Kommunikation gegenüber der Briefpost enorm. Der Endnutzer erhält also den Komfort seine wichtige Korrespondenz bequem am Computer abzuwickeln. Er benötigt kein Papier, keine Briefmarke und keinen Briefkasten mehr.

Wann kommt De-Mail auf den Markt:
Nach dem Pilotprojekt in Friedrichshafen dauert es noch einige Zeit bis De-Mail offiziell startet. Bis jetzt laufen jedoch bei allen Providern erste Vorreservierung. Interessierte Nutzer können sich unverbindlich vorreservieren und sich später dann per E-Mail benachrichtigen lassen, sobald die De-Mail offiziell startet. Verläuft alles nach Plan, so soll das dafür nötige Bürgerportalgesetz in der zweiten Hälfte diesen Jahres durch den Bundestag verabschiedet werden. Danach können sich zuerst grössere Firmen und dann im Frühjahr 2011 auch private Nutzer für den Dienst registrieren.

Wie kann man sich Anmelden:
Die Anmeldung erfolgt dabei ähnlich wie die Anmeldung bei einer Internet Bank. Der Nutzer muss sich einmal mit Personalausweis registrieren. In Zukunft ist geplant, dass sich der Nutzer auf verschiedene Arten registrieren kann. So denkt man im Moment darüber nach, die Nutzer zu hause zu besuchen oder bestimmte „Registrierungs-Punkt“ in Supermärkten o.ä. anzubieten. Ziel ist es dem Nutzer die Bequemlichkeit anzubieten sich dort zu registrieren, wo es für ihn ein Minimum an Aufwand kostet. Des weiteren laufen Gespräche mit dem BMI sich in Zukunft auch über den neuen Personalausweis schnell und einfach von zu hause aus registrieren zu können. Im Falle einer Firmenadresse erfolgt die Reservierung dann für jeden Angestellten ganz bequem im Büro. Während des Pilotprojekts in Friedrichshafen war es sogar als Privatmann möglich sich gleichzeitig mit der Firmenadresse eine Privatadresse zu reservieren. So konnte man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Woran erkenne ich eine De-Mail Adresse:
Da des Bürgerportalgesetz im Moment nicht unter Dach und fach ist, können immer noch kleinere Änderungen vorgenommen werden. So auch bei der Frage nach einheitlichen Adressen. Bis jetzt ist die Regelung, dass eine De-Mail Adresse eine feste Form haben muss. Damit der Nutzer genau erkennen kann, dass es sich um eine De-Mail Adresse handelt, bestehen bis jetzt alle Adresse aus Vorname.Nachname@firma.de-mail.de bzw. Vorname.Nachname@provider.de-mail.de. Geht es nach der Telekom und 1&1 soll dies auch so bleiben. Der Vorteil wäre eine klare Transparenz für den Nutzer. Jede De-Mail Adresse ist auf den ersten Blick erkennbar. Allerdings gibt es für die beteiligten Firmen noch eine andere Überlegung. Gerüchten zur Folge überlegt die Deutsche Post, die ja zu Beginn ebenfalls am De-Mail Projekt beteiligt war, mit ihren E-Postbrief wieder in das System einzusteigen. Sollten jedoch alle Adressen gleich lauten, so muss die Post entweder ihr komplettes System ändern oder wird nicht zum De-Mail System zugelassen. Seiten der beteiligten Firmen kommen neben der Transparenz für den Nutzer also auch Konkurrenzfragen mit ins Spiel. Gerade die Big Player Telekom und United Internet würde es natürlich gern sehen, wenn die Post mit ihren E-Postbrief nicht im gemeinsamen Sandkasten mitspielen darf.
Den ersten Anzeichen nach wird aber eine einheitliche Adresse deutlich favorisiert.

Kann ich meine Adresse bei einem Providerwechsel behalten:
Da die Form der Adressen vorgeben ist, ändert sich bei einem Providerwechsel auch die Adresse. Wer also Max.Mustermann[@]web.de-mail.de hat muss danach auf Max.Mustermann[@]telekom.de-mail.de umstellen und diese Änderung auch allen Kommunikationspartner mitteilen. Es sei an dieser Stelle jedoch angemerkt, dass bis jetzt alle beteiligten Firmen die De-Mail Postfächer kostenlos anbieten. Es sprich also nichts dagegen bei einem Providerwechsel zwei De-Mail Postfächer zumindest für einen gewissen Zeitraum parallel laufen zu lassen. Ausserdem soll es, so 1&1, eine Art „Nachsendeauftrag“ geben, bei dem De-Mails an die neue Adresse weitergeleitet werden. Was dieser Nachsendeauftrag kosten wird ist allerdings noch nicht klar.

Bleibt De-Mail eine deutsche Insellösung:
Ein Punkt der oft im Internet diskutiert wurde und auch während des RoundTable dem einen oder andere Pressevertreter nicht so klar war, ist die globale Erreichbarkeit des Systems. Bis jetzt hiess es immer, dass die De-Mail eine deutsche E-Mail sei. Dies trifft nur bedingt zu. Zum einen ist der Webzugang natürlich von jedem Computer der Welt zu erreichen und zum anderen steht im Bürgerportalgesetzt nichts von einem deutschen Wohnsitz. Der private Nutzer muss sich nur in Deutschland registrieren. Ob und wie sich z.B. Franzosen oder Engländer für das System eintragen können ist noch nicht sicher. Fakt es jedoch, dass De-Mail weltweit nutzbar ist, solange man registriert ist. Für Firmen ist der Zugang sogar noch leichter. Eine in Deutschland sitzende oder zugelassen Firma erhält einen De-Mail-Gateway und vergibt dann intern De-Mail-Adressen an ihre Mitarbeiter. Daimler Crysler, IKEA oder Renault könnte sich in Deutschland einen Gateway registrieren und dann rein theoretisch alle ihre Mitarbeiter mit De-Mail Adressen ausstatten. Bedingung ist nur, dass sowohl die Firma wie auch der Mitarbeiter eindeutig identifizierbar sind. Somit kennt die De-Mail weder Landesgrenzen noch Zugehörigkeitsgrenzen. Alle Nutzer müssen sich jedoch dem Bürgerportalgesetz und den technischen Verpflichten unterwerfen.
Dies soll dann auch komplett für ausländische Firmen gelten. Diese benötigen nur eine Schnittstelle bzw. einen Gateway in Deutschland. Deutschland fungiert hier also als eine Art De-Mail Drehscheibe. Des weiteren gibt es in Dänemark, Österreicher und der Schweiz vergleichbare Systeme mit denen im Moment Gespräche im Gange sind. Seitens des BMI ist eine Zusammenarbeit mit dem Ausland nicht ausgeschlossen, solange die hohen Sicherheitsvorkehrungen des De-Mails Systems erfüllt werden.
Technisch gesehen baut De-Mail auf bekannten Standards im E-Mailverkehr auf und kann somit, bei Einhaltung der Sicherheitsbedingungen, problemlos auf andere Länder adaptiert werden.

Verschlüsselung und Zertifikate: (Ende-zu-Ende Verschlüsselung)
Einer der ganz grossen Kritikpunkte am System ist die teilweise fehlende Verschlüsselung. De-Mail wirbt mit einer zum normalen E-Mail sicheren Kommunikationen. Die Nachrichten werden sowohl auf dem Server wie auch auf dem Transportweg verschlüsselt. Allerdings werden zum Schutz vor Viren o.ä. die De-Mails auf dem Server für einige Sekunden entschlüsselt. Hierbei könnten theoretisch sowohl Hacker wie auch die Providermitarbeiter Einblick in die De-Mails nehmen. Um dies zu verhindern gilt firmenintern das Vier-Augen-Prinzip und nach aussen eine hackersichere Systemabschirmung. Rein theoretisch besteht also die Chance, dass die De-Mails von Hackern oder Mitarbeitern mit gelesen werden können. Des weiteren behält sich der Staat im Rahmen der TKG das Vorrecht De-Mails auch ohne richterliche Beschlüsse abzufangen und oder zu lesen. Im Gegensatz zur Papierpost gilt bei der De-Mail, wie auch beim E-Postbrief, nur das etwas schwächere TKG, welches Einblicke in die Korrespondenz verdächtigter Personen auch durch die Staatsanwaltschaft u.ä Ermittlungsbehörden ermöglicht. Wer all dies nicht möchte kann seine De-Mail zusätzlich Ende-zu-Ende verschlüsseln. Und genau hier gibt es einen kleinen aber feinen Unterschied zum E-Postbrief. Während beim Produkt der Deutschen Post sowohl die E-Postbrief wie auch die Sicherheitsschlüssel in der Hand der Deutschen Post sind, ermöglicht De-Mail den Einsatz eines beliebigen X.509 Zertifikates. Somit kann sich der Nutzer sein ganz persönliches X.509 Zertifikate aus einer belieben Quellen (auch kostenlos) besorgen und dieses in De-Mail ein flechten. Die Schlüsselpaare liegen also nicht bei den De-Mail Providern und sind somit weder für Hacker noch für Ermittlungsbehörden einsehbar.

Kann ich mit einem Client meine De-Mails abrufen:
Sowohl die Telekom wie auch 1&1 bestätigten, dass es auf mittelfristige Zeit spezielle Plugins für die gängigen E-Mail Clients wie Thunderbird, Outlook oder Lotus Notes geben wird, mit denen dann sowohl privat wie auch in Firmen De-Mails gesendet und empfangen werden können. In diesem Zusammenhang würde dann auch eine sinnvolle und funktionierende Ende-zu-Ende Verschlüsselung ermöglicht. Denn eine asymmetrische Verschlüsselung ist nur solange sicher, wie die Ver- und auch die Entschlüsselung auf die heimischen Computer erfolgen.
In Sinne der Flexibilität und der Bequemlichkeit wurde im Zusammenhang mit POP3 Zugriffen auch bereits von einem iPhone App gesprochen, welches es gerade Geschäftsleuten ermöglichen soll von unterwegs ihre De-Mails zu kontrollieren.
Untersuchungen, so die Auskunft von 1&1, haben gezeigt, dass ein Grossteil der Nutzer jedoch das Webinterface bevorzugt. Darum wurde zum Start des Projekts diese Zugangsart klar favorisiert.

Leerungspflicht:
Ein wichtiger Punkt, für welchen bereits die Deutsche Post stark angegriffen wurde ist die Pflicht für den Nutzer sein Postfach täglich zu leeren bzw. zu kontrollieren. Leider folgt auch De-Mail dieser groben Überlegung, betonte jedoch, dass es sich wie bei der Post eher um eine juristische Formulierung handelt. Der Nutzer ist jeder Zeit selbst verantwortlich wie oft er sein Postfach kontrolliert. Um den Nutzer nicht ständig zu zwingen sich in sein De-Mail Konto einzuloggen, soll es verschiedene Notification Funktionen geben. Wie auch beim E-Postbrief wird es eine SMS-Benachrichtigen und darüber hinaus eine E-Mail-Benachrichtigen geben. Der Kunde kann sich also auf seine reguläres E-Mailpostfach oder sein Handy eine kurze Notiz schicken lassen und muss sich dann erst in sein De-Mail Postfach einloggen. Wie immer waren darüber hinaus verschiedene Notification-App für Smartphones im Gespräche. Jeder Nutzer hat also die Möglichkeit Benachrichtigungen über verschiedene Kanäle in seine tägliche Kommunikation einfliessen zu lassen. Wichtig ist zu erwähnen, dass diese Notifications keine Änderungen im juristischen Sinn sind, sondern nur eine freiwillige Dienstleistung. Der Nutzer bleibt also rein juristisch in der Pflicht sein Konto täglich zu leeren.

Urlaub – muss ich mein Postfach leeren:
Was viele nicht wissen, ist dass auch der Hausbriefkasten regelmässig geleert werden muss. Oft wurde im Internet kritisiert, dass eine tägliche Leerung unverschämt sei. Dabei wird aber oft vergessen, dass dies heute schon für den Briefkasten gilt. Somit gibt es also keine Wirkliche Verschlechterung für den Nutzer. Dafür erhöhen sich die Möglichkeiten an welchen Orten (Büro, Hawaii oder Mount Everest) der Nutzer auf sein Postfach zugreifen kann. Dies könnte auch die Möglichkeit beinhalten im Notfall eine Krankenkassenbestätigung innerhalb ein paar Stunden in jedes Krankenhaus der Welt zu schicken.

SPAM und Co.:
Wie im Artikel „Kritik am Chaosradio-Podcast“ angesprochen wurde, glauben einige Kritiker nicht, dass das System SPAMfrei bleiben wird. Ihrer Meinung nach ist nur eine Frage der Zeit, bis entweder Firmen trotz Verbot anfangen SPAM zu senden oder Trojaner ungeschützt Privatcomputer übernehmen um von dort aus SPAM zu senden. Laut 1&1, welche von nahezu 100% SPAM-Sicherheit ausgehen, soll dies jedoch durch mehrere Sicherheitsinstanzen verhindert werden. Da sich zum einen jeder Nutzer und auch jede Firma eindeutig identifizieren müssen, kann jeder Empfänger den Versender von SPAM verklagen. Es greifen also dank eindeutiger Rückverfolgung die bekannten juristischen Massnahmen. Zum anderen kostet SPAM im De-Mail Geld, welche – so zumindest die Hoffnung – ebenfalls SPAMer aufhalten soll. Und obwohl die Filterfunktion im De-Mail-System nicht mit den SPAM Filtern im normalen E-Mailsystem verglichen werden könne, soll es nach Aussagen von 1&1 eine Art „SPAM-Button“ geben. Offen ist bis jetzt, wie dieser aussehen soll und welche Funktionen mit der Aktivierung ausgelöst werden. Sicher ist jedoch, dass SPAM gemeldet werden kann. Sollte jetzt aber eine Trojaner einen Computer übernehmen und zahlreiche SPAMs auf Kosten des ahnungslosen Nutzers verschicken, so greifen Sicherheitsvorkehrungen im System selbst. Erkennt das System eine aussergewöhlich hohe Nutzung, sperrt das System den Account für eine bestimmte Zeit. Der unwissende Nutzer erhält so keine exorbitante Rechnung oder vielleicht sogar Anzeigen wegen SPAM. Wichtig ist zu sagen, dass die Sperrung von einigen Nutzen kritisch gesehen wird. Offen ist z.B. wieviele De-Mails normal sind und wieviele nicht? Wann ist mein Account im Fall der Fälle wieder offen? Wie beeinträchtigt eine Sperrung meine täglich Arbeit? Da der genaue Ablauf und die genauen Grenzen noch nicht sicher sind, müssen diese Fragen hier leider unbeantwortet bleiben. Jeder Nutzer muss sich an dieser Stelle selber überlegen, was ihm lieber ist. Ein Fremdeingriff in das Postfach oder eine Sicherheitssperre. Vermutlich wird die Sperre aber deutlich über allem liegen, was ein Privatmann am Tag versenden kann. Wer also keine 200 oder mehr De-Mails am Tag verschickt, dürfte diese Sperre nie bemerken.

Befürchtet Monopolstellung der jetzigen Anbieter:
Da die jetzigen Anbieter Telekom und United Internet zusammen circa 70% des normalen E-Mails Verkehrs in Deutschland abdecken wurde am RoundTable die Befürchtung geäussert, die Firmen könnten in einigen Jahren durch Einführung oder Erhöhung der Kosten ihre Marktstellung ausnutzen, was natürlich von allen anwesenden Firmenvertretern kategorisch verneint wurde. Fakt ist, dass das De-Mail System für alle Provider offen steht welche den Anforderung durch das BMI genügen. Wer also die nötigen finanziellen und technischen Mittel aufbringt, kann sich beim offiziellen Start von De-Mail akkreditieren lassen. Somit will das BMI einer Monopolstellung vorbeugen. Des weiteren sollen durch ständigen Prüfungen auch andere Schutzinstanzen wie der Regulierungsbehörde oder dem Kartellamt solche Auswüchse verhindert werden.

Gesetzliche Regelungen und Pflichten:
Wie bereits im Internet bekannt ist, gilt ein De-Mail drei Tage nach Zustellung als eingegangen. Um dies zu Beweisen gilt die Bestätigung des Empfängerservers für den erfolgreichen Eingang. Aber Achtung: Dies gilt nur, wenn das De-Mail mit normalen Sicherheitsniveau abgesendet ist. Sollte sich der Absender entscheiden eine De-Mail mit hohem Sicherheitsniveau zu verschicken, muss der Empfänger sich auch mit hohem Sicherheitsniveau einloggen um das De-Mail zu lesen. In diesem Fall gilt das De-Mail erst mit erfolgreichem Login auf hohem Sicherheitsniveau als juristisch zugestellt. (siehe älteren Artikel was welches Sicherheitsniveau bedeutet). Zwei Knackpunkt können hierbei jedoch entstehen. Zum einen kann der Absender durch die Wahl des Sicherheitsniveau entscheiden wann eine De-Mail als empfangen gilt und zum andern gibt es bei De-Mail die Möglichkeit, den Login auf niedrigem Sicherheitsniveau komplett zu sperren. Somit muss man sich jedes Mal mit hohem Sicherheitsniveau anmelden, was dann automatisch das De-Mail als zugestellt deklariert. Auch hier muss sich jeder Nutzer selber überlegen ob und wie er seine juristische Sicherheit mit seiner technischen Sicherheit in Einklang bringt. Wichtig ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass auf Grund der juristischen Änderung, welche das System mit sich bringt, der Umgang der Nutzer mit dem Medium Mail eine Änderung erfahren muss. Oft werden normale E-Mailaccounts alle ein bis zwei Wochen kontrolliert. Manchmal auch weniger. Diese „Lässigkeit“ kann sich ein De-Mail Nutzer nicht mehr leisten. Zwar gibt wie oben erwähnt verschieden Notification Möglichkeiten, der Umgang und die Kontrolle mit dem Medium De-Mail muss jedoch dem Umgang mit dem Hausbriefkasten gleichgesetzt werden. De-Mail ist kein E-Mail und sollte darum auch nicht durch den Nutzer gleichgesetzt werden. Wer dies nicht möchte, dem steht es frei den Dienst nicht zu nutzen und sich auch nicht dafür zu registrieren.

Abwesenheitsnotiz:
Wie 1&1 verlauten liess soll es wie beim E-Mail eine Art „Urlaubsbenachrichtigung“ geben, welche den Sender darüber informiert, dass der Empfänger nicht im Büro oder sogar ganz im Urlaub ist. Wichtig ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass die Abwesenheitsnotiz rein der Höflichkeit wegen eingeführt wird und keine Auswirkung auf Fristen hat. Juristisch bleibt also alles wie gehabt.

Preise und Kosten:
So wie es im Moment aussieht werden alle Anbieter eine kostenloses Grundpaket anbieten, welches die Nutzung des De-Mail Postfachs und ein Kontingent an De-Mails enthalten wird. Leider wurde weder etwas über Folgepreise noch über die Anzahl von in diesem Kontingent enthaltenen De-Mails gesagt. Nach Aussagen aller Beteiligten soll sich die Anzahl nach den normalen Nutzergewohnheiten richten und für den täglichen Gebrauch ausreichend sein. Die kostenlose Nutzung schliesst auch die Nutzung des De-Safe in dem verschlüsselte Dateien abgelegt werden können mit ein.

Zusatzdienstleistung De-Safe:
Beim De-Safe handelt es sich um eine Art Online-Festplatte, welche für die Langzeitarchivierung von Dateien genutzt werden kann. Aus Sicherheitsgründen werden die Dateien sowohl auf dem Transportweg wie auch auf dem Server selbst verschlüsselt. Genauso wie bei den De-Mails selbst gibt es hier ebenfalls wieder die Gefahr durch Hackern oder Ermittlungsbehörden. Wer dies auch hier umgehen möchte, kann wie bei den De-Mails die Dateien nochmals individuell verschlüsseln. Ebenfalls im Gespräch war auch der Zugriff per Smartphone. So sollen auch von unterwegs sensible Dateien herunter- oder hochgeladen werden können.

Zusatzdienstleistung Hybrid:
Noch nicht ganz ausgereift sind die Pläne eine Hybridvariante von De-Mail zu integrieren. Wie beim E-Postbrief ist es jedoch gedacht, ein Möglichkeit anzubieten Papierbriefe am Computer zu erstellen und diese dann durch einen vertrauenswürdigen Drittanbieter ausdrucken und versenden zu lassen. Den Andeutungen nach zu urteilen soll es auf langfristige Zeit sowohl Hybrid-IN wie auch Hybrid-OUT sein. Hybrid-IN würde im Gegensatz zu Hybrid-OUT das Einscannen von Papierbriefen beinhalten, welche dann z.B. per PDF an eine De-Mail Adresse geschickt würden.
An dieser Stelle werden vermutlich die Datenschützer die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Denn sowohl beim Hybrid-IN wie auch beim Hybrid-OUT gibt es rein theoretisch enorme Probleme mit dem Datenschutz. Werden bei Hybrid-OUT das Ausdrucken und Kuvertieren von Maschinen erledigt, müsste beim Einscannen immer eine Personen den Brief aufmachen und auf einen Scanner legen und dann vielleicht sogar die Qualität des Scans überprüfen. Ein Mitlesen wäre hierbei fast unumgänglich. Zum anderen muss erst geklärt werden, ob das Öffnen nicht ein Verstoss gegen das Briefgeheimnis ist. Da aber alle Pläne hierzu noch in keinster Weise spruchreif sind, wäre es zu früh an dieser Stelle mit der Kritik-Keule zu schwingen.

Wer darf mir alles De-Mails schicken:
Grundsätzlich gilt, dass bei amtlichen oder geschäftlichen De-Mails jeder Nutzer direkt zustimmen muss Korrespondenz auf sein De-Mail Postfach zu erhalten. Eine Versicherung darf also nicht ungefragt eine De-Mail schicken, auch wenn der Nutzer bereits Kunde ist. Jeder Nutzer muss es also zuerst ausdrücklich erlauben. Gleiches gilt für Ämter jeglicher Art. Ganz wichtig ist dabei zu sagen, dass jedes Amt für sich steht. Sollte man also seine Geburtsurkunde per De-Mail beantragt haben, heisst das nicht, dass das Finanzamt oder das Bürgermeisteramt diesen Kanal ebenfalls nutzen darf. Jedes Amt benötigt eine separate und jederzeit widerufbare Erlaubnis. Gleiches gilt für alle Firmen. Privatleute dürfen sich jedoch ungefragt De-Mails zusenden.

Kann eine De-Mail irgendwann zur Pflicht werden:
Könnte eine Firma oder Versicherung einen Vertrag verweigern, wenn der Kunde keine De-Mail Postfach besitzt? Eine berechtigte Frage welche natürlich von allen Firmen wieder kategorisch abgelehnt wurde. Fakt ist, dass das Bürgerportalgesetz keinen Passus vorsieht dies zu verbieten. Eine Verpflichtung wäre also rein juristisch nicht illegal. Marktpolitisch wäre sie allerdings mehr als fragwürdig. Der Imageschaden für die betreffende Firma wäre exorbitant.
Möglich wäre jedoch, dass ein De-Mail Postfach dafür genutzt werden könnte Bezahlungen im Internet vorzunehmen oder sich für bestimmte weitere Dienste zu registrieren. Dies ist jedoch im Moment reine Zukunftsmusik und wenn dann nur auf freiwilliger Basis möglich.

Last but not Least – Die Technik:
Im Moment ist das jeweilige De-Mail Postfach auf 100MB begrenzt. Dies ist das absolute Minimum, welches vom Gesetzt vorgesehen ist. Eine Erweiterung ist technisch jederzeit möglich.

Warum De-Mail wenn es bereits PGP gibt:
Diese Frage kann wohl nie zufriedenstellende beantwortet werden. Würde jeder PGP verwenden, wäre das De-Mail System nie geboren worden. Untersuchungen, und selbst diese Zahlen werden von manchen als zu hoch angesehen, benutzen nur zwischen 3%-5% der Internetnutzer in Deutschland PGP. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Es benötigt Zeit, Wissen, Energie und die Sensibilität sich in das Thema E-Mail Verschlüsselung einzuarbeiten. Gerade für ältere und weniger erfahrene Internetnutzer ist dies mehr als schwierig. De-Mail nutzt diese Lücke aus, in dem es verspricht eine höhere Sicherheit zu schaffen, ohne dabei Software nutzen zu müssen oder sich in das Thema einlesen zu müssen. IT-Profis und Datenschützer behaupten im Gegenzug, dass diese Sicherheit nur vorgegaukelt wäre. Lücken so gross wie Scheunentore würde die Daten und die Korrespondenz der Nutzer offen wie Postkarten machen. Fakt ist kein System ist 1000%ig sicher. Ein flächendeckender und professioneller Umgang mit PGP würde hier definitiv reichen. Da dieser aber nicht mal im Ansatz erkennbar ist, kann De-Mail vielleicht den erhofften Schritt in Richtung mehr Sicherheit und weniger SPAM bringen.
Im Gespräche mit Journalisten wurde sogar die freche Vermutung geäussert, dass De-Mail die E-Mail vielleicht eines Tages komplett ablösen könnte. Bei einem weltweiten SPAM-Aufkommen von 98%, so deren Meinung, sei das System E-Mail eigentlich gescheitert.

Meine Meinung:
Wie stehe ich persönlich zur De-Mail? Ziel dieses Artikel war und ist es, das De-Mail System komplett mit allen Vor- und Nachteilen zu erklären. Vergleicht man die Quantität der Vorteile mit der Quantität der Nachteil fällt auf, dass es deutlich mehr Vorteile zu geben scheint. Jedoch wiegen die Nachteile deutlich mehr. Fakt ist, dass Hacker durch illegale Angriffe und Ermittlungsbehörden auch bei reinem Verdacht legal auf die De-Mails der Nutzer zugreifen dürfen bzw. können. Dies ist jedoch bereits jetzt bei jedem E-Mail Provider so. Für den Nutzer erfolgt also weder eine Verschlechterung noch eine Verbesserung. Anders sieht es beim Briefgeheimnis aus. Ein Papierbrief ist juristisch deutlich besser geschützt als die De-Mail. Beide – De-Mail und E-Postbrief – treten an, die Briefpost zumindest zu einen gewissen Teil zu ersetzen, bieten aber juristisch nur die Sicherheit einer E-Mail. Nimmt man die Masse an Papierbriefen, würde dies juristisch eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem Staat bedeuten. Technisch gesehen scheint es so, dass die De-Mail besser geschützt ist als bisherige E-Mails. Da aber keine (nur optional) Ende-zu-Ende Verschlüsselung erfolgt und De-Mail rein theoretisch nur für wichtige Korrespondenz genutzt wird, könnten die Server ein beliebtes Ziel von Hackerangriffen werden. Einmal eingedrungen würde sich den Hackern ein Schlaraffenland an Namen und De-Mail Adressen eröffnen. Ein Bild das zu vergleichen wäre mit dem Fuchs im Hühnerstall. Als Gegenargument hat der Nutzer nur das Versprechen der Provider, dass ihr System sicher wäre und bisherige Testangriffe erfolglos blieben. Der Nutzer muss sich also überlegen, ob er den Komfort und die Bequemlichkeit welche ihm das System bringt gegen die juristische und technische Sicherheit eines Papierbriefs eintauscht. Diese Entscheidung muss bewusst von jedem Nutzer selber getroffen werden. Ich für meine Teil werde die Sache auch die nächsten Monate weiter beobachten. Wichtig ist, dass es immer zu trenne gilt was im Gesetz steht und was die Firmen direkt angeht.

Ein abschliessendes Wort zur Transparenz:
Die Telekom hat mich persönlich zu dem oben erwähnte RoundTable eingeladen bei dem hochrangige Vertreter der Provider und Vertreter der Presse in Verhältnis 50% zu 50% anwesend waren. Die Runde war also mehr als überschaubar. Inbegriffen waren die Eintrittskarte zur IFA im Wert von 11 Euro und in meinem Fall ein Glas Wasser. Was allerdings an mir lag, da ich nicht mehr trinken wollte. Darüber hinaus sind keine Gelder oder ähnliches geflossen. Sollte dieser Bericht einem Leser zu wenig kritisch sein, dann liegt das daran, dass ich sachlich informieren will und die Wertung jedem Leser selber überlassen möchte.

Gerne dürfen in den Kommentaren Fragen, Berichtigungen oder Kritikpunkt hinterlassen werden. Sollten diese jedoch unsachlich oder beleidigend sein, behalte ich mir das Recht vor diese zu löschen.

P.S.: Zum Thema Beweislast wurde am RoundTable meines Wissens nach nichts gesprochen. Hier verweise ich auf Heisse.de

UPDATE I:
Um die jeweiligen De-Mail Adressen der Nutzer zu finden, soll es ein Nutzerverzeichnis ähnlich einem Telefonbuch geben, in das man seine De-Mail Adresse freiwillig eintragen lassen kann.

UPDATE II: (10.09.2010)
Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft. Wie mir mehrmals, auch durch direkte Nachfrage beim BMI, bestätigt wurde, steht es bei DE-Mail jedem Provider, welcher die nötigen Test durchlaufen hat, offen sich für De-Mail zu akkreditieren. In diesem Sinne stehen bereits Confidence-center und ediPost in den Startlöchern. Extrem wichtig: zu ediPost unbedingt einen älteren Beitrag lesen. ediPost behaupt nur selber von sich bei De-Mail beteiligt zu sein. Dies wurde am vom BMI nicht bestätigt. Confidence-center wollte zum jetzigen Zeitpunkt keine Details zum laufen Verfahren preisgeben.

Update III: (10.09.2010)
Eine direkte Nachfrage beim BMI ergab, dass die Preisgestaltung jedem Provider komplett selbst überlassen bleibt. Das BMI gibt nur den technischen Rahmen vor. Wie dieser mit Serviceleistung und auch zusätzliche Sicherheitsmassnahmen gefüllt wird, hängt vom jeweiligen Provider ab.

Update IV: (21.09.2010)
DeMail beinhaltet Verzeichnisdienst für Verschlüsselungsverfahren für SMIME, nicht aber für pgp oder andere. Quelle Twitter Anwalt_n_Mass
Bester Angriffspunkt zum Abhören von E-Mail ist der Rechner des Absenders, nicht das Internet #NIFIS #Trojaner Quelle Twitter Anwalt_n_Mass

Weiterführende Artikel:
Teil 2 Inside De-Mail – Alte Kritikpunkte neu aufgewärmt
Teil 3 Inside De-Mail – Scharfe Kritik des Datenschutzbeauftragten an De-Mail technisch falsch

01. September 2010

De-Mail erhöht ab sofort Sicherheit beim Login

De-Mail hat, kaum entdeckt von Medien, eine Änderung im Login-System vorgenommen.
Der Nutzer kann seinen eigenen Account ab sofort für den Login auf „niedrigem Sicherheitsniveau“ selber sperren lassen. De-Mail geht damit auf Kritiken der Datenschützer ein, die schon vor Beginn des Pilotprojekts in Friedrichshafen gefordert hatten, den Zugang nur mit sicherem SMS-Code zu ermöglichen. Nutzer die ihren De-Mail Account jetzt also komplett vor Hackern und Trojanern schützen wollen, können neu in ihren Einstellungen angeben, dass der komplette Zugang zum Account nur noch über einen sicheren SMS-Code erfolgen kann. Hierbei bekommt der Nutzer einen „Einmal-Code“ (One-Time-Pass) auf sein Mobiltelefon geschickt, welcher nur für einen einzigen Login freigeschaltet ist und danach seine Gültigkeit verliert. Tojaner und sonstige Schädlingsprogramme, welche den PC infiziert haben könnten um Login-Daten abzufangen, haben somit keine Chance mehr. Der Account samt Inhalt ist somit noch besser geschützt. Wer diese Einstellung vornehmen will, muss sich aber zunächst für den Login mit „höherem Sicherheitsniveau“ freischalten lassen. Hierzu muss jeder Nutzer zuerst die kostenlose Registrierung für einen „SMS-Sicherheitsschlüssel“ ausfüllen und diese per Briefpost an De-Mail einschicken. Danach erhält man per Briefpost alle Angaben, die benötigt werden um sich mit „hohem Sicherheitsniveau“ anzumelden. Da sich damit bei jedem Login das Passwort ändert, ist es für Spionageprogramme kaum mehr möglich die Login-Daten zu stehlen. Anmeldungen mit „niedrigen Sicherheitsniveau“ werden von diesem Zeitpunkt an komplett abgelehnt. Wer kein Mobiltelefon hat, kann sich als Ersatz ein „One-Time-Pass Gerät“ holen. In diesem Fall wird der „Einmal-Code“ nicht per SMS zugesandt, sondern von einem kleinen Schlüsselanhänger mit Display jedes Mal neu generiert. Somit können auch Nutzer ohne Mobiltelefon das „hohe Sicherheitsniveau“ nutzen.

Pilotprojekt aus Friedrichshafen läuft „versteckt“ weiter:
Da sich das De-Mail Projekt immer noch in der Startphase befindet, können diese Änderungen nur von Teilnehmern des Pilotprojekts gemacht werden. Auch ist es für Teilnehmer der ersten Stunde immer noch möglich kostenlose De-Mails zu verschicken. Wer also eine Account hat, kann diesen auf unbestimmte Zeit weiter nutzen. Alle anderen müssen sich leider noch etwas gedulden.

De-Mail Login somit sicherer als bei der Konkurrenz:
Durch die freiwillige Umstellung des De-Mail Account wird dieser somit ein Stück sicherer als beim E-Postbrief der Deutschen Post. Bei diesem ist es ebenfalls möglich sich per SMS-Code einzuloggen, jedoch lässt sich der Login mit „niedrigem Sicherheitsniveau“ nicht deaktivieren. Ein Abfangen der Login-Daten und ein damit verbundenes Mitlesen der Korrespondenz wäre für Hacker und Datendiebe somit theoretisch leichter.

28. August 2010

E-Postbrief – PGP-Verschlüsselung durch Zertifikate

Einer der wichtigsten Punkte, die nach der Web-Konferenz der Deutschen Post am 25.08.2010 offen geblieben ist, war die Frage nach der individuellen Verschlüsselung. In Zeiten der ausgesetzten Vorratsdatenspeicherung und Datenskandalen eine durchaus zu verstehende Befürchtung. Da ist verständlich, wenn einige Nutzer ihre Briefe nicht nur gegen illegale Hacker, sondern auch gegen Zugriffe der Regierung schützen wollen. Oft wurde diskutiert, ob der E-Postbrief eine wirkliche Verschlüsselung bietet oder nicht. Neben der hauseigenen Verschlüsselung auf dem Server und der gesicherten Übertragung, bietet die Deutsche Post darüber hinaus auch kostenlose Zertifikate für eine individuelle Verschlüsselung an. Kritikpunkt dabei war und ist die Tatsache, dass die Passworteingabe nicht auf dem heimischen PC, sondern auf dem Onlineportal des E-Postbrief erfolgt. Der Post-Server kennt also rein theoretisch das individuell festgelegte Entschlüsselungspasswort. Kritiker und PGP-Experten zu Folge ist somit eine echte PGP-Verschlüsselung nicht mehr möglich, da der Postserver gehackt werden könnte und die Entschlüsselungspasswörter so in fremde Hände gelangen könnten. Darüber hinaus wurde vermutet, dass die Deutsche Post die Passwörter auf Grund des TKG an Richter und Ermittlungsbehörden weitergeben muss. Ein Selbsttest bestätigte, dass bei der Anforderung eines Zertifikates der Nutzer ein neues und selbst definiertes Passwort eingeben muss, welches dann als geheimer Schlüssel gesetzt wird. Der öffentliche Schlüssel wird nach Ausstellung des Zertifikats mit Namen und E-Postbrief-Adresse im E-Postbrief-Verzeichnis veröffentlicht. Wie auch SIGNTrust auf Nachfrage bestätigte, erfolgt die Schlüsselpaargenerierung komplett auf dem Server der Deutschen Post (siehe hierzu älteren Artikel). Eine Nachfrage nach dem genauen Ablauf und den Zugriffsrechten auf diese Passwörter wurde von Dr. Rau in der Web-Konferenz mit Verweis auf das „Security through obscurity“ – Prinzip abgeblockt.

Offensichtlich keine Speicherung des Passworts:
Auf erneute Nachfrage beim Kundenservice kam jedoch heraus, dass nur der Nutzer selbst das Entschlüsslungspasswort kennen würde und auch eine Wiederherstellung bei Verlust unmöglich sei. Somit haben laut Kundenservice der Deutschen Post keine Admins und somit auch kein Ermittlungsbeamten Zugriff auf individuell verschlüsselten E-Postbriefe. Die indivduell verschlüsselten E-Postbriefe wären also sicher – vor jedem.

Auf das Passwort zur Verschlüsselung durch ein zusätzliches
Zertifikat haben nur Sie Zugriff. Sollten Sie das Passwort vergessen
sind Ihre damit verschlüsselten E-POSTBRIEFE nicht mehr zu öffnen.
[…] Durch die Verschlüsselung mit einem zusätzlichen Zertifikat sind diese
E-POSTBRIEFE auch im Portal verschlüsselt und erst nach
Passworteingabe lesbar.

Aus Sicht der PGP-Experten bleibt natürlich immer die Frage ob und wie das Passwort gespeichert oder sogar abgefangen werden kann. Gibt es Möglichkeiten, auch wenn das Passwort nicht auf dem Server gespeichert wird, es im nachhinein (eventuell auf richterlichen Beschluss) bei erneuter Eingabe abzufangen?

Auch interessant könnte in diesem Zusammenhang der Artikel Provokant: De-Mail und E-Postbrief machen PGP massentauglich sein.

P.S.: Wie immer gilt, dass ich kein Geld für diesen Artikel erhalte. Wer weitere Fragen zu weiteren Themen rund um den E-Postbrief und De-Mail hat, wird in der Rubrik De-Mail vs. Onlinebrief fündig.

27. August 2010

Breaking News: De-Mail offenbar kostenlos

Wie heute auf Horizont.de zu lesen war, will United Interenet (GMX und Web.de) De-Mail für Privatkunden offenbar kostenlos anbieten. Sobald das nötige Gesetz verabschiedet ist, will man den direkten Preiskampf mit der Deutschen Post und dem E-Postbrief aufnehmen. Bleibt abzuwarten, wie sich das Projekt dann finanzieren wird.

GMX und Web.de finanzieren ihre Freemail-Version unter anderem durch Werbung für sich selber auch andere Firmen. Sollte das bei De-Mail ebenfalls so laufen wird es natürlich sehr unangenehm, da ja gerade das De-Mail Projekt mit dem Versprechen werbefrei zu sein an den Start ging.
ediPost hingegen fährt einen anderen Kurs. Das Unternehmen, welches sich nach eigenen Aussagen ebenfalls als De-Mail Anbieter akkreditieren will, verlangt 19,- Euro Registrierungsgebühr und vergibt dann an Kunden Provisionen, wenn diese dem Empfang von Werbung zustimmen. (zu ediPost unbedingt diesen älteren Artikel komplett lesen)

EDIT 30. August 2010:
Wie ´die Telekom bereits am 13.07.2010 mit einer Pressemitteilung verkündete will auch sie offenbar De-Mail zumindest zu einem Teil kostenlos anbieten.

Darüber hinaus sollen die Nutzer eine Anzahl von Gratis-De-Mails für die sichere und rechtsverbindliche Kommunikation im Internet erhalten.

Vermutlich wird es sich hierbei um ein monatliches Kontingent handeln, welches für den normalen Nutzer wohl ausreichen dürfte.

27. August 2010

De-Mail Berichterstattung auf Niveau des Boulevardjournalismus

Seit der E-Postbrief auf dem Markt ist und von Blogger und Journalisten wegen zahlreicher Mängel kritisiert wird, ist ruhig geworden um das Konkurrenzprodukt De-Mail. Ab und an erscheint mal wieder ein kleiner Artikel oder der Anwaltsverband gibt eine Stellung dazu ab.
Da kann es dann schon mal vorkommen, dass man versucht neue Inhalte zu kreieren, indem man alte Nachrichten nach Art des Boulevardjournalismus neu aufarbeitet. So geschehen u. a. bei mobile2day.de. Klassisch zeichnet die Überschrift ein Bild als ginge das Internet-Abendland unter. „De-Mail: Anbieter können Postfach einsehen“ ist in grossen Buchstaben zu lesen als hätte man die Neuigkeit schlecht hin gefunden. Wer sich allerdings mit dem Thema De-Mail etwas näher beschäftigt erkennt schnell, dass der Inhalt kaum hält, was der Titel verspricht. In einer kleinen Zusammenfassung, die grob geschätzt 80 Prozent des Artikels einnimmt, erfährt der Leser welche Kritikpunkte beim De-Mail Projekt seit Monaten im Internet breit getreten werden. In den letzten 20 Prozent wird dann versucht neuen Inhalt zu kreieren.

„mIT Sicherheit” empfiehlt deshalb, vor Abschluss eines De-Mail-Vertrages die Nutzungsbedingungen der vom BSI zertifizierten Anbieter zu vergleichen. Kritisch sollte man darauf achten, ob sich der Anbieter eine regelmäßige Einsicht in das Postfach vorbehält oder nicht.

Interessant ist, dass meines Wissen bis jetzt noch gar keine endgültigen AGB veröffentlicht wurden. Da das De-Mail Projekt noch gar nicht gestartet ist, gibt es wenn überhaupt nur Übergangs-AGB. Von dem her kann mobile2day.de noch gar nicht wissen ob, wie und das Anbieter es sich vorbehalten ins De-Mail Postfach zu schauen. Dass das von Seiten des Anbieters natürlich unverschämt und absolut kritikwürdig wäre, lassen wir an dieser Stelle mal aussen vor. Aber mobile2day.de scheint das System von De-Mail noch nicht ganz verstanden zu haben. Wir erfahren weiter:

„Nicht akkreditierte Provider seien am besten zu meiden.“

Liebe mobile2day.de mIT Sicherheit, „nicht akkreditierte Provider“ erhalten gar keinen Zugang zum De-Mail System. Das System ist in sich geschlossen und nur wer akkreditiert ist darf auch mitmachen. Das ist nämlich kein normales E-Mail System. Aber dies scheint mobile2day.de dann doch auch zu wissen:

Grundsätzlich aber sollte De-Mail nur für den tatsächlich rechtlich relevanten externen Mail-Verkehr verwendet werden. Insofern ersetze dieses Kommunikationsmittel die alltägliche Mail nicht.

Wer natürlich 9-20 Cent* ausgeben will um sich zum Kaffee zu verabreden, darf auch gerne De-Mail verwenden. Die beteiligten Firmen hätten sicherlich nichts dagegen. Aber jeder Nutzer wird sicherlich erkennen, dass er De-Mail nur dann nutzen wird, wenn es für ihnen einen Vorteil bringt.
Also mobile2day.de mIT Sicherheit, das nächste Mal würde ich es mir als Leser dann doch wünschen, dass man neue Informationen erfährt und nicht längst bekannte Fakten zu einem IT-Boulevardjournalismus zusammen mischt.

* bisher wurde immer von 9-20 Cent pro De-Mail gesprochen. Auf Horizont.de ist jetzt (27. August 2010) zu lesen, dass GMX und Web.de den De-Mail Dienst eventuell kostenlos anbieten wollen.

Edit:
Wie auf Twitter festzustellen war, wurde die Nachrichten von anderen Seiten wortgleich abgedruckt. mobile2day.de war also nicht die einzige Seite. Von dem her treffen meine Argumente nicht ganz zu. Die Originalnachricht stammt von www.mit-sicherheit.de

26. August 2010

E-Postbrief Pressekonferenz 2.0 – Die Post äussert sich zu Kritikpunkten

Deutsche Post steht nach heftiger Kritik im Internet per Web-Konferenz Rede und Antwort zum E-Postbrief. (25.08.2010)
Die Deutsche Post bemerkte seit dem Start des E-Postbrief am 14. Juli, dass doch nicht alles so reibungslos verläuft wie es sollte. Technische Probleme, Fragen zur Datensicherheit und komplizierte Formulierungen in den AGBs haben das Internetvolk auf die digitalen Strassen getrieben. Mit Twitter-Fackeln und Blog-Heugabeln marschieren sie in Richtung Deutsche Postzentrale. Da ist es nur verständlich, dass die Deutsche Post ihr neuestes Kind den E-Postbrief schützen möchte. Aus diesem Grund lud sie Blogger und Journalisten zur Web-Pressekonferenz am heimischen PC ein. Vorab konnte man viel böse Worte im Internet lesen, dessen Autoren keinen Hehl daraus machten, dass die den E-Postbrief und prinzipielle alle „Rettungsversuche“ der Deutschen Post kategorisch ablehnen. Dieser Fundamentalopposition möchte ich mich nicht anschliessen. Aufklärung steht im Mittelpunkt und nicht Verurteilung.
Dr. Georg Rau Chef des E-Postbrief bei der Deutschen Post stellte sich auf der Web-Konferenz den zahlreichen Fragen der Blogger und Journalisten. Obwohl die Fragen teilweise im Vorfeld per E-Mail eingereicht werden konnten, reichten rund 90 Minuten nicht aus, um alle Fragen zu beantworten. Dies zeigt deutlich, dass noch einige Punkte der Klärung bedürfen. Dr. Georg Rau gab sich jedoch alle Mühe und stand den Bloggern und Journalisten Rede und Antwort.

Registrierung, Technik und Fehler:
Als erstes entschuldigte sich Dr. Rau für technische Fehler, Browserabstürze und verzögerte Registrierungen. Dies sei jedoch der Startphase des E-Postbriefs zuzuschreiben und soll sich ab Anfang November ändern. Dann sollen sich Nutzer auch direkt und ohne Adress-Tan als Zwischenschritt anmelden können. Vermutlich wird dann am Ende das Anmeldeprozesses die Post-ID direkt zum ausdrucken bereitgestellt, welche dann nur noch bei der Post angegeben werden muss. Somit würde ein Registrierungsschritt entfallen. Sollte die Nachfrage vorhanden sein, könnte sich Dr. Rau auch vorstellen, dass in mittelfristiger Zukunft der neue Personalausweis für die Registrierung benutzt werden kann. Jedoch gibt es auch bei dem neue Ausweisdokument Kritik zur Datensicherheit, auf die an dieser Stelle nicht eingegangen werden sollen.
Weitere Stabilität in der Anwendung des Onlineportals sollen auch immer wieder neue Software-Updates bringen, die vom Nutzer unentdeckt circa alle 14 Tage aufgespielt werden, so Dr. Rau.

Adresshandel findet nicht statt:
Heiß wurde in den letzten Wochen die Möglichkeit diskutiert, dass die Deutsche Post auf Grund der AGBs, welche man ja mit der Registrierung annimmt, Nutzerdaten weiter gibt oder sogar Handelt damit triebt. Diese Vermutung wurde von Dr. Rau ganz klar verneint.
Als Firma (z.B. Versicherung) besteht jedoch die Möglichkeit eine Art Adressenabgleich durchzuführen bzw. bei der Deutschen Post anzufragen, ob eine Kunde eine E-Postbriefadresse besitzt. Dabei hat aber die Firma keinen direkten Zugriff auf die Datenbank, sondern muss bei der Deutschen Post anfragen. Auf Nachfrage der Konferenzteilnehmer wie dann nach erwünschter und unerwünschter Post (SPAM) unterschieden werde könnte verwies Dr. Rau auf die gesetzliche Regelung, nach denen SPAM grundsätzlich illegal ist. Sollte also eine Firma unerwünschte Werbung schicken, so muss der Kunde diese Firma melden (siehe auch Twitter)(+Twitter 2). Die Post baut also auf Mitarbeit der einzelnen Nutzer und nimmt sich das Recht heraus, diese Firma dann im Notfall komplett zu sperren. SPAM ist somit technisch durchaus möglich, kann aber danke Identifikation gemeldet werden. Böse Zungen könnten jetzt natürlich die Frage stellen, in wie weit die Post eine grosse Firma wie z.B. eine Versicherung sperren würde, wenn diese wegen SPAM gemeldet wird? Könnte eine Firma sich hier über finanzielle Macht SPAM „erpressen“?

POP3, Einbindung in der Work-flow und Nutzerfreundlichkeit:
Kundenfreundlichkeit wird belohnt. Dies hat auch die Deutsche Post verstanden. Doch leider gibt es bis jetzt keine Möglichkeit den E-Postbrief komfortabel zu Hause auf dem heimischen Rechner per Mail-Client à la Outlook o.ä. zu empfangen und zu versenden. Um die Sicherheit des Systems und der Nutzer zu gewährleisten sind solche Ideen zwar mittelfristig in Planung, müssen aber auf nächstes Jahr verschoben werden. Knackpunkt ist hier die Unsicherheit bzw. die Gefährdung des Systems durch Viren und Trojaner, welches sich eventuell auf dem Computer des Nutzers befinden könnten. Dr. Rau betonte, dass nutzerfreundliche Anbindungen, unter anderem auch mobile Apps, sich aber auf der mittelfristigen Agenda befänden. Schutz des Systems sei aber höchstes Gebot.

Anbindung De-Mail Fehlanzeige:
Alle die sich hier Hoffnung gemacht habe wurde enttäuscht. Die Deutsche Post will erstmal abwarten in welche Richtung sich das De-Mail Projekt entwickelt, bevor sie plant dort Verbindungen zu knüpfen. Die Post war ja De-Mail Teilnehmer der ersten Stunden, hatte sich dann aber entschlossen ihr eigenes Konzept auf die Beine zu stellen. Die Vorteile liegen auf der Hand. Man ist sein eigener Herr und muss auf keinen Rücksicht nehmen oder warten bis Gesetze verabschiedet sind. Man unterwirft sich mit seinem Produkt den Regelungen des freien Marktes und vertraut auf sein Konzept. Nicht um sonst wird die Deutsche Post ihren E-Postbrief deutlich vor dem De-Mail auf den Markt gebracht haben. Es geht hier schliesslich um Geld und um Marktanteile.

Datensicherheit und Datenschutz beim Hybridbrief:
Einer der Knackpunkt des Hybridbriefs war bzw. ist das Ausdrucken. Ein per Hybridfunktion verschickter Brief wird von der Deutschen Post ausgedruckt und einkuvertiert. Hierbei bestände rein theoretisch die Möglichkeit, dass eine Postangestellter oder auch ein „Polizist“ den Brief abfängt und liest. Dies soll jedoch, so Dr. Rau, durch interne Kontrollen und voll automatische Druckvorgänge mit Hochgeschwindigkeit verhindert werden. Ein Punkt der sehr interessant ist, wird er doch von vielen Internetnutzern als einer der ganz grossen Fehler des Systems gesehen. Was vielleicht viele nicht wissen, ist das gerade grosse Firmen, aber auch mittlerweile einige KMU, externe Subunternehmer beschäftigen, welche das Drucken und Verschicken von Lohnabrechnungen, Rechnungen und sonstigen Briefen übernehmen. Wir denken nur zu gerne, dass die Briefe, welche wir erhalten von der Sekretärin persönlich zugeklebt worden sind. Ein Grossteil der Briefe, die wir erhalten wurde aber auf genau die gleiche Art verschickt, wie es die Deutsche Post machen will. Komischerweise stört das aber niemanden.
(siehe hierzu zwei ältere Artikel – Quelle 1Quelle 2)
Was das Thema Briefgeheimnis angeht, so steht seit längerem fest, dass der E-Postbrief schlicht und einfach nicht dem Briefgeheimnis, sondern nur dem Telekommunikationsgeheimnis unterliegt und damit nicht so gut vor staatlicher Kontrolle geschützt ist wie ein regulärer Brief (siehe auch Twitter). Dr. Rau betonte, dass es nur mit einen richterlichen Beschluss möglich sei, Briefe und auch E-Postbriefe einzusehen. Ausnahmen bildeten Anordnungen des Staatsanwalts auf Grund schwerer Verbrechen oder bei „Gefahr im Verzug“. Somit unterscheidet sich der E-Postbrief rechtlich nicht von einem gewöhnlichen E-Mail.
Ob dies nun für den einen oder anderen Nutzer sicher genug ist, muss jeder für sich selber entscheiden. Spannend wird es, wenn bei Gerichtsverhandlungen die ersten E-Postbriefkonten (oder auch De-Mail Konten) als Beweise vorgelegt werden.
EDIT: Wie ich über Twitter erfahren habe, unterliegt der E-Psotbrief ab dem Ausdrucken bei der Deutschen Post dem Briefgeheimnis. Zitat DP: “Beim klassischen Versand unterliegt der E-POSTBRIEF ab dem Ausdrucken dem Briefgeheimnis, bis dahin fällt er unter das TKG.”

Verschlüsselung per Zertifikat:
Wem das alles aber noch zu unsicher ist, der erhält die Möglichkeit seine E-Postbriefe durch ein persönliches Zertifikat zusätzlich zu verschlüsseln. Leider sind hier einige Punkte noch nicht ganz klar. Und eine wichtige Frage meinerseits wurde sogar komplett verweigert. So ist z.B. unklar, ob es sich um eine sichere asymmetrische Verschlüsselung handelt und wo genau die Schlüssel gespeichert werden. Fakt ist, dass jeder E-Postbriefkunde ein kostenloses Zertifikat über das E-Postbriefportal anfordern kann. Er erhält dann ein Passwort, mit dessen Hilfe er die an ihn adressierten E-Postbriefe entschlüsseln kann. Damit ein andere E-Postbrief Kunde nun seinem Kommunikationspartner einen verschlüsselten E-Postbrief schicken kann, benötigt dieser nicht nur ein Zertifikat sondern auch den öffentlichen Schlüssel des anderen Empfängers. Diesen findet er im Adressverzeichnis des E-Postbriefs. Was die Deutsche Post vergessen hat zu sagen, ist dass wenn man ein Zertifikat beantragt hat, man automatisch mit Namen und öffentlichem Schlüssel im öffentlichen Adressverzeichnis auftaucht. Um dort wieder gelöscht zu werden, muss man das Zertifikat ebenfalls löschen. Von dem her sieht es nach einer asymmetrischen Verschlüsselung à la PGP aus. Doch leider wurde mir die Antwort verweigert, wo genau der Schlüssel gespeichert wird und ob der Schlüssel auf richterlichen Beschluss offen gelegt werden muss. Fakt ist, dass der individuelle Schlüssel bei Verlust nicht wieder hergestellt werden kann und alle verschlüsselten Dokumente für immer verschlüsselt bleiben. Leider lässt die Antwort von Dr. Rau komplett offen, ob Ermittlungsbehörden dennoch Zugriff auf den Schlüssel erhalten. Eine direkte Anfrage bei SIGNTrust ergab, dass diese nur das Zertifikat bereitstellen. Die Schlüsselgenerierung jedoch bei der Deutschen Post bzw. beim E-Postbrief liegt:

Die entsprechenden E-Postbrief-Zertifikate werden von uns ausgestellt,nachdem wir vom E-Postbrief-System entsprechende Zertifikatsrequests erhalten haben. Die Schlüsselgenerierung und das Schlüssel- und Zertifikatsmanagement erfolgt also nicht durch uns.

Diese Aussage würde bestätigen, dass der E-Postbrief Server gleichzeitig der Schlüsselserver ist. Was meines Wissens nach die PGP Idee komplett aus hebelt. (siehe hierzu Kommentar von Bernd)
EDIT: Ich habe ein Zertifikat beantragt (Bearbeitungsdauer circa 1 Woche – Gültigkeit 5 Jahre). Dazu musste ich ein neues Passwort im Onlineportal eingeben, welches jetzt vermutlich mein Entschlüsselungspasswort ist. Da ich es im Onlineportal eingegeben habe kennt es der E-Postbrief Server. Eine Fussnote machte mich darauf aufmerksam, dass dieses Passwort nicht wieder herstellbar wäre, sollte ich es vergessen. Jetzt wäre es natürlich sehr fragwürdig, sollte das Passwort auf dem Postserver liegen und im Ernstfall für Richter zugänglich sein, der Kunde es aber bei Verlust nicht mehr abfragen könnte. Da die Deutsche Post hierzu schweigt, können nur Vermutung aufgestellt werden. Ich denke kaum, dass das Passwort nach Ausstellung des Schlüsselpaars vom Server komplett gelöscht wird um eine echte PGP Verschlüsselung zu gewährleisten. (Zusatzinfos werden gerne entgegen genommen)

Datenspeicherung und Vorratsdatenspeicherung:
Dr. Rau versicherte, dass Daten und E-Postbriefe nur solange gespeichert werden, wie dies vom Kunden gewünscht wird. E-Postbriefe, welche gelöscht wurde, werden mit minimaler Verzögerung auch im Backup System gelöscht. Wie grosse diese Verzögerung ist, konnte Dr. Rau jedoch nicht sagen. Darüber hinaus findet eine der Vorratsdatenspeicherung vergleichbare Speicherung nicht statt. So die Aussagen von Dr. Georg Rau. Im Internet gibt es bereits die ersten kritischen Kommentare zu dieser Aussage, dass wenn die Vorratsdatenspeicherung dann unter Umständen doch wieder eingeführt wird der E-Postbrief ebenfalls davon betroffen ist. Hier finde ich wichtig zu sagen, dass die ein rechtliches Problem ist. Die Deutsche Post dafür zu kritisieren, dass sie sich an das deutsche Gesetz hält finde ich an dieser Stelle sehr extrem. Wer keine Vorratsdatenspeicherung will muss ins Ausland abwandern. Dort warten aber schon FBI und Co., was die Situation auch nicht besser werden lässt. (leicht ironisch gemeint)

Leerung des Postfachs:
Wie zu erwarten fand zwar kein Widerruf der AGBs zu diesem Punkt statt, jedoch konnte man meiner Meinung nach heraushören, dass es der Post so ziemlich egal ist wie oft man sein E-Postbrief Postfach leert. Hier trifft also wie es zu erwarten war Realität auf juristische AGBs. Jeder Nutzer ist selbst verantwortlich wie oft er in sein E-Postbrief Postfach schaut. Und für den Notfall gibt es immer noch eine kostenloses SMS Benachrichtigung.
Die Eigenverantwortung kommt auch zum Tragen, sollte ein Nutzer länger Urlaub machen. Nach Dr. Rau ist es im Gegensatz zu den Formulierungen in den AGB erlaubt seine Login Daten an vertrauenswürdige Freunde weiterzugeben. Diese können dann während der Abwesenheit das Postfach kontrollieren und gegebenenfalls Eingänge melden. Ob man jedoch dem Nachbar sein Codewort verraten will, womit dann dieser z.B. auch die letzten Blutwerte o.ä. einsehen kann, sei jedem selber überlassen. Dann doch lieber bei SMS Benachrichtigung ins Internet-Cafe.

Firmen:
Firmen sollen zukünftig eigene E-Postbrief Adressen erhalten, die dann auch in einem gewissen Rahmen frei gewählt werden können. Als Beispiele wurden presse@[firma].epost.de oder max.mustermann@[firma].epost.de genannt.

Regulärer Brief oder doch lieber digitaler Brief:
Ab November sollen Kunden welche die Postadresse eines Empfänger eingeben automatisch gefragt werden, ob sie lieber eine digitale E-Postbrief schicken möchten, sollte der Empfänger eine E-Postbrief Adresse haben.
Ein Teilnehmer brachte die Frage auf ob ein regulärer Brief mit der E-Postadresse adressiert werden könnte und dieser dann als digitale Version im E-Postbrief Postfach landen würde. Laut Dr. Rau wird jedoch diese „Scan-Dienstleistung“ erst auf langfristige Zeit angeboten werden. Interessant war jedoch, dass auf einer Powerpoint Folie, welche zu Beginn der Pressekonferenz gezeigt wurde, genau dieses Szenario per Pfeilschaubild gezeigt wurde. Hier wurde wohl Folien der „5-Jahres-Strategie“ einfach per Copy-Paste in die Pressekonferenz eingebunden.

Keine durchgängige Verschlüsselung?:
Eine, wie ich finde wichtige Frage, wurde leider auch komplett weggelassen.
Wie ich gesehen habe gibt es eine Art „Quarantäne-Station“ für mit Viren u.ä Schadprogrammen verseuchte E-Postbriefe. E-Postbriefe welche als gefährlich eingestuft wurden landen automatisch in diesem „SPAM-Ordner“. Um die E-Postbriefe jedoch “scannen” zu können, müssen sie, wie bei De-Mail, auf dem Server zumindest kurz entschlüsselt werden. Die Deutsche Post behauptet jedoch, dass der E-Postbrief vom Sender bis zum Empfänger durchgängig verschlüsselt wird. Beide Aussagen passen meines Wissens nach nicht zusammen. Somit würden hier die gleichen Kritikpunkte zum tragen kommen, wie auch bereits bei De-Mail. Eine Entschlüsselung auf dem Server würde Hackern eine mögliche Angriffsstelle bieten und das System somit weniger sicher machen.

Hacker und die Sicherheit:
Um die Sicherheit gerade vor kriminellen Hacker zu gewährleisten beschäftigt die Deutsche Post ebenfalls Hacker (andere würden Sicherheitsbeauftragte dazu sagen), welche die Aufgabe haben mit vorgetäuschten Angriffen Schwachstellen im System zu finden.

Der E-Postbrief bei Behörden:
Leider konnte Dr. Rau kein Angaben machen, wann der E-Postbrief auf staatlicher Ebene eingesetzt werden wird. Man sei zwar auf Bundes- und Länderebene im Gespräch und habe auch schon Kontakt zu Kommunen aufgenommen, jedoch könnte man noch keine konkreten Pläne kommunizieren. Jetzt stellt sich natürlich die Frage warum ein Amt (Land oder Kommune) lieber den E-Postbrief nutzen sollte, wenn der grosse Bruder (Bundesebene) das Konkurrenzprodukt De-Mail an den Start bringt. Meiner Meinung wird man hier eine horrizontale „zweiklassen“ Kommunikation erleben. Ämter, Firmen und einige Privatleute werden De-Mail nutzen, Firmen und Privatleute werden den E-Postbrief nutzen und ganz wenige werden beide Systeme nutzen. Die Akzeptanz der Systeme wird mit den beteiligten Firmen stehen und fallen. Der Privatnutzer wird sich dem Produkt zuwenden, welches für ihn die meiste Kommunikation abdeckt. Der Nutzer wird sich dabei die Frage stellen, mit wem er mehr kommuniziert.

Änderungen der AGB:
Leider wurden Änderungen in den AGB vorerst abgelehnt. Änderungswünsche sollen jedoch gesammelt werden und als Komplettpaket in unbestimmt Zeit in die AGB einfliessen.

Fazit dieser Pressekonferenz:
Mein Fazit dieser Pressekonferenz fällt, wenn auch durchwachsen, positiv aus. Die Deutsche Post stellte sich der Kritik und versuchte einige Kritikpunkte zu entschärfen. Leider gelang ihr das, gerade im Hinblick auf die Verschlüsselung, meiner Meinung nach nicht vollständig. Dennoch sei vermerkt, dass das Gesamtbild des E-Postbrief deutlich klarer ist als zu Beginn. Hier dürfen sich wohl Blogger und Internet-Journalisten auf die Schulter klopfen.

Weitere Quellen:
E-Postbrief – eine neutrale Pro&Kontra Liste
Erste Eindrücke: #ePost-Webkonferenz – Die Post stellt sich den Usern
Deutsche Post steht Rede und Antwort zum E-Postbrief (Bericht von der Web-Konferenz am 25.08.2010)
Der ePost-Brief: Post AG stellt sich Fragen aus dem Netz

P.S.: Wie immer gilt, dass ich kein Geld o.ä. für diesen Beitrag erhalten und in keinem Lohnverhältnis zur Deutschen Post und den angebenden Firmen stehe. Sollte ich etwas falsch zitiert oder verstanden habe, so kann das per Kommentarfunktion gern vermerkt werden.

Update I:
Noch ein nachträgliches Interview, das zwar keine neuen Fakten bereithält, dafür aber nochmals den Leiter des E-Postbriefes Georg Rau im Interview zu Wort kommen lässt.

16. August 2010

DE-Mail bringt ZF Friedrichshafen 1 Millionen Euro Einsparungen

De-Mail soll nach dem Willen der Regierung und der beteiligten Firmen, dass E-Mailversandsystem der Zukunft für sicheren und rechtsverbindlichen E-Mailverkehr werden. So weit so gut ist das im Moment nur ein Wunsch und ein Plan. Trotz erfolgreichem Pilotprojekt in Friedrichshafen am Bodensee gibt es immer noch genügen offene Fragen, gerade zur Sicherheit und zum Datenschutz sind einige Punkte noch ungeklärt oder sogar mehr als fragwürdig.

Schaut man jedoch hinter die Kulissen wird es interessant. Die ZF* Friedrichshafen steht dem Projekt De-Mail mehr als offen gegenüber. Als Pilotprojektteilnehmer der ersten Stunde möchte die ZF Friedrichshafen in Zukunft alle Entgeldabrechnungen per De-Mail verschicken und erhofft sich so Einsparungen von 1 Millionen Euro pro Jahr alleine in Deutschland. Als Prestigeteilnehmer am Pilotprojekt wurden die Umrüstungskosten zum grössten Teil von T-City übernommen. Die weiteren IT-Investitionen von 150000 Euro, welche von der ZF selber aufgebracht werden mussten, können bei einem weltweit operierenden und Millionen schweren Unternehmen salopp formuliert aus der Kaffeekasse gezahlt werden. Somit bringt das De-Mail Projekt der ZF Friedrichshafen eigentlich nur Vorteile. Nach einer ersten Umfrage würde 90% der Mitarbeiten das Versandsystem nutzen. Diese Zahlen mussten jedoch nach der ersten Erprobung leicht nach unten korrigiert werden. So sollen heute nur runde 70% bereit sein die monatliche Lohnberechnung per De-Mail zu erhalten. Der Rückgang der ersten Euphorie ist wohl dem ersten Interesse für eine neues Produkt zuzuschreiben, welche dann nach einer Zeit wieder nachlässt. Da das Unternehmen jedoch weltweit aktiv ist, soll das De-Mailsystem nach dem Wunsch der ZF auch bald möglichst weltweit eingesetzt werden. Geht es nach der ZF soll das De-Mailsystem also keine deutsche Insellösung bleiben. Ob dies jedoch möglich ist, wird die Zeit zeigen. Da das De-Mail erst Ende 2010 offizielle an den Start geht, dürfte es mehrere Jahre dauern bis das Ausland auf den Zug aufspringt. Jedoch dürfte auch das französische Unternehmen Dornier diesen Schritt befürworten. Wie die ZF gehört auch die Immenstaater Niederlassung zu den Teilnehmern des Pilotprojekts. Da die Lohnbrechungen des Unternehmens zum grössten Teil jedoch aus Frankreich kommen, ist hier eine Verwendung des De-Mailsystems vorerst sehr schwierig bis nahezu ausgeschlossen.
Im Falle der ZF Friedrichshafen geht man sogar noch einen Schritt weiter. Im Sinne der Kostenersparnis sollen in Zukunft ausnahmslos alle Lohnbrechung per De-Mail verschickt werden. Wer das nicht möchte oder keinen Computer besitzt, soll seinen Lohnzettel dann in ausgedruckter Form im Lohnbüro abholen dürfen. Diese radikalen Änderungspläne würde die ZF unabhängig von externen Dienstleistern machen, welche bisher für den Versand der Lohnbrechungen verantwortlich waren. Mit Kosten für Dienstleistung und Porto fallen hierbei über 1 Euro pro verschickter Lohnabrechnung an. Würde komplett auf das De-Mailsystem umgestiegen wären die Einsparungen bei einem vermuteten Preis von 9-20 Cent pro De-Mail enorm.

Wie ein Blick in das Adressverzeichnis zeigt, könnte auch weitere Firmen wie die Gothaer Versicherung, verschiedene Banken und Personaldienstleister von den Einsparungen profitieren. Somit ist die Behauptung De-Mail würde helfen Firmenkosten einzusparen nicht von der Hand zu weisen.

Update:
Die Idee in Zukunft alle Endgeldabrechnungen nur noch per De-Mail zu verschicken dürfte jedoch nicht so leicht durchzusetzen sein. Nach Gesprächen mit einem aktiven Betriebsrat aus einem von der Grösse und dem Personal vergleichbaren Unternehmens wurde klar, dass bei einer so weitreichenden Entscheidung der Zustimmung des Betriebsrates benötigt wird. Diese dürfte jedoch sehr schwer zu bekommen sein, da hier eine deutliche Benachteiligung der Arbeitnehmer ohne De-Mail zu befürchten ist. Da aber im Moment noch alles unbestätigte Vermutungen sind bleibt abzuwarten, wie De-Mail sich nach dem offiziellen Start in den work-flow der grossen Unternehmen einbetten wird. Gerade auch mit dem Hinblick, dass SAP und andere grössere Firmen sich zur Zusammenarbeiten mit der von der Deutschen Post lancierten E-Postbrief entschlossen haben.

* Zahnradfabrik Friedrichshafen – grosse weltweite Firma für qualitativ hochwertige Getriebe aller Art.

13. August 2010

Datenschutz – es ist nie das Gleiche wenn zwei das Selbe machen

De-Mail und der E-Postbrief werden für etwas kritisiert, was andere Firmen schon lange machen.
Sehr interessant. Seit die Post ihren E-Postbriefe und die Bundesregierung ihr De-Mail veröffentlicht haben hagelt es bei Twitter und in der Blogssphäre Proteste, dass die Schwarte kracht. Eine sehr grosser Punkt dabei ist der Datenschutz besser gesagt der fehlende Datenschutz gerade beim Hybridbrief. Also die Briefvariante, bei der ein digitaler Brief von der Post ausgedruckt wird und für eine Gebühr von aktuell 55 Cent (De-Mail hat noch keine Preise veröffentlicht) an eine reguläre Postadresse geliefert wird.
Der vielleicht berechtigt Kritikpunkt dabei ist, dass theoretisch jeder Mitarbeiter der Post diesen Brief beim Ausdrucken lesen kann. Datenschutz ist also nicht wirklich gegeben. Darüber hinaus muss sich bei beiden Modellen der Nutzer mit Ausweis registrieren. Eine Anonymisierung findet also ebenfalls nicht statt. Kritiker stören sich entweder an der Anmeldepflicht oder am fehlenden Datenschutz oder an beidem in Kombination. Darüber hinaus zweifelt die Internetgemeinde, dass der SPAM-Schutz wirklich so 100%ig funktioniert, wie er von den beteiligten Firmen angepriesen wird. Soweit ist gibt es erstmal nichts neues zu vermelden.

Interessant wird es aber wenn man sich im Internet etwas genauer umschaut. Denn was ich auch nicht wusste, ist dass das Geschäft mit den Hybridbriefen in exakt gleicher Form bereits seit längerem von diversen Firmen angeboten wird. Sowohl ediPost, über die ich selber einen längeren Artikel geschrieben haben, wie auch letterei.de und quabb.com bieten diesen Dienst an. Bei quabb.com und bei ediPost muss man sich darüber hinaus ebenfalls mit Ausweis registrieren. Und wie bei der Post kosten auch hier die Briefe Portogebühren, die im Falle vom ediPost sogar höher liegen als die der Deutschen Post. Bei quabb.com übernimmt das Porto ein „Sponsor“, welcher dafür jedoch dem selber verfassten Brief einen Werbebrief beilegen darf. Bild.de titelte auf Grund des kostenlosen Briefsversands sogar: „Die Gratis-Post im Internet“. Kaum scheint etwas kostenlos zu sein werden Datenschutzbedenken und Werbesensibilität auf Null gestellt.

Liebe Twitter- und Bloggemeinde – Warum zerreisst sich jeder der retweeten kann und jeder Datenschützer das digitale Maul über De-Mail und den E-Postbrief, lässt aber diese bereits existierenden Firmen vollkommen in Ruhe. Diese Firmen machen aus meiner Sicht genau das gleich wie die Deutsche Post und De-Mail, sind aber nie durch eine Zertifikat o.ä. kontrolliert worden. Auch wenn man der Regierung nicht wirklich vertraut, so ist der Versuch De-Mail Provider per Zertifikat zu überprüfen zumindest der Versuch das System etwas abzusichern. Dieses findet bei genannten Firmen nicht einmal im Ansatz statt. Alles was bleibt sind das Image und die Versprechen auf den jeweiligen Homepages. Aber das scheint bei den Kritikern niemand gross zu stören. Aber bei De-Mail und dem E-Postbrief die grossen Geschütze auffahren? Findet ihr das nicht etwas einseitig?
Darüber hinaus schicke ich bei quabb.com meinen Freunden und Kollegen sogar noch absichtlich Werbung ins Haus, nur damit ich mir das Briefporto von 55 Cent spare. Soviel zum Thema SPAM.

Natürlich wird jetzt der eine oder andere sagen, dass alle genannten Firmen lediglich Dienstleister sind die ihre Produkte freiwillig anbieten. Meiner Meinung ist das bei De-Mail und dem E-Postbrief aber genauso. Niemand wird gezwungen das System zu nutzen. Vermutungen eine De-Mail Adresse wird irgendwann Pflicht für alle Bürger halte ich für mehr als übertrieben und ausserdem absolut unrealistisch. Das einzige was sich unterscheidet sind die Werbefeldzüge. De-Mail und Co. sind mit einer gigantischen Werbestrategie an den Markt gegangen und erhalten dementsprechend Aufmerksamkeit. Aber dennoch sollte man auch mal schauen, was im Verborgenen geschieht.

Wie immer gilt, dass wenn ich mich irren sollte oder ich etwas falsch verstanden habe, dies in den Kommentaren gern vermerkt werden darf.

P.S.: quabb.com bietet mit seinen Dienstleistungen aber noch mehr. Signierte E-Mails (ja richtig gelesen), Briefe, Adressbuch und Faxe machen das Unternehmen fast zu einem 100%igen Konkurrenten der Deutschen Post. Ähnliches gilt für ediPost. Auch dieses Unternehmen bietet Faxe, SMS und Telegramme an.

Update:
Damit ich keine Firma bevor- oder benachteilige hier noch ein Link auf Welt.de. Die Zeitung hat ein paar Online-Briefportale getestet: www.welt.de

Update II:
Ein weiterer Punkt ist, dass bereits heute gerade in grossen Firmen die Lohngeldabrechnungen von externen Firmen gedruckt und verschickt werden. Der Datenschutz ist hierbei auch nur so gut wie das Image und das Versprechen des externen Anbieters. (Artikel hier)

3. August 2010

Inoffizielle Umfrage zu “CCCMail”

Der CCC (Chaos Computer Club) lehnt die De-Mail und den E-Postbrief aus mehreren Gründen ab. Datensicherheit, offene Türen für Ermittlungsbehörden und fehlendes Vertrauen zu den Anbietern sind nur einige der Gründe. Im Artikel “Kritik am Chaosradio-Podcast zu De-Mail und E-Postbrief” in dem ich ein Radiointerview des CCC kritisiert habe, habe ich auch die freche Frage gestellt, warum der CCC nicht eine eigene De-Mail Adresse herausbringt bzw. warum der CCC nicht als eigener De-Mail Anbieter auftritt. Die Rechtssicherheit der De-Mail kombiniert mit serienmässiger PGP und dem fast schon perfekten Datenschutz und Computer Know-how des CCC. Könnte man da nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Nun habe ich mal eine inoffizielle und eher spassig angehauchte Twitterumfrage gestartet, wie die Meinung zu diesem Thema in der Community ist. Wer will darf gerne mitmachen. Ergebnisse werden nach einer Woche hier veröffentlicht. [Umfrage beendet – 22 Votes]

Update:
22 Teilnehmer sind nicht gerade repräsentativ ;-). Aber egal.

P.S.: Ich bin weder ein Mitarbeiter des CCC noch von De-Mail oder der Deutschen Post. Ich interessiere mich nur aus privaten Gründen für das Thema. Die Umfrage ist also NICHT von einer der genannten Parteien lanciert und entspricht nicht deren Meinung und hat damit auch keine Auswirkungen auf deren Arbeit.

29. Juli 2010

Kritik am Chaosradio-Podcast zu De-Mail und E-Postbrief

Ich weiss, dass ich mir mit folgendem Artikel sicherlich den Unmut einiger Leser einhandle, aber nachdem bei Twitter viel über das Radiointerview bei Chaosradio bzw. Fritz.de getwitter wurde, habe ich mir den Podcast auch mal angehört und muss ehrlich zugeben, dass ich aus mehreren Gründen leicht enttäuscht bin. Zum einen muss ich sagen, dass das Interview vom journalistischen Standpunkt her mehr als fragwürdig war. Mir wurde als Journalist immer gesagt: „Mach dich nicht mit einer Sache gemein“. Dies gilt auch für negative und kritische Sichtweisen. Wie sah jedoch das Interview im Podcast aus? Der Interviewer, Markus Richter, machte keinen Hehl daraus, dass er das De-Mail-System komplett anlehnte. Dementsprechend waren nicht nur seine Fragen und Anmerkungen formuliert, sondern auch sein Reaktionen. Kaum war eine Sache unklar fing er an zu lachen oder sonst eine komische Bemerkung zu machen. Von journalistische Neutralität aus meiner Sicht keine Spur. Schon der Eröffnungssatz: „ich bekomme in Zukunft meine Knöllchen per De-Mail zugesandt“ zeigt, wie schon zu Beginn versucht wurde das Systeme anzugreifen. Niemand bekommt gerne Knöllchen, ob digital oder als Brief. Ähnliches gilt für die Interviewpartner Constanze Kurz und Jörg Pohle. Zwei Personen, die als klar ausgewiesene Kritiker des Systems aber auch als IT-Profis, unter anderem des CCC, gelten. Was passiert also wenn sich drei Kritiker auf einem kritischen Radiosender zum Interview treffen? Das darf sich jeder selber ausmalen. Ich hätte mir z.B. auch ein Vertreter der Gegenseite gewünscht, der seine Meinung äussern kann. Aber egal. Es geht um die Sache. Dazu muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass das schnelllebige Internet in diesem Fall die Interviewpartner vermutlich überholt hat, denn am gleichen Tag hat die Post ein paar Sachen zu ihren AGB erläutert, die im Interview noch als fragwürdig oder unklar galten. Von dem her sind einige Sachen heute schon etwas klarer, die im Interview bemängelt wurden. Achtung: Ich sage an dieser Stelle deutlich, dass ich nicht den E-Postbrief oder die De-Mail verkaufen will. Aber kurz vor dem Interview wurden im Internet ein paar Sachverhalte aufgeklärt, die so wohl den Interviewpartnern zum Zeitpunkt des Interviews noch nicht bekannt waren.

Doch jetzt zum Interview und den Punkten. Wichtig ist, dass es hauptsächlich um De-Mail und weniger um den E-Postbrief der Deutschen Post ging. Auch wenn diese beiden „unterschiedlichen“ System immer wieder gern vermischt wurden und auch von den Anrufern oft unsauber getrennt wurden. Ein paar Punkt sind mir aufgefallen.

Wann gilt das Einschreiben oder der Brief als zugestellt?:
Bei De-Mail gilt ein Brief nach 3 Tagen als zugestellt. Das ist bei beim Papier-Postbrief meines Wissens genauso. Bei beiden Zustellformen, wie auch beim E-Postbrief, ist es egal ob man im Urlaub ist. Der Brief liegt trotzdem im Hausbriefkasten und somit im Machtbereich des Empfängers. Ein Einschreiben gilt und da stützte ich mich auf ein Kommentar in meinem Blog von einem Piraten auch unabgeholt nach 3 Tagen als zugestellt. Auch wenn es noch bei der Post liegt. Ob dies ganz genau so stimmt kann ich nicht genau sagen (Sind Juristen im Raum?)(Wikipedia). Andere Quellen im Internet sagen, dass man ein Einschreiben immer abholen muss, sonst geht es zurück an den Absender. klar ist es bei Einschreiben mit Rückantwortschein. Das geht bei Nichtabholung immer an den Absender zurück. Wie ich auf einer Anwaltsseite gelesen habe gilt dies nicht für „bewusste Zugangsvereitelung“. Wenn ich den Inhalt kenne und die Annahme verweigere, weil es eine „schlechte Nachricht“ für mich ist, bin ich also nicht geschützt. Wenn man sich über Pflichten von De-Mail unterhält sollte man auch alle „Papier-Briefpflichten“ gegenüberstellen. Das wurde im Beitrag etwas husch husch (schnell) übergangen.
Beim E-Postbrief und vermutlich auch bei bald bei De-Mail gibt es übrigens auch ein Einschreiben mit Lesebestätigung (höherer Preis). Der Empfänger kann das Einschreiben erst lesen/öffnen, wenn er den Empfang manuell bestätigt hat. Somit ist der Ansender 1000%ig sicher, dass der Brief empfangen und gelesen wurde. Soviel zum technischen Aspekt.
Ausserdem wurde der BVG Entscheid „Rücksetzung in den Ausgangszustand“ angesprochen. Wenn ich beweisen kann, dass ein Schriftstück nie bei mir angekommen ist, kann man Fristen vom Gericht eventuell zurücksetzen lassen. Das war, so ich das verstanden habe, aber ein nachträgliches Urteil und stand nicht von Anfang an im Gesetz. Wer sagt, dass das bei De-Mail und Co. nicht auch mal kommt. Haus abgebrannt, PC kaputt und wegen Hartz4 kein Geld für einen Neuen usw. Da finde ich wird zu schnell geurteilt. Auch das De-Mail-Gesetz ist nicht in Stein gemeiselt und kann und wird vermutlich auch durch Präzedenzfälle „erweitert“.

Thema Wirtschaftsspionage:
Die Wirtschaftsspionage ist ein weit verbreitetes Übel. Aber ich finde man sollte bei der Kritik über De-Mail und den E-Postbrief immer trennen zwischen Fehler im System und der Umsetzung und illegalen Angriffen von aussen. Kritikpunkt war, dass durch De-Mail die Wirtschaftsspionage beflügelt würde. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass auch heute geheime Dinge ohne Sicherheitsbedenken über ungeschützt E-Mailkanäle laufen. Viele Benutzer wissen das nicht, oder es interessiert sie nicht. De-Mail unternimmt wenigstens den Versuch hier eine bessere Sicherheit gegen aussen zu setzen. Ob das gelingt ist wieder ein anderer Punkt. Aber die Wirtschaftsspionage ist auch heute schon da. Und teilweise auch mit richtigen Einbrüchen, Abhöraktionen, Hackern usw. Da wäre De-Mail nur ein Teilaspekt und keine exorbitante Steigerung wie das im Radiointerview meiner Meinung nach suggeriert wurde. Sicherlich ist bei weit verbreiteter Nutzung von DE-Mail die Chance gross, dass alle sensible Daten „auf einem Haufen“ liegen, Industriespione also „nur zugreifen“ müssen wie in einem Süssigkeitenregal. Dies ist dann aber auch eine Frage der Technik, welche weiter unten noch aufgegriffen wird.

Thema SPAM:
Da wurde im Interview und auch am Telefon meiner Meinung nach viel vermischt. SPAM-Filter, Firewalls, Freemail Anbieter usw. – alles in einen Topf geworfen und dann ein De-Mail Schildchen „draufgeklebt“. Meine leicht saloppe Formulierung gründet sich auf Ausführungen der Interviewpartner und der Anrufer. Ob man denkt, dass die beiden neuen System (De-Mail und E-Postbrief) für immer und ewig SPAMfrei bleiben, sei jedem selber überlassen. Ich finde man sollte die Fakten aufzählen. Und auch hier wieder zwischen Fehlern im System und illegalen Angriffen trennen. Wenn eine Firma mir ungefragte Werbung schickt, ist das SPAM und damit illegal. Ich kann diese Firma nun verklagen. Wenn ich einer Behörde meine De-Mail Adresse weitergeben ist das meine Entscheidung – die ich meiner Meinung nach auch Wiederrufen kann und immer nur für eine Behörde gilt.* Wenn ein Hacker einen Account knackt und mir Viagra-Werbung schickt, dann ist das ein Angriff von aussen. Wenn ein Anbieter (GMX, Telekom) mir Werbung schickt, kann ich ihn auch anzeigen und er fliegt vielleicht aus dem System. (AGB werden hier interessant)
Jetzt wurde das Argument gebracht, dass ich mich ja selber als De-Mail-Anbieter registrieren könnte. Sprich ich setzten einen eigenen Mailserver auf und durchlaufe alle Prüfungen um zum System zugelassen zu werden. Technisch durchaus möglich. Aber wie sehen die weiteren Schritte aus? Ich bin als Anbieter und vielleicht als einziger Nutzer (da ja mein eigener Server) komplett namentlich erfasst. Jede SPAM kostet, jede SPAM ist zurückverfolgbar, jede SPAM ist illegal. Ich zahle Geld fürs Verschicken, ich zahle Strafen, vielleicht sogar Entschädigungen und werde gesperrt. Ob sich das lohnt? Natürlich könnte ich vortäuschen, dass mein Server gehackt wurde, aber dann fliege ich wegen schlechter Technik ebenfalls aus dem System. Und ausserdem ist die Möglichkeit sich als Privatperson anzumelden im Moment nicht vorgesehen und es gibt auch im Moment keine Verlautbarungen ob und wann dies möglich sein wird.
Bleibt meiner Meinung nach der Angriff von aussen durch Hacker oder Phisher.
Was mich zum nächsten Punkt bringt.

Das Vertrauen zum Anbieter:
Als zwei weitere Punkte wurde das Registrierungsverfahren der Regierung (Zulassung der Anbieter) und das technische Know-How der Anbieter ins Spiel gebracht. Für den Interviewführer waren diese zwei Punkt klar negativ. Er vertraut weder der Regierung, dass diese die Anbieter richtig kontrolliert, noch das Anbieter wie Telekom, Stichwort Datenskandal, oder United Internet das Know-How haben den Zugang sicher zu gestalten. Das ist meiner Ansicht nach eine Frage, die jeder Nutzer sich selber stellen muss. Und das soll ja auch, zumindest bei De-Mail, der Markt regeln. Wer ist der bessere Anbieter? Welcher Anbieter hat das bessere Firmen-Image und welcher Anbieter geniesst das Vertrauen der Leute? Darum soll es ja mehrere Anbieter geben, die auch untereinander mit Zusatzdiensten, unterschiedlichen Preisen und vielleicht auch unterschiedlich starken „Hacker-Barrieren“ konkurrieren.
Aber jetzt ein provokante Gegenfrage: Warum macht die Piratenpartei nicht einen eigenen Server/Anbieter auf? Nach dem Motto: „Die Gesetze müssen wir leider einhalten aber für den Rest sind wir die Besten.“ Keine Datenskandale, keine Weitergabe der Daten, bestes Sicherheits-Know-How usw. Ich finde hier könnte die Piratenpartei sehr gut zeigen, dass sie technisch besser ist als andere Anbieter und vertrauenswürdiger was die Daten angeht. Sozusagen mit gutem Beispiel vorangehen. Ich würde mir ein Konto dort eröffnen und vielleicht sogar mehr bezahlen (Parteikasse für spätere Wahlkampagnen?) als bei anderen De-Mail-Anbietern. Eine automatische PGP Implementierung wäre auch denkbar.

Gegenargument PGP schon lange bekannt:
Provokante Frage: Wer ist PGP? Wo wohnt der?
Was ich damit sagen will. PGP ist im Moment nicht massentauglich, nicht rechtskräftig, wird von Ämtern nicht angeboten und ist somit „eigentlich“ nicht existent. Warum gab es bis jetzt keine rechtlichen Vorstösse oder Aktionen PGP in Rathäusern oder ähnlichem zu installieren? Ich habe OpenPGP kenne aber niemanden mit dem ich schreiben könnte. Und Verabredungen zum Kaffee muss ich nicht verschlüsseln. Wenn man die De-Mail im grossen Stil kritisiert, finde ich muss man sich auch die Frage gefallen lassen, warum man bisher keine Vorstösse gesehen hat PGP auch nur im Ansatz auf staatlicher Ebene einzuführen. Laut Interviewpartnerin benützen 20% ihrer Studenten PGP. 20% von vermutlich erfahrenen IT-Studenten. Das macht umgerechnet auf die Gesamtbevölkerung wieviel Prozent? Auch erkenne ich, wie oben beim Punkt Industriespionage, (noch) keine Sensibilität für das Thema in der Bevölkerung. Vielleicht sollte man mit Kampagnen auch hier einmal ansetzen?

Zusatzverschlüsslung De-Safe:
Da fand ich die Reaktion des Interviewführers interessant. Als erstes sprach er die nicht sichere Verschlüsselung durch die Anbieter an und dann lachte er, als gesagt wurde, dass es eine optionale private Verschlüsslung gibt. Das kam für mich so rüber, dass man als erstes sagt, die interne Verschlüsselung sei nicht sicher und dann eine optionale Zusatzverschlüsslung als negativen Punkt „verkaufen“ will. Ja wie jetzt? Als erstes „Verschlüsselung Verschlüsselung“ schreien und dann eine optionale Zusatzverschlüsselung ankreiden? Das Widerspricht sich doch oder? Natürlich wäre eine sauber Verschlüsselung von Anfang an zu wünschen, aber wenn sie zusätzlich installiert werden kann ist das doch nicht negativ. Oder sehe ich das zu streng? Bitte nicht falsch verstehen. Die Werbung verspricht hier viel und das System hält wenig oder nur eine Teil davon. Aber die Reaktion des Interviewführers war etwas komisch aus meiner Sicht.

3mal falsches Passwort eingeben und der Zugang ist gesperrt:
Die Aussage war grob, dass wenn man in der Pilotphase von De-Mail 3mal sein Zugangspasswort falsch eingibt, man gesperrt wird und per Post ein neues Passwort geschickt bekommt. Diese Aussage ist falsch. Als Teilnehmer der Pilotphase (der selber 3mal sein Passwort falsch eingeben hat) kann ich sagen, dass es dann ein „Entsperrpasswort“ gibt, welches man zu Beginn der Registrierung per Papier-Brief zugeschickt bekommt. Gibt man dieses ein, hat man wieder 3 Möglichkeiten sein Passwort zu versuchen. Erst wenn man das „Entsperrpasswort“ 3mal falsch eingibt, bekommt man ein Neues. Das konnte zumindest in der Testphase etwas mit PIN und PUK beim Handy verglichen werden. Ob dieses System beim offiziellen Start beibehalten wird, kann ich nicht sagen.

Was mich zum nächsten Punkt bringt – Handy:
Das ist auch eine leicht komische Geschichte. Beginn wir am Anfang. De-Mail hat zwei Arten von Zugängen: einen „normalen“ Zugang mit Login und Passwort und einen „sicheren“ Zugang mit Login, Passwort und Handy-Tan (alternativ auch Tokken-Tan). Datenschützer hatten schon zu Beginn der De-Mail-Testphase bemängelt, dass der „normale“ Login nicht besonders sicher sei (Stichwort Phishing, Trojaner, Key-Logger etc.). De-Mail sollte doch darauf komplett verzichten und nur mit „sicherem“ Login mit Handy-Tan arbeiten, da man ein Handy normalerweise nicht abhören kann. Bei dem E-Postbrief wurde bemängelt, dass es nur mit Handy-Tan geht, „handylose“ Menschen also ausgeschlossen werden. Ja was denn jetzt? Mal so mal so.
Wenn ein Trojaner meinen PC ausspioniert, kann er durch die Handy-Tan „ausgetrickst“ werden, da der zugeschickte Code nur ein einziges Mal funktioniert. Der ausspionierte Login samt Passwort bringt dem Trojaner somit nichts. Dafür können „handylose“ Menschen sich nicht anmelden. Andererseits können Accounts, die mit der Handy-Tan geöffnet werden, auch nicht von bösen Phishern für SPAM missbraucht werden. Welche Vorgehensweise ist jetzt besser? Zugang für alle oder sicheren Zugang für Handybesitzer? Darüber hinaus gibt es bei De-Mail auch die Möglichkeit Mails mit „hohem Sicherheitslevel“ zu verschicken. Ganz sensible Daten, können so verschickt werden, dass der Empfänger sich mit Handy-Tan einloggen muss um diese zu lesen. Selbst wenn also per illegalem „normalen“ Login auf sein Konto zugegriffen wird, kann er Phisher die Nachrichten mit „hohem Sicherheitslevel“ nicht anschauen/lesen. (Quelle)

Sehr geehrter Leser und vielleicht auch sehr geehrter Interviewteilnehmer. Seit mehreren Wochen lese ich fast alles was zu diesem Thema durch die Twitterwelt und Blogssphäre geistert und suche, vielleicht auch unterbewusst, nach sachlich dargebrachten Kritikpunkten. Aber sehr oft werden interessante Punkte durch die Antwortformulierung so abgeschwächt oder so schwammig beantwortet, dass ich, selbst als eingelesener Internetnutzer, kaum weiss woran ich schlussendlich bin. Wie mag es da wohl dem unerfahrenen Leser gehen. Wo bleibt die sachliche Kritik, die genau trennt nach Fehlern im System, im Gesetz und illegalen Angriffen bzw. möglichen Angriffspunkten? Welche Gefahren gehen vom User selber aus und welche von der Regierung? Wo muss ich aufpassen und wo kann ich noch sicherer kommunizieren? Und zwar so, dass meine Mails auch gelesen werden können.
Wie immer gilt, dass ich gerne bereit bin dazuzulernen. Sollte ich also etwas falsch verstanden haben oder den Podcast falsch zitiert haben bitte ich um Korrektur.

* Eine De-Mail Freigabe für eine Behörde z.B. Einwohnermeldeamt soll laut Interview mit Dr. Uwe Schiel nicht für andere Behörden gelten. Nur weil man also seinen Pass verlängert, bekommt man nicht automatisch Knöllchen per De-Mail zugeschickt.

28. Juli 2010

E-Postbrief – eine neutrale Pro&Kontra Liste

 
Updates siehe unten!

Die Post hat sich auf Gutjahr.biz endlich zu Wort gemeldet und ein paar Dinge geklärt. Auch ich habe persönlich ein kleines Antwort-E-Mail erhalten (siehe unten). Da es aber immer noch heiß her geht um die Frage wie sicher und sinnvoll der E-Postbrief ist, habe ich versucht eine neutrale Aufstellung aller Punkt zu schreiben. Eine einfache Pro&Kontra Liste mit weniger Platz für Meinungen und Interpretationen schien mir hierfür am geeignetsten. Auch aus dem Grund, da ich selber noch nicht weiss, ob ich das Produkt überhaupt nutzen werden. Zu viele Punkte sind mir noch unklar und zu viele technische Details wurde bis jetzt auch noch gar nicht richtig erklärt. Auch wurde in letzter Zeit das Bashing unerträglich, darum hier einmal alle Punkte, die ich durch verschiedene Blogs und eigene Recherchen erfahren habe, sauber gegenübergestellt. Wer will darf sie gerne in den Kommentaren ergänzen. Ich bin mir durchaus bewusst, dass es eine 100% neutrale Sichtweise nie geben kann. Einen Versuch möchte ich trotz wagen:

ProKontra
  
Anmeldung: 
Damit alle identifizierbar sind einmal mit kompletter Adresse und Post-ID notwendigLaut Stiftung Warentest zu komplizierter Ablauf (mehrere Schritte inkl. Post-ID)
  
Anmeldung mit Namen 
Um rechtssicher zu sein notwendig, da der richtige Name bekannt sein mussAlle Kommunikation kann zurückverfolgt werden, da richtiger Name bekannt
  
Hauseigene Verschlüsselung 
Auf Transportwegen verschlüsselt
(Laut zdnet.de ein TSL Verschlüsselung)
 
Laut Post auch auf Server durchgängig verschlüsselt. Kein Admin kann lesen.Mögliche Angriffsstelle für Hacker und Lauschangriffe der Regierung
(wie bei allen E-Mails/Servern laut TKG)
  
eigene Verschlüsselung (optional) 
Zertifikat kann im Postfach angefordert werdenAus Auskunfts-E-Mail nicht ersichtlich ob PGP oder nur einfache Verschlüsselung (siehe unten)
Laut Post kostenlosZertifikat muss von SIGNTRUST.de sein
(laut Post Auskunft aber kostenlos)
  
Abrufpflicht (Posteingang) 
Sender weiss, dass Nachricht angekommen istZwang für den Kunden (wie Haus-Briefkasten?)
Auch im Urlaub abrufbar (Web)Laut AGB muss man auch im Urlaub abrufen
Auch der Haus-Briefkasten muss geleert werden (Gleichstand?)Login darf laut AGB nicht weitergegeben werden
Urlaub schützt weder bei E-Post noch bei Haus-Briefkasten vor Fristen (Gleichstand?) 
Laut Post doch nur eine „unverbindliche Aufforderung“. Also doch halb so schlimm? 
Kostenlose SMS auch im Urlaub (Roaming)Handyempfang + Roaming notwendig
  
Mitleserecht durch den Staat 
Strafverfolgung möglich auch um andere Nutzer zu schützen (z.B. SPAM und Betrug)Laut Post sehr enge Grenze wer darf und wer nicht.Angst vor Abhörstaat, da kein Richterbeschluss notwendig wie bei Briefgeheimnis. E-Postbrief unterliegt TKG und TKÜV.
Gegenzitat Post: „Hierzu ist immer ein gerichtlicher Beschluss notwendig. Das gilt für Briefe genauso wie für E-Mails oder E-POSTBRIEFe.“
  
Man darf keine Nachrichten verschicken die der Post bzw. dem Ruf schaden 
Vermutlich ein Papiertiger ohne greifbaren Inhalt.Zensur???
 Wer kontrolliert das? Liest Post mit? E-Postbriefe sind jedoch durchgängig verschlüsselt.
  
Briefgeheimnis 
Zitat Post: Die jeweiligen Gesetze setzen sehr enge Grenzen und es ist klar geregelt, welche staatliche Stellen befugt sind und unter welchen Voraussetzungen sie dies tun können. Keinesfalls kann bei einem Anfangsverdacht jede Ermittlungsbehörde das Brief- oder Telekommunikationsgeheimnis brechen. Hierzu ist immer ein gerichtlicher Beschluss notwendig. Das gilt für Briefe genauso wie für E-Mails oder E-POSTBRIEFe.“Zitat Post: „Der E-POSTBRIEF als elektronisches Medium unterliegt laut Gesetz den Bestimmungen des TKG und der TKÜV.“Nach Meinung der Juristen ist der E-Postbrief rechtlich damit genauso gut oder schlecht geschützt wie eine normale E-Mail. Jetzt darf jeder User selber entscheiden ob ihm das gefällt oder nicht.
  
Adressverzeichnis (Eintrag freiwillig) 
Man findet andere TeilnehmerFirmen, welche die Hausanschrift des Kunden bereits besitzen können E-Post Adresse erfragen/abgleichen.
(Unangeforderte Mails sind SPAM und damit strafbar. Vielleicht fragen die Firmen dann kurz an, ob Kommunikation über E-Post erfolgen kann. Bleibt abzuwarten)
SPAM ist illegal und kostet Geld
(kann dadurch vielleicht verhindert werden)
 
Newsletter o.ä. sind freiwillig und werden von der Dt. Post und nicht von Dritten verschickt. 
  
Backup Speicherung 
3 Monate Backup, damit Kunde nach Kündigung seine Daten noch selber exportieren kann.
Manuell gelöschte Briefe werden nach wenigen Minuten auch aus dem Backup gelöscht und sind laut Post damit komplett gelöscht.
Brief werden für 3 Monate gespeichert (Laut Post nur bei Kündigung)
Innerhalb von 3 Monaten kann Kündigung Rückgängig gemacht werden und alle Daten wiederhergestellt werden.Wird die Dienstleistung „Backup“ überhaupt angeboten für den Kunden oder speichert Post nur sich sich? Können einzelne Mails wiederhergestellt werden?
Argument: Auch beim Absender (Bank, Firma etc.) wird eine Kopie des Briefs gespeichertGegenargument: Es ist ein Unterschied ob der Absender eine Kopie hat oder der „Postbote“
Argument: Daten/Korrespondenz bei Behörden (Finanzamt etc.) werde sowieso gespeichert. Auch bei normalem Brief.Gegenargument: Speicherung eventuell auch von privaten Arzt-Daten, Versicherungen und anderen sensiblen Daten.
  
Preis 
Verhindert hoffentlich SPAMFür viele Kunde zu teuer (Ansichtssache?)
Kostenlose SMS bei Eingang(noch?) gleicher Preis wie richtiger Brief
Günstiger als Brief wenn Papier, Tinte und Fahrkosten mit eingerechnet werden.Dürfte bei privat eher zu vernachlässigen sein
  
Handynummer Registrierung 
Handy TAN für SicherheitNoch mehr Daten werden gespeichert
Kostenlose SMS bei Eingang möglichWer kein Handy hat kann sich nicht anmelden
  
Hybridbrief 
Weniger Arbeit und weniger Kosten (Briefumschlag, zur Post fahren etc.)Ist Datenschutz gegeben? Wer kann ihn beim ausdrucken lesen? Briefgeheimnis?
Kann auch an Leute ohne E-Post geschickt werden (Oma, Opa etc.)Preis bei grösserem Brief noch höher
PDF ausdrucken/mitschicken 
  
Fax: 
Kostenlos senden und empfangenWerden diese auch verschlüsselt abgelegt?
Fax ausdrucken oder als PDF speichernRechtsgültig auch wenn nicht unterschrieben?
Stichwort Handy kündigen o.ä.
  
Externe E-Mailadressen einbinden: 
Mit dem E-Postbrief Postfach gleich mehrere Accounts verwalten.Es werden auch diese Daten gespeichert und können eventuell abgeglichen werden.

Offene Fragen bleiben aber trotzdem:
Wenn ich einen individuell verschlüsselten Brief verschicke und der Empfänger entschlüsselt ihn auf dem Server, wird dann der E-Postbrief nicht doch im Klartext gespeichert? Ist somit eine individuelle Verschlüsselung sinnlos? Kann ich den Brief downloaden und auf dem (sicheren?) PC entschlüsseln?

Hier die Auskunft der Post per E-Mail:

Sie können das Zertifikat direkt in Ihrem persönlichen Portal bestellen

– Dieses wird nach ca. 1 Woche zugestellt. Kosten hierfür fallen nicht an
– Für die Versendung innerhalb des Portals fallen nur die üblichen Portogebühren an.
– Der Empfänger benötigt unter Umständen Ihren „Schlüssel“. Diesen müssen Sie Ihm entsprechend zusenden.
– Strafverfolgungsbehörden haben auf richterliche Anordnung Zugriff auf Daten, gemäss den gesetzlichen Vorschriften des Telekommunikationsgesetztes.

Ihre Passwörter kennen nur Sie und werden niemandem zugänglich gemacht.

An die Technik-Asse: Wie ist das E-Mail hinsichtlich Verschlüsselung zu verstehen? Einfache Verschlüsselung? Kein PGP? Oder doch? Wie lest ihr das?

Wichtig: Ein Teil der Informationen stammen von anderen Blogs, auf die ich per Twitter oder Google gestossen bin. Die Links finden sich bereits in älteren Artikeln. Ich habe sowohl die Artikel wie auch die Kommentare zusammengemischt und mit eigenen Recherchen ergänzt. Nicht alles ist also direkt von mir.
Ausserdem erhalte ich kein Geld oder ähnliches hierfür und war immer bemüht auch die negativen Seiten zu erwähnen. Sollte ich etwas vergessen und falsch weitergegeben haben bitte ich um sachliche Korrektur. Danke

zusätzliche Quellenauswahl:
http://blog.talkabout.de
2ter Gutjahr Artikel – Der E-Postbrief: Post Scriptum

Update:
Auf der Pro Seite könnte man auch noch die Öffnungszeiten aufführen. (siehe http://blog.artundweise.de)

Update II:
Aus dem Ausland könnte man Briefe in die Heimat senden, die dann auch wirklich ankommen. Auch Photos könnte man als „Farbbrief“ verschicken und so eine Art Postkarte „vortäuschen“. Da alles in Deutschland verschickt wird, kommt die Postkarte und der Brief auch aus dem afrikanischen Busch innerhalb von 1-3 Tagen an und das sogar mit Photo. Quelle
Eigene Anmerkung: In diesem Fall wäre ein Smartphone-Zugang vielleicht ein Punkt (teures Roaming?). Aber erstmal sind andere Fragen wichtiger.
EDIT: Es scheint Probleme beim Ausdrucken von Bilder zu geben. Somit wie es aussieht doch keine Postkarten als Hybridbrief.

Update III:
Wie Frank Wallitzek auf Twitter berichtet sind beim Speichern und erneuten Aufrufen eines Entwurfsbriefs im Nachhinein und automatisch Farbdruck und C4-Umschlag aktiviert. Was natürlich extra kostet. Liebe Post: „Das ist doch echt nicht nötig.“ (siehe auch Screenshot). Wurde aber bereits an die Technik weitergeleitet.

Update IV: (2.8.2010)
Zustellung der Hybridbriefe vorerst nur Dienstag bis Samstag. Da Samstag und Sonntag nicht ausgedruckt wird, verzögert sich die Zustellung teilweise auf Dienstag. Änderungen bei hoher Kundenannahme möglich. Das ist definitiv nicht das „Gelbe vom Ei“. Hier sollte die Post stark nachbessern. Am Wochenende nicht drucken ist noch akzeptabel, aber Montag verteilen sollte schon sein. Die Geschäftswoche wartet nunmal nicht auf die Post. Quelle: http://bit.ly/aiDMgb
Es muss aber deutlich gesagt werden, dass es sich hierbei nur um den Hybridbrief handelt. Die rein digitale Form wird in keiner Weise angesprochen. Hier bleibt also alles beim „alten“. (siehe Rest des Artikels)
Wie ich in manchen Kommentaren gelesen habe, gibt es aber bereits jetzt schon Gebiete in Deutschland in denen Montags prinzipiell keine Privatpost verteilt wird. Vermutlich handelt es sich hierbei um ländliche Gebiete. (Netzpolitik.org unten in den Kommentaren #6 #11 #14). Wie der Tagesspiegel.de berichtet liefert die Post am Montag eh nicht mehr.

Update V:
Die Wirtschaftswoche (WIWO) hat den E-Postbrief ebenfalls getestet um kam nicht wirklich zu einem positiven Urteil. Post verpatzt Start des E-Briefs

Update VI:
Was passiert eigentlich, wenn ich wider erwartend doch eine SPAM-Mail bzw. Werbemail erhalte. Auch wenn es nur eine Anfrage zur digitalen Kontaktaufnahme ist? Kann ich dann kostenlos ablehnen bzw. eine kostenlosen Protestbrief zurückschreiben? Gibt es eine Möglichkeit mich aus dem Verteiler der jeweiligen Firma, in dem ich wegen illegaler SPAM eigentlich gar nicht sein dürfte, wieder zu löschen? Oder muss ich gleich eine Anzeige starten? Diese Frage gilt dann auch später für De-Mail.

Update VII:
Kündigt man nach einiger Zeit den E-Postbrief und eine andere Person mit gleichem Namen erhält die Adresse zugeteilt, kann diese Person alle eingehenden Briefe lesen. Schreibt einem also der Anwalt nach der Kündigung einen E-Postbrief, kann ihn der neue Nutzer der Adresse lesen, da die Namen ja identisch sind. Es obliegt jedem Nutzer dafür zu sorgen, dass alle Kommunikationspartner von der Kündigung erfahren. (Quelle E-Postbrief Kundenservice)

Update VIII:
Sollte man SPAM erhalten, muss man sich laut Twitter Kundenservice Auskunft an den Kundenservice wenden. Sprich man muss den Absender verpetzen ;-).

Update XI:
Stiftung Warentest hat den Postbrief in real getestet: http://bit.ly/aM7IYD
Deutsche Post schreibt Antwort zum Test von Stiftung Warentest. http://bit.ly/bSLp9T
[Gegendarstellung muss auch sein]

–> Neuer Artikel:E-Postbrief Pressekonferenz 2.0 – Die Post äussert sich zu Kritikpunkten. Die Post hat eine Web-Konferenz veranstaltet in der einige Punkte von diesem Artikel geklärt wurden. Unbedingt auch lesen. (interner Link)

27. Juli 2010

De-Mail und E-Postbrief werden immer wieder verwechselt

Schon interessant. Hunderte von Quellen bei Twitter, im Internet und sogar bei Stiftung Warentest vergleichen die “Konkurrenzprodukte” De-Mail und E-Postbrief. Unzählige Seiten und Kommentare beschäftigen sich mit den Schwächen. Und immer wieder gibt es bei Twitter und in den Kommentaren Personen die beide Systeme entweder miteinander verwechseln oder in den gleichen Topf werfen. Jetzt frage ich mich, ob hierbei die Trennlinie wirklich zu schwach gezogen ist, oder ob sich die Leute einfach keine 2 Minunten bei Google und Co. informieren bevor sie twittern oder Kommentieren. Gerade bei den Kommentare in manchen Blog könnte man meinen, die Kommentatoren haben nicht einen Satz zu dem Thema gelesen. Wild werden Spekulationen veröffentlicht oder schlicht Zahlen und Fakten vom einen System dem anderen System zugeschrieben.
Natürlich hat jeder das Recht auf seine Meinung aber hierbei knüpfe ich auch wieder an meinen vorherigen Artikel DE-Mail und E-Postbrief – Chaos dank Twitter und Web 2.0 an (Kommentare bitte dort).
Kritik wird solange ohne Folgen respektive Veränderungen bleiben solange sie nicht professionelle mit Fakten sondern mit Polemik untermauert wird. Erst wenn ein Koordinierte und sachliche Kritik erfolgt wird sich vielleicht etwas ändern.

26. Juli 2010

DE-Mail und E-Postbrief – Chaos dank Twitter und Web 2.0

Beginnen will ich den Artikel mit einem schlechten Kalauer:
Ein Gespenst geht um im Web 2.0. Das Gespenst vom E-Postbrief.
Und wie beim Originalzitat habe ich manchmal das Gefühl im Web 2.0 eine Auseinandersetzung vorzufinden, die mit gleicher Inbrunst und mit gleicher Schärfe geführt wird wie eine politische oder religiöse Debatte.

Blutsfede statt Aufklärung:
Piraten und „Staatsverweigerer“ schreien Mord und Zetere beim Gedanken daran im Internet per E-Postbrief und De-Mail identifizierbar zu sein. Befürworter schreiben von den guten Seiten der rechtssicheren und rechtsverbindlichen Kommunikation. PGP-Anhänger beschweren sich über der Preise und die fehlende technische Sicherheit im Bereich der Verschlüsselung. Anwälte und Juristen wiegen verschiedene Gesetze und Rechtsvorschriften gegeneinander ab.
Die Gegner betiteln die Befürworter als gekauft oder blind. Die Befürworter unterstellen Gegnern und Kritikern Paranoia. Firmen werden kritisiert. Kritiker werden ebenfalls kritisiert. Rückkritiker werden rückkritisiert. Kritisierte Rückkritiker werden erneut kritisiert usw.
Wie bei vielen emotionalen Themen erinnert die Auseinandersetzung mit dem Thema eher einer digitale Blutsfede als an eine Durchleuchtung und sachliche Klarstellung der Fakten.

Chaos dank Twitter und Co.:
Auf Twitter wurde geschrieben, dass es durch die unterschiedlichen Produkte De-Mail und E-Postbrief zum Chaos für den Benutzer käme.
Was wirklich Chaos verursacht sind die polemischen und persönlichen Blogeinträge und Kommentare (die Kommentare in manchen Blogeinträgen sind teilweise wichtiger als die Einträge selber). Will man sich als unsicherer und eventuell zukünftiger Nutzer der beiden Systeme ein Bild davon machen, muss man sich durch eine kaum zu überschauende Zahl an Einträgen und Kommentaren wühlen. Aber nicht die Anzahl ist das Schlimme sondern die Formulierungen (wieder inklusive der Kommentare). Je nach Autor möchte man entweder sofort die nächste Poststelle „abfackeln“ oder die nächste Postdame heiraten. Gemässigte und sachliche Beiträge findet man kaum und wenn, dann werden sie in den Kommentaren auseinander genommen. Oft hat man das Gefühl, dass im Web 2.0 eine (versuchte) neutrale Sichtweise einer Firma von manchen Kritikern als PR ausgelegt wird. Bei manchen Sachen traut man sich kaum dafür zu sein, aus Angst man löst eine Welle der Entrüstung aus. Ganz nebenbei. Freie Meinung schliesst auch das Recht mit ein für etwas zu sein. Nicht nur Protest und Kritik.

Verschiedene Quellen und verschiedene Meinungen:
Richard Gutjahr hat auf einem durch Twitter weit verbreiteten und vielleicht über tausendmal gelesenen Artikel die seiner Meinung nach verehrenden AGB’s der Deutschen Post auseinander genommen. Seiner Meinung nach bürden die AGB’s, welche man als Kunde ja akzeptieren muss, dem Nutzer unmenschliche und fast schon rechtswidrige Pflichten auf. Auch Netzpolitik.org und Daten-Sicherung.de werden nicht müde die negativen Seiten der Systeme zu unterstreichen, die von Preisen über Verschlüsselung bis hin zu Abhörmassnahmen durch den Staat reichen. Vielen Leser und Kommentatoren sprechen die Artikel dabei aus der Seele. Sie fühlen sich in ihrer Sichtweise bestärkt, dass beide Systeme von Grund auf schlecht und zu verachten sind. Und wie bei Religionsdebatten scheuen sie manche auch nicht ihre Meinung in die Weiten des Web 2.0 hinaus zu schreien und Meinungsgegner anzugreifen und der Käuflichkeit zu bezichtigen.
Mirko Lange hat hat auf Talkabout eine sehr interessanten Artikel (ich sage nicht gut oder schlecht) zum Thema „Shitstorming“ geschrieben. Darin beschreibt er wie Kritik an einem Produkt oder an einer Firma sich zu einem Sturm entwickeln kann, der am Ende eigentlich kaum noch etwas mit sachlicher Kritik zu tun hat. Nebenbei ist der Artikel auch von der medienwissenschaftlichen Seite her sehr interessant. Auch sein Versucht etwas mehr Sachlichkeit (siehe die einzelnen Punkte) in die Debatte zu bringen wird in den Kommentaren angegriffen.

Unbeantwortete Fragen:
Dennoch bleib zumindest für mich und vielleicht auch für ein Grossteil der Leser die Grundlegenden Fragen unbeantwortet. Was sind die Fakten und die reellen Auswirkungen auf mich als Kunde, auf meine Daten und als freier Bürger.
Wie immer bei heiß geführten Debatten werden die Fakten nebensächlich. Was steht im Gesetzt und was steht in den AGB’s? Für mich zwei total unterschiedliche Ansatzpunkte. Das eine ist ein Gesetzt vom Staat, dass andere die „Vertragsbedienungen“ einer Firma. Welche Paragraphen sind für mich als Endkunde wichtig? Muss ich wirklich meine E-Postbrief Postfach täglich leeren oder sichert sich die Post mit dieser Formulierung nur selber vor Rechtsansprüchen ab? Darf der Staat meine Korrespondenz mitlesen und wie oft ist das bereits vorgekommen? Ist das „Abhörrecht“ ein Problem von De-Mail und E-Postbrief oder einfach ein Problem der kompletten deutschen Rechtssprechung? Sind die Systeme jetzt eigentlich E-Mails oder am PC verfasste Briefe? Diese Liste könnte fast unendlich vorgesetzt werden. Und je nach gelesener Quelle findet man andere Antworten. Natürlich ist es auch Fakt, dass zu gewissen Punkten im Moment einfach niemand genau weiss, was die Zukunft bringen wird. Im Moment gibt es noch keine Rechtsurteile und keine Beispielfälle, auf die man sich als Präzedenzfälle stützen könnte. Somit hängt vieles noch in der Luft.
Doch bei allen von mir gelesenen Artikeln und Kommentaren höre ich im Hinterkopf immer den Focus Chefredakteur aus der TV-Werbung. „Fakten, Fakten, Fakten und immer an die Leser denken“. Doch irgendwie scheinen mir ein Grossteil der Autoren dies zwar vorzugeben aber kaum zu machen. Sicherlich sind zur Vorsicht mahnende Artikel absolut sinnvoll. Wenn diese aber unreflektiert weitergetragen werden, Vermutungen nach ein paar Tagen zu feststehenden Fakten werden (auch Dank Twitter und Beschränkung auf 140 Zeichen und damit zusammenhängende Verstümmlung der Grammatik wodurch aus „könnte“ schnell ein „ist so“ wird) und dann immer auf die gleiche Kerbe eingedroschen wird, bringt das niemand etwas ausser denjenigen, welche die Kerbe schon von Anfang an gesehen und beackert haben.

Blogeintrag oder offener Brief?:
Eigentlich könnte man diesen Beitrag auch als offenen Brief an die Web 2.0 Schreiber und De-Mail bzw. E-Postbrief Blogger nennen. Als ich Anfang Oktober 2009 angefangen habe über De-Mail und den E-Postbrief (damals noch Onlinebrief) zu schreiben waren die Reaktionen in den Blogs und auf Twitter minimal bis kaum vorhanden. Obwohl schon damals zwar nicht alle aber dennoch einige Punkte über die heute mit religiösem Eifer gestritten wird zumindest im Ansatz ersichtlich waren. Doch damals schien das irgendwie niemanden gross „gejuckt“ zu haben. Nur ein paar Kritiker meldet sich mit den üblichen Warnung vor einem Georg Orwell Staat zu Wort. Kaum jemand machte sich die Mühe Fakten, Gesetze und AGB’s (soweit diese damals überhaupt vorhanden waren) zu durchsuchen.
Heute wird zwar jeder Paragraph auseinander genommen, aber schlauer wird der unsichere Nutzer dadurch kaum.
Sicherlich könnte man an dieser Stelle sagen, so läuft das eben mit dem Web2.0. Leute, auf die früher ausserhalb des Stammtisches keiner gehört hat dürfen jetzt fröhlich ihre „Weisheiten“ per Twitter und Kommentarfunktion unters Volk streuen. Richtiger werden diese „Weisheiten“ dadurch kaum.
Vielleicht ist das Thema und jeder einzelne Paragraph und AGB-Punkt auch viel zu komplex um es mit nur einem oder zwei Blogeinträgen zu behandeln. Ein Argument warum auch Zeitungsartikel zu diesem Thema „für die Katz sind“. So komplex und vielschichtig wie das Thema ist, könnte man einen eigenen Blog damit füllen. Vielleicht wäre dies ein Ansatzpunkt. Man eröffnet einen Blog in dem jeder einzelne Punkt von Rechtssicherheit über Preis bis hin zu Farbe der Webauftritte im einzelnen behandelt wird. Somit könnte Punkt für Punkt aufgesplittet werden. Aber wer macht sich schön die Mühe dort zu schreiben und welcher Leser findet den Blog im weiten Internet. Es bleiben also die Blogs der Multiplikatoren, die Tweets der Piraten, Gegner und Befürworter.
Der suchende Leser muss also weiterhin seinen Weg durch ein Labyrinth der Meinungen bahnen.

23. Juli 2010

Provokant: De-Mail und E-Postbrief machen PGP massentauglich

Der Titel ist mit Absicht sehr provokant gewählt, doch vielleicht könnten die beiden Projekte der PGP Verschlüsselung einen Auftrieb geben, den sich die Regierung und die Post so vielleicht nicht gewünscht haben.
Lassen wir mal an dieser Stelle Fragen zu den AGB’s, wie tägliches Abrufen des Postfachs oder zeitlich unbegrenzte Speicherung meiner Korrespondenz (Quelle gutjahr.biz), ausser Acht und schau uns mal die Verschlüsselung näher an. Bis jetzt wurden beide Systeme massiv dafür gerügt, dass sie entweder die Briefe auf dem eigenen Server entschlüsseln und damit Hacker und Konsorten eine Möglichkeit zum Mitlesen bieten, oder sogar ganz die Hintertür für Ermittlungsbehörden offen lassen. Zu Recht wurden immer wieder kostenlose Verschlüsselungssysteme wie PGP oder auch OpenPGP zur Sprache gebracht. Gemeinsamer Tenor dabei war, dass es die Systeme bereits seit mehreren Jahren gäbe. Eine “Weiterentwicklung” ala De-Mail und E-Postbrief also nicht notwendig wäre und im Hinblick auf die Rechtslage und die Speicherwut der beteiligten Firmen und Ämter auch nicht wünschenswert wäre. Leider, und das musste ich selber feststellen, ist das Ausstellen eines OpenPGP Schlüsselpaars so kompliziert, dass es für ein Grossteil der E-Mail-Schreiber nie machbar und damit nutzbar ist. Mit viel lesen und einiger Erfahrung (und einem automatischen Assistenten!) habe ich es mit Mühe und Not geschafft einen Schlüssel in mein E-Mail Programm einzubinden.
Und hier kommen wir zum Grund meines provokanten Titels.
Der E-Postbrief (und theoretisch auch später De-Mail) bietet die Möglichkeit ein eigenes Verschlüsselungszertifikat in das persönliches Postfach einzubinden. Laut der FAQ sollte es dann möglich sein, per Klick auf das Kästchen “vertraulich“, sein Korrespondenz mit einem persönliche Schlüssel zu verschlüsseln.

Alle E-POSTBRIEFE werden automatisch durch das E-POSTBRIEF Portal
verschlüsselt. Sie können also von Dritten weder gelesen noch verändert
werden. Darüber hinaus können Sie vor dem Versand Ihres E-POSTBRIEFS die
Zusatzoption „vertraulich“ auswählen. So wird Ihre Nachricht beim
Versenden anstelle der standardmäßigen Verschlüsselung durch das Portal
mit dem persönlichen Schlüssel des Empfängers verschlüsselt. (Quelle E-Post FAQ)

Wenn sich das Ausstellen und Anwenden eines Zertifikats bis jetzt wegen des komplizierten Ablaufs nicht durchgesetzt hat, könnt es sich mit dieser Implementierung vielleicht (utopische Wunschvorstellung?) massentauglich durchsetzen. Der ungeübte Nutzer müsste sich “nur” ein Zertifikat ausstellen lassen, dieses in sein Postfach integrieren und auf das Kästchen “vertraulich” klicken, schon wird jeder e-Postbrief individuell verschlüsselt.
Zu Recht wird jetzt Kritik an meinen Ausführungen aufkommen, denn alle diese Überlegungen gehen von sehr vielen Idealbedingungen aus. Leichte und problemlose Implementierung eines eigenen Zertifikats, Verfügbarkeit eines kostenlosen oder zumindest günstigen Zertifikats, alle Nutzer spielen mit und holen sich Zertifikate usw. usw. usw.
Leider ist bis jetzt niemand so weit in das System vorgedrungen um meine Annahmen zu bestätigen oder zu widerlegen. Auch blieb bis jetzt eine E-Mail an die Post unbeantwortet (Überraschung?). Sollte aber die Praxis doch so einfach sein, könnten die neuen Systeme der PGP-Verschlüsselung vielleicht neuen Auftrieb geben.
Dann könnten die Ermittlungsbehörden lange durchsuchen und die Post lange speichern – alles was sie bekommen würden wären verschlüsselte Briefe.
Und vielleicht könnte damit sogar eine Sensibilisierung für das Thema in der breiten Öffentlichkeit angestossen werden.

EDIT:

Wie ich von der Deutschen Post über Twitter erfahren habe, muss es sich beim Zertifikat um SIGNTRSUT handeln. Somit wäre/ist man gezwungen sich ein Zertifiakt bei SIGNTRUST zu holen, um seine Post individuell zu verschlüsseln. SIGNTRUST ist ein Tochterunternehmen der Deutschen Post und bietet seine Produkte ab circa 50,- Euro aufwärts an.
Laut Antwort der Post ist das Zertifikat im Rahmen des E-Postbrief jedoch kostenlos und dauert 1 Woche zum ausstellen. Siehe hierzu auch http://bit.ly/bVTHjH

23. Juli 2010

De-Mail und E-Postbrief – Rohrkrepierer???

So langsam überwiegen bei De-Mail und dem E-Postbrief die Nachteile die Vorteile. Zu Beginn meiner Recherchen vor weit einem halben Jahr als kaum jemand in der breiten Twitter- und Piratenöffentlichkeit von den Systemen sprach, sah es zwar nicht uneingeschränkt positiv aus, aber gerade zu Zeiten der Pilotphasen beider Projekte waren die offiziellen AGB’s und die genaue Formulierung des De-Mail-Gesetztes noch nicht veröffentlicht.
Ich konnte darum oft nur im Internet recherchieren, zu Pressekonferenzen gehen oder bei Vortragsabenden den offiziellen Stellungnahmen der PR-Profis lauschen.
Ob die extremen Verschlechterungen, wie sie heute im Internet beschrieben werden …

gutjahr.biz /daten-speicherung.de / http://rz.koepke.net

bereits damals schon existent waren kann ich heute nicht mehr beurteilen. Zumindest waren sie so für Ausstehende nicht ersichtlich. Früher beschränkten sich die Proteste auf Vermutungen, dass wenn die Regierung an einem der Systeme beteiligt wäre, es sich ja eh um eine Volksüberwachung handeln müsste. Handfeste Beweise und schriftlich AGB’s hatte damals kaum jemand.

Doch jetzt sind wir alles etwas schlauer. Die Post will unsere Daten an Firmen verkaufen (obwohl in den FAQ’s steht, dass Daten nicht an Dritte weitergeben werden – komisch), will ausserdem Kopien unserer E-Postbriefe auf unbestimmte Zeit speichern und beide System wollen/müssen eine Hintertür für Ermittlungsbehörden offen halten. Die technische Seite wie, wann ent- und verschlüsselt wird und welche Gefahren sich hierbei durch Hacker und andere Kriminelle ergeben will ich an dieser Stelle einmal weglassen. Ihr findet dazu alles in den Quellen ob. Darüber hinaus hat De-Mail das Recht meinen Namen und meine Anschrift an Dritte weiterzugeben, wenn diese eine, in den AGB’s nicht genauer definierte, Begründung vorweisen können. Welche Begründung?
Jens Scholz frägt sich auf seiner Seite zurecht, ob solche Ideen eigentlich nur aus Deutschland kommen können. So wie ich das sehe leider nein. Bereits 2001 forderten US Politiker das Verbot von Verschlüsselungssoftware im Terrorkampf (Quelle) und mir wurde erzählt, dass eine deutsche Firma für ihre Verschlüsselungssoftware keine USA-Freigabe erhielt, weil sie keine Hintertür für Geheimdienst einbauen wollte (leider fehlt mir eine Quelle). Somit sind wir in Deutschland vielleicht noch etwas besser dran, wenn man bei normalen E-Mails und bei den neuen Systemen überhaupt noch Verschlüsselungssoftware einsetzen darf/kann.
Dennoch muss ich sagen, dass hier mal wieder eine auf den ersten Blick gute Idee mehr als versaut wurde. Komisch an dieser Stelle finde ich nur, dass De-Mail mehr oder weniger von der Regierung versaut wurde, während die Post es sich selbst durch ihre AGB’s versaut hat. Hätte hier die Post einen anderen Kurs eingeschlagen, wäre das vernichtende Urteil der IT-Experten vielleicht weniger drastisch ausgefallen. Diese Chance hatten sie wohl nicht gesehen??? Oder doch???

17. Juli 2010

E-Postbrief und De-Mail Registrierung

Wie die Registrierung genau abläuft und auf was man zu achten hat ist auf Teltarif sehr gut beschrieben. Durch die exakte Identifizierung per Ausweis kommt es logischerweise zu Verzögerungen. Ein Registrierung mit ein paar Klicks  wie bei Freemail Anbietern findet also nicht statt.

Wer Detail zu beiden Systeme will findet alles im Archiv:
De-Mail
vs. Onlinebrief

16. Juli 2010

Interview zum E-Postbrief

Bild.de hat mal wieder ein sehr aufschlussreiches Interview zum E-Postbrief geführt. “Warum ist der E-Postbrief so teuer?” Inhalt wie immer recht dürftig.

BILD: Wird ein normaler Brief bald teurer?
Gerdes: „Nein, das ist für uns derzeit kein Thema. Allerdings ist der Preis für einen Standardbrief seit 13 Jahren stabil. Das kann auf Dauer aber nicht so bleiben, wenn Löhne und andere Kosten steigen.“

Hätte da Bild.de mal in ihr eigenes Archiv geschaut, wären sie auf diesen Artikel gestossen. “Post plant Porto-Erhöhung. Breife werden teurer.”

„Der Preis für einen Standardbrief ist seit 1997 stabil, für Geschäftskunden sind die Preise sogar gesunken. Ehrlicherweise sage ich: Wir werden nicht noch mal 13 Jahre ohne Preiserhöhung auskommen,“ sagte der für das Briefgeschäft zuständige Post-Vorstand, Jürgen Gerdes, der „Süddeutschen Zeitung“. 2010 bleibe aber erst einmal alles beim Alten.

Wie öfters erwähnt wäre es durchaus möglich den E-Postbreif jetzt für den gleichen Preis wie den regulären Preis einzuführen und dann wenn sich das Projekt am Markt etabliert hat und in der breiten Öffentlichkeit bekannt geworden ist (Werbe- und PR-Strategie), den Preis für einen regulären Brief erhöhen. Dann erinnern sich vielleicht viele Kunden, dass es da ja noch eine digitale Alternative gibt und schwenken über zum E-Postbrief.

Ausführliche Infos zum E-Postbrief und De-Mail gibt es hier.
De-Mail und E-Postbrief – Fakten, Vermutungen und reelle Gefahren
Dort dann bitte auch eventuelle Kommentare schreiben. Somit bleiben die Kommentare zentral und für alle lesbar an einem Punkt.

16. Juli 2010

De-Mail und E-Postbrief – Fakten, Vermutungen und reelle Gefahren

Schon wenige Stunden nachdem das De-Mail und der E-Postbrief an den Start gingen hagelte es bei Twitter und in Blogssphäre reihenweise Schmäheinträge. Unsicher und unnötig waren noch die höflichsten Attribute die vergeben wurden. Simonszu titelte bei Twitter:

Leute, die für ne Email 55 cent ausgeben würden, haben genau wie Leute, die ihr Twitter protecten, irgendwas essentielles nicht verstanden.

Wie immer geht es kaum um Fakten oder recherchierte Tatsachen, sondern eher um polemische Stimmungsmache, Gefühle und Vermutungen. Kaum jemand prüft nach, liest weitere Artikel und vergleicht die beiden Projekte miteinander. Darum versuche ich hier aufgrund der von mir gemachten Recherche ein paar Antworten auf offene Fragen zu geben.
Wichtig zu sagen ist, dass ich in keinster Weise Geld oder andere Leistungen für diesen Artikel erhalte. Auch stehe ich keinem Abhängigkeits- oder Lohnverhältnis zu einer der Firmen. Was ich möchte ich die Diskussion auf Fakten und nicht auf Vermutungen zu stellen.

Wichtig: Alle meine Antworten basieren auf Recherchen sowohl im Internet wie auch durch Vortagsabend und persönlich geführte Interviews. Sollte mich einer der Interviewten fehlinformiert oder sogar belogen haben, kann ich das an dieser Stelle nicht beurteilen. Ich kann nur wiedergeben, was ich bis jetzt erfahren habe. Auch erwähnen möchte ich, dass einiger der zitierten Quellen sehr wohl Recherche betrieben haben und sich sogar die Mühe gemacht haben Gesetzestexte zu lesen. Nicht jeder stützt seine Aussagen nur auf Vermutung.

Hier ein paar Argumente, die ich gesammelt habe: (Quellen am Ende des Artikels)

Argument 1:
Vor der Einrichtung eines De-Mail-Briefkastens muss man sich identifizieren, was bei einem normalen Briefkasten, bei dem Versand von Briefen oder bei sonstigen E-Mail-Konten nicht erforderlich ist. Nur anonyme Kommunikation ist aber sicher vor vor missbräuchlicher Aufdeckung.
Gegenfrage:
Was genau ist „missbräuchlicher Aufdeckung“? Vermutlich der Missbrauch meiner Daten durch Behörden.
Frage:
Wenn IP Adressen gespeichert werden, können doch heute auch Adressaten zurückverfolgt werden oder nicht? Der Computer der Behörden muss einfach ein paar Minuten länger rechnen, als wenn der Name hinterlegt ist. Eine Verfolgung ist auch ohne Namen möglich? Oder irre ich mich da? Ob dies gut oder schlecht ist, will ich an dieser Stelle nicht werten.

Argument 2:
Aufgrund der Architektur von De-Mail fließen alle Daten und Kontakte auf die Person rückführbar an einer zentralen Stelle zusammen; die Verwendung mehrerer, nicht in Verbindung zu bringender Identitäten ist nicht möglich.
Gegenargument:
Bei De-Mail gibt es verschiedene Firmen die getrennte Server haben. Es gibt soweit ich bei meinen Recherchen erfahren habe KEINE zentrale Serverstelle.
Und für mehrere nicht in Verbindung zu bringen Identitäten gibt es immer noch das reguläre E-Mailsystem. Aber wenn ich mit dem Finanzamt kommuniziere, will ich doch identifiziert werden, damit ich von denen auch meine richtigen Unterlagen erhalte. Für private Kommunikation nehme ich auch weiterhin andere anonyme Systeme.

Argument 3:
Die hinterlegten persönlichen Daten des Nutzers sind für eine Vielzahl von Sicherheitsbehörden und Geheimdiensten ohne richterliche Anordnung anforderbar (§ 113 TKG), die Identität hinter einer De-Mail-Adresse ist für über 1.000 Behörden in einem Onlineverfahren abrufbar (§ 112 TKG), in dem täglich 12.000 Zugriffe auf Kundendaten erfolgen.
Antwort:
Dies ist sicherlich sehr bedenklich, gilt aber für jeden E-Mail, DSL Anbieter und Mobilfunkanbieter in gleichem Maße. Und wer denkt, er geht lieber ins Ausland mit seiner E-Mail Adresse (z.B. Hotmail) der kommt halt in die Reichweite von FBI und Co. Diese gesetzliche Regelung gilt für alle Telekommunikationsanbieter gleich und ist kein „De-Mail Sonderfall“. Wenn dann muss das gesamte System geändert werden. De-Mail hier zu verteufeln wäre einseitig.

Argument 4:
Der De-Mail-Gesetzentwurf sieht in § 16 sogar die Namhaftmachung des Postfachinhabers auf Anfrage Privater vor – für die Post oder einen E-Mail-Anbieter wäre eine solche Auskunft eine schwerwiegende Verletzung des Datenschutzes.
Gegenargument:
So wie ich das Gesetzt gelesen habe, geht es dabei um Rechtsansprüche. Niemand soll/darf sich hinter einem Pseudonym verstecken um andere zu schaden. Bei unerlaubter Auskunft haftet der Anbieter. Somit ist eine Strafe auch eingebaut. Ich kann dies an dieser Stelle nicht bestätigen, vermute aber, dass das bei anderen Anbieter gleich ist. Wer also seine richtige Adresse bei Web.de und Co. hinterlässt muss auch damit rechnen, dass dieser Anbieter bei berechtigten Anfragen die Adresse herausgibt. Sollte eine falsche Adresse angeben sein, wird bei gröberen Verstössen dann halt ermittelt und die IP zurückverfolgt. Allerdings habe ich im Internet gelesen, dass „normale“ E-Mailanbieter ansscheinend eben nicht die richtige Adresse an Dritte weitergeben dürfen, auch wenn dies auf berechtigten Gründen basiert. Hier wäre eine rechtssichere Auskunft nötig. Wer hier eine juristisch sichere Antwort hat, darf diese gerne in den Kommentaren hinterlassen.
Zusatz:Der akkreditierte Diensteanbieter hat die Auskunftserteilung nach Absatz 1 zu
dokumentieren und den Nutzer von der Erteilung der Auskunft unverzüglich und unter
Benennung des Dritten zu unterrichten. Paragraph 16 Absatz 4 De-Mail Gesetz

Argument 5:
Eine Vorratsspeicherung der Verbindungsdaten jeder De-Mail (vgl. § 100 TKG) schließt der Gesetzentwurf nicht aus.
Frage:
Ist die Vorratsdatenspeicherung nicht aufgehoben? Und wie sollte ein untergeordnetes Gesetzt dies mit einschliessen? Ich denke hier sollte nicht De-Mail als Einzelfall, sondern die Regierung bzw. das gesamte TKG angegangen werden.

Argument 6:
Kennung und Passwort zu einem De-Mail-Postfach sind auf Anforderung einer Strafverfolgungsbehörde, einer Polizeibehörde, des Bundesamts für Verfassungsschutz, des Bundesnachrichtendienstes oder des Militärischen Abschirmdienstes ohne richterliche Anordnung herauszugeben (§ 113 TKG). Die im De-Mail-Postfach liegenden Dokumente und Informationen sind damit weit weniger geschützt als Papierdokumente oder Briefe in der eigenen Wohnung. Das Recht zur Passwortabfrage besteht zwar bei allen E-Mail-Konten. Normalerweise kann man sich aber mit anonymen Postfächern, multiplen Identitäten und ausländischen Konten vor Zugriffen schützen, was bei De-Mail nicht möglich ist.
Gegenargument:
Und wieder ist zu sagen, dass das TKG für alle Telekommunikatiosanbieter gleich gilt. Sicherlich ist ein Brief bessergeschützt als eine E-Mail, aber auch dieser kann mit richterlichem Beschluss geöffnet werden. Ein 1000%iger Schutz gibt es also auch hier nicht. Zusätzlich gilt zu sagen, dass das Bsp. mit der eigene Wohnung immer ein Extrembeispiel ist. Nicht ist so gut geschützt wie die eigenen vier Wände.
Multi-Account und multiple Identitäten können auch weiterhin bei anderen E-Mail Anbieter genutzt werden.

Argument 7:
Obwohl die Beantragung einer De-Mail-Adresse freiwillig sein soll, werden Behörden und Unternehmen, die ihre Leistungen bisher anonym oder ohne Überprüfung der Kundenangaben angeboten haben, faktisch schrittweise eine personengebundene und identitätsgeprüfte E-Mail-Adresse zur Voraussetzung des Angebots ihrer Leistungen machen. Ziel des Vorhabens ist dem Bundesinnenministerium zufolge ausdrücklich, „die nicht-anonyme und sichere elektronische Kommunikation zum Normalfall“ zu machen. Die eindeutige Identifizierung im Internet kann beispielsweise zum Ausschluss bestimmter Personen genutzt werden, etwa wegen angeblich mangelnder Bonität oder auch nur wegen Missliebigkeit oder Kritik am Unternehmen.
Gegenargument:
Was die Bundesregierung will und bekommt sind immer zwei Paar Schuhe. Kostenlose Leistungen werden weiterhin auf den Homepages zu finden sein und sobald man zahlen muss für eine Dienstleistung haben die ja eh Kontodaten, PayPal Name oder sonstige Daten.
Andere Frage:
Was hat Bonität mit der De-Mail zu tun? Solange ich nichts kaufe bzw. ein Vertrag ausfülle wird meine Bonität nicht geprüft. Meine Bonität kann von jedem Handyunternehmen bei der Schufa geprüft werden. Mit oder ohne De-Mail Adresse. Auch wenn ich dafür bin sehr genau hinzuschauen werden hier Dinge vermischt, die meiner Meinung nach eher in den Bereich der Vermutung gehören und nichts miteinander zu tun haben.

Argument 8: (User Kommentar)
Allerdings finde ich schon, dass ein De-Mail Konto einen besonderen Schutz bekommen sollte – vor allem vor dem Staat und noch mehr vor Privaten (Unternehmen). Darf doch auch nicht sein, dass jeder Beamte auf alle De-Mails zugreifen kann.
Antwort:
Bei De-Mail herrscht das 4-Augen-Prinzip. Die Daten werde verschlüsselt versendet und können nur mit Genehmigung und unter den Augen von mindestens 2 Administratoren angesehen werden um Missbrauch so weit wie möglich auszuschliessen. Kein Aussenstehender hat Zugriff auf die Daten. Wem das zu unsicher ist, kann entweder eine optionale Verschlüsselung einsetzen oder einen anderen Anbieter nehmen. Beamte können sowieso nicht automatisch mitlesen.

Argument 9: (User Kommentare)
Falls die DE-Mail nicht so sicher ist, wie behauptet, könnten Hacker mit fremden Namen „unterschriebene“ Post versenden. Da der Staat sich auf den Standpunkt stellen wird, daß DE-Mail sicher ist, wird die Beweislast am Mailkontoinhaber hängenbleiben.
Antwort:
Hierzu sollen die ersten Gerichtsurteile abgewartet werden. Es ist bis jetzt laut Interviewauskunft nicht möglich einen Vertrag nur per De-Mail abzuschliessen. Es müssen zusätzlich immer noch Verträge unterschrieben oder auf anderem Wege bestätigt werden. Fakt ist jedoch, dass die Rechtslage bei Missbrauch noch nicht eindeutig geklärt ist.

Argument 10: (User Kommentare)
Identifiziere ich mich bei einer Versicherungsgesellschaft, einer Bank, einem Telekommunkationsunsternehmen, dann sind bei einer evtl. Entwendung die Daten erstmal nur dort einsehbar – eine Schlußfolgerung auf bzw. Zusammenführung mit andere Partner oder Kontakte sind nur mit großer Mühe erzielbar. Bei einer De-Mail genügt ein Blick auf den Schriftverkehr, um alle Interessen und Kontakte mit Organisationen, staatlichen Stellen usw. zu erkennen.
Antwort:
Das ist erstmal korrekt. Aber meiner Meinung nach ist das kein spezielles Problem von De-Mail, sondern davon alle Korrespondenz an einer Stelle zu „lagern“. Sollte das ein normaler E-Mailanbieter sein, dürfte der Schaden genauso gross sein. Auf der anderen Seite werden Handyrechnung teilweise mit Einzelnachweis an ganz normale E-Mail Adressen geschickt und können somit leicht abgefangen werden. Das scheint niemanden zu stören.

Argument 11:
Und die Einsicht könnte ohne richterliche Anordnung, also ohne auch nur einen Verdacht auf evtl. Straftaten, gewährt werden? Eventuell sogar auf Anfrage Privater oder Unternehmen, die dann ihren Werbemüll und/oder Spams dann noch gezielter verbreiten können? Ich denke z.B. an Werbebriefe von Parteien vor Wahlen usw.
Frage:
Glaubt jemand ersthaft, dass auf die Adresse jeder zugreifen kann, der will? Das ist doch kein offenes Konto, das per Google durchsucht werden kann. Oder einfach als Behörde oder Amt den Namen eingeben und ich kann alle Mails mitlesen? Auch wenn das jetzt vielleicht etwas leichtgläubig scheint, aber diese Überlegung gehört für mich in Richtung Verschwörungstheorie. Ich rede an dieser Stelle nur von Privatleuten oder Firmen. Behörden muss trotzdem ganz genau auf die Finger geschaut werden.

Argument 12:
Es wäre schlimm, wenn Behörden auf die Einrichtung eines De-Mailkontos bestehen würden, um mit ihnen zu kommunizieren. Dabei denke ich natürlich auch an die ältere Generation, die sich mit solchen Techniken nicht vertraut sind.
Frage:
Wie soll denn das gehen? Nicht jeder hat eine PC und kennt sich auch damit aus. Egal welche Kommunikationsformen es in Zukunft geben wird, den ganz normalen Brief wird es immer geben. Also kann keine Behörde die De-Mail zur Pflicht erheben. Natürlich könnte man an dieser Stelle sagen: „Wehrte den Anfängen.“ Und sicherlich bin ich absolut dagegen, De-Mail als Voraussetzung einzuführen, aber Bedenken in diese Richtung sind für mich nach aktueller Sachlage zu spitz formuliert.

Argument 13:
Eine Behördenmail gilt laut De-Mail-Gesetzentwurf automatisch als zugestellt, selbst wenn der Nutzer die Email nicht lesen konnte (etwa weil er das Postfach nicht abrief weil ein Computer nicht mehr zur Verfügung stand etc.). Damit könnte ein Bescheid durch eine Behörde wirksam werden, ohne dass der Bürger das überhaupt erfährt, inklusive des Ablaufs einer Einspruchsfrist.
Gegenargument:
Meines Wissen nach gilt ein Brief und auch ein Einschreiben nach 3 Tagen als zugestellt auch wenn es nicht gelesen oder bei der Post abgeholt wurde. Somit fangen die Fristen dort auch an zu laufen. Also nicht wirklich ein grosser Unterschied. Sollte jemand juristisch sichere Informationen habe, dürfe diese gerne in den Kommentare gepostet werden.

Argument 14:
… der anonymen Teilnahme könnten immer mehr Hürden entgegengesetzt werden. Schließlich ist es ganz erklärtes Ziel des Innenministeriums, die Nutzung von De-Mail zum Normalfall elektronischer Kommunikation zu machen, also die herkömmliche, anonyme elektronische Kommunikation durch andere Anbieter auszutrocknen.
Gegenargument:
Behörden dürfen auf eine „normale“ E-Mail eigentlich gar nicht antworten – aus Sicherheitsgründen. Also entweder man geht persönlich vorbei oder nutzt ein Mail-System, für welches man sich identifiziert hat. Privat wird es immer anonyme E-Mailsysteme geben die kostenlos sind. Wie wollen sie denn diese Anbieter „austrocknen“? Internet und E-Mail ist weltweit und offen. Alles andere wäre Zensur. Dies wäre dann aber ein politisches Problem und kein Problem von De-Mail.

Das sind die Argumente gegen De-Mail. Es ist zu erwähnen, dass einiger meiner „Antworten“ und „Gegenfragen“ auch in den Kommentaren der jeweiligen Quellen ähnlich beschrieben worden sind. Ich stehe also mit meiner Meinung nicht alleine da.
Doch auch der, von der Idee her gleiche, E-Postbrief der Deutsch Post steht in der Kritik.

Argument 1:
Die Post verschweigt auf ihrer Webseite beharrlich, dass für jeden E-Brief eine Gebühr anfällt, für 55 Cent kann man bis zu 20MB versenden.
Antwort:
Wenn man auf der Homepage aus „Preise“ klickt stehen da auch die Preise.

Argument 2:
Die Post bietet an, E-Post für Adressaten, die noch kein E-Postfach haben, auszudrucken, und dann zuzustellen. Ich habe anfangs die Gehaltsabrechnungen von SAP erwähnt. Nicht jeder SAP-Mitarbeiter wird ein E-Postfach haben. Für mich als Mitarbeiter wäre es aber ein massives Datenschutz-Problem, wenn nicht mehr die Personalabteilung die Abrechnungen ausdruckt und versendet, sondern eine Fremdfirma.
Antwort:
Das Versenden eines Hybrid-Brief (ausgedruckte Form) ist freiwillig und passiert nicht automatisch. Man ist dem System nicht so hilflos ausgeliefert, wie es manche Gegner gerne beschreiben.

Argument 3:
Weiteres im Datenschutz: Wie werden die E-Briefe auf dem Server der Post abgelegt? Wenn da wirklich rechtsverbindliche Dokumente verschickt werden, wer garantiert mir, dass nicht irgendein Admin der Post da mal unbemerkt reinschaut?
Antwort:
Hierbei greift das 4-Augen-Prinzip und die Zuverlässigkeit muss durch Akkreditierung bestätigt werden. Wem dies zu unsicher ist kann bei beiden System eine private und optionale Zusatzverschlüsselung einsetzen. Dann kann niemand mitlesen. Auch der Staat nicht. Aber auch der Admin von GMX, Web und Co. könnte die E-Mails auf dem Server lesen.

Argument 4:
Die E-Post ist nicht staatlich. De-Mail ist staatlich, aber das kommt irgendwann noch. Die Post behauptet nur, dass sie mit dem Dienst das Postgeheimnis befolgt, und fertig. Die Post ist aber auch nur ein Briefzusteller unter vielen.
Antwort:
Das Bundesinnenministerium arbeitet an De-Mail mit. Das ist korrekt und bestätigt. Es gibt aber (im Moment) keine Beweise dafür, dass De-Mail ein staatliches Mail-System ist. Verantwortlich sind die jeweiligen Firmen wie GMX, Web und Co. Die Frage nach der Zuverlässigkeit dieser Anbieter muss sich jeder Nutzer selber stellen. Die Behauptung, dass der E-Postbrief oder die Deutsche Post irgendwann staatlich werden ist für mich etwas weit hergeholt.

Argument 5:
Was hindert mich daran, eben schnell einen Postfix aufzusetzen, und zu behaupten, ja, ich würde das Postgeheimnis befolgen, und fertig?
Antwort:
Niemand. Wer aber bei De-Mail mitmachen will, hat gewisse Prüfungen zu absolvieren, die von Zeit zu Zeit auch kontrolliert werden. Aber jeder darf mitmachen, der die nötige Infrastruktur bereitstellt. Ob der Kunde einem vertraut hängt vom Image ab. Wenn man keinem Anbieter vetraut, kann man auch einen eigenen De-Mail Anbieter nur für sich und seine Freunde eröffnen.

Argument 6:
Wie sieht das aus mit Spam? Gibts dann bald die EinkaufAktuell und das Angebotsblatt vom Lebensmitteldiscounter um der Ecke in mein E-Postfach? Super.
Antwort:
Der Zugang, sprich das Senden einer Nachricht/SPAM-Mail, erfordert eine eigene De-Mail oder E-Postbrief Adresse und ist dank des Namens zurückverfolgbar. Da SPAM strafbar ist dürften die Chance hier sehr gering sein. Das System ist geschlossen und blockt jede Mail von aussen ab.

Argument 7:
Diese spezielle E-Mail soll 0,55 € kosten – soviel wie ein normaler Brief.
Antwort:
Ab 2011 will die Post das Briefporto erhöhen. Somit wird der E-Postbrief günstiger. Aber jeder Nutzer muss entscheiden, ob der Preis hoch ist oder nicht. Der E-Postbrief ist ein Produkt und unterliegt den regulären Marktgesetzen von Angebot und Nachfrage.

Argument 8:
Die Verschlüsselung ist nicht sicher. Jede mit PGP verschlüsselte normale eMail ist sicherer.
Gegenfrage:
Wieviele Leute setzten PGP ein? Wieviel geheime Sachen werden bereits heute per ganz normalen E-Mail verschickt? Keinen kümmert das. Und wer will kann zusätzlich noch GPG nutzen. Niemandem wird das verboten. Beide System sollen ein Schritt in Richtung sichere Kommunikation sein, die jeder, auch Oma und Opa nutzen kann. Logischerweise gibt es deutliche bessere Sicherheitssysteme für Leute, die sich damit auskennen. Ein Stückchen sicherer als eine reguläre E-Mail dürfte das neue System aber schon sein.

So wer es nach diesem langen Eintrag bis hier unten geschafft hat, den heisse ich willkommen bei der Zusammenfassung. Seit ein paar Monaten versuche ich alles über De-Mail und den E-Postbrief zusammenzutragen und Fakten von Vermutungen zu trennen. Wichtig für mich ist dabei zu betonen, dass ich nicht dafür bin den Systemen blind zu vertrauen. Mein Ziel ist es Sicherheitslücken und offene Fragen auf Fakten und juristisch sichere Behauptungen zu stützen. Aussagen wie „ist doch klar, dass da die Regierung mitliest“ bringen niemandem etwas. Vorsicht und Kontrolle ist angebracht und sinnvoll. Aber jede Behauptung sollte untermauert werden. Ein Grossteil meiner Informationen beruhen auf persönlich geführten Interviews und Teilnahmen an Pressekonferenzen sowie Recherchen im Internet. Sollte jemand andere Informationen haben, dürfen diese gerne in den Kommentaren gepostet werden. Beleidigungen o.ä. werden jedoch gelöscht.
Beide Systeme, die De-Mail und der E-Postbreif, sind Produkte die angeboten werden. Ob der Kunde diese dann auch annimmt wird sich zeigen. Hier kann jeder selber entscheiden, ob er dies möchte oder lieber beim handfesten Brief bleibt. Meiner Meinung nach wird auch in Zukunft niemand gezwungen eines der Systeme zu nutzen, somit bleibt als Alternative immer noch der persönliche Kontakte oder der altmodische ab sichere Brief. Und das ist auch gut so.
Die Argumente stammen von verschiedenen Seiten und sind Copy&Paste Zitate mit Quellenangaben. Wer sich als Autor jedoch in seine Rechten verletzt oder falsch zitiert fühlt, darf mir dies gerne per „regulärer“ E-Mail mitteilen. Änderungen werden dann schnellstmöglich vorgenommen.

Quellen:
http://www.daten-speicherung.de
http://www.piratenweib.de
http://www.daniel-schwerd.de
http://blog.tatonka.info

Mehr Infos in meiner Rubrik: De-Mail vs. Onlinebrief. Dort sind dann auch die Interviews, Pressekonferenzen und Vortragsabende zu finden.

UPDATE:

Nachträglich habe ich bei netzpolitik.org eine sehr unschönen Passus gelesen.
Als Nutzer des E-Postbriefs muss man sein Postfach einmal täglich kontrollieren. De-Mail nur alle drei Tage. Auch wenn man meines Wissens nach über dein Eingang es E-Postbriefs per SMS informiert wird, besteht hier Nachholbedarf. Gerade im privaten Bereich muss es möglich sein, auch mal drei Tage nicht seine Mails zu checken. Zurecht wird in den Kommentaren nach Urlaub gefragt. Was passiert, wenn ich drei Wochen in Hawaii bin? Gegenfrage: Was passiert mit meiner Papierpost, wenn drei Wochen in Hawaii bin? Fangen die Fristen dann auch an zu laufen? Eigentlich ja oder?

Update “Lesepflicht”:

Stiftung Warentest beschreibt die “Lesepflicht” so:

Wer nicht regelmäßig in seinen elektronischen Briefkasten schaut, versäumt unter Umständen Fristen oder Mahnungen.

Wer nicht regelmässig seinen Briefkasten vor der Haustüre leert versäumt vielleicht auch Fristen und Mahnung. Somit sehe ich die “Lesepflicht” deutlich weniger radikaler als manche Twitterer.

[interessant ist, dass in der Quelle nur 1X steht und nicht 3X – aber egal]
Bei der Verfolgung des Themas auf Twitter und in der Blogsphäre denke ich, dass das eher ein Definitionsproblem ist. Viele sehe De-Mail und E-Postbrief als E-Mail. Darum “wundern” sich auch viele über dem Preis. 55 Cent für eine E-Mail ist recht heftig. Vor allem, da es E-Mail wo anders umsonst gibt. De-Mail und die Post sehen ihre Produkte als Brief im Internet. Und ein Brief kostet aus deren Überlegung heraus nunmal Geld. Für die Internetgemeinde ist diese Argumentation natürlich Haarspalterei. Was die “Lesepflicht” angeht ist der Posteingang der beiden Systeme aus meiner Sicht heraus jedoch wie der Briefkasten vor der Türe zu sehen. Wichtige Post muss nunmal regelmässig gelesen und kontrolliert werden. Und bei beiden Anbietern gibt es “Benachrichtungssysteme” in Form von E-Mail auf eine anderer E-Mailadresse oder als SMS.

14. Juli 2010

Startschuss für E-Postbrief

Nachdem am 13. Juli die De-Mail bundesweit gestartet ist, zieht die Deutsche Post heute mit ihrem E-Postbrief nach. Unter www.e-postbrief.de kann ab heute eine kostenlose Adresse registriert werden. Eine freie Wahl der Adresse ist leider nicht möglich. Die Adresse wird automatisch aus dem Vorn- und Nachnamen gebildet. Sollte der Name schon registriert sein, wird einfach eine Zahl angehängt. Wer dies nicht schön findet sollte also schnell zugriefen. Ein Risiko geht man damit nicht ein, den erst wenn man E-Briefe verschickt fallen Kosten an. Auch die SMS-Benachrichtigung bei eingehenden Briefen ist kostenlos. Somit entfällt auch bei wichtigen und eiligen Benachrichtigungen das ständige Nachschauen im Postfach. Einfach warten bis eine SMS auf dem Handy erscheint.

Weitere Infos hier: Tagesschau.de 1, Tagesschau.de 2
Preise gibt es hier: https://adresse-sichern.epost.de/epostbrief-kosten

13. Juli 2010

De-Mail ab heute offiziell freigegeben

Ab heute, 13. Juli, kann sich jeder Bürger für die De-Mail registrieren.

Ab sofort können sich Privatkunden anmelden und ihre persönliche
De-Mail-Adresse reservieren, sagte ein Sprecher. Dies sei zunächst
kostenlos, darüber hinaus erhielten die Nutzer eine bestimmte Anzahl von
Gratis-Mails.

Doch zur Freude ist noch wenig Grund.

Versendet werden können De-Mails aber noch nicht
Die De-Mail-Adressen werden nach einem einheitlichen Muster gebildet: vorname.nachname@anbieter.de-mail.de – dabei wird der Name des jeweiligen Anbieters wie gmx.de, web.de oder t-online.de eingesetzt. Wenn bei häufigeren Personennamen die Adresse schon vergeben ist, werden Ziffern an den Namen angehängt. Zunächst ist der Versand nur zwischen deutschen Teilnehmern gedacht. Versendet werden können die sicheren E-Mails noch nicht. Dafür muss der Bundestag erst das sogenannte Bürgerportal-Gesetz verabschieden, was voraussichtlich noch bis 2011 dauern wird. Die Telekom hat die sicheren E- Mails zusammen mit dem Innenministerium und United Internet entwickelt.

12. Juli 2010

E-Mail ab jetzt rechtssicherer

Wer an dieser Stelle eine Artikel über De-Mail oder E-Postbrief erwartet wird leider enttäuscht. Denn auch ohne die neuen E-Mailsysteme wird die Kommunikation per Mail ab jetzt auf juristisch “sicherere” Beine gestellt.
Kommunikation per E-Mail ist in der heutigen Zeit kaum noch wegzudenken. Auch E-Mail Muffel werde sich dann wohl umgewöhnen müssen

Gerichtsurteile stärken die Auffassung, dass E-Mails beträchtliche Rechtsfolgen auslösen können. Weder das Ausfiltern einer E-Mail durch eine Firewall noch das Argument, dass man eine E-Mail nicht gelesen habe, weil man seinen E-Mail-Account nicht regelmäßig nutze, können vor den Rechtsfolgen einer E-Mail schützen. Für “E-Mail-Verweigerer” sind also schlechte Zeiten angebrochen.

Aber natürlich gilt das wie immer nicht automatisch. Wer also eine E-Mail bekommt muss nicht gleich alles stehen und liegen lassen. Dennoch gelten Ausreden wie, „man nutzt diesen E-Mail Account“ nicht mehr. Auch ist der Empfänger verantwortlich dafür, ob eine E-Mail in der Firewall hängengeblieben ist. Eine Abmahnung wird also trotzdem gültig, obwohl der Empfänger die Abmahnung nie gelesen hat.

Alle Infos bei channelpartner.de

6. Juli 2010

Laut Bild.de De-Mail ab heute funktionsfähig

Wie Bild.de berichtet ist ab heute 6. Juli 2010 die De-Mail voll funktionsfähig.

Der Online-Konzern United Internet (u.a. 1&1, Web.de, GMX) geht mit einem neuen, elektronischen Briefdienst an den Start. Ab sofort versendet das Unternehmen so genannte „Hybridbriefe“. Diese werden online als E-Mails erstellt und landen als gedruckte Briefe im frankierten Umschlag beim Empfänger.

Was komisch ist, denn au meinem Account kann ich noch keine Hybridbriefe verschicken. War hier Bild.de einfach mal wieder schneller oder GMX.de zu langsam?

Der Online-Brief soll 54 Cent kosten, einen Cent weniger als das Post-Porto für einen regulären Brief.

Ob der eine Cent den Ausschlag geben wir bleibt abzuwarten. Grosser Vorteil ist natürlich der gespart Weg zur Post. Doch die schläft auch nicht.
Start des E-Postbriefs (früher Onlinebrief) soll der 14. Juli sein. Wie zu erwarten versucht die Post gleich von Beginn an mit einem Zusatz an Produkten Boden gut zu machen.

Für das iPhone von Apple gibt es bereits eine kostenlose Software-App der Post („Schreibcenter”), die den Versand von Postkarten und Briefen vom iPhone ermöglicht. Eine Postkarte kostet hier 1,45 Euro plus 45 Cent Porto, ein Brief ist ab 1,35 Euro plus 55 Cent Porto zu haben. Beide können mit Fotos vom Handy versehen werden.

Eine individuelle Postkarte mit eigenem Photo der Familie vom Strand könnte der Oma vielleicht ganz gut gefallen. Während also die Firmen von De-Mail bis jetzt kaum innovative Ideen kommunizieren sprudelt die Post schon mit verschiedenen Produkten und Versendearten. Gerade die Schnittstelle von Smartphone und normaler Post sowie rechtsicherem E-Mail-Versand könnte hier die entscheidenden Vorsprung bringen.

23. Juni 2010

[Gerücht!] E-Postbrief und De-Mail offenbar doch in Kooperation

Bis jetzt wurde der E-Postbrief (alias Onlinebrief) und die De-Mail immer als Konkurrenzmodelle gehandelt. Nur zaghaft wurde vermutet, dass vielleicht irgendwann beide Systeme doch zusammenarbeiten könnten. Diese Gerüchte scheinen jetzt neu angeschürt zu werden. Anders als vermutet kommen die Infos jedoch nicht von offizieller Seite, sondern eher aus der juristischen Ecke.
Kurz nachdem der E-Postbrief seinen Namen geändert hat, wird schon spekuliert, ob der neue Name überhaupt beibehalten werden kann. Bedenkt man, dass in circa 2 Monaten der offizielle Start erfolgen soll, eine doch recht knappe Reaktionszeit. Wichtiger sind jedoch die kleine Nebenpunkte bei der Namensgebung.

Zwei Monate vor dem Start des E-Postbriefs ist aber gar nicht sicher, ob der neue Name unbeschadet eingeführt werden kann: Telekom und United Internet beharren auf eine Zusage der Regierung, dass De-Mail-Angebote in der Domain erkennbar sein müssen, nach dem Schema: “Max.Muster@e-postbrief.de-mail.de”. Das Wort “Mail” jedoch will die Post unbedingt verhindern. Nichts soll an einen E-Mail-Dienst erinnern.

Wie darf diese Nebenbemerkung der Finanzial Times Deutschland gewertet werden? Wird hier der neue E-Postbrief jetzt doch als regulärer De-Mail Anbieter gehandelt, was nach Dr. Uwe Schiel gar nicht so unwahrscheinlich wäre, denn beide System basieren anscheinen auf sehr ähnlichen Programmiercodes, oder hat der Autor des Artikel auf Grund fehlendem Technikwissen den E-Postbrief kurzer Hand als De-Mail Anbieter ausgegben ohne dabei die Unterschiede zu kennen. Schon bei der Pressekonfernenz der Post zum Onlinebrief war zu erkennen, dass trotz Nachfragen darauf geachtet wurde, das De-Mail nicht zu offensichtlich als Konkurrenz zu positionieren. Waren das bereits die ersten Anzeichen?

Eine Nebenbemerkung die also viel bedeuten könnte. Der grosser Konkurrenzkampf, der sich bereits zu Beginn abzuzeichnen drohte und den viele immer noch sehen könnte komplett wegfallen:

Es könnte der Showdown des Jahres werden: Zwei Gruppen arbeiten fieberhaft an der rechtssicheren E-Mail. Die Deutsche Post tritt mit dem “E-Post-Brief” gegen Deutsche Telekom und United Internet an. Die Vorrunde hat schon begonnen. (Quelle: www.cio.de)

Der Kampf könnte schon vorbei sein bevor die Hauptrunde überhaupt eröffnet wird.
Lediglich der „kleine“ Konkurenzkampf um den Kunden innerhalb des De-Mail Systems würde übrig bleiben. Würde beide System kompatibel zueinander sein, würde auch ein digitale Spaltung der Kommunikation wegfallen. Bürger, Ämter und Firmen müssten sich nicht mehr für eines der beiden Systeme entscheiden oder einen finanziellen Mehraufwand leisten um ihren Kommunikationspartnern beide Systeme anzubieten. Die Kommunikation könnte erheblich einfacher werden und so das neue System deutlich schneller verbreiten.

14. Juni 2010

Onlinebrief geht – E-Postbrief kommt

Wie ich durch ein internes Mail erfahren hab, wird der Onlinebrief der Deutschen Post am 30. Juni umgewandelt in den neuen E-Postbrief. Wie das De-Mail Projekt ist auch das Testprojekt des Onlinebriefs beendet und bereit zu flächendeckenden Vermarktung.
Das es von Anfang an bekannt war, dass der Titel „Onlinebrief“ nur ein Arbeitstitel war überrascht dieser Schritt nicht wirklich. Neu ist jedoch, dass allen Teilnehmern des Projekts gekündigt wurde. Laut Deutscher Post musste die geschehen, da die flächendeckende Umsetzung neben einem neuen Namen auch eine neues Online-Portal mit einigen Änderungen erhält. Das alte System musste somit juristisch, wirtschaftlich und administrativ komplett geschlossen werden.
Für den Benutzer hat dies zur Folge, dass alle Dokumente und Mails verloren gehen und er sich neu Anmelden muss. Bereits registrierte E-Mail Adressen gehen ebenso verloren.
Wer also seine Dokumente noch sicher will, hat bis zum 30. Juli Zeit diese auszudrucken.

E-Postbrief startet Mitte Juli.

Ab Mitte Juli wird es dann möglich sein, sich für den neuen Dienst zu registrieren. Leider liegen zum aktuellen Zeitpunkt auch hier keine Zahlen und Preise vor. Es bleibt also abzuwarten. Die Katze im Sack kauf niemand gerne.

14. Juni 2010

DE-Mail – Das Ende des Pilotprojekts und neue Spekulationen

Nachdem das DE-Mail Pilotprojekt in Friedrichshafen erfolgreich und laut teilnehmenden Firmen erfolgversprechend verlaufen ist, wäre es so langsam an der Zeit konkrete Preise zu veröffentlich. Soll das Projekt noch in diesem Jahr flächendeckend angeboten werden, sollte so langsam dmait begonnen werden den zukünftigen Kunden die Idee schmackhaft zu machen. Leider ist jedoch sehr ruhig geworden was Preise und Dienstleistungen angeht. Die ist natürlich der beste Nährboden für Spekulationen. So kann man auf Focus.de lesen:

Die Finanzierung soll über ein sogenanntes „e-Porto“ erfolgen – vergleichbar mit einer virtuellen Briefmarke. „Es ist wahrscheinlich, dass der De-Mail-Versand für Bürger zumindest von einigen Anbietern weitgehend kostenfrei angeboten wird“, sagt Paris.

Ob es wirklich eine kostenlose, vielleicht durch Werbung finanzierte Version geben wird, ist im Moment absolut unklar. Es wäre schön, wenn die beteiligten Firmen endlich mal in die Gänge kommen würden und ein paar Zahlen veröffentlichen würden. So könnte man wilden Spekulationen vorbeugen und die Disskussion auf bestätigte Fakten stützen.

5. Mai 2010

De-Mail sucht neue Mail-Anbieter

Jetzt wo sich das De-Mail Projekt dem offiziellen Starttermin nähert, werden auch immer mehr Infos zur Akreditierung neuer Mail-Anbieter veröffentlicht. Neben GMX, Web.de, T-Online werden noch weitere Anbieter gesucht. Alle Infos und Voraussetzungen für die Akkreditierung finden sich auf der De-Mail Seite.
Unter “demail[@]bmi.bund.de” können bis 30. Mai Kommentare und Verbesserungsvorschläge eingereicht werden.

Quelle: Stumbleupon.com

Auf Ntv.de gibt es zudem noch ein Videobeitrag der De-Mail und auch den Onlinebrief der Deutschen Post noch einmal vorstellt. Neue Infos sind nicht enthalten. Aber dafür würde vermutlich ein 60 Minutenbeitrag kaum reichen. Wer detailierte Infos will einfach meine Rubrik “De-Mail vs. Onlinebrief” lesen.

20. April 2010

De-Mail Pilotprojekt in Friedrichshafen beendet

Das De-Mail Pilotprojekt in Friedrichshafen ist erfolgreich beendet. Durch ein internes E-Mail wurde ich von meinem Anbieter darauf aufmerksam gemacht, dass das Pilotprojekt Anfang April offiziell beendet wurde. Wie es scheint, wird auf Grund des Erfolgs das Projekt in Friedrichshafen jedoch weitergeführt.

Da das Pilotprojekt für uns sehr erfolgreich verlaufen ist, werden wir, zusammen mit allen anderen Projektbeteiligten, De-Mail in Friedrichshafen weiter anbieten und planen darüber hinaus, eigene Branchenprojekte durchzuführen, an denen Sie ebenfalls teilnehmen können.

So wie es also aussieht, gibt es im Moment für alle angemeldeten User keine Veränderung. Auch wurde bis jetzt kein Preise veröffentlicht. Wie immer bleiben die genauen Zukunftspläne noch im Dunkeln.

23. März 2010

Online-Pressekonferenz De-Mail

Das BMI (Bundesministerium des Inneren) und De-Mail gehen in die nächste Runde. Auf der Online-Pressekonferenz am 22.März stellte Dr. Jens Dietrich aus Berlin das Projekt De-Mail noch einmal genau vor. Hauptaugenmerk lag dieses Mal, neben den schon bekannten theoretischen Vorteilen, auf den Sicherheitsmechanismen und Schutzfunktionen.
Die Probleme der heutigen Standard-E-Mail sind zahlreich. Sie sind unsicher, schlecht gegen Fälschung gesichert, der Absender und der Empfänger können nicht mit Sicherheit bestimmt werden, es gibt kaum Empfangsbestätigungen und die Adressen werden regelmässig mit SPAM und Phising-Mails überflutet. Existierende Sicherheitsmassnahmen haben sich bis jetzt kaum durchgesetzt. Nach Dr. Jens Dietrich schützen gerade mal drei Prozent der User ihre Mails mit Verschlüsselungen. Zusätzlich Hard- und Softwareanforderungen haben verhindert, dass sich diese Funktionen in der breite Öffentlichkeit durchsetzen. De-Mail will hier einen neuen Standard schaffen. Zum einen wird die Übertragung der De-Mails von Haus aus verschlüsselt (SSL) und zum anderen sind Sender und Empfänger durch Anmeldemassnahmen wie Post-Ident genau zu identifizieren. Versand- und Zustellbestätigungen sollen für alle Beteiligten Rechtssicherheit bringen und das Wegfallen der Anonymität soll vor SPAM und Betrugsversuchen aller Art schützen. So zumindest der Plan des BMI. Ziel ist ein neues E-Mail-System zu kreieren, welches grundlegende Sicherheitsstandarts einfach und damit für alle Bürger nutzbar macht. Betrugsversuche und Verfälschungen sollen durch das Hinterlegen der genauen Adressdaten der jeweiligen Nutzer sofort aufgedeckt werden. Darum erhält auch jeder User erst nach Freigabe seiner Daten eine De-Mail-Adresse.

Wie kann der User De-Mail nutzen:
In der Pilotphase ist De-Mail nur über den Browser Login zu erreichen – später soll der Zugriff per Mailprogramm mit entsprechenden Plugins folgen. Das Web-Login-System wurde gewählt, da die meisten Nutzer Web-Logins von anderen Providern kennen und sich damit leichter zurechtfinden. Nach Angaben von Dr. Jens Dietrich decken die jetzigen De-Mail Provider, GMX, Web.de, T-System, T-Online und Mentana bereits 70 Prozent der normalen E-Mail Nutzer in Deutschland ab (Zahlen wurden von mir nicht gegenkontrolliert). Die meisten Nutzer würde sich somit auch bei De-Mail schnell zurechtfinden. So die Annahme des BMI. Unterscheiden sollen sich die jetzigen und eventuell auch weitere zukünftige De-Mail-Provider durch die angebotenen Mehrwertdienste. Ziel des BMI ist es hier einen Markt entstehen zu lassen, auf dem die einzelnen Provider wie Firmen [was sie ja auch sind :-)] Werbung mit ihren Mehrwertdiensten machen, um so Kunden für sich zu gewinnen. Die Deutsche Post lockt bei ihrem Konkurrenzprodukt „Onlinebrief“ bereits jetzt mit einer Vielzahl von solchen Diensten. So ist es z.B. möglich sich per SMS unverzüglich über eingegangene Mails informieren zu lassen oder auch Faxe zu verschicken. Alles dies fehlt im Moment bei De-Mail. Grund dafür ist, dass das BMI, und das wurde öfters mit Nachdruck erwähnt, nur die Rahmenbedingungen, sprich die Standards für De-Mail vorgeben will. Zusatzdienste und die „unique selling-points“ sollen den Providern selbst überlassen werden. Frei nach dem Motto Konkurrenz belebt das Geschäft. Auch wenn laut Dr. Jens Dietrich hier bereits Bestrebungen im Gange sind, auf die er aber nicht genauer eingehen wollte, ist im Moment leider noch nicht viel davon zu spüren. Dies könnte auch daran liegen, dass die Provider im Moment noch kaum selber Werbung für De-Mail machen und die Öffentlichkeitsarbeit eher den Behörden überlassen.
Was aber nach Dr. Jens Dietrich auf keine Fall heissen soll, das De-Mail ein „Behörden-Mail“ sein soll. Es wurde stark betont, dass alle beteiligten Behörden nur die Basis definieren auf der dann das Projekt sicher „wachsen“ kann.

Big Brother und die Verschlüsselung:
Diese Behördentätigkeit rief in den letzten Monaten immer wieder Kritiker auf den Plan, die befürchten, dass die De-Mail eine Art zentraler „E-Mail-Sammelpunkt“ für den Überwachungsstaat sein soll. Oft hört man, dass die Nutzer von De-Mail dämlich seien, da sowieso eine Kopie auf dem Schreibtisch von Herrn Schäuble landet. Ob dies stimmt oder nicht stimmt, kann ich aus heutiger Sicht und mit meinem heutigen Sach- und Technikwissen nicht sagen. Ich kann nur Aussagen zu diesem Thema wiedergeben. [siehe hierzu auch älteren Artikel!]
Doch hier ein paar neue Infos für alle Verschwörungstheoretiker. Das De-Mail soll, und das ist auch neu für mich, Ende-zu-Ende Verschlüsselung und qualifizierte elektronische Signaturen unterstützen. Die Provider müssen sogar diesen Service unterstützen und einen Verzeichnisdienst für Verschlüsselungszertifikate anbieten. Wer will kann also sein De-Mail doppelt verschlüsseln, denn der Weg zum Provider und zwischen den Providern ist sowieso per SSL gesichert. Somit zieht das De-Mail-Projekt wieder mit dem Onlinebrief der Deutschen Post gleich. Zumindest was die Verschlüsselungsmöglichkeiten angeht. Die Dienste sind jedoch nicht standartmässig im Service enthalten. Dies könnte der Grund sein, warum bis jetzt noch niemand damit hausieren gegangen ist.

Wer ist die Zielgruppe:
Bestimmt ist das neue Mail-System sowohl für Bürger als auch für Unternehmen und Behörden. Auf Grund der Gebührend werden sicherlich keine “Kaffeeeinladungen” per De-Mail verschickt, jedoch sind alle drei Nutzerkategorien auch Zielgruppen des neuen Systems. Leider verlief des De-Mail Projekt in Friedrichshafen unter den Erwartungen. Die angestrebten 2 Prozent Bürgerbeteiligungen konnte nicht erreicht werden. Lediglich 1,4 Prozent (800 Anmeldungen) der Häfler Bürger entschieden sich in den letzten 6 Monaten ein Testkonto zu eröffnen.

Richtigstellung:

Wie ich von Herrn Dr. Jens Dietrich aufgeklärt wurde ist mir eine Fehler in meiner Berichterstattung unterlaufen. In den ersten 6 Monaten des De-Mail Pilotprojekts haben sich 800 Personen für einen Testzugang angemeldet. Dies entspricht 1,4 Prozent der Bevölkerung. Da die Zahlen sich aber auf „nur“ 6 Monate beziehen, die Einschätzungen der Experten jedoch von 2 Prozent in einem Jahr ausgehen, ergibt sich eine Hochrechnung von 2,8 Prozent auf 12 Monat respektive ein Jahr. Somit wird das Pilotprojekt als Erfolg gewertet. Ich entschuldige mich für eventuelle Missverständnisse.

40 Unternehmen, und weitere haben Interesse bekundet, versenden aber bereits jetzt riskante Post wie Gehaltsabrechnungen über das System. Die freie Wirtschaft scheint, wohl auf Grund der erhofften Portoeinsparungen, Gefallen daran gefunden zu haben.

Nach der Pressekonferenz konnte alle Beteiligten wie immer Fragen stellen:

Gesetzgebung:
Interessant war die Frage nach „Bürgerportalgesetz“, welches immer noch in der Schwebe hängt. Bis Herbst wird sich dort vermutlich nichts tun, was auch den offiziellen Start von De-Mail vermutlich noch bis Herbst verzögern wird.

Zwangs-Empfang:
Eine wichtige Frage, die immer gestellt wird ist die nach dem Zwang eine De-Mail Adresse zu nutzen. Konkret wurde gefragt, ob man z.B. Parkbussen/Strafen und Knöllchen auch an eine De-Mail-Adresse schicken könnte. Fakt ist laut Dr. Jens Dietrich, dass jeder De-Mail-Nutzer zustimmen muss Dienstleistungen per De-Mail zu empfangen. Und wie ich das verstanden habe, gilt das für jede Dienstleistungen neu. Wer also mit dem Finanzamt kommuniziert hat noch lange nicht zugestimmt seine Lohnabrechnung oder seine Wahlunterlagen per De-Mail zu erhalten. Der Bürger entscheidet also selber für was genau er De-Mail nutzen will und bei welcher Korrespondenz er lieber den alten Postweg wählt.

Internationalität:
Anders als der Onlinebrief der Deutschen Post hat De-Mail bereits jetzt leichte Ambitionen in ferner Zukunft international zu werden. Da das System auf vorhandene Technik aufbaut, wäre es kein Problem für ausländische Provider auf den Zug aufzuspringen. Diese müssten allerdings die gleichen hohen Anforderungen erfüllen wie die deutschen Provider. Aber ich denke kaum, dass sich ein Franzose mit „De-Mail“, also einer „Deutschen-Mail“ anfreunden kann. Aber das sei hier Nebensache.

Umzug bzw. Änderung der Wohnadresse:
Alle Personendaten lassen sich beim Login mit hohem Sicherheitslevel ändern. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie der Dienst missbraucht werden könnte, wenn die neue Adresse nicht korrekt eingetragen wird und man anstatt der realen Wohnadresse eine fiktive Wohnadresse angibt. Reicht der Name, welcher meines Wissens nach nicht abänderbar ist, aus um diejenige Person bei Missbrauch zu erwischen? Eine ständige Kontrolle oder regelmässige Abfragen der korrekten Angaben der Nutzer ist bis jetzt nämlich nicht in Planung.

Wann kommt das erste SPAM-Mail und wann der erste Betrugsfall??? Wetten werden jetzt angenommen!!!

19. März 2010

DE-Mail Pressekonferenz

Nachdem die Deutsche Post auf der Cebit Anfang März ihren Onlinebrief auf einer Pressekonferenz vorgestellt hat, zieht jetzt De-Mail nach. Montagmittag können angemeldete Journalisten per Online-Meeting Fragen stellen. Wenn alles klappt, bin ich mit von der Partie.

Mal schauen, ob die Pressekonferenz auch so ergiebig wird wie bei der Post.

Wer Fragen zum Thema De-Mail hat, kann diese mir gerne als Mail senden oder hier in den Kommentaren hinterlassen. Vielleicht gelingt es mir ja diese am Montag zu stellen.

ausführlicher Artikel siehe hier:
https://www.ralfbachmann.de/2010/03/online-pressekonferenz-de-mail/

7. März 2010

De-Mail vs. Onlinebrief – Kleine Unterschiede

Nachdem ich in mehreren Artikeln die grossen Unterschiede und die Gemeinsamkeiten der beiden System verglichen habe, wird es Zeit die kleinen Dinge zu betrachten. Auch wenn die Punkte eher sekundär sind, so sind sie für den einen oder anderen Nutzer vielleicht von Interesse.

Rechtschreibprüfung:
Das Postsystem besitzt als einziges Systeme eine direkte Rechtschreibprüfung. Wer also unsicher mit der Rechtschreibung ist (manche Leser meines Blogs werden jetzt grinsen), kann seine Onlinebriefe vor dem Absenden durchsuchen lassen. Wer den gleichen Service bei De-Mail möchte, muss leider auf Browser-Plug-ins oder Copy&Paste aus einem Textverarbeitungsprogramm zurückgreifen.

HTML-Editor:
Das Postsystem ist ebenfalls das einzige System, welches einen HTML-Editor für seine Onlinebriefe anbietet. Schriftart, Schriftgrösse und weitere Attribute können so eingestellt werden, was den Brief unter Umständen etwas lesefreundlicher erscheinen lässt.

Megabyte: (Speicherplatz)
Grössen wie 1 GB oder 5 GB sucht man bei beiden Systemen vergebens. Während das De-Mail-System 100 MB an Speicher bietet, ist beim Postsystem nirgends angeben, wann der Posteingang voll ist. Da im Moment beide Systeme keine bzw. noch keinen POP3-Zugang bieten und alle Mails somit auf dem Server belassen werden müssen, sollte der Nutzer schon wissen, wann das Maximum an Speicherplatz erreicht ist.
EDIT 12. März 2010: ganz klein steht beim Postsystem auch 100 MB. Gerade erst gesehen.

Namensvergabe:
Für viele Nutzer wird der exakte Name bzw. die exakte E-Mail-Adresse wohl Nebensache zu sein. Der Vollständigkeit sei sie aber erwähnt. Wer gerne seine Wunschadresse benutzen will, der ist bei De-Mail deutlich besser aufgehoben. Hier kann der Nutzer bestimmen wie sein Name als Mailadresse „umgewandelt“ werden soll. Vorgabe ist nur, dass der Vor- und Nachname erscheint. Ob dazwischen ein Punkt, ein Strick oder Nichts steht ist dem Kunden überlassen. Man kann also in einem engen Rahmen seine Mail-Adresse selber bestimmen. Auch Spassadressen bzw. Pseudonymadressen sind möglich. Bedingung ist, dass am Anfang immer „pn_“ erscheint. Also z.b. „pn_boris.becker[at]web.de-mail.de“. Somit weiss der Empfänger, dass nicht der echte Boris Becker schreibt.
Die Deutsche Post macht es sich da einfacher und nimmt automatisch den Vor- und Nachnamen der Registrierung. Hans Meier wird automatisch zu „Hans.Meier[at]onlinebrief.de“

7. März 2010

De-Mail vs. Onlinebrief – Teil 2

Nachdem in den letzten Tagen der Onlinebrief ziemlich viel Aufmerksamkeit auf meinem Blog erfahren hat, wird es mal wieder Zeit die De-Mail mit ins Boot zu holen. Darum werden heute mal die Gemeinsamkeiten näher betrachtet.

Login:
Beide System haben, wie bereits öfters erwähnt, einen niedrigen und einen hohen Sicherheitslogin. Dabei reicht beim niedrigen Sicherheitslevel ein einfaches Passwort, während das hohe Sicherheitslevel eine TAN Nummer abfrägt, die entweder per Handy oder per Token-Gerät empfangen wird. Der Unterschied ist, das der Onlinebrief der Deutschen Post nur auf die Handy-TAN setzt, während De-Mail es dem Nutzer überlässt welches TAN-System er verwenden möchte. Somit können auch Nutzer ohne Handy den Dienst nutzen.

Adressbuch:
Wie jedes Mail-System besitzen beide Systeme ein Adressbuch. Man will ja nicht jeden E-Mail Kontakt auf einem Blatt Papier mit sich rumtragen.

Benachrichtigung bei Eingang:
Beide Systeme haben ein Benachrichtigungssystem, das den Kunden über eingegangen Mails informiert. Während De-Mail die Benachrichtigung kostenlos an eine reguläre E-Mail-Adresse schickt, gibt es beim Onlinebrief die Möglichkeit einer Benachrichtigungs-SMS, die aber vermutlich nicht kostenlos sein wird. Allerdings muss auch erwähnt werden, dass die eingetragenen Benachrichtigungs-E-Mailadresse bei De-Mail beim gleichen Provider sein muss wie die De-Mail Adresse selbst. Also Web.de, GMX.de oder T-Online. Andere Adressen oder „Überkreuz-Benachrichtigungen“ werden nicht akzeptiert.

E-Mail und Weiterleitung:
Während De-Mail die Möglichkeit bietet Mails von einer Nicht-De-Mail-Adresse einfach weiterleiten zu lassen (was auch Viagra-SPAM aus Singapur oder Timbuktu mit einschliesst), kann man auf dem Portal des Onlinebriefs sogar normale E-Mails versenden. Im Moment scheint das System aber nicht wirklich zu funktionieren. Nachdem man per POP3-Zugriff eine externe Adresse eingetragen hat, kann man mit einer separaten E-Mail-Adresse reguläre E-Mails verschicken. Allerdings kann man auf diese Adresse nicht antworten. Man müsste jetzt am Ende jeder E-Mail eine alternative E-Mails-Adresse für die Antwort angeben. Was also im Moment sehr kompliziert ist. Ob und wie sich das nach dem Pilotprojekt ändern wird, kann jetzt noch nicht beantwortet werden. Auch ob Mails von einer Nicht-Onlinebrief-Adresse dann an diese reguläre E-Mails Adresse weitergeleitet werden können ist noch absolut unbekannt.

Safe:
Beide Systeme haben oder sollen bis zum Start eine Art Safe bekommen, in dem der User Dateien sicher aufbewahren kann. Wer dann diese Dateien betrachten kann (Admins oder Behörden) wurde bis jetzt nicht erwähnt. Frage ist, ob diese Dateien auch, wie der Onlinebrief, unter das Briefgeheimnis fallen. Bei beiden Systemen ist dieser Punkt, was Öffentlichkeitsarbeit angeht, bis jetzt stark vernachlässigt worden.

Mails als Einscheiben:
Beide System bieten den Service an Mails als Einschreiben zu versenden. Dabei erhält der Absender sowohl eine Absendebestätigung als auch eine Empfangsbestätigung des Empfängerservers. Somit weiss man, dass das Mail auch im Postfach des Empfängers angekommen ist. Für noch mehr Sicherheit bieten beide System an Mails mit hoher Sicherheitsstufe, also nur mit Token-Code, zu verschicken. Dies soll dem Empfänger eine noch grössere Identifikationsmöglichkeit des Absenders ermöglichen. Darüber hinaus bietet das Postsystem auch eine Lesebestätigung an. Clou dabei ist, dass der Empfänger den Onlinebrief erst lesen kann, wenn er die Lesebestätigung erteilt hat. Der Postbote händigt das Einschreiben an der Türe auch erst gegen Unterschrift aus. Zwar bietet De-Mail, an Mails ebenfalls als mit hoher Sicherheitsstufe zu verschicken, es ist im Moment jedoch nicht bekannt ob dieser Service auch eine Art Rückschein beinhaltet und ob dieser freiwillig ist oder ebenfalls notwendig ist, um die De-Mail zu lesen bzw. zu öffnen.

Nutzerverzeichnis:
Beide Systeme bieten zum persönlichen Adressbuch auch eine Art Nutzerverzeichnis an, das wie ein Telefonbuch alle angemeldeten Nutzer der De-Mail respektive des Onlinebriefs enthält. Lässt man sich auf freiwilliger Basis für dieses Verzeichnis freischalten, kann jeder Nutzer anhand seines Namens, seiner Adresse und weiter Merkmale gesucht und somit angeschrieben werden. Gerade für Firmen und Ämter scheint dieser Dienst sinnvoll zu sein. Privatpersonen müssen abwägen, ob sie dort erscheinen wollen. Bedenkt man jedoch, dass durch die Identifizierung des Absenders kein SPAM und auf Grund der Gebühren wohl auch keine Spaß-Mails eingehen werden, scheint mir persönlich eine Freischaltung weniger risikoreich. Doch das muss jeder für sicher selber entscheiden.
Während das Postsystem eine unbegrenzte Anzahl von Nutzern bei der Verzeichnissuche anzeigt, ist bei De-Mail die Anzeige auf 10 Nutzer beschränkt. Findet man nicht den richtigen Nutzer, muss die Suchanfrage präzisiert werden. Eine Suche nach allen Nutzern einer Stadt (z.B. Hamburg) ist somit nicht möglich.

Anhang:
Um den Dienst auch gerade beim Versenden und Empfangen von Formularen und eingescannten Objekten benutzerfreundlich zu machen, ist die Akzeptanz von Anhängen fast schon als Minimum zu bezeichnen. Bei beiden Systemen kann der Nutzer an jede Mail Dateien seiner Wahl anhängen. Leider wird bei keinem Portal die erlaubte Grösse erwähnt. Es bleibt also offen ob nur kleiner Dateien wie PDF’s oder Textdokumente verschickt werden können oder ganze CAD-Baupläne für Raumstationen.

4. März 2010

Der Onlinebrief und seine (erhofften) Ziele

Am Mittwoch stellte die Deutsche Post auf Cebit ihren Onlinebrief der Öffentlichkeit vor. Technisch gesehen wurde nichts erwähnt, was nicht auch auf der Homepage oder im Internet bereits verfügbar wäre. Interessant wird es jedoch wenn sich die strategischen Ziele und die Mehrwertdienste der Deutschen Post näher betrachtet. Doch zuerst zur Presskonferenz.

Anwesend waren neben der Deutschen Post auch Vertreter der beiden grössten Partner ADAC und Lotto Hessen. Diese beiden bilden neben ein paar kleineren Partner die Zugpferde des Projekts und sollen dafür sorgen, dass der Onlinebrief von der breiten Öffentlichkeit angenommen und genutzt wird. Denn nur ein System das vom Kunden angenommen wird bringt Erfolg.

Ein paar inhaltliche Details:
Der ADAC hat rund 17 Millionen Mitglieder und ist Deutschlands grösster Automobil Club. Darüber hinaus betreibt der ADAC Online-Mitfahrerportale und veröffentlicht mehrmals im Jahr eine Clubzeitschrift. Ausserdem hat der ADAC als Muttergesellschaft auch verschiedene Tochtergesellschaften wie z.B. Versicherungen.
Lotto Hessen tätigt 1,7 Millionen Kommunikationsabläufe pro Woche und ist in Deutschland einer der grössten regionalen Lotto Gesellschaften.

Nach Annahmen der Deutschen Post, und Google bestätigt diese Zahlen, sind etwas mehr als 70% der Privathaushalte und 80% der Unternehmen in Deutschland online erreichbar. Diese sollen per Onlinebrief in Zukunft schnell und sicher erreichbar sein. Für den „internetlosen Rest“ bietet die Deutsche Post den Hybrid-Brief an. Ein Onlinebrief wird per Computer verschickt und von der Deutschen Post ausgedruckt und an die Postadresse des Empfängers geliefert. So kann auch die Omi ein Brief vom Enkel bekommen. 🙂
Und wenn die Omi antworten will, kann sie in Zukunft auch einen Papierbrief schreiben, der dann von der Post eingescannt wird und an die Onlinebrief-Adresse des Enkels zurückgeschickt wird. Der Hybrid-Brief funktioniert also in beide Richtungen.

Die Post versuchte durch die Presskonferenz natürlich ihr Produkt so gut wie möglich aussehen zu lassen. Die Vertreter wurde darum auch nicht müde ein paar Punkt gebetsmühlenartig aufzuzählen. So wurde immer wieder wiederholt, dass der Onlinebrief die Schnelligkeit der E-Mail mit der Sicherheit des Papierbriefs kombiniere. Firmen und Privatleute könnte damit ihre Kosten senken und schneller und sicherer kommunizieren. Der Hybrid-Brief erlaube es dazu alle Kunden und auch Privatleute zu erreichen. Darüber hinaus sollen Mehrwertdienste dem Projekt den nötigen Aufschwung geben. Auf einige der neu erwähnten Mehrwertdienste soll an dieser Stelle kurz eingegangen werden.

Micro-Payment:
Durch die Identifikation und die Hinterlegung der Kontodaten soll es bald möglich sein, kostenpflichtige Inhalte wie z.B. Zeitungsartikel zu kaufen, ohne dabei auf jeder Seite seine Kontodaten oder Kreditkartennummer angeben zu müssen. Man bestellt ein Produkt und die Post erledigt die Bezahlung. Vorteil ist, dass nur noch eine Organisation die Bankdaten kennt. Somit wäre dieser Mehrwertdienste ein Konkurrent zum Pay-Pal-System.

Riskante Rechnungen:
Rechnungen vom Arzt oder andere sensible Rechnungen sollen in Zukunft auch über das Post-System abgewickelt werden können. Dabei kann die Rechnung direkt per Mausklick überwiesen werden. Darüber hinaus sollen z.B. Arztrechnungen sicher und schnell an die Krankenkassen weitergeleitet werden können. Der Zeitvorteil und die Einfachheit sollen hier den Kunden locken. Alles natürlich immer unter dem nötigen Datenschutz und der sicheren Verschlüsselung der privaten Daten. Wie dieser Zusammenschluss aber technisch genau aussehen soll, konnte in der Pressekonferenz nicht beantwortet werden. Es bleibt also bis jetzt noch Zukunftsmusik.

Die Post baut bei ihrem Projekt wie bereits öfters erwähnt auf ihren guten Ruf. Briefgeheimnis und Zuverlässigkeit im Datenschutz und der Zustellung sollen den Kunden auch weiterhin überzeugen.

Dokumenten Safe:
Wie bei De-Mail soll auch ein Dokument-Safe angeboten werden, in den Kunden wichtige und sensible Dokumente einlagern können.

Nun zu den Partnern:
Der ADAC als grösster Automobilclub Deutschlands will in Zukunft alle seine Mitglieder schnell und sicher informieren. So zumindest der Wunsch. Auch der Autokauf soll mit dem Onlinebrief sicher werden. Da man sich identifizieren muss, weiss der Vertragspartner auch, an wen er sein Auto verkauft. Betrügerei beim Online-Autokauf, der ADAC spricht hier von einer steigenden Zahl, sollen damit unterbunden werden.
Auch bei der Mitfahrerzentrale soll der Onlinebrief helfen den Kontakt eindeutig zu identifizieren. Somit soll in Zukunft jeder wissen mit wem er wirklich mitfährt. Als Beispiel wurde die 16-jährige Tochter genannt, bei der die Eltern überprüfen können bei wem sie ins Auto steigt oder auch allgemein Frauen, die lieber bei Frauen mitfahren.

Lotto Hessen will gleich ein ganzes Paket von Mehrwertdienste nutzen. So soll über den Onlinebrief nicht nur Lotto gespielt werden können ohne das warme Wohnzimmer zu verlassen, sondern es sollen auch Schutzmechanismen greifen. Da man sich auch mit Alter identifizieren muss, kann die Lottogesellschaft prüfen wie alt man ist, ob man auf einer Sucht-Sperrliste steht usw. Das Identifikationsverfahren soll helfen rechtliche Beschränkungen beim Glücksspiel umzusetzen. So ist soll auch ein finanzielles Oberlimit wie ein Nachtspielverbot greifen.

Ein paar technisch Details:
Erwähnt wurden auch Mobiltelefone. Das Versenden und Empfangen soll auch per Smartphone möglich sein. Wie das genau ablaufen soll, ob es nur einen POP-Zugang oder auch einen Push-Service geben soll, wurde aber nicht beantwortet. Allgemein wurden die technischen Belange etwas hinten angestellt. Sicher ist jedoch, dass man sich per SMS bernachrichtigen lassen kann, wenn ein Onlinebrief im Posteingang eingetroffen ist (kostenpflichtig). Somit muss man nicht ständig sein sein Posteingang kontrollieren.

Fragerunde: (geordnet nach Themen)
Nach der Pressekonferenz hatten die Journalisten die Möglichkeit Fragen zu stellen. Ohne gross meckern zu wollen, muss ich sagen, dass ich doch recht negativ überrascht war, wie wenig sich manche Journalisten informiert hatten bevor sie an die Pressekonferenz gingen. So wussten manche nicht einmal Dinge, die bereits seit Wochen im Internet standen. Für Vorrecherche fehlt bei manchen wohl die Zeit oder auch das Interesse. Kleiner Tipp am Rande: Lest meinen Blog 🙂

Konkurrent De-Mail:
Auf diesen Punkt wollten alle Beteiligten nicht wirklich eingehen. Jeder vermied den Onlinebrief als Konkurrenzprodukt den De-Mail zu bezeichnen. Ob dies als Anzeichen dafür gesehen werden kann, dass sich die Deutsche Post ein Hintertürchen offen hält um vielleicht doch irgendwann zum De-Mai-Projekt dazuzustossen sei an dieser Stelle offen.

Start:
Offizieller Start soll im Juni 2010 erfolgen. Bis dahin läuft das Pilotprojekt noch.

Datensicherheit – wer kann alles die Mails lesen:
Lustig war, dass sich beim Thema Datensicherheit der Leiter der Pressestelle der Deutschen Post und sein Dutz-Freund aus der Informatikabteilung widersprachen. Der Leiter der Pressestelle gab als Schutzfunktion das „4-Augen-Prinzip“ an, welches vorsieht, dass kein Administrator und kein Techniker allein im System arbeiten darf und damit auch nicht die Gelegenheit erhält ohne Aufsicht irgendwelche Mails zu lesen, während der Informatiker meinte, dass alles Mails auf dem Server verschlüsselt sind und nicht einmal von Admins gelesen werden können. Wer jetzt recht hat weiss ich nicht. Bei De-Mail liegen die Mails jedoch UNverschlüsselt auf dem Server, was das „4-Augen-Prinzip“ nötig macht. Allerdings bietet der Onlinebrief auch die Möglichkeit Mails direkt zu verschlüsseln. Dabei kann nur der Original-Empfänger das Mail lesen. Ob jetzt der Informatiker von dieser Verschlüsselung gesprochen hat und der Leiter der Pressestelle vom normal Ablauf, kann ich an dieser Stelle nicht beurteilen.

Gesamtkundenzahl:
Alle Partner haben bis jetzt eine Kundenzahl von 40 Millionen (Doppelzählungen nicht berücksichtige). Diese sollen alle per Onlinebrief in Zukunft erreicht werden.

Preise:
Nach Angaben der Deutschen Post sind die bereits öfters erwähnten 46 Cent für den Hybrid-Brief die internen Kosten. Für wieviel der Service an den Endkunden „verkauft“ wird wollte niemand sagen. Auch wurden die 20 Cent für den Onlinebrief nicht bestätigt. Preise wurde auf der ganzen Pressekonferenz überhaupt nicht gesagt. Fragen dazu wurde mit der Entschuldigung und dem Verweisen auf interne Geschäftsstrategien höflich abgeblockt.

Kompatibilität De-Mail:
Ist offiziell noch in Bearbeitung/Verhandlung, allerdings konnte man meiner Meinung nach heraushören, dass die Post nicht an einer Kompatibilität zu De-Mail interessiert ist. Der Onlinebrief soll im Moment als eigenständiges Produkt vermarktet werden. Allerdings wurde auch keine eindeutig Ablehnung ausgesprochen.

Kundenfreundlichkeit:
Laut ADAC sind vor allem jüngere Kunden daran interessiert den Briefkontakt auf das Internet zu verlegen. Hier will der ADAC den Kundenwünschen entgegenkommen. Der Onlinebrief soll die Kommunikation mit dem Kunden schneller, sicherer und für die Firmen auch kostengünstiger machen. Berechnet man die Kosten für einen Standartbrief (Papier, Drucker, Tinte, Versand und interne Postabteilungskosten) so kann man doch ein paar Cent mit dem Onlinebrief sparen. Das dürfte sich rechnen, wenn man in die Millionzahl geht.

Es wird erwartet, dass das Kommunikationsvolumen mit der Möglichkeit des Onlinebriefes zunimmt, was natürlich der Deutschen Post entgegenkommen würde. Rechnet diese doch in Zukunft mit einem dreistelligen Millionenumsatz. Der Onlinebrief soll das Postgeschäft beflügeln. (Quelle Finanzen.net)

Briefgeheimnis:
Immer wieder wurde das Stichwort Briefgeheimnis angespochen. Leider konnte keiner der Anwesenden klipp und klar sagen, ob der Onlinebrief unter das Briefgeheimnis fällt oder rechtlich wie ein E-Mail angesehen wird. Leider bin ich kein Jurist und kann die Unterschiede nicht professionell erklären. So wie es jedoch aussieht, weiss im Moment niemand wo der Onlinebrief einzuordnen ist. Die Post spricht zwar immer von Briefgeheimnis, vermiedet aber den Onlinebrief als offiziell vom Briefgeheimnis geschützt zu betiteln. Ob das Absicht ist oder nur nicht sauber bei mir angekommen ist, kann ich nicht beurteilen.

Internationalität:
Wie man hören konnte konzentriert sich die Deutsche Post fast ausschliesslich auf den deutschen Markt. Das Ausland wird im Moment nicht als möglicher Markt gesehen, da hier die Deutsche Post keinen Namen hat. So wie es sich angehört hat, bleibt der Onlinebrief also ein rein deutsches System.

P.S.: An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich weder Geld für diesen Artikel erhalte noch in irgendeiner Abhängigkeit zur Deutschen Post stehe. Auch will ich weder den Onlinebrief noch das De-Mail Projekt „verkaufen“. Ich kenne auch die negativen Seiten dieser Projekte. Ziel ist beide Systeme vorzustellen und gegeneinander abzuwägen. Jeder muss selber wissen, ob er oder sie diese Dienstleistungen nutzen will oder lieber beim Papierbrief bleibt.

Wie immer gilt das Kommentare mit Quellen oder guten Erklärungen belegt werden sollten. Inhaltslose Vermutungen und Anschuldigung bringen keine neuen Erkenntnisse.

28. Februar 2010

De-Mail vs. Onlinebrief – Teil 1

Vorsprung durch Mehrwert – So könnte die erste Überschrift zum Vergleich der beiden Portale lauten. Von Anfang an setzt des Postsystem auf mehr Dienstleistungen und mehr Features. Während das De-Mail-System bis jetzt lediglich das Verschicken von De-Mails erlaubt bietet das Postsystem bereits jetzt eine Vielzahl von Zusatzleistungen. So kann man neben den Standart Onlinebriefen auch Hybrid-Briefe, also Mails die von der Deutschen Post ausgedruckt und an eine Postadresse zugestellt werden, verschicken. Anders als De-Mail kann hier die Deutsche Post natürlich sehr gut auf ihr Kerngeschäft zurückgreifen. Auch bietet das Postsystem das Empfangen und Versenden von Faxen an. Darüber hinaus ermöglicht das Postsystem sich per SMS über eingegangene Onlinebriefe informieren zu lassen. Ein Zusatzpunkt der wichtig sein könnte, wenn man keine wichtigen Onlinebrief verpassen will oder sich im Urlaub befindet. Gerade bei Onlinebriefen vom Amt oder vom Gericht, in denen es um Deadlines geht, ist dieser Zusatzdienst von Vorteil.

Neben den Unterschieden gibt es jedoch auch viele Gemeinsamkeiten. So kann man sich bei beiden Systemen mit einem niedrigen und einem hohen Sicherheitslevel einloggen. Beim hohen Sicherheitslevel benötigt man neben den normalen Logindaten auch eine SMS-Tan. Wer sich über diese Tan einloggt erhält im System höhere Benutzerrechte und kann geschützte Mails sowohl versenden und als auch empfangen. Auch können beiden Systemen Mails mit Eingangsbestätigung und Antwortschein verschicken. [siehe älteren Beitrag]
Beide Systeme sind also in den Grundfunktionen gleich. Ob das jedoch ausreichen wird entscheiden die zukünftigen Kunden.

27. Februar 2010

Anmeldung Onlinebrief

Die Anmeldung beim Postsystem läuft ähnlich ab, wie beim De-Mail-System. Nach Eingabe aller persönlichen Daten erhält man einen Postident-Coupon mit dem man sich auf der nächste Poststelle identifizieren muss. Wenige Tage später erhält man per SMS eine Bestätigung.
Im Unterschied zum De-Mail-System muss man beim Postsystem jedoch von Anfang an seine Handynummer und seine Bankverbindung angeben. Obwohl die Dienstleistungen während dem Pilotprojekt kostenlos sind, will die Post gleich alle Daten.
Wer Bedenken hat sein Bankkonto anzugeben, kann das Postsystem leider nicht nutzen. Jedoch wird die Angabe der Kontodaten auf kurz oder lang auch beim De-Mail-System notwendig.

Vielleicht wäre an dieser Stelle eine Art Prepaidsystem nicht schlecht. Zwar sind diese Systeme etwas umständlicher, da man immer sein Guthaben im Auge behalten muss, aber im Sinne des Datenschutzes vielleicht die bessere Alternative.

22. Februar 2010

Konkurrenz belebt das Geschäft

Als einer der ersten unabhängigen Blogger in Deutschland bin ich ab heute Teilnehmer sowohl am Pilotprojekt von De-Mail als auch am Pilotprojekt Onlinebrief der Deutschen Post.

Dank einer Nachfrage bei der Deutschen Post zum neuen Onlinebrief erhielt ich als „Antwort“ gleich eine Einladung zum Pilotprojekt, was mich jetzt in die Lage versetzt beide Konkurrenzsysteme in Theorie und Praxis zu testen und zu vergleichen.

Nachdem vor einigen Tagen ja bereits erste Preisideen veröffentlicht wurden [siehe ältere Artikel], nimmt das Postsystem bereits erste grobe Formen an. Auffällig ist, dass der Internetauftritt der Deutschen Post von Anfang an einen deutlich professionellen Eindruck macht. Bereits jetzt sind erste Infos online, welche Dienstleistungen in Zukunft angeboten werden sollen und es werde auch zahlreiche Fragen zum Thema Technik und Ablauf beantwortet. Somit wirkt das Postportal kundenfreundlicher als das im Moment noch karge De-Mail-Portal. Doch da ja die Technik und nicht die bunten Bildchen entscheidend ist, sollen in den nächsten Wochen beide Systeme gegenübergestellt werden.

Darum wird auf meinem Blog die Kategorie „De-Mail“ umgewandelt in „De-Mail vs. Onlinebrief“.

12. Februar 2010

De-Mail Preise nehmen Gestalt an

Als erster Anbieter für den „rechtsverbindlichen Online-Brief“ hat die Post ihre zukünftigen Preise veröffentlicht. Mit der offiziellen Einführung Juni 2010 soll das Versenden einer E-Mail mit 20 Cent zu Buche schlagen.
Die Post bewegt sich damit im oberen Preissegment für vergleichbare Produkte. So kostet z.B. ein Online-Brief in Dänemark laut Spiegel.de lediglich acht Cent, in Kanada dafür 22 Cent.

Die relativ hohen Preise rufen natürlich die Konkurrenz auf den Plan. So hat 1&1 bereits einen Preiskampf ausgerufen:

1&1-Vorstand Jan Oetjen, zuständig für web.de und GMX, sieht eher Preise von unter 15 Cent für die De-Mail-Version seines Unternehmens, selbst “einstellige Centbeträge pro De-Mail” seien denkbar. Endgültig festlegen möchte er sich aber noch nicht.

In vielen Artikeln im Internet wird das Post-System mit dem Konkurrenzprodukt „De-Mail“ der Bundesregierung, T-Online und United Internet verwechselt. Wie ich in früheren Artikeln bereits beschrieben habe, ist die Post und damit ihr Online-Brief (noch) NICHT Teil des De-Mail-Systems. Die deutsche Post hatte sich schon früh abgetrennt und entschlossen ein eigenes System auf dem Markt zu bringen, das jedoch technisch gesehen dem De-Mail-System sehr ähnlich ist.

Die Post fürchtet durch das behördliche Projekt einen Einbruch bei ihren Umsätzen, legte darum ein eigenes Konkurrenzmodell auf, mit dem sie nun schneller auf dem Markt sein will als die Regierung und ihre akkreditierten De-Mail-Provider. Um die Geschäftswelt für ihr neues Angebot zu begeistern, will die Post mit ihrer Zuverlässigkeit und Kompetenz beim Datenschutz werben.

Da ja die Telekom in den letzten Jahren nicht wirklich beim Datenschutz geglänzt hat, könnte hier zumindest eine psychologische Stärke für das Post-System sein. Auch ist für viele User im Netz die Mitarbeit der Deutschen Regierung am De-Mail-System ein rotes Tuch. Allerdings sein an dieser Stelle vermerkt, dass laut Auskunft von Dr. Uwe Schiel sowohl das De-Mail-System wie auch das Post-System den gleichen rechtlichen Bestimmungen unterliegen wie alle E-Mail-Systeme in Deutschland. E-Mails können mit einem richterlichen Beschluss genauso eingesehen werden wie seit eh und je.
Es bleibt also unterm Strich nur die psychologische respektive vermutete Zuverlässigkeit des Unternehmens selbst, dass über Erfolg oder Misserfolg beim Kunden entscheidet.

Die Zeichen für die Post stehen im Moment jedoch nicht schlecht.

Die Post will für den neuen Dienst vor allem große Versicherungen und Unternehmen gewinnen, die beispielsweise Lohnabrechnungen, Rechnungen, Policen und Tarifänderungen bislang per Brief verschicken. Dabei will die Post vor allem mit ihrer Zuverlässigkeit und Datenschutz werben. Der Bonner Konzern hofft allein im ersten Jahr auf einen dreistelligen Millionenumsatz mit dem Online-Brief. Dem Vernehmen nach sind nach dem ADAC, der mit der Post kooperieren will, aktuell etwa zehn große Unternehmen an dem neuen Post-Service interessiert.

Wenn die Pläne aufgehen, wird es wohl auf zwei getrennte und parallel laufende System herauslaufen. Das De-Mail-System und das Post-System haben dann vermutlich mehrere Jahre Zeit sich von der Konkurrenz abzuheben. Dann wird sich erst entscheiden welches System bleibt und welches geht. Auch könnte von Bedeutung sein, welche grossen Firmen und Versicherungen sich dem jeweiligen System anschliessen und wie frequentiert und wichtig die Kommunikation mit diesen Firmen für die Nutzer ist.
Für den Kunden heisst das wohl, dass er wohl zu Beginn beide System nutzen muss, um alle Annehmlichkeiten des rechtssicheren Online-Briefs zu „geniessen“. Ich vermute kaum, dass Firmen, Banken und Versicherungen den Service anbieten und Mitglied bei beiden System werden. Hier wird sich wohl der Kunde die Mühe machen müssen.
Im WWW lässt sich im Moment nämlich nichts finden, das davon ausgehen lässt, dass beide System kompatibel zueinander sind.

Weitere Quellen: Wiwo.de heisse.depcgameshardware.de

19. Januar 2010

Deutsche Post startet Online-Brief

Seit dem 14. Januar 2010 hat die Deutsche Post einen neuen Online-Brief in ihrem Angebot. Da in ganz Europa das Briefvolumen rückläufig sind, verspricht sich die Deutsche Post hier ihren Absatz wieder zu steigern. Beim Online-Brief werden Briefe als E-Mail an die Post geschickt, dort ausgedruckt, verpackt und an die angegebene Postadresse verschickt. Die Kosten gehen dabei, je nach Dicke des Briefs, von 46 Cent bis 1,19 Euro und liegen damit rund 20 Prozent unter den Kosten der normalen Briefe. Das Angebot richtet sich dabei eher an Behörden und Firmen als private Nutzer.

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet ist der Hybrid-Brief dabei ein erster Baustein des von der Post geplanten datengeschützten Internet-Briefs, der voraussichtlich im Sommer auf den Markt kommt und ein Konkurenzprodukt zum De-Mail darstellt.

Datenschützer dürften jedoch wieder grosse Ohren bekommen. Denn im Gegensatz zum E-Mail, welches auf den Servern wenigstens etwas geschützt werden kann, muss der Online-Brief hierbei in einem Postcenter ausgedruckt werden und kann damit ohne technische Hürden einfach von Dritten gelesen werden. Auch wenn der Druck und die Verpackung per Computer abgewickelt wird, kann ein Mensch einen Brief herausnehmen und lesen, ohne das dies auffallen würde.

Die Schweizer Gratiszeitung 20min, die ebenfalls über die Einführung berichtete, konnte sich natürlich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. Die Schweizer Post hatte bereits vor ein paar Jahren die gleiche Idee, musste diese aber 2008 wieder einstellen.

Ich für meine Teil sehe in dem System wenn überhaupt nur ein Nischenprodukt. Warum sollte ich für 80 Prozent des Preises diese Version nutzen, wenn ein normaler Brief Möglichkeiten wie eine Unterschrift oder das Mitsenden von Formularen ermöglicht. Gerade manche Formulare sollten nicht durch fremde Hände gehen. Dies ermöglicht im Moment nur eine geschlossener Brief oder in Zukunft vielleicht die De-Mail.

20. Dezember 2010

De-Mail aus Sicht von T-City

In der Ausgabe 4/09 des T-City Spiegels, eine Informationszeitung von T-City, werden die Absichten und Möglichkeiten der neue De-Mail näher beschrieben.

Nach dem Pilotversuch Ende März 2010, sollen alle Bürger in Deutschland das System nutzen können.
Betont wird in dem Bericht noch einmal die rechtsverbindliche Zustellbestätigung, die man erhält, wenn die verschickte De-Mail erfolgreich auf dem Empfängerserver angekommen ist.
Durch weniger Fehler und geringere Kosten, soll das neue System vor allem Unternehmen und der Verwaltung helfen. Durch wegfallen von Übertragungsfehlern und dem Postweg, sollen nicht nur Kosten bei den Ressourcen, sondern auch Kosten beim Versenden gespart werden. So der Artikel im T-City Spiegel.

Laut Oberbürgermeister Andreas Brandt, stösst das Projekt auf viel Resonanz. Bereits in der ersten Wochen hätten sich viele Bürger und viele Unternehmen registrieren lassen.
Dieser Aussage widerspricht jedoch eine Studie von Pitney Bowes. Diese fand heraus, dass das System unter enormen Startschwierigkeiten leidet.

Eine von Pitney Bowes in Auftrag gegebene Studie räumt Systemen wie De-Mail, die zum Austausch rechtsgültiger elektronischer Dokumente eingesetzt werden sollen, zwar hohe Erfolgschancen ein. Die meisten Befragten würden De-Mail allerdings derzeit nur für unkritische Kommunikationsprozesse einsetzen.
Moment?: Die rechtssichere De-Mail wurde ja gerade für offizielle Kommunikation „erfunden“. Jetzt aber wollen die Leute nur unkritische Nachrichten verschicken. Ich frage mich ob man für eine Verabredung zum Kaffee eine kostenpflichtige Mail nutzen würde, wenn es zahlreiche kostenlose Mailanbieter gibt?

Weitere Bedenken scheinen ausserdem die Datensicherheit und die Kosten zu sein:

Wäre De-Mail rechtlich dem Brief gleichgestellt, würden 70 Prozent der Befragten das System benutzen. Vorbehalte existieren bei 82 Prozent aber auch aufgrund der Datensicherheit. […]Zusätzlich sind 60 Prozent der Befragten nicht davon überzeugt, dass Unternehmer und Verbraucher alte Gewohnheiten ändern würden, solange die traditionelle Briefzustellung reibungslos funktioniere. Knapp zwei Drittel glauben außerdem nicht, dass Anwender ein kostenpflichtiges System freiwillig nutzen würden. Eine schnelle Marktdurchdringung von De-Mail sei deshalb nicht zu erwarten.

Alte Gewohnheiten und schlechte Erfahrungen mit dem Internet und der Datensicherheit dürften also die wichtigsten Hürden für die Annahme des neues Systems sein.

„Die Studienergebnisse zeigen, dass es in den nächsten Jahren eine Übergangsphase geben wird, in der verschiedene Kommunikationskanäle parallel bedient werden müssen“, sagt Stemann und fügt hinzu, „Unternehmen und Behörden brauchen deshalb Lösungen sowohl für den klassischen als auch für den digitalen Kanal.“

Es bleibt also abzuwarten wie schnell einzelne Behörden die Umstellung schaffen. Wenn es nicht mal die Vorzeigestadt Friedrichshafen schafft alle Büros während der Probephase umzustellen, wie sollen es dann kleinere Gemeinden schaffen. Vor allem, da das Budget der Behörden von Jahr zu Jahr kleiner wird. (siehe Beitrag De-Mail – ein Zwischenbericht)

14. Dezember 2009

De-Mail – ein Zwischenbericht

Alle paar Wochen mache ich mich daran neue Infos zum Thema De-Mail und dem De-Mail Pilotprojekt zusammenzutragen. Aus diesem Grund habe ich auch seit dieser Woche (Mitte Dezember 2009) eine eigene Kategorie angelegt, in der alle Beiträge zu diesem Thema sammeln werde.

Es wird mal wieder Zeit für einen Zwischenbericht.

Die De-Mail läuft gerade auf dem privaten Sektor in Friedrichshafen schleppend an. Ein paar Technikinteressierte und neugierige Bürger haben sich bereits angemeldet. Allerdings kenne ich persönlich keinen davon. Zu erwähnen ist jedoch, dass viel (ich auch) sich nicht öffentlich im Verzeichnis freischalten lassen. Somit haben ein paar Kollegen vielleicht bereits einen Account von dem ich nichts weiss, erscheinen aber nicht im „De-Mail Telefonbuch“.
Interessant ist jedoch, dass die Stadtverwaltung Friedrichshafen es bis jetzt (Stand Herbst 2009) nicht für nötig befunden hat, das System flächendecken in allen Büros zu installieren. Ein paar vorzeige Büros sind angeschlossen, aber der Rest der Abteilungen mit wenig Aussenkontakt und geringem Bekanntheitsgrad in der breiten Öffentlichkeit, warten bis heute noch auf ihren De-Mail Zugang. Was soll man davon halten, wenn die Verwaltung und die Medien stolz verkünden, dass Friedrichshafen sowohl T-City der Telekom wie auch Partner am Pilotprojekt ist, es dann aber nicht schafft, von Beginn an professionell dabei zu sein? (Quelle private Gespräche)

Positiv zu erwähnen ist, dass die Identifizierung in den grösseren Firmen, die am Pilotprojekt teilnehmen, relativ reibungslos von statten ging. Wie mir berichtet wurde kamen Vertreter der Provider direkt in die Firmen und jeder der wollte konnte sich ganz einfach am Arbeitsplatz registrieren. Somit könnte man theoretisch seine Bewerbung bei diesen Firmen bereits jetzt über De-Mail laufen lassen.
Wie ich in älteren Beiträgen schon mehrfach erwähnt habe, arbeite die Deutsche Post ebenfalls an einem vergleichbaren System, das auch technisch gesehen fast identisch sein soll. Auch befindet sich dieses System bereits in der internen Testphase, kommt allerdings erst etwas später als das De-Mail auf den Markt. Doch jetzt scheinen erste Preise an die Öffentlichkeit gedrungen zu sein. Email-Vergleich.com beruft sich auf Frank Appel, Chef der Deutschen Post:

Laut Frank Appel, Chef der Deutschen Post, wird der Preis einer versendeten E-Mail unter 10 Cent liegen. Eine monatliche Flatrate wird ebenfalls angeboten werden.

Somit dürfte wohl auch für das Konkurrenzsystem De-Mail der grobe Preis vorgegeben sein. Im Sinne der Marktfähigkeit, wird die De-Mail vermutlich nicht extrem höher zu Buche schlagen.
Ob das Postsystem das „Briefgeheimnis“ einhalten bzw. durch dieses geschützt werden wird und wie sich dadurch die rechtlichen Rahmenbedingungen ändern werden ist noch nicht sicher. Leider fehlt mir das juristischen Wissen, was sich ändern würde, wenn das Postsystem durch des Briefgeheimnis geschützt würde, das De-Mailsystem jedoch nicht. Wer hier mehr WEISS (keine Vermutungen), darf diese gerne in den Kommentaren vermerken.

Wie immer bin ich durch Suchmaschinen auf so manche „komischen“ Kommentare gestossen.
Lustig fand ich die Frage:

Was wenn jemand gar kein Internet zu hause hat […] sowas soll es ja gerüchteweise durchaus noch geben. (Quelle)

Eine sehr interessante Frage. Wie wäre es mit dem altmodischen Postsystem? Das soll es gerüchteweise daraus auch noch geben.

Oder:

Wer seine Email nicht liest kann in den Knast kommen (Quelle)

Wer seinen Briefkasten mehrere Wochen nicht öffnet auch und wer eine Einschreiben ablehnt nämlich auch. Als ob man mit der De-Mail schneller in den Knast kommt also ohne. Ein Teil der Kommunikation KANN verlagert werden. Muss aber nicht.

Wie immer türmen sich im weiten WWW geistreiche Kommentare zu diesem Thema ohne jegliche Quellenangabe oder mehr oder weniger haltbaren Beweisen.
Vorsicht ist angebracht aber Aussagen sollten belegt werden können.

Last but not least bleibt eine interessante Frage offen.
Sollte eine De-Mail Account gehackt werden, so kann das Gericht durchaus zu Gunsten der Nutzer entscheiden. Somit wären Verträge oder ähnliches nicht rechtsgültig, da das Konto ja gehackt wurde (siehe ältere Beitrag). Was passiert aber, mit den entstandenen Kosten? Wenn eine De-Mail auch 10 Cent kostet und eine Trojaner 100 Mails am Tag verschickt, dann entstehen in einer Woche 70 Euro Schaden. Werden diese ersetzt? Wie kann man nachweisen, ab wann der Trojaner sein Unwesen getrieben hat und welche Mails gewollt verschickt wurden und welche nicht?
(Quelle Kommentare auf Heise.de)

Auf ZDF.de gibt es einen 2:30 Minunten langen Beitrag zum Pilotprojekt. Auch mit kritischen Stimmen des Chaos Computer Clubs.

4. Dezember 2010

De-Mail Infoabend – Fakten statt Vermutungen

Wie so oft ist das Internet voll von Vermutungen und Halbwahrheiten. Warum sollte es beim Thema De-Mail anders sein, gerade da es sich hierbei um ein heikles Thema in der Blogsphäre handelt. Ein E-Mail System an dem die Regierung direkt mitarbeitet ruft bei manchen Bloggern sofort Stasi- und Überwachungsängste hervor. Dies spiegeln sowohl Blogeinträge, wie auch Kommentare auf diversen Seiten wieder. Doch Vermutungen und Pauschalverurteilungen mit den „Scheu(ble)klappen“ bringen nichts – nur Fakten.
Als (angemeldeter) Nutzer eines De-Mail Accounts und Teilnehmer am Pilotprojekt in Friedrichshafen am Bodensee habe ich mich nun aufgemacht Infos und Fakten aus erster Hand zu holen. Aus diesem Grund habe ich mich darum zu einem De-Mail Infoabend ins Graf-Zeppelin-Haus in Friedrichshafen begeben. Dr. Uwe Schiel – Berater im IT-Stab des Bundesministeriums des Inneren (BMI) – informierte vor circa 18 Teilnehmern direkt über alle Vor- und Nachteile des neuen Systems.

Ziel der De-Mail ist es künftig Rechnungen, Kündigungen, Verträge, Bescheide und verbindliche und vertrauliche Kommunikation allgemein elektronisch und rechtssicher versenden zu können.

Für viele die wohl wichtigste Frage, ist wer alles meine Mails auf De-Mail mitlesen darf?
Die abgesendeten De-Mails werden per SSL/TLS Verbindung vom Nutzer zum Provider verschickt, werden dort entschlüsselt und dann per SMTP über SSL/TLS an den Provider des Empfängers weiter geschickt. Dort wird die De-Mail wieder entschlüsselt und per SSL/TLS Verbindung an den Empfänger weitergeleitet. Während der Entschlüsselung auf den beiden Providerservern, ist die De-Mail zwar vor Hackerangriffen geschützt, kann aber theoretisch von Mitarbeitern der Provider gelesen werden. Dies soll jedoch durch mehrere Sicherheitsvorschriften wie z. B. das Vier-Augen-Prinzip [e-konsultation.de] verhindert oder nur in Ausnahmefällen gestattet werden. Eine Akkreditierung der Provider beim BMI soll sicherstellen, dass alle beteiligten Firmen die Sicherheitsstandards und den Privatssphärenschutz der Nutzer garantieren. Nach Dr. Uwe Schiel sieht das BMI hier keine Missbrauchsgefahr seitens der Mitarbeiter. Eine Ende-zu-Ende Verschlüsselung kann vom Nutzer optional verwendet werden. Dies verhindert dann auch das Mitlesen durch Dritte, erfordert aber vom Empfänger das Know-how die empfangene De-Mail selber wieder zu entschlüsseln.

Was uns zur nächsten wichtigen Frage bringt. Liest die Regierung bei einem durch die Regierung lancierten Mailsystem meine De-Mails mit?
Ja und nein. Viele Autoren und Kommentatoren in der Blogsphäre bezeichneten das De-Mail-System als eine Art Freischein für die Regierung, Mails zu lesen und zu überwachen. Dem sei laut Dr. Uwe Schiel nicht so. Es gibt keinen zentralen Knotenpunkt auf dem De-Mails zusammenlaufen. Das De-Mail-System unterliegt genau den gleichen rechtlichen Bedingungen wie jedes Mail-System und jeder Mailprovider in Deutschland. Somit kann die Regierung wie bei allen Providern per Anti-Terrorgesetz und Vorratsdatenspeicherung per richterlichen Beschluss Einsicht in die Mails jedes Benutzers verlangen. Ein direktes Mitlesen, wie es ein paar Gäste im Publikum und wohl der eine oder andere Blogger vermuten, findet jedoch nach Aussage von Dr. Uwe Schiel nicht statt. Für die De-Mail sollen also die gleichen gesetzlichen Rahmenbedingungen gelten wie für alle anderen E-Mails. Ob dies nun gut oder schlecht ist sei an dieser Stelle ausgeklammert. Hier geht es allein um die Fakten.
Darüber hinaus soll das Zertifizierungsverfahren und die damit verbundenen Kriterien veröffentlicht werden, damit sich jeder Nutzer davon überzeugen kann ob ihm die Kriterien ausreichen.

Beim Thema Verträge, finanzieller Schaden durch Missbrauch und Beweislast sieht es so aus, dass die De-Mail nicht die Unterschrift unter Verträgen ersetzten soll. Es können also selbst mit gehackten De-Mail Konten keine rechtsgültigen Verträge abgeschlossen werden. Was die Beweislast bei Missbrauch durch Dritte angeht, so müsse man nach Dr. Uwe Schiel die ersten Rechtsurteile abwarten. Die Gerichte würden dann wohl im Einzelfall entscheiden. Die Identifizierung des Nutzer durch seine Personalien weisst ihn zwar dem Mailpartner gegenüber als echte und reale Person aus, geht aber nicht soweit, dass er den Betrügerei durch Dritte schutzlos ausgeliefert ist. Ziel der De-Mail ist es Anträge, die ohne Unterschrift eingereicht werden können per De-Mail zu versenden. Welche dies aber in Zukunft sein werden muss noch genauer definiert werden.

Doch bei allen Sicherheitsvorkehrungen gibt es immer noch eine große Lücke in der Sicherheit jedes Mailsystems – der Nutzer.
Aus diesem Grund gibt es zwei unterschiedliche Loginverfahren. Das Anmelden auf normaler Sicherheitsstufe erfolgt mit einem Loginnamen und Passwort. Hier ist es möglich einfache De-Mails zu senden und zu lesen. Die Loggindaten können aber weiterhin durch Trojaner und andere Programm abgefangen werden.
Hier will das „Token-System“ eingreifen. Der Nutzer kann sich auch mit einer hohen Sicherheitsstufe in seinem Account zusätzlich entweder per SMS-Token oder OTP-Token einloggen. Beim SMS-Token erhält man nach Freischaltung seiner Handynummer vor jeden Login eine per SMS zugestellte Geheimnummer, die nur für einen einzigen Login gilt. Ähnlich verhält es sich beim OTP-Token. Hierbei generiert ein kleines Gerät, welches man bei De-Mail bestellen kann, ebenfalls eine neu generierte (einmalige) Geheimnummer. Diese Geheimnummern (einer Bank-Tan-Nummer vergleichbar) in Kombination mit dem normalen Login plus Passwort sollen eine noch höhere Sicherheit beim Einloggen ermöglichen. Gerade Trojanern und Spyware können diese vom PC getrennt generierten Codes nicht ausspionieren und somit werden die „geklauten“ Logindaten der Nutzer für Hacker unbrauchbar. Loggt man sich nun auf hoher Sicherheitsstufe ein, können in den Einstellungen nun auch die persönlichen Daten wie z. B. Anschrift geändert und vertrauliche De-Mails geschickt werden, die der Empfänger nur ansehen kann, wenn sich dieser ebenfalls mit hoher Sicherheitsstufe eingeloggt hat.

Durch diese Sicherheitsstandards soll es gewährleistet werden, vertrauliche Inhalte wie Gehaltsabrechnungen, Versicherungsdaten und sonstige sensible Kommunikation zu senden und zu empfangen. Darum ist es geplant so schnell als möglich größere Konzerne, Banken und Versicherungen an das System anzuschließen. Dabei werde bei größeren Unternehmen sogenannte „Gateways“ eingesetzt. Eine Softwarelösung die selbständig erkennt ob der Empfänger über eine De-Mail oder über eine „normale“ E-Mailadresse angeschrieben wird und die Mail der Firma automatisch in eine sichere De-Mail umwandelt. Die Umstellung für die einzelnen Büros erfolgt also relativ einfach und unkompliziert.

Wie sich das System finanzieren wird und was die jeweiligen Dienstleitungen kosten werden ist bis jetzt noch nicht bekannt. Während der Pilotphase, die voraussichtlich am 31.03.2010 enden wird, ist jede Kommunikation kostenlos. Danach soll nach dem Willen des BMI der Markt selbst entscheiden welche Preise gelten. Die jeweiligen Provider sollen also in Konkurrenz zueinander über die Preise und zusätzliche Dienstleistung in Eigenregie um Kunden und Nutzer buhlen. Dies beinhaltet auch die Möglichkeit persönliche Entschlüsselungscodes für Ende-zu-Ende Verschlüsselung bereitzuhalten, die dann vom Empfänger abgerufen werden können. Dies ist aber von De-Mail weder vorgeschrieben noch geplant, sondern wird allein den Providern überlassen. Eine monopolartige Stellung mit Einfluss durch das BMI ist also nicht geplant.

Was die Einfachheit anbelangt, so soll nach der Pilotphase auch der Zugang per E-Mail-Client möglich sein. Auch Pseudonyme bzw. Spitznamen werden dann möglich sein. Allerdings muss jeder Spitzname mit „pn_“ beginnen, damit der Empfänger weiß, dass „pn_boris.becker“ nicht der richtige Boris Becker ist.

Alle diese Ideen basieren auf einem „De-Mail-Gesetz“, welches es, bedingt durch die Wahlen, bis jetzt noch nicht durch den Bundestag geschafft hat. Das BMI rechnet noch mit einem weiteren ¾ Jahr, bis das Gesetz verabschiedet werden kann (Stand Dezember 2009).
Dann sollen auch die Versand- und Zustellbestätigungen, welche man als Absender erhält rechtskräftig sein. Dies ist im Moment noch nicht der Fall. Es wird bis auf Weiteres nach der Zustellfiktion verfahren. Die Zustellfiktion tritt wie bei der Papierpost drei Tage nach Versand ein. Was bedeutet das 3 Tage nach Versand der De-Mail, die De-Mail als eingegangen und somit als gelesen gilt. Man muss also nicht minütlich in sein De-Mail-Postfach schauen, genau wie beim Briefkasten. Ob sich die Fristen ändern nachdem das Gesetz in Kraft getreten ist, wird sich zeigen. [Quelle Politik-Digital.de + T-Online.de] Nach aktuellem Stand ist die De-Mail das einzige Mailsystem für das die Zustellfiktion gilt (siehe auch Urteil Bundesverwaltungsgericht).

Ende 2010 soll es dann auch möglich sein, sich per elektronischem Personalausweis registrieren zu können. Dies ist aber wie so vieles noch in der Planungsphase.
Wie es mit dem Zusammenschluss anderer europäischer Mailsysteme aussieht ist ebenfalls noch nicht sicher. Das De-Mail-System ist laut Dr. Uwe Schiel bei den zuständigen europäischen Gremien eingereicht, wird aber dort auf unbestimmte Zeit bearbeitet. Ziel ist es bei Annahme durch die EU ein bereits bestehendes und durch gängige Protokolle leicht adaptierbares System bereitzustellen, welches von den europäischen Ländern einfach übernommen werden kann und für welches die beschriebenen Sicherheitsstandrats europaweit gelten. Friedrichshafen und in größerem Maße auch Deutschland spielen also bis auf Weiteres das Versuchskaninchen für Europa.

Neben dem Mailversand möchte De-Mail aber noch zwei weitere Dienstleistungen anbieten. Zum einen den De-Safe in dem man wieder nach Sicherheitsniveau gestaffelt Dateien auf dem Mailserver ablegen kann und De-Ident bei dem man in Zukunft seine Adresse und sein Geburtsdatum hinterlegen kann und auf Wunsch für Dritte zur Ansicht freigeben kann. Somit soll es möglich sein, sich beim Online-Kauf als volljährig auszuweisen, ohne eine Kopie des Personalausweises zu verschicken. Die Identifikation und die Richtigkeit der Daten wurde ja bereits für die De-Mail Anmeldung erhoben.
Es soll auch möglich sein, eine per Treucrypt verschlüsselte Datei, welche gegen staatliches Mitlesen gesichert ist, im De-Safe abzulegen.

Ein paar Fragen bleiben noch:
Eine Ende-zu-Ende Verschlüsselung wie es die Datenschutzbeauftragten der Regierung für das System fordern gibt es bereits auf dem Markt. Ein flächendeckender Einsatz würde die De-Mail unnötig machen. Warum also jetzt eine Art Zwischenstufe?
Laut Dr. Uwe Schiel ist die De-Mail so sicher wie möglich ohne zu viel Hürden für den Benutzer aufzubauen. Es ermöglicht also eine relativ sichere Kommunikation ohne sich das Know-how für professionelle Verschlüsselung aneignen zu müssen. Somit ist es theoretisch für jeden Nutzer zugänglich.
Auch die „Abschaffung“ des niedrigen Sicherheitsniveaus wie es die Datenschutzbeauftragten ebenfalls gefordert hatten, wird seitens De-Mail abgelehnt, da nicht erwarten werden kann, dass jeder seine Handynummer freischaltet oder sich ein OTP-Token Gerät bestellt.
Allerdings sei an dieser Stelle erwähnt, dass wer keine Token-Freigabe besitzt, auch keine De-Mails mit hoher Sicherheitsstufe empfangen kann. Der Absender erhält dann eine automatische Antwort mit dem Vermerk, dass der Empfänger sich nicht über das Token-System anmelden kann und deshalb keine De-Mails mit hoher Sicherheitsstufe lesen kann. Somit häufen sich im Postfach keine De-Mails, die man nie anschauen kann. Der Absender kann sich dann immer noch überlegen, ob er den Inhalt mit einer normalen De-Mail verschickt, oder doch ein postalisches Einschreiben verwendet.

Die Idee zu einem späteren Zeitpunkt auch De-Mails mit persönlicher Adresse („Franz@familiemeier.de-mail.de“) zu vergeben steht im Raum, wird aber nicht in absehbarer Zukunft kommen.

Last but not least, kann eine sogenannte „verknüpfte E-Mailadresse“ angegeben werden, auf die alle E-Mails umgeleitet werden, die auf die De-Mailadresse eingehen, aber nicht von einer De-Mailadresse kommen. Was natürlich jeden SPAM der auf die De-Mailadresse geschickt wird, an die verknüpfte Adresse weiterleitet. Hier sollte man vielleicht eine zusätzliche (Müll)-Adresse anlegen. Aber Achtung: aus Werbegründen akzeptieren die Provider nur E-Mail-Weiterleitung an eigene Adressen. Wer also bei Web.de eine De-Mailadresse hat, kann nur auf Web.de Adressen weiterleiten (nicht auf GMX, T-Online oder sonstige).

Auf meinen Wegen durchs WWW bin ich auf ein paar Kommentare gestoßen die ich hier gerne aufgreifen will:
Zum einen Porto:

Auf Netzpolitik wurden Kommentare laut, wie man überhaupt Porto für Mails verlangen kann, das sei eine Schnapsidee usw..
Aber mal eine Frage: Ein kostenloses Mailsytem wie GMX, Web und Co. bekommen ihr Geld durch Werbung. Bunte Startseiten und eigene Werbung in E-Mails ermöglichen es, dem Kunden ein kostenloses System anzubieten. Wer das nicht will bezahlt einen monatlichen Obulus, was meiner Meinung nach auch eine Art Porto ist. Natürlich ist ein Porto weniger sinnvoll wenn ich mich für morgen zum Café verabrede. Wenn ich aber eine wichtige Kommunikation mit meiner Versicherung abwickle, dann könnte ich mir durchaus vorstellen 20 Cent pro De-Mail zu bezahlen. Aber die Preise sind ja noch nicht mal veröffentlicht, also erstmal abwarten und nicht immer gleich meckern.

Abmahnungen und Rechnungen:
Auf Erichsieht wird die Behauptung aufgestellt durch das De-Mail-System würde es Betrügern, Abmahnanwälten und sonstigen finsteren Gestalten erheblich erleichtert zu einem minimalem Preis betrügerische Rechnungen, Mahnungen, anwaltliche Drohbriefe, Massenabmahnungen, Unterlassungserklärungen, etc. zu versenden. Machen die doch heute auch schon. Und ein Brief gilt nach drei Tagen auch als zugestellt. Ich stelle mir die Frage, dass wenn jemand 100 – 10.000 Euro von einem Nutzer einkassieren will, es dieser Person relativ egal ist, ob er ein Einschreiben für 2,05 Euro oder eine De-Mail für 20 Cent verschickt. Ziel ist es ja ein paar hundert Euro einzukassieren.

Wichtig:
Was mir am Ende dieses langen Beitrages sehr wichtig ist, ist die Aussage, dass ich hier auf keinen Fall das De-Mail über alles loben will. Dieser Beitrag ist der Versuch Fakten aufzuzeigen und keine Vermutungen aufzustellen. Auf Basis der Fakten kann nun jeder urteilen ob er oder sie das System für sich nutzen will.
Sollte ich Fehler gemacht haben oder Sachverhalte falsch dargestellt haben, darf dies gerne in den Kommentaren vermerkt werden. Vielleicht sind mir sogar ein paar wichtige Dinge entgangen.

Siehe dazu auch ältere Beiträge auf meinem Blog: Beitrag 10.11.09Beitrag 8.10.09

EDIT 10.12.2009:

Wie ich im Beitrag vom 8.10.09  bereits geschrieben habe, arbeitet die Post an einem ähnlichen Konkurrenzsystem. Wir mir ausserdem persönlich zugetragen wurde, soll dieses System technisch gesehen, fast deckungsgleich zum De-Mail-System sein. Was der Post die Möglichkeit offen hält, sich bei Erfolg ohne grössere Anstrengung dem De-Mail-System anzuschliessen. Die Post macht es sich also ganz leicht. Bei einem De-Mail Misserfolg haben sie ein eigenes System und bei Erfolg, können sie sich ganz leicht dran hängen. Alle Möglichkeiten bei geringem Risiko offen halten – gewusst wie. Wie ZDnet Ende September aber berichtete, soll die Post anscheinend das De-Mail-System absichtlich verzögern. Durch gezielte Lobbyarbeit soll die Post den Starttermin künstlich hinausgeschoben haben. Bedenkt man, dass das Post-System noch nicht mal in der Testphase ist (vermuteter Start Sommer 2011), so macht diese Vermutung durchaus Sinn. Wenn der Plan von De-Mail aufgeht, wird die Post bald einige Einbussen im Breifverkehr erleben. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie das System angenommen wird. Über ungelegte Eier muss man nicht reden.

10. November 2009

De-Mail Konto eröffnet

Seit heute bin ich nun „stolzer“ Teilnehmer des Pilotprojekt De-Mail in Friedrichshafen. Nach der Anmeldung vor ein paar Wochen (siehe älteren Beitrag) habe ich nun mein De-Mail Konto freigeschaltet. Man muss allerdings dazu sagen, dass die Anmeldung deutlich früher kam, ich aber bis jetzt keine Zeit dafür hatte.
Mein erster Eindruck ist allerdings nicht wirklich berauschend. Die Darstellung ist, was Farbe, Form und Aufbau angeht, nicht besonders übersichtlich. Die Gestaltung erinnert eher an E-Mail Postfächer vor 10 Jahren. Einfache Buttons und viele unübersichtliche Tabellen mit Text bestimmen das Bild. Sogar ich, der sich nicht erst seit gestern im Internet tummelt, benötigte mehr als ein paar Minuten um mich zurecht zu finden.
Leider ist die technische Erklärung ebenfalls mehr als dürftig. Ich finde Sicherheitsstufen die nirgends erklärt werden und bei denen ich Angst habe sie zu aktivieren, da ich vielleicht dann aus meinem eigenen Postfach ausgesperrt werde. (Aus Sicherheitsgründen verzichte ich hier auf ein Screenprint.)
Alles in allem also etwas mager. Auch Google konnte nicht weiterhelfen. Jetzt hoffe ich auf den Info-Abend am 2. November im Graf-Zeppelin Haus. Die Organisatoren und Mitgründer des De-Mail Systems geben sich wirklich Mühe das Ding an den Mann zu bringen. Zwei Infoabend sollen offene Fragen beantworten. Leider habe ich den ersten schon verpasst und vom zweiten habe ich auch nur erfahren, da ich gute Quellen zum Rathaus habe. An der Kommunikation (Szon) muss also noch dringend gearbeitet werden. Ich hoffe nur, dass das kein Abend wird an dem sie Omas und Opas erklären müssen was eine E-Mail ist, sondern wirklich tief in die Materie abtauchen. Sonst wird das für mich ein sehr langer Abend. Ich werde aber auf jeden Fall mal vorbeischauen und weiterberichten.

Allerdings übersehe ich bei der ganzen „oh wie toll endlich eine sichere und SPAM frei E-Mail“ Euphorie nicht die kritischen Kommentare. Auf der Seite der Donutpiraten wird heftig darüber diskutiert wie sinnvoll und sicher die De-Mail ist. Wenn man Wikipediaauszüge wie:

„Eine Verschlüsselung der Inhalte beim Provider sowie eine Verschlüsselung der Übertragungswege soll Sicherheit. gegen den Zugriff durch Unbefugte bieten und trotzdem ein Abhören durch staatliche Stellen ermöglichen.“

liest, dann wird einem schon etwas bange. Oder wie es Nic auf Donutpiraten.de ausdrückt:

„DE-Mail soll also dem Staat ermöglichen, meine Mails mitzulesen, sogar meine Kontoauszüge sich anzuschauen und alle Internetgeschäfte einfach nachzuvollziehen? Nach meiner Auffassung gehört auch der Staat zu den Unbefugten.“

Dieser Meinung bin ich auch. Privat ist privat. Auch für den Staat. Auf der einen Seite hoffe ich de FDP wird in dieser Legislaturperiode die Bürgerrechte, gerade auch im Internet, wieder stärken zum anderen will ich, zumindest im Moment, die technische Seite der De-Mail nicht schlecht machen, nur weil die aktuellen Gesetze schlecht sind. Da ich im Moment die Adresse nur freigeschaltet habe und noch nicht in Gebrauch habe, gebe ich im Moment noch nichts persönliches von mir preis. Sollte es dann wirklich einmal zum aktiven Gebrauch der Adresse kommen muss ich mich entscheiden was mir lieber ist. SPAM frei und sicher oder privat und rechtlich geschützt (Postweg). Doch im Moment teste ich das Konto einfach mal.
Teltarif.de rät darüber hinaus zur Nutzung von zwei getrennten E-Mail Konten:

Für die Kommunikation mit diversen Behörden, allen voran dem Finanzamt, werden viele Bürger kaum um die Nutzung von De-Mail herumkommen. Für alle anderen Zwecke nutzt man aber besser seine bisherige E-Mail-Lösung weiter.

Eine weitere Frage die H. in dem Kommentaren bei Donutpiraten richtig angemerkt hat ist, ab wenn die per De-Mail gesetzten respektive verschickten Datumsfristen gelten? Mit dem Tag des Eintreffens auf dem Server oder mit dem Tag des Lesens durch den Nutzer. Ein Einschreiben gilt erst dann als zugestellt, wenn ich es in den Händen halte. Wie sieht es mit dem De-Mails aus? Das ich glaube ich noch nicht geklärt und ich werde es auf die Fragenliste setzen.

Für weitere Fragen und Antworten siehe auch folgende Links:

Lawblog.de
Teltarif.de

8. Oktober 2009

De-Mail schnell und sicher

Die Deutsche Post und wohl jede Post weltweit sieht schon seit Jahren ihre Felle davonschwimmen. Die E-Mail ist schnell und kostenlos. Doch es gibt immer noch Bereiche in denen die E-Mail einfach nicht sicher genug ist. Pishing-Attacken auf Hotmail und Co. haben es die letzten Tage wieder gezeigt. Auch das Abfanger eine E-Mail ist deutlich leichter als bei einem Brief. In dieses Sicherheitsloch will nun die De-Mail einsteigen. Für die Nutzung des Dienstes muss sich jeder Nutzer per Ausweis anmelden. Dieses geschlossene Netzwerk soll es ermöglichen auch vertrauliche Informationen schnell und vor allem sicher zu verschicken. Wie das Bundesinnenministerium und der Branchenverband Bitkom mitteilten soll die De-Mail in Friedrichshafen am Bodensee in die 6-monatige Testphase gehen. Da Friedrichshafen ja bereits T-City- und Zukunftsstadt ist, war die Schritt nur logisch.

Die Anmledung erfolgt mit ähnlichen Methoden wie beim Online-Banking. Und auch die Verbindung zum Server soll sicher sein. Durch die Anmeldung kann der Abesender anhand seiner digitalen Signatur eindeutig identifiziert werden. Was, so vermuten Experten, auch dem SPAM entgegenwirken würde.
Auch juristisch soll die De-Mail danke Empfangsbestätigung Beweiskraft haben.

Nach Angaben von Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder gibt es weltweit kein vergleichbares, sicheres Verfahren. Bevor die De-Mail aber bundesweit eingeführt werden kann, muss jedoch das Bürgerportal-Gesetz in Kraft treten. Der Gesetzentwurf war aus Zeitgründen nicht mehr im Bundestag verabschiedet worden. Deshalb wird das sichere E-Mail-Verfahren voraussichtlich erst 2010 bundesweit eingeführt werden können.

Aber auch die Deutsche Post arbeitet für nächsten Sommer an einem Konkurrenzsystem. Jetzt bleibt natürlich zu hoffen, dass die Systeme dann kompatible sind. Sonst muss wieder jeder der das System nutzen will zwei oder mehr E-Mailadressen haben damit er über alle Systeme erreichbar bleibt. Ich werde mich mal am Wochenende näher darüber informieren. Vielleicht gibt ja bald Bätschman[ät]de-mail.de 🙂

Quellen:
Golem
Tagesschau.de
Welt.de

Edit 10.10.2009

Seite heute bin ich Besitzer einer nagelneuen De-Mail Adresse. Die Chance als Häfler (das sind Einwohner/Bürger von Friedrichshafen am Bodensee 🙂 ) an der Testphase teilzunehmen konnte ich mir nicht entgehen lassen. Grund für den schnelle Entscheid mich anzumelden war ein Informationsstand in der Innenstadt von Friedrichshafen. Auf dem Bauernmarkt hatten alle teilnehmenden E-Mail Anbieter und teilnehmenden Unternehmen wie die ZF Friedrichshafen, die Telekom, verschiedene Bankinstitute und Versicherungen ihre Infostände. (http://www.fn.de-mail.de)
Gleichzeit habe ich die Chance genutzt mich genauer über die De-Mail zu informieren. Nach Angaben des Standpersonals soll die Testphase kostenlos sein. Wie und ob das Angebote zu einem späteren Zeitpunkt kostenpflichtig sein wird ist noch unbekannt. Die WIWO (Wirtschaftswoche) spricht im Bezug auf das Konsortium in Friedrichshafen von einem unter zweistelliger Eurocent-Betrag pro De-Mail. Hinzu sollen bei der De-Mail Einnahmequellen kommen, die es beim herkömmlichen Brief nicht gibt, zum Beispiel Werbung. Geben Nutzer zum Beispiel ihre Hobbys, Interessensgebiete oder beruflichen Ambitionen preis und gestatten die Zusendung von Werbung, könnten sie Gebühren sparen. Im Gegenzug kassiert der De-Mail-Anbieter von den Unternehmen Geld für die elektronischen Anzeigen. Der De-Mail-Nutzer bleibt dabei für den Werbetreibenden anonym. Dies kann ich im Moment nicht bestätigen. Ich musste wieder Hobbys noch sonstige persönliche Interessen angeben. Lediglich meine Personalien wurde aufgenommen und kontrolliert. Das war alles. Der Berater am Stand sprach von Ideen die Zustellung wie einen normaler Brief zu finanzieren. Sprich pro De-Mail Zustellung werden Gebühren fällig. Auch sollen Abrechnungsmodelle in Form von Flatrates in Gespräch sein. Genaue Angaben konnte er jedoch nicht machen.
Was die Sicherheit angeht soll die Verschlüsslung durch SSL erfolgen (PDF). Die Sicherheit auf dem Server direkt soll ebenfalls per Verschlüsselung gewährleistet werden. Des weiteren soll eine zusätzliche Verschlüsselungen in Planung sein, die dann die Mails direkt verschlüsselt. Diese ist jedoch noch unsicher, da dann der Leser die E-Mails unter Umständen nicht lesen kann. Das Ganze Konzept ist also noch nicht komplett und soll in den nächsten Wochen erweitert werden und per Kunden-Feedback auch angepasst werden. De-Mail hilft so anscheinend 1,4 Milliarden Euro pro Jahr an Porto und Versand einzusparen. Was unter anderen auch der Grund sein dürfte, dass die Post an einem Konkurrenzsystem arbeitet. Beide Systeme sollen, da sie auf den gleichen deutschen Sicherheitsstandards basieren, zueinander kompatibel sein. Auch die im EU-Ausland in Entwicklung befindlichen Systeme sollen, solange sie sich an die höheren deutschen Sicherheitsstandards halten kompatibel sein. So soll laut Informationspersonal in den nächsten acht bis zehn Jahren ein europaweites sicheres E-Mailsystem entstehen. Ich schreibe hier fast nur im Konjunktiv, da sowohl die Berater am Stand wie auch alle Internetseiten kaum qualitative und sichere Infos bieten können. Alles ist noch in Planung und kann sich jederzeit ändern. Auch die Termine sind noch unsicher. Was steht ist lediglich die Idee und die Testphase. Als Tester erhält man Fragebögen um den Providern ein Feedback geben zu können.
Ein grosser Vorteil ist, dass SPAM so gut wie ausgeschlossen ist. Den das „Netz im Netz“ ist nur für denjenigen offen, der sich mit Namen (Ausweis) anmeldet. So kann jede SPAM-Schleuder identifiziert werden. Des weiteren ist es nicht möglich von einer normalen E-Mail Adresse aus eine Mail an eine De-Mail Adresse zu schreiben. Es bleibt also ein geschlossenes „Netz im Netz“.

Aber jetzt wird es Zeit auch über die negativen Seiten zu reden.
Als erste ist das System leider nur per Webmail zugänglich. Ein POP3 oder IMAP Zugang fehlt Laut Standpersonal im Moment komplett. Doch damit kann man in der Testphase noch leben. Fragt sich nur wie das offizielle Amtsstellen oder Firmen machen wollen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Mitarbeiter immer Zeit haben sich ins Webmail einzuloggen wenn sie die offizielle Korrespondenz erledigen. Laut einem PDF des Bundesministeriums sollen jedoch POP3 und SMTP Zugänge in Planung sein. Vielleicht waren hier auch die Infos des Standpersonals nicht genau, was Ich an dieser Stelle nicht oder noch nicht beurteilen kann.
Was jedoch das Thema Sicherheit, Kontrolle und Zensur angeht bleibe ich kritisch. Alle Vorteile wie Rechtssicherheit und SPAM-Minderung können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die De-Mail nach Projektleiterin Heike Stach den gleichen gesetzlichen Rahmenbedingungen wie jede elektronische Kommunikation unterliegt. Mitlesen ist also nur nach entsprechender richterlicher Anordnung möglich. Jetzt schauen wir mal wie sich das Thema Bürgerrechte in Deutschland entwickelt. Doch hierbei wird wohl jede E-Maildienst gleich sicher oder unsicher sein. Denn per IP und Rückverfolgung bekommen sie einen wohl auch ohne De-Mail Adresse.

Ich bleibe am Ball und berichte weiter.


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