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Cleanstorm vs. Shitstorm

Shitstorms – das Social Media Unwort des Jahres 2013 – haben laut einer aktuellen Studie kaum wirtschaftliche Schäden für die betroffenen Unternehmen. Manche Unternehmen schaffen es sogar gestärkt aus einem Shitstorm hervorzugehen, indem Sie die Chance nutzen, ihr Image in der Öffentlichkeit noch etwas aufzupolieren. Was würde jedoch passieren, wenn die Facebook-Seite eines Unternehmens eines Nachts komplett leer wäre? Was würde bei einem “Cleanstorm” passieren?

Im Frühjahr 2013 kam es zu einem Schock in der Social Media Szene. Eine Eilmeldung machte die Runde, dass eine Agentur, anscheinend gegen Bezahlung, Shitstorms auslösen könnte und würde. Ein kleiner Shitstorm auf bzw. gegen einen Mitbewerber wäre schon für 5000 Euro zu haben. Natürlich stellte sich diese Aktion im Nachhinein als PR-Gag heraus und über den Grad der Lustigkeit lässt sich an diese Stelle streiten. Dennoch wirft die Aktion die Frage auf, welche (illegalen?) Aktionen ein Unternehmen im Social Media Bereich gegen einen Mitbewerber fahren könnte?

Das Budget – Wir kaufen uns asiatische Freunde
Seit Jahren ist es – leider – gängige Praxis sich als Unternehmen auf Facebook, Twitter, GooglePlus und Co. Fans respektive Follower zu kaufen, um so im Social Media Bereich besser da zu stehen. Sicherlich ist diese sinnlose Praxis auch den Managern und Controllern geschuldet, die im Run auf den besten ROI lieber auf Fan-Zahlen als auf Inhalt/Content, Interaktionsrate oder Conversionrate achten. Da kann der eine oder andere “Social Media Manager” (die Anführungszeichen sind gewollt) schon mal versucht sein, sein Image in der Firma mit dem Kauf von 100.000 Fans bei E-Bay aufzupolieren. So lange der Chef diese Masche nicht durchschaut, kann der “Social Media Manager” gute Zahlen vorweisen und so seine Position und berufliche Existenz rechtfertigen. Da jedoch eine geringe Interaktionsrate im Verhältnis zu vielen Fans die Reichweite der Posts einschränkt, ist diese Praxis mit Stand 2014 nicht nur noch sinnfreier geworden, sondern im Nachhinein auch noch schädlich. Auch die vor ein paar Jahren eingekauften inaktive asiatische Fan-Bots drücken jetzt die Reichweite der einzelnen Posts und werden so zum Boomerang für das jeweilige Unternehmen.

Die Reichweite – Fans, Likes und Interaktion
Neben Fans und Followern, besteht aber auch die Möglichkeit ganze Facebook-Kommentare auf E-Bay zu kaufen, die dann von Bots unter einen vorher ausgewählten Post geschrieben werden (Screenshot: Lieder war zur Zeit des Artikels kein Angebot verfügbar). Per Worddatei kann der Inhalt der Kommentare sogar detailliert vorgegeben werden. So lassen sich mit etwas Phantasie und 1-2 Praktikanten z.B. 100 wohlwollende Kommentare zu einem Post vorschreiben. Da diese Bots nicht Fan der Seite sind und 100 (oder vielleicht auch mehr?) Kommentare eine beachtliche Zahl sind, dürfte sich die Reichweite dieses einzelnen Post doch recht bemerkbar machen und vielleicht auch echte Fans zum Kommentieren und Liken veranlassen – positiv oder negativ.
Alles fragwürdige Tipps & Tricks um sich selbst einen Vorteil im Social Media Bereich zu verschaffen. Doch wie sieht es aus, wenn man einem Mitbewerber ganz gezielt schaden will?

Die Theorie – “Cleanstorm”
Wenn es möglich ist, Fans und Kommentare automatisiert zu erzeugen, sollte es auch möglich sein, die SPAM-Funktion zu automatisieren. Was würde passieren, wenn 1000 (Fake)Profile den Post eines Mitbewerbers innerhalb von 24 Stunden als SPAM (z.B. erotischer Inhalt) markieren? Würde Facebook diesen Post als SPAM erkennen und dann löschen bzw. verstecken?

Laut Studie haben Shitstorms kaum messbare wirtschaftliche Schäden (W&V und  Digital ist) auf die Unternehmen. Wie sieht es jedoch aus, wenn ein Unternehmen heimlich bzw. über anonym eingekaufte Bots in Asien alle Facebook-Posts eines Mitbewerbers per SPAM-Funktion “löschen” lässt und so die Facebook-Seite des konkurrierenden Unternehmens komplett “cleant”, so dass kein Inhalt und keine Bilder mehr zu finden sind? Die Reichweite des Unternehmens würde vermutlich abrupt in den Keller gehen und so lange es keinen detaillierten Redaktionsplan gibt, könnten die Inhalte auch nicht schnell wieder nachgereicht werden – mal abgesehen von bereits existierenden Kommentaren und Likes. Wie schädlich – wenn technisch überhaupt möglich – wäre so ein “Cleanstorm”? Das Unternehmen wäre über Nacht seiner Social Media Präsenz beraubt und sollte das betroffene Unternehmen zudem rein auf eine Plattform (z.B. Facebook) gesetzt haben, dürfte der Schaden vermutlich unvorstellbar sein. Bleibt zu hoffen, dass der Kampf um Reichweite nie solche Blüten treiben wird.

Persönliches Fazit:
Als juristischer Laie würde ich so eine Aktion natürlich als illegal einstufen und rate jedem Leser bzw. Social Media Verantwortlichen davon ab! Dennoch finde ich die Überlegung spannend. Vermutlich dürfte es der Reichweite eines Unternehmens aber auch schon schaden, wenn ich einem Mitbewerber je nach Größe 100.000 inaktive Fans “schenke”, um so seine Prozentzahl an aktiven Fans zu minimieren.

Weiter Links:
Shitstorm: Die Macht der Ohnmächtigen. Die Psychologie hinter dem Shitstorm

2 thoughts on “Cleanstorm vs. Shitstorm”

  1. Wie können Sie sagen, das Shitstorm keinen Finanziellen Schaden hervor ruft. Bitte unterlassen Sie solche Anmerkungen. Sie fordern diejenigen auf um mehr Stitstorm zu verbreiten. Selbstverständlich entsteht ein Sogar hoher Schaden. Rufen Sie mich bitte umgehend an. Tel. 02441881XXX

    Anm. der Redaktion: Tel. Nr. entfernt. Datenschutz.

    1. Hallo,

      ich stelle keine Behauptungen auf, sondern gebe lediglich Erfahrungen wieder. Zahlen haben gezeigt, dass viele Unternehmen – solange sie gekonnt auf einen Shitstorm reagieren – oft gestärkt und mit mehr Fans aus dem Shitstorm hervor kommen. Gerade Amazon war so ein Bsp.

      Und ich glaube kaum, dass meine “Behauptungen” andere Leute zu einem Shitstorm verleiten. Gerade umgekehrt: Wenn die Leute sehe/lesen, dass ihre Bemühungen nicht fruchten, versuchen sie erst gar nicht einen Shitstorm zu starten. Falls diese gezielt überhaupt möglich ist.

      Beste Grüße

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