My Inbox is not your Todo-List – Warum du dein E-Mail-Postfach nicht als Todo-Liste verwenden solltest

Die Allgegenwart der E-Mail im Arbeitsalltag

E-Mails sind seit Jahrzehnten das zentrale Kommunikationsmittel im Arbeitsalltag – trotz moderner Alternativen wie Slack oder Microsoft Teams. Während privat zunehmend Messenger genutzt werden, bleibt die E-Mail im Berufsleben dominant. Das erscheint logisch: Sie ist schnell, dokumentiert und archivierbar. Doch genau darin liegt auch eine Schwäche – und eine Gefahr.

Der Slack-Mitgründer Cal Henderson nannte E-Mails einst die „Kakerlaken des Internets“ – sie lassen sich bekämpfen, aber nicht ausrotten. 2024 wurden laut Statista täglich rund 361 Milliarden E-Mails verschickt – mit steigender Tendenz. Selbst in modernen & agilen Unternehmen bleibt die E-Mail präsent. Problematisch wird es, wenn der Posteingang zur Aufgabenliste umfunktioniert wird.

Was als Notlösung begann, ist für viele zur Routine geworden. Aus Bequemlichkeit oder mangels Tools nutzen Mitarbeitende E-Mails zur Aufgabenverwaltung – obwohl der Posteingang dafür nie gedacht war. Das bremst Arbeitsprozesse, erzeugt Stress und senkt die Produktivität im Büro.

Die E-Mail als Kommunikationsmittel – aber kein Aufgabenmanager

Die E-Mail wurde für den schriftlichen Informationsaustausch entwickelt – nicht als Tool für Aufgabenmanagement. Besonders ältere Generationen sehen sie als formelles und zuverlässiges Kommunikationsmittel. Und das ist sie auch – wenn sie zweckgerecht genutzt wird.

Ihre Stärke liegt in der strukturierten Übermittlung komplexer Inhalte. Für operative Aufgaben ist sie jedoch ungeeignet: Aufgaben müssen priorisierbar, delegierbar und nachvollziehbar sein – Eigenschaften, die E-Mails nicht erfüllen. CC- und BCC-Threads mit endlosen Antworten schaffen weder Klarheit noch Struktur.

E-Mail-Kommunikation verläuft selten linear. Parallele Konversationen, überladene Posteingänge und fehlender Kontext erschweren die Übersicht. Und wehe die CC-Kette wir einmal unterbrochen, dann „gute Nacht“.

Professionelle Tools für Aufgaben- und Projektmanagement bieten hier deutlich mehr Transparenz und Effizienz.

7 überzeugende Gründe, warum E-Mails ungeeignet für Aufgabenmanagement sind

Es mag bequem erscheinen, eine wichtige E-Mail einfach im Posteingang zu belassen, um sie später als To-do zu erledigen. Doch dieser Ansatz bringt zahlreiche Nachteile mit sich, die sich direkt auf deine Produktivität und Arbeitsqualität auswirken. Hier sind sieben zentrale Gründe, warum du dein E-Mail-Postfach nicht als Aufgabenliste verwenden solltest:

  1. Unstrukturierter Aufgabenüberblick: Ein E-Mail-Postfach ist linear organisiert – neue Nachrichten landen oben, ältere rutschen nach unten. Das erschwert den Überblick über offene Aufgaben, ihre Priorität und ihre Deadlines.
  2. Fehlende Priorisierung: E-Mails bieten keine intelligente Kategorisierung oder Gewichtung von Aufgaben. Alles erscheint gleich wichtig – ob es sich um eine Einladung zum Meeting oder eine kritische Kundenanfrage handelt.
  3. Aufgaben gehen im E-Mail-Strom unter: Bei mehreren Dutzend E-Mails täglich ist es nur eine Frage der Zeit, bis wichtige Aufgaben unbeabsichtigt übersehen oder vergessen werden.
  4. Keine Erinnerung oder automatische Nachverfolgung: Im Gegensatz zu spezialisierten Aufgaben-Tools bietet ein E-Mail-Postfach keine systematischen Erinnerungen oder Fristen. Was du nicht selbst vermerkst, geht verloren. Sicherlich gibt es mittlerweile z. B. in Outlook die Möglichkeit, E-Mails mit Daten zu versehen. Aber eine professionelle Erinnerung an einzelne Aufgaben(-schritte) sieht anders aus. Zudem kann nur an die E-Mail ansich erinnert werden, falls in der E-Mail mehrere Todos mit unterschiedlichen Deadlines versteckt sind, wird es schon schwierig.
  5. Wachsende CC-Verteiler sorgen für Missverständnisse: Wer im CC steht, ist oft unsicher, ob er handeln oder nur informiert bleiben soll. Das führt zu unklaren Verantwortlichkeiten und doppelter Arbeit. Moderne Todo-Apps können (Teil-)Aufgaben direkt einem Benutzer zuweisen. Im besten Fall sogar mit geschätztem Zeitaufwand, was ein Priorisierung noch einfacher macht.
  6. Kommunikation verlangsamt sich: Wird eine Aufgabe über E-Mail delegiert, beginnt häufig ein Rückfragen-Pingpong. Statt schneller Klärung entstehen Wartezeiten und unnötige Abstimmungen.
  7. Verantwortung wird verschoben statt übernommen: Der Versand einer E-Mail suggeriert oft, die eigene Aufgabe sei „abgehakt“. Ob sie tatsächlich erledigt wird, hängt vom Empfänger ab – das schafft eine trügerische Sicherheit.

Diese sieben Punkte machen deutlich: Die Nutzung des Posteingangs als Aufgabenliste führt unweigerlich zu Ineffizienz, Stress und unklarem Verantwortungsbewusstsein – und damit zu verschwendeten Ressourcn.

Psychologische Effekte: Warum wir trotzdem zur E-Mail greifen

Trotz offensichtlicher Nachteile nutzen viele E-Mails weiterhin als Aufgabenmanager. Die Gründe liegen weniger in der Technik, sondern im Verhalten.

Gewohnheit spielt eine zentrale Rolle. Der Posteingang ist vertraut, immer verfügbar und vermittelt Sicherheit. Veränderungen bedeuten organisatorischen & kognitiven Aufwand – und den scheuen viele. Auch das Gefühl von Kontrolle trägt zur Nutzung bei: Aufgaben scheinen zentral sichtbar, obwohl sie oft im Archiv verschwinden.

Hinzu kommt der psychologische Effekt: Eine geöffnete E-Mail wirkt wie eine erledigte Aufgabe – auch ohne echte Aktion. Dieses schnelle Belohnungsgefühl fördert eine Bearbeitung nach Sichtbarkeit statt nach Priorität.

Zudem herrscht häufig Angst vor Informationsverlust: „Was, wenn ich die Aufgabe nicht wiederfinde?“ Das führt dazu, dass Mails im Posteingang bleiben – mit wachsender Überforderung als Folge.

Produktivitätskiller Inbox: Was wirklich dahintersteckt

Der E-Mail-Posteingang wirkt auf den ersten Blick effizient – alles ist gebündelt an einem Ort. Doch wer sich vom Posteingang leiten lässt, arbeitet reaktiv statt strategisch. Das bremst nicht nur die Produktivität, sondern fördert ineffizientes Zeitmanagement.

Ein zentrales Problem ist der ständige Kontextwechsel (Multitasking-Falle). Viele lassen den Posteingang dauerhaft geöffnet und reagieren sofort – was Fokus und kognitive Leistung mindert. Studien zeigen: Nach jeder Unterbrechung dauert es rund 23 Minuten, um wieder konzentriert zu arbeiten.

Auch Entscheidungskosten sind ein Faktor. Jede E-Mail erfordert eine schnelle Reaktion – löschen, beantworten, weiterleiten? Diese Mikroentscheidungen erzeugen mentale Erschöpfung und senken langfristig Motivation und Kreativität.

E-Mails diktieren zudem den Arbeitsrhythmus: Wer Aufgaben aus dem Posteingang übernimmt, arbeitet nach dem Takt anderer – statt den Tag proaktiv zu gestalten fördert der Posteingang eine reaktive Arbeitsweise. Wer produktiver arbeiten will, muss sich von E-Mail-gesteuerten Abläufen lösen und auf strukturierte Tools setzen.

Wir erinnern und an den Titel des Artikels:
“My Inbox is not your Todo-List”.

Kurzum: Wer seine Produktivität steigern will, muss sich vom E-Mail-gesteuerten Arbeiten lösen – und bewusst auf strukturierte Tools und Methoden umsteigen, die proaktives Arbeiten ermöglichen.

Ausnahmen bestätigen die Regeln: Wer natürlich im Kunden-Support oder einer ähnlichen Abteilung arbeitet kann gar nicht anders, wie sich den Takt vom Kunden diktieren zu lassen. Aber auch hier gilt – gerade bei mittel- bis langfristigen Aufgaben – dass eine Steuerung per Tool oft die sinnvoller Art ist. E-Mail dienst als „Kommunikationstor“ und die Aufgaben werden dann in Todo-Tool „übersetzt“.

Die Rolle von Hierarchien in der E-Mail-Kommunikation

E-Mail-Nutzung ist eng mit Hierarchien verknüpft. In vielen Organisationen herrscht ein Top-down-Muster: Führungskräfte senden, Mitarbeitende empfangen. Die E-Mail passt ideal in dieses Modell – als digitale Übergabe von Aufgaben, oft ohne klares Feedback oder Ergebnis.

Dieses Kommunikationsverhalten fördert Einweg-Logik. Es fehlt an Rückkopplung, Transparenz und echter Zusammenarbeit. Statt gemeinsam zu lösen, wird Verantwortung abgegeben – nach dem Motto: „Ich habe doch eine Mail geschickt.“

Ein weiterer Aspekt: Digitale Tools wie Slack, MS Teams oder Asana sind oft generationsbedingt unterrepräsentiert. Viele Führungskräfte bevorzugen E-Mails, weil sie damit aufgewachsen sind. Diese Komfortzone verhindert die Weiterentwicklung der internen Kommunikationskultur.

E-Mail ist also nicht nur Technik, sondern Ausdruck organisationaler Prägung – und genau deshalb sollte ihre Rolle kritisch reflektiert werden, wenn moderne Zusammenarbeit gelingen soll. Wenn also aufgrund der Hierarchie, auf E-Mails setzen, ist es Zeit umzudenken.

Der Unterschied zwischen Push- und Pull-Kommunikation: Warum E-Mails oft bremsen

Ein häufiges Missverständnis in der beruflichen Kommunikation ist die Gleichsetzung von Informationsweitergabe mit Aufgabenverteilung. Dabei beeinflusst die Art der Kommunikation wesentlich die Effizienz – besonders im Vergleich zwischen Push- und Pull-Prinzip.

E-Mails basieren auf Push-Kommunikation: Der Absender entscheidet über Zeitpunkt, Inhalt und Empfänger – unabhängig vom tatsächlichen Bedarf. Das führt zu Unterbrechungen, Informationsüberflutung und unnötigem Sortieraufwand beim Empfänger. Gerade in agilen Umgebungen ist dieses Modell wenig geeignet.

Pull-Kommunikation funktioniert anders: Informationen werden bei Bedarf aktiv abgerufen. Kollaborative Tools wie Wikis, Boards oder digitale Workspaces setzen auf Transparenz, Eigenverantwortung und zeitunabhängigen Zugriff – das fördert Konzentration und Übersicht.

Ein Bild dafür: Push ist das ungefragte Paket auf dem Schreibtisch, Pull das offene Regal zur Selbstbedienung. Wer seine E-Mails zur Aufgabensteuerung nutzt, bleibt im Push-Modus – und blockiert effiziente, selbstbestimmte Zusammenarbeit.

Auch dies hängt natürlich strak mit der Hierarchie zusammen. Chefs, die aktiv den Stand eines Projekts im Projektmanagement-Tool „nachlesen“ müssen, anstatt dies mundgerecht von den Untergebenen auf dem Silbertablett präsentiert zu bekommen, ist für viele – gerade ältere – Vorgesetzte etwas Neues.

Fazit – My Inbox still isn’t your Todo-List:

In der heutigen Arbeitswelt, in der E-Mails nach wie vor das zentrale Kommunikationsmittel sind, ist es verlockend, den eigenen Posteingang als To-do-Liste zu zweckentfremden. Doch wie wir in diesem Artikel ausführlich dargelegt haben, ist dies ein Ansatz, der nicht nur ineffizient ist, sondern auch die Produktivität und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden erheblich beeinträchtigen kann. 

Die E-Mail wurde ursprünglich für den Austausch von Informationen konzipiert und nicht für das Management von Aufgaben. Ihre lineare Struktur und die fehlende Möglichkeit zur Priorisierung machen sie zu einem ungeeigneten Werkzeug für die Verwaltung von Aufgaben. Stattdessen führt die Nutzung des Posteingangs als Aufgabenliste oft zu einem unübersichtlichen Chaos, in dem wichtige Informationen untergehen und Verantwortlichkeiten unklar bleiben.

Darüber hinaus sind die psychologischen Effekte nicht zu unterschätzen. Die Gewohnheit, E-Mails als Aufgabenmanager zu verwenden, wird durch ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit verstärkt – obwohl diese Sicherheit trügerisch ist. Die ständige Ablenkung durch neue E-Mails und die damit verbundenen Entscheidungskosten führen dazu, dass Mitarbeitende reaktiv statt proaktiv arbeiten. Dies hemmt nicht nur die individuelle Produktivität, sondern auch die Effizienz des gesamten Teams.

Um in einer zunehmend komplexen Arbeitswelt erfolgreich zu sein, ist es entscheidend, sich von der E-Mail-gesteuerten Arbeitsweise zu lösen. Stattdessen sollten Unternehmen auf moderne Tools setzen, die eine klare Aufgabenverteilung ermöglichen und eine transparente Kommunikation fördern. Tools wie Projektmanagement-Software oder digitale Collaboration-Plattformen bieten nicht nur eine bessere Übersicht über Aufgaben und Verantwortlichkeiten, sondern unterstützen auch eine Kultur der Zusammenarbeit und Eigenverantwortung.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Wer seine Produktivität steigern möchte, sollte sich bewusst von der Nutzung des E-Mail-Postfachs als To-do-Liste verabschieden. Der Weg zu einer effektiveren Arbeitsweise führt über strukturierte Tools und Methoden, die es ermöglichen, proaktiv zu arbeiten und den eigenen Arbeitsalltag nachhaltig zu verbessern. Denken Sie daran: My Inbox is not your Todo-List – nutzen Sie Ihre Zeit und Energie besser!


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