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De-Mail – ein Zwischenbericht

Alle paar Wochen mache ich mich daran neue Infos zum Thema De-Mail und dem De-Mail Pilotprojekt zusammenzutragen. Aus diesem Grund habe ich auch seit dieser Woche (Mitte Dezember 2009) eine eigene Kategorie angelegt, in der alle Beiträge zu diesem Thema sammeln werde.

Es wird mal wieder Zeit für einen Zwischenbericht.

Die De-Mail läuft gerade auf dem privaten Sektor in Friedrichshafen schleppend an. Ein paar Technikinteressierte und neugierige Bürger haben sich bereits angemeldet. Allerdings kenne ich persönlich keinen davon. Zu erwähnen ist jedoch, dass viel (ich auch) sich nicht öffentlich im Verzeichnis freischalten lassen. Somit haben ein paar Kollegen vielleicht bereits einen Account von dem ich nichts weiss, erscheinen aber nicht im „De-Mail Telefonbuch“.
Interessant ist jedoch, dass die Stadtverwaltung Friedrichshafen es bis jetzt (Stand Herbst 2009) nicht für nötig befunden hat, das System flächendecken in allen Büros zu installieren. Ein paar vorzeige Büros sind angeschlossen, aber der Rest der Abteilungen mit wenig Aussenkontakt und geringem Bekanntheitsgrad in der breiten Öffentlichkeit, warten bis heute noch auf ihren De-Mail Zugang. Was soll man davon halten, wenn die Verwaltung und die Medien stolz verkünden, dass Friedrichshafen sowohl T-City der Telekom wie auch Partner am Pilotprojekt ist, es dann aber nicht schafft, von Beginn an professionell dabei zu sein? (Quelle private Gespräche)

Positiv zu erwähnen ist, dass die Identifizierung in den grösseren Firmen, die am Pilotprojekt teilnehmen, relativ reibungslos von statten ging. Wie mir berichtet wurde kamen Vertreter der Provider direkt in die Firmen und jeder der wollte konnte sich ganz einfach am Arbeitsplatz registrieren. Somit könnte man theoretisch seine Bewerbung bei diesen Firmen bereits jetzt über De-Mail laufen lassen.
Wie ich in älteren Beiträgen schon mehrfach erwähnt habe, arbeite die Deutsche Post ebenfalls an einem vergleichbaren System, das auch technisch gesehen fast identisch sein soll. Auch befindet sich dieses System bereits in der internen Testphase, kommt allerdings erst etwas später als das De-Mail auf den Markt. Doch jetzt scheinen erste Preise an die Öffentlichkeit gedrungen zu sein. Email-Vergleich.com beruft sich auf Frank Appel, Chef der Deutschen Post:

Laut Frank Appel, Chef der Deutschen Post, wird der Preis einer versendeten E-Mail unter 10 Cent liegen. Eine monatliche Flatrate wird ebenfalls angeboten werden.

Somit dürfte wohl auch für das Konkurrenzsystem De-Mail der grobe Preis vorgegeben sein. Im Sinne der Marktfähigkeit, wird die De-Mail vermutlich nicht extrem höher zu Buche schlagen.
Ob das Postsystem das „Briefgeheimnis“ einhalten bzw. durch dieses geschützt werden wird und wie sich dadurch die rechtlichen Rahmenbedingungen ändern werden ist noch nicht sicher. Leider fehlt mir das juristischen Wissen, was sich ändern würde, wenn das Postsystem durch des Briefgeheimnis geschützt würde, das De-Mailsystem jedoch nicht. Wer hier mehr WEISS (keine Vermutungen), darf diese gerne in den Kommentaren vermerken.

Wie immer bin ich durch Suchmaschinen auf so manche „komischen“ Kommentare gestossen.
Lustig fand ich die Frage:

Was wenn jemand gar kein Internet zu hause hat […] sowas soll es ja gerüchteweise durchaus noch geben. (Quelle)

Eine sehr interessante Frage. Wie wäre es mit dem altmodischen Postsystem? Das soll es gerüchteweise daraus auch noch geben.

Oder:

Wer seine Email nicht liest kann in den Knast kommen (Quelle)

Wer seinen Briefkasten mehrere Wochen nicht öffnet auch und wer eine Einschreiben ablehnt nämlich auch. Als ob man mit der De-Mail schneller in den Knast kommt also ohne. Ein Teil der Kommunikation KANN verlagert werden. Muss aber nicht.

Wie immer türmen sich im weiten WWW geistreiche Kommentare zu diesem Thema ohne jegliche Quellenangabe oder mehr oder weniger haltbaren Beweisen.
Vorsicht ist angebracht aber Aussagen sollten belegt werden können.

Last but not least bleibt eine interessante Frage offen.
Sollte eine De-Mail Account gehackt werden, so kann das Gericht durchaus zu Gunsten der Nutzer entscheiden. Somit wären Verträge oder ähnliches nicht rechtsgültig, da das Konto ja gehackt wurde (siehe ältere Beitrag). Was passiert aber, mit den entstandenen Kosten? Wenn eine De-Mail auch 10 Cent kostet und eine Trojaner 100 Mails am Tag verschickt, dann entstehen in einer Woche 70 Euro Schaden. Werden diese ersetzt? Wie kann man nachweisen, ab wann der Trojaner sein Unwesen getrieben hat und welche Mails gewollt verschickt wurden und welche nicht?
(Quelle Kommentare auf Heise.de)

Auf ZDF.de gibt es einen 2:30 Minunten langen Beitrag zum Pilotprojekt. Auch mit kritischen Stimmen des Chaos Computer Clubs.

1 thought on “De-Mail – ein Zwischenbericht”

  1. Briefgeheimnis-Erklärer

    Zum Thema Briefgeheimnis bei De-Mail hilft der § 5 (Postfach- und Versanddienst) des Gesetzesentwurfes zu De-Mail (Bürgerportal) weiter:
    Absatz 1) “Der akkreditierte Diensteanbieter bietet dem Nutzer ein sicheres elektronisches Postfach und einen sicheren Versanddienst für elektronische Nachrichten an.”

    Damit ist bereits alles geklärt: Nur wenn der Provider akkreditiert ist, d.h. seine Befähigung zur Erbringung sicherer De-Mail Dienste nachgewiesen hat, darf er den sicheren Dienst anbieten. Dies entspricht dem Brief in der analogen Welt: Ein Briefdienstleister muss seine Zuverlässigkeit auch nachweisen (vgl. § 6 “Erteilung der Lizenz” des PostG), erst dadurch gibt es so etwas wie das Briefgeheimnis.

    Auch wenn die Post das gerne anders sieht, das Briefgeheimnis oder die Verläßlichkeit der Post im Internet muss erst auf Rechtsgrundlagen in der digitalen Welt geschaffen werden und wird nicht durch deren System (Online-Brief) automatisch geschaffen.

    Daher wird die Post sich in Zukunft wohl oder übel als De-Mail Provider betätigen müssen, denn ohne gesetzliche Grundlage und nur aufgrund von Aussagen ist der Online-Brief nun mal nicht rechtssicher. Siehe hierzu u.a. auch http://www.cio.de/2216395

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